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Am vierzehnten Tag schweifen meine hässlichen Gedanken ungewollt komplett ab, bis zu einem Punkt, an dem ich sie nicht mehr kontrollieren kann, als ein älteres Ehepaar an mir vorbeiläuft, Hand in Hand.
Und gottverdammt, ich habe keine Ahnung wieso, aber zum ersten Mal in meinem Leben wünsche ich mir, das zu haben, was sie haben.
Die Frau erzählt ihrem Mann angeregt von ihrem Neffen aus Portugal und dabei entgeht mir nicht, wie er sie ansieht, so als wäre sie seine Welt. Wahrscheinlich würde er in einem Raum ohne Luft und Sauerstoff nicht mal ersticken, weil sie das Einzige ist, was er zum Leben braucht. Ob sie sich noch immer so sehr lieben wie am ersten Tag? Es muss sich echt verdammt gut anfühlen, zu lieben.
Ich wende meinen Blick von den beiden ab und starre stattdessen die leere Verpackung an, die ich gerade gedankenverloren aufgespießt habe.
In meinem Leben habe ich schon viele Dinge gefühlt. Emotionen über Emotionen. Aber Liebe kenne ich nicht, das wird mir in diesem Augenblick klar. Und es tut irgendwie weh zu wissen, dass man auf hunderttausend Arten beschreiben könnte, wie es sich anfühlt, jemanden aus tiefstem Herzen und aus tiefster Seele zu hassen, jedoch keine Ahnung von Liebe hat.
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A. L. Wolf