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Man kann sagen, daß von diesem Augenblick an die Pest uns alle betraf. Bis jetzt war jeder Bürger trotz der Überraschung und der Besorgnis, die diese merkwürdigen Ereignisse mit sich brachten, an seinem gewohnten Platz seiner Arbeit nachgegangen, so gut er konnte. Und das mußte zweifellos so bleiben. Aber als nun die Tore geschlossen waren, merkten sie, daß sie alle, auch der Erzähler, in der gleichen Falle saßen und daß sie sich damit abfinden mußten. So geschah es zum Beispiel, daß ein so urpersönliches Gefühl wie das der Trennung von einem geliebten Menschen plötzlich, und schon in den ersten Wochen, ein ganzes Volk erfüllte und zusammen mit der Angst das größte Leid dieser langen Zeit der Verbannung bildete.
Eine der auffälligsten Folgen der geschlossenen Tore war in der Tat die jähe Trennung, die die Leute unvorbereitet traf. Mütter und Kinder, Ehegatten, Liebespaare, die sich vor wenigen Tagen auf kurze Zeit getrennt, die sich auf dem Bahnsteig mit zwei oder drei Ermahnungen verabschiedet hatten, in der Gewißheit, daß sie sich in ein paar Tagen oder Wochen wiedersehen würden, die sich, erfüllt vom blinden Vertrauen der Menschen, durch diese Abreise kaum von ihren gewohnten Gedankengängen ablenken ließen, sie alle waren mit einem Schlag hoffnungslos weit entfernt voneinander, unfähig, zusammenzukommen oder miteinander zu verkehren.
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