“
Zu Hause ist da, wo deine Bücher sind.
”
”
Kerstin Gier (Das erste Buch der Träume (Silber, #1))
“
Sie sagten, dass einem niemand das Zuhause nehmen kann, wenn man in sich selbst zu Hause ist. Und dass man alles in sich trägt, was man braucht, um überall glücklich zu sein.
”
”
Kerstin Gier (Wolkenschloss)
“
An und für sich ist uns das Lachen immer nah; trotz allem Jammer unseres Lebens ist ein leises Lachen bei uns gewissermaßen immer zu Hause.
”
”
Franz Kafka (Josephine the Singer, or the Mouse Folk (The Metamorphasis, A Hunger Artist, A Penal Colony, and Other Stories))
“
Nach Hause zu kommen. Und nun ist da nur diese Dunkelheit und Leere. Ich hätte es wissen müssen, dass man niemals zurückkehren kann. Ich bin nicht mehr, der ich war, darum ist nichts mehr, wie es war. Jetzt weiß ich es.
”
”
Michael Ende (Der Spiegel Im Spiegel Ein Labyrinth)
“
Mich nervt, dass wir alle drei offenbar auf unsere Männer warten. Drei Frauen sitzen in einem Haus und warten auf ihre Männer, weil sie ohne ihre Männer handlungsunfähig sind. Das ist nicht zeitgemäß und sehr unemanzipiert. Es ist mir zu edwardesk.
”
”
Bettina Belitz (Dornenkuss (Splitterherz, #3))
“
Ach Harry, wir müssen durch so viel Dreck und Unsinn tappen, um nach Hause zu kommen! Und wir haben niemand, der uns führt, unser einziger Führer ist das Heimweh.
”
”
Hermann Hesse (Steppenwolf)
“
Ich bin ein Stern am Firmament,
der die Welt betrachtet, die Welt verachtet
und in der eignen Glut verbrennt.
Ich bin das Meer, das nächtens stürmt,
das klagende Meer, das opferschwer
zu alten Sünden neu türmt.
Ich bin von Eurer Welt verbannt,
vom Stolz erzogen, vom Stolz belogen,
ich bin der König ohne Land.
Ich bin die stumme Leidenschaft,
im Haus ohne Herd, im Krieg ohne Schwert
und krank an meiner eignen Kraft.
”
”
Hermann Hesse
“
Jeder hat seine Gefühle – wer es auch ist –, und keiner geht in ein Haus, wo er weiß, dass seine Gefühle verletzt werden. Du auch. Ich hab zu viele Male gesehen, wie weiße Leute dich verletzt haben. Ich weiß das.
”
”
Carson McCullers (The Heart Is a Lonely Hunter)
“
»Wo bist du zu Hause?« »Meine Sonne«, sagt Großmutter. »Meine Freude. Mein Esel. Begreif das endlich. Es zählt nicht, wo was ist. Oder woher man ist. Es zählt, wohin du gehst. Und am Ende zählt nicht mal das. Schau mich an: Ich weiß weder, woher ich komme, noch wohin ich gehe. Und ich kann dir sagen: Manchmal ist das gar nicht so schlecht.«
”
”
Saša Stanišić (Herkunft)
“
Wer einmal gelernt hat, in der Melancholie zu Hause zu sein, der kann es selbst in der schlechtesten aller Welten aushalten. Gute Lektüre, schwarzen Humor und gesunde, gut abgehangene Melancholie, mehr braucht man eigentlich nicht.
”
”
Walter Moers (Der Bücherdrache (Zamonien, #9))
“
Menschen konnten nichts anderes sein als Menschen. Sie zogen sich Roben an oder Handschellen und taten, was von ihnen erwartet wurde. In diesem Haus bestand ihre Aufgabe darin, den Phantomschmerz einer amputierten Weltordnung zu erzeugen.
”
”
Juli Zeh (Spieltrieb)
“
In Homers Ilias scheint Thetis jedenfalls keine Einwände gegen die Beziehung ihres Sohnes Achilles zu Patrokles gehabt zu haben. Und Königin Olympias von Makedonien (eine der mächtigsten Frauen der Antike, die angeblich ihren Mann ermorden ließ) hatte offenbar nichts dagegen, als ihr Sohn Alexander der Große seinen Geliebten Hephaestion zum Essen nach Hause brachte.
”
”
Yuval Noah Harari (Sapiens: A Brief History of Humankind)
“
Kathrin dachte, dass es manchmal schöner war, der Stimme eines fremden Schriftstellers zu lauschen, als einen real existierenden im Haus zu haben. Nach dem Abendessen würde Wolfi seinen Krieg gegen sich selbst endlich an den Schreibtisch verlegen, und Kathrin könte sich mit einem Buch in ihren Sessel setzen und die Arbeit eines Autors genießen, von dessen Krisen sie nichts wissen musste.
”
”
Juli Zeh (Unterleuten)
“
Es ist noch keine zwei Jahre her, da konnte Sylvie auch mit ihrem Armen aufwarten, dem Mann ihrer Putzfrau, der seit Jahren zu Hause saß und keinen Finger rührte, aber alle Tricks kannte, um Kohle vom Staat abzuzocken. Inzwischen hat sie keine Putzfrau mehr, und seit sie selbst alle Schritte unternehmen musste, um Sozialhilfe und andere Zuschüsse zu erhalten, auf die sie ein Anrecht hat, ist sie nie auf die legendären Beträge gekommen, von denen die Reichen beim Abendessen erzählen. Sie ist nicht mehr verschwenderisch, seit jede Rechnung ein Schlag ins Kontor ist. Sie traut sich nicht, auf den Tisch zu schlagen und zu sagen, Herrgott, hört endlich auf, solchen Schwachsinn zu erzählen, versucht ihr mal, Geld vom Staat zu bekommen, geht mal zu euren Armen, euren Faulpelzen... probiert selbst aus, wie einfach es ist, mit weniger als tausend Euro im Monat zurande zu kommen. Aber sie schweigt. Sie, die immer so ein großes Maul hatte, entdeckt die Scham.
”
”
Virginie Despentes (Vernon Subutex 3 (Vernon Subutex, #3))
“
„Wer mein Haus betreten will, der trete ein. Wem es hier gefällt, der bleibe. Ich weigere mich, etwas zu planen. Und wenn man mich fragt, was ich aus meinem Haus mitnehmen würde, wenn es brennt, antworte ich: das Feuer.
”
”
Jean Cocteau
“
Raste an vielen Bächen, an vielen Herdfeuern, und mache dir keine Sorgen. Gedenke deines Schöpfers in deiner Jugend. Erhebe dich, ehe der Morgen dämmert, sei unbekümmert und ziehe auf Abenteuer! Möge der Mittag dich auch an anderen Gewässern finden oder die Nacht dich überraschen, du bist überall zu Hause.
”
”
Henry David Thoreau (Walden or, Life in the Woods)
“
Weißt du, Jimmy, ich glaube, es wird ganz lustig sein, ein Weilchen in einer Redaktion zu sitzen."
"Ich fände es schon sehr lustig, wenn ich _irgendwo_ sitzen dürfte... Na ja, da bleibe ich eben zu Haus und passe auf das Baby auf."
"Sei nicht so verbittert, Jimmy, es ist ja nur vorübergehend."
"Das ganze Leben ist nur vorübergehend." (S. 250)
”
”
John Dos Passos (Manhattan Transfer)
“
Wir mögen uns vielleicht für Retter und Unheilverhinderer halten, tatsächlich aber schauen wir den Dingen seelenruhig beim Entgleisen zu.
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”
Miriam Böttger (Aus dem Haus)
“
...die Zeit scheint ihr zur Verfügung zu stehen wie ein Haus, in dem sie mal dieses, mal jenes Zimmer betreten kann.
”
”
Jenny Erpenbeck
“
Du gehst und gehst … du wirst von solchem Gange niemals zu rechter Zeit nach Hause zurückkehren, denn du bist der Zeit und sie ist dir abhanden gekommen.
”
”
Thomas Mann (Der Zauberberg)
“
Du hast mich gerettet, Kleines." Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und zwang mich sanft, ihm in die Augen zu sehen. "Mit dir finde ich immer den Weg nach Hause.
”
”
Julia Dippel (Verbrannte Erde (Izara #4))
“
Heimkommen. Für viele ein tröstlicher Gedanke, für mich hingegen der absolute Horror. Zu Hause erwartete mich nichts als Stille. Trostlose Stille.
”
”
Sofia Breitfuß (Becoming who we are: Ich bin nicht, wer du denkst!)
“
Ich hatte euch, meine Familie. Wo ihr seid, ist meine Heimat. Wo ihr nicht seid, bin ich nicht zu Hause. Wenn ich bei euch bin, fühle ich mich wohl. Ihr seid meine Heimat!
”
”
Sofia Breitfuß (Becoming who we are: Ich bin nicht, wer du denkst!)
“
Zu Hause ist ja kein Ort, es ist unsere Erinnerung.
”
”
Ferdinand von Schirach (Regen: Eine Liebeserklärung)
“
Der Deutsche soll alle Sprachen lernen, damit ihm zu Hause kein Fremder unbequem, er aber in der Fremde überall zu Hause ist.
”
”
Johann Wolfgang von Goethe
“
Zu Hause, das ist eine kleine, dunkle Wohnung mit einer täglich wachsenden Wollmauspopulation.
”
”
Emily St. John Mandel (Station Eleven)
“
Ich habe dich gesucht und werde dich nach Hause zurückholen. Und zu Hause ist immer da, wo wir zusammen sind.
”
”
Nikola Hotel (It was always you (Blakely Brüder, #1))
“
Und wir sind beide davon überzeugt, dass es für Lilly besser ist, zwei glückliche Elternteile zu haben, die nicht zusammen leben, als zwei unglückliche im selben Haus.
”
”
Thomas Morgenstern (Moja walka o każdy metr)
“
Zu Hause erwartete mich Stille, ein mir seit Jahren vertrautes Geräusch. Doch wie sehr war mir diese Einsiedlerexistenz inzwischen zuwider, diese Unfähigkeit, am Leben teilzunehmen. Immer nur geträumt, nie wirklich wach gewesen. Sieh dich an, dachte ich, was sehnst du dich in Gesellschaft so oft danach, allein zu sein, wenn du das Alleinsein kaum noch aushältst?
”
”
Benedict Wells (Vom Ende der Einsamkeit)
“
Man hat es leichter, wenn man selber weg muß, die Angst wegträgt, und das Glück da läßt, und vom anderen erwartet wird. Zu Hause sitzen und warten dehnt die Zeit zum Zerreißen und treibt die Angst auf die Spitze.
”
”
Herta Müller (The Appointment)
“
Kreb blättert in seinem Kalender und antwortet, nein, zu schade, zu seinem großen Bedauern könne er bei dem Fest nicht dabei sein, habe er doch vor, ausgerechnet an diesem Abend allein zu Hause zu bleiben und sich anzuöden.
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”
Éric Chevillard (The Crab Nebula)
“
Stell dir dein Leben vor wie ein großes Haus mit vielen Zimmern, Phil. Einige dieser Zimmer sind leer, andere voller Gerümpel. Manche sind groß und voller Licht und wieder andere sind dunkel, sie verbergen Schrecken und Kummer. Und ab und zu - nur ab und zu, hörst du ? - öffnet sich zu einem dieser schrecklichen Zimmer und du musst hineinsehen, ob du willst oder nicht. Dann bekommst du große Angst, so wie jetzt. Weißt du, was du dann tust?" Ich schüttelte den Kopf. Tereza "Dann denkst du daran, dass es dein Leben ist - dein Haus, mit deinen Zimmer. Du hast die Schlüssel, Phil. Also schließt du die Tür zu diesem schrecklichen Zimmer einfach zu" Phil "Und dann werfe ich den Schlüssel weg" Tereza "Nein, das darfst du nicht tun, niemals! Denn eines Tages spürst du vielleicht, dass nur durch dieses schreckliche Zimmer der Weg in einen größeren, schöneren Teil des Hauses führt. Und dann brauchst du den Schlüssel. Du kannst deine Angst für eine Weile aussperren, aber irgendwann musst du dich ihr stellen" Phil "Wenn ich größer bin?" Tereza "Größer und mutiger, mein Kleiner. Und vielleicht auch nicht mehr allein.
”
”
Andreas Steinhöfel
“
Der Bibliomane", fuhr er fort, "verkörpert in Buchhaim eine der am liebsten gesehenen Kategorien des Biblionismus. Er ist von dem Wunsch beseelt, möglichst viele Bücher zu erwerben und mit nach Hause zu nehmen. Ein durchschnittlicher Büchersammler also. Sofern er dies im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften tut und die Bücher nicht klaut, ist der Bibliomane der willkommenste Gast der Stadt - wir alle leben von ihm. Die Gruppe der Bibliomanen ist eine sehr große.
”
”
Walter Moers (Das Labyrinth der Träumenden Bücher (Zamonien, #6))
“
Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher, aber dafür sind Schiffe nicht gemacht. Das Gleiche gilt übrigends für Menschen. [...] Auch wir fühlen uns am sichersten, wenn wir allein zu Hause bleiben und alle Gefahren von uns fernhalten. Am besten auch alle anderen Menschen, um nicht verletzt oder enttäuscht zu werden. [...] Aber dafür sind Menschen eben auch nicht gemacht. Genauso wie ein Schiff im Hafen von Salz und Algen zerfressen wird, passiert das beim Menschen mit Einsamkeit und Angst.
”
”
Jessica Koch (Wenn das Meer leuchtet)
“
Eigentlich gehörte sie zu einer Generation, deren turnschuh-tragenden und Sushi-essenden Vertretern schon der Besitz einer Hauskatze als unerträgliche Verantwortung erschien. „Haus bauen, Baum pflanzen, Kind zeugen“ war kein Glücksrezept mehr, sondern eine Horrorvision. Die Ewigpubertierenden wollten sich alles offen halten und wunderten sich dann über Orientierungslosigkeit.
”
”
Juli Zeh (Unterleuten)
“
Ole Roberts Frau Marit, sie sagt: er ist wahnsinnig gern allein zu Haus, solange ich da bin.
Hinter dieser schlichten Feststellung steht eine lange Liebesbeziehung, eine ganz eigene Schönheit wohnt dieser Aussage inne, eine große Liebesgeschichte wohnt in dieser Alltagssituation: er ist wahnsinnig gern allein zu Haus, solange sie da ist.
”
”
Tomas Espedal (Imot naturen)
“
Fury sprach zu der Maus,
die er traf im Haus:
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”
Lewis Carroll (Alice in Wonderland / Alice im Wunderland)
“
„Entweder man lernte, die Krankheit zu akzeptieren – oder man endete in einer kleinen Kammer und schrieb mit Wachsmalstiften Briefe nach Hause.
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Stephen King (Pet Sematary)
“
…und dann stand ich eine Weile allein vor unserem Haus in der Nacht, über mir die Sterne. Und das war das Beste an diesem Tag: dass er endlich zu Ende war.
”
”
Wolfgang Herrndorf (Tschick)
“
»Ich werde so lange im Haus herumlaufen, bis ich in zehn von neun Fällen den Ort finde, wo es was zu essen gibt.
”
”
Shirley Jackson (The Haunting of Hill House)
“
Er war durch den Regen nach Hause geritten und gleich nach dem Essen hinübergegangen, um zu sehen, wie dieses liebste und beste aller Mädchen, fehlerlos trotz all ihrer Fehler, die Entdeckung ertrug.
”
”
Jane Austen (Emma)
“
Ein ohnmächtiges Wesen, dem es für nichts gerechnet wird, nur so zu Hause zu sitzen, und das Himmel und Erde, Menschen und Vieh, wider sich hätte, wenn es weg wollte (und das Gedanken hat wie ein anderer Mensch), und richtig zu Hause bleiben muß, die man ihm mit raison macht; weil es wirklich nicht raison ist zu schüttlen, denn fallen die Gläser, die Spinnrocken, die Flore, die Nähzeuge weg, so haut alles ein.
”
”
Carola Stern (Der Text meines Herzens: Das Leben der Rahel Varnhagen (German Edition))
“
Einsamkeit ist bereits so lange Jack Sawyers engste Vertraute, dass er sie schon für selbstverständlich hält. Und was sich nicht ändern lässt, wird irgendwann zu einem nicht mehr wahrgenommenen Hintergrundbild.
”
”
Stephen King (Black House (The Talisman, #2))
“
Lucas beobachtete, wie Helen aus dem Haus rannte und in Claires Wagen sprang. Sie sah erschöpft und ausgezehrt aus, aber das Lächeln, mit dem sie Claire begrüßte, was leuchtend und wunderschön und voller Liebe.
So war Helen eben. Auch wenn sie selbst litt, hatte sie diese beinahe magische Fähigkeit, anderen ihr Herz zu öffnen. Nur in ihrer Nähe zu sein, reichte bereits aus, dass er sich geliebt fühlte, auch wenn er wusste, dass ihre Liebe nicht mehr ihm galt.
An diesem Morgen hatte sie ihn wieder beinahe erwischt, und er hatte mittlerweile den Verdacht, dass er ihr Angst machte. Irgendwie konnte sie ihn immer noch spüren. Lucas musste herausfinden, woran das lag, denn er würde ganz sicher nicht aufhören, sie zu bewachen. Nicht, bis er sicher war, dass Automedon endgültig verschwunden war.
Claire und Helen fingen beim Losfahren an, zu singen und verunstalteten einen seiner Lieblingssongs von Bob Marley. Helen sang wirklich grauenhaft. Das war eines der Dinge, die er besonders an ihr mochte. Jedes Mal, wenn sie losjaulte, wie eine getretene Katze, wollte er sie am liebsten in den Arm nehmen und küssen.
”
”
Josephine Angelini (Dreamless (Starcrossed, #2))
“
Wenn Chris schwänzte und Bertie (wie wir ihn nannten – natürlich nur hinter seinem Rücken) ihn erwischte, brachte er ihn in die Schule zurück und sorgte dafür, dass er eine Woche lang nachsitzen musste. Wenn er aber feststellte, dass Chris zu Hause war, weil sein Vater ihn jämmerlich verprügelt hatte, fuhr Bertie wieder weg und verlor kein weiteres Wort darüber. Erst zwanzig Jahre später begann ich mich zu fragen, ob die Prioritäten hier wohl richtig gesetzt waren.
”
”
Stephen King (Different Seasons)
“
Ein neuer Frühling, ein neuer Sommer, ein einsamer Winter und bleierne Hochzeit liegt nicht mehr drin. Die Haut wirft Falten, und in dir kennst du alles. Wüste, Leere, der Abend blau, und zu Hause bleiben, im Bett bleiben, so gerne, aber da kommt nichts vorbei, nichts los, also raus, am besten aus dem Universum, irgendwohin, da alles einfacher ist. Ein Ziehen, ein Brennen, einen Menschen hättest du gerne, zu sagen, das ist mein Mensch, und irgendwo da draußen ist er, da gehst du jetzt hin.
”
”
Sibylle Berg
“
Wenigstens hatte sie mich zur Freundin, ich nahm sie mit nach Hause und dort liebten wir gemeinsam mehrere Hamster zu Tode. Wer als Hamster in einem Kinderzimmer wiedergeboren wird, der hat in seinem vorherigen Leben etwas sehr Elementares falsch gemacht.
”
”
Alexandra Reinwarth (Das Glücksprojekt. Wie ich (fast) alles versucht habe, der glücklichste Mensch der Welt zu werden)
“
Eigentlich neigt er nur dazu, Eier aus einer Art Pflichtbewusstsein zu kaufen, das durch die zwei Reihen eiförmiger Mulden im Oberteil seiner Kühlschranktür ausgelöst wird. Wenn die Leute keine Eier kaufen sollten, wozu hätten Kühlschränke dann Eierfächer?
”
”
Stephen King (Black House (The Talisman, #2))
“
Wir leben in einem Haus, das ständig zusammenzubrechen droht, und können nicht viel mehr unternehmen, als hier einen Balken abzustützen und dort das Dach zu flicken, damit es nicht hineinregnet. Wenn du dann morgens durch die Stube gehst, brichst du schon wieder durch die Dielen.
”
”
Hans Bemmann (The Stone and the Flute)
“
Das Leben ist zu kurz um jeden Tag im gleichen Haus aufzuwachen, jeden Tag dieselben Leute zu sehen und immer das Gleiche zu tun. Meine Zeit ist begrenzt und ich will keine Sekunde verschwenden. Ich will alles sehen und im Leben anderer etwas bewirken und ich will glücklich sein.
- Bri
”
”
Jessi Kirby (The Other Side of Lost)
“
Ein Greenhorn schleppt der Reinlichkeit wegen einen Waschschwamm von der Größe eines Riesenkürbis und zehn Pfund Seife mit in die Prärie und steckt sich dazu einen Kompass bei, der schon am dritten oder vierten Tag nach allen möglichen Richtungen, aber nie mehr nach Norden zeigt. Ein Greenhorn schreibt sich achthundert Indianerausdrücke auf, und wenn er dem ersten Roten begegnet, merkt er, dass er diese Aufzeichnungen im letzten Briefumschlag mit nach Hause geschickt und dafür den Brief dabehalten hat. Ein Greenhorn kauft Schießpulver, und wenn er den ersten Schuss tun will, erkennt er, dass man ihm gemahlene Holzkohle gegeben hat. Ein Greenhorn hat fünf Jahre lang Astronomie studiert, kann aber ebenso lange den gestirnten Himmel anstarren, ohne zu wissen, wie viel Uhr es ist. Ein Greenhorn steckt das Bowiemesser so in den Gürtel, dass er sich beim Bücken die Klinge in den Schenkel sticht...
”
”
Karl May (Winnetou: Band 1)
“
Ja, es war gut, heimzukehren. Irrtümer, Gefahren, Versuchungen, Zeiten der Schwäche: sie blieben keinem erspart. Aber dann kehrte man heim in sein Haus, in sein Eigenstes, in die Heimat, in das, was man aus sich heraus geschaffen hatte, das zu einem Stück des eigenen Ichs geworden war, mochte es nun ein Haus sein oder eine Frau oder eine ganze Stadt.
”
”
Hans Fallada (Ein Mann will nach oben: Die Frauen und der Träumer)
“
Sieh, Freund Murr, immer hast du geprahlt mit deiner Wissenschaft, mit deiner Bildung, immer hast du vornehm getan gegen mich, und nun sitzest du da, verlassen, trostlos, und all die großen Eigenschaften deines Geistes reichen nicht hin, dich zu belehren, wie du es anfangen musst, deinen Hunger zu stillen und nach Hause zurückzufinden zu deinem Meister!
”
”
E.T.A. Hoffmann (The Life and Opinions of the Tomcat Murr)
“
Im Übrigen zählen seit einigen Jahren wohl auch die Festspiele am 1. Mai zu dieser Art von Touristenattraktion. Wohlstandskinder aus dem ganzen Land reisen mit selbstgebastelten Molotow-Cocktails nach Kreuzberg, und weil es dort keine Randale gibt, machen sie sich die auch noch selbst. Die Berliner Polizei nutzt die Gelegenheit, Kollegen aus dem ganzen Land zur Unterstützung einzuladen, und mit etwas Glück stehen dann frustrierte westfälische Jugendliche frustrierten westfälischen Polizisten auf dem Oranienplatz gegenüber. Die meisten Kreuzberger sind diesen Zirkus ziemlich leid und wünschten, die betreffenden Paarungen würden sich gleich in Bielefeld auf dem Bahnhof kloppen und dann zu Hause bleiben.
”
”
Jakob Hein (Gebrauchsanweisung für Berlin)
“
Fenster wo ich einst mit dir
Abends in die landschaft sah
Sind nun hell mit fremdem licht.
Pfad noch läuft vom tor wo du
Standest ohne umzuschaun
Dann ins tal hinunterbogst.
Bei der kehr warf nochmals auf
Mond dein bleiches angesicht.
Doch es war zu spät zum ruf.
Dunkel---schweigen---starre luft
Sinkt wie damals um das haus.
Alle freude nahmst du mit.
”
”
Stefan George (Der siebente Ring (German Edition))
“
Aber wenn es nur eine Art von Menschen gibt, warum können sie dann nicht miteinander auskommen? Wenn sie alle gleich sind, warum haben sie dann nichts anderes im Kopf als sich gegenseitig zu verabscheuen? Scout, so allmählich wird mir was klar. So allmählich wird mir klar, weshalb Boo Radley die ganze Zeit im Haus bleibt... Er tut´s, weil er drinbleiben will
”
”
Harper Lee (York Notes: To Kill a Mockingbird)
“
Hunde wälzen sich beim Gassigehen in verwesendem Fisch, daraufhin steht man in einem eisigen Fluss und wäscht den Hund. Dann stinken Hund und Mensch nach verwesendem Fisch. Man ist mit dem Auto gekommen, das heißt, das Auto stinkt jetzt auch nach verwesendem Fisch, weswegen man bei minus 30 Grad mit allen Fenstern offen nach Hause fährt und den Hund solange hasst.
”
”
Alexandra Reinwarth (Das Glücksprojekt. Wie ich (fast) alles versucht habe, der glücklichste Mensch der Welt zu werden)
“
Drei Viertel seines Wortschatzes sind [dem Soldaten] entnommen, und sowohl der Ausdruck höchster Freude als auch der tiefster Entrüstung findet hier seine kernige Untermalung. Es ist unmöglich, sich auf eine andere Art so knapp und klar zu äußern. Unsere Familien und unsere Lehrer werden sich schön wundern, wenn wir nach Hause kommen, aber es ist hier nun einmal die Universalsprache.
”
”
Erich Maria Remarque (Im Westen nichts Neues)
“
Ich komme gerade von einem ungleichen Zweikampf auf Messer und Knochensäge, – große Sache, wissen Sie, Rippenresektion. Früher blieben fünfzig Prozent dabei auf dem Tisch des Hauses. Jetzt haben wir's besser 'raus, aber öfters muß man doch mortis causa vorzeitig einpacken. Na, der von heute konnte ja Spaß verstehen, blieb für den Augenblick ganz stramm bei der Stange... Doll, so ein Menschenthorax, der keiner mehr ist. Weichteil, wissen Sie, unkleidsam, leichte Trübung der Idee, sozusagen. Na, und Sie? Was macht die werte Befindität? Ist wohl ein fidelerer Lebenswandel zu zweien, was, Ziemßen, alter Schlauberger? Warum weinen Sie denn, Sie Vergnügungsreisender?", wandte er sich auf einmal an Hans Castorp. "Öffentliches Weinen ist hier nicht erlaubt. Hausordnungsverbot. Da könnte jeder kommen.
”
”
Thomas Mann (The Magic Mountain)
“
So ist das also. So ist das. Der Keller bleibt im Leben und ist doch nicht zu einem Teil des Lebens zu machen. Er bleibt der zerstörerische Einbruch, die Vergewaltigung, die Exterritorialität, die plötzlich wieder dasein kann. Zuweilen gibt es Momente, in denen etwas wie eine Sehnsucht nach der reduzierten Situation darin aufkommt. Wenn das Leben schwierig und, verglichen mit den Schwierigkeiten, zuwenig lohnend erscheint, kann es sein, daß der Wunsch entsteht, wieder eine Kette am Fuß zu haben, wieder in einem sehr kleinen Raum zu sein, der so gut bekannt ist wie die ganze Welt nicht. Woher kommt dieser scheußliche Wunsch? Es ist ganz einfach. Im Keller hatten die Gefühle des Nicht-mehr-in-der-Welt-Seins ihren Ort. In der Welt haben sie keinen. Mit diesen Gefühlen bin ich nur im Keller zu Hause gewesen.
”
”
Reemtsma, Jan Philipp
“
Alltäglichkeit deckt sich nicht mit Primitivität. Alltäglichkeit ist vielmehr ein Seinsmodus des Daseins auch dann und gerade dann, wenn sich das Dasein in einer hochentwickelten und differenzierten Kultur bewegt. [s. 50]
Das Seiende sind wir je selbst. Das Sein dieses Seienden ist je meines. Im Seienden verhält sich dieses selbst zu seinem Sein. Als Seiendes dieses Seins ist es seinem eigenen Sein überantwortet. Das Sein ist es, darum es diesem Seienden je selbst geht. [s. 41]
Das Seiende, dem es in seinem Sein um dieses selbst geht, verhält sich zu seinem Sein als seiner eigensten Möglichkeit. Dasein ist je seine Möglichkeit und es »hat« sie nicht nur noch eigenschaftlich als ein Vorhandenes. Und weil Dasein wesenhaft je seine Möglichkeit ist, kann dieses Seiende in seinem Sein sich selbst »wählen«, gewinnen, es kann sich verlieren, nie und nur »scheinbar« gewinnen. Verloren haben kann es sich nur und noch nicht sich gewonnen haben kann es nur, sofern es seinem Wesen nach mögliches eigentliches, das heißt sich zueigen ist. [s. 42]
Das Dasein ist ein Seiendes, das nicht nur unter anderem Seienden vorkommt. Dasein versteht sich in irgendeiner Weise und Ausdrücklichkeit in seinem Sein. Seinsverständnis ist selbst eine Seinsbestimmheit des Daseins. [s. 12]
Seiendes kann ein innerhalb der Welt vorhandenes Seiendes nur berühren, wenn es von Hause aus die Seinsart des In-Seins hat – wenn mit seinem Da-sein schon so etwas wie Welt ihm entdeckt ist, aus der her Seiendes in der Berührung sich offenbaren kann, um so in seinem Vorhandensein zugänglich zu werden. Zwei Seiende, die innerhalb der Welt vorhanden und überdies an ihnen selbst weltlos sind, können sich nie »berühren«, keines kann »bei« dem andern »sein«. Mit dieser möglichen Auffassung des »Daseins« als eines Vorhandenen und nur noch Vorhandenen darf aber nicht eine dem Dasein eigene Weise von »Vorhandenheit« zusammengeworfen werden. [s. 55]
…das vorthematische Seiende das angesetzt, das im umweltlichen Besorgen sich zeigt. [s. 67]
Zeichen ist ein Zeug, das ein Zeugganzes ausdrücklich in die Umsicht hebt, so daß sich in eins damit die Weltmäßigkeit des Zuhandenen meldet. Im Anzeichen und Vorzeichen »zeigt sich«, was kommt, aber nicht im Sinne eines nur Vorkommenden, das zu dem schon Vorhandenen hinzukommt,. das »was kommt« ist solches, darauf wir uns gefaßt machen, »nicht gefaßt waren«, sofern wir uns mit anderem befaßten. Am Rückzeichen wird umsichtig zugänglich, was sich zugetragen und abgespielt. Das Merkzeichen zeigt, »woran« man jeweils ist. Die Zeichen zeigen primär immer das, »worin« man lebt, wobei das Besorgen sich aufhält, welche Bewandtnis es damit hat. [s. 80]
”
”
Martin Heidegger
“
If you were to give yourself over to this angel, Rilke tells the reader, some day, some night, the angel’s light hands kämen denn … dich ringender zu prüfen, und gingen wie Erzürnte durch das Haus und griffen dich als ob sie dich erschüfen und brächen dich aus deiner Form heraus. would come more fiercely to interrogate you, and rush to seize you blazing like a star, and bend you as if trying to create you, and break you open, out of who you are.
”
”
Rainer Maria Rilke (The Duino Elegies & The Sonnets to Orpheus: A Dual Language Edition (Vintage International))
“
„Mich könnt ihr von mir aus in die Mülltonne hauen“, hat ein Freund von mir verkündet, und es versteht sich von selbst, dass es sich um einen Sozialdemokraten handelte. Traditionsbewusste Sozialdemokraten müssen so sein. Der betont unsentimentale Umgang mit den sogenannten Letzten Dingen gehört sozusagen zu den Grundwerten der deutschen Sozialdemokratie, genauso wie die soziale Frage und die Wohnungsfrage, er ist gewissermaßen die Konsequenz aus beidem.
”
”
Peter Richter (Deutsches Haus (German Edition))
“
Der sprachlose Papagei
Ein Kaufmann einen Papagei vor Jahren
besaß, in Sang und Rede wohl erfahren.
Der saß als Wächter an des Ladens Pforte
und sprach zu jedem Kunden kluge Worte.
Denn wohl der Menschenkinder Sprache kannt er,
doch seinesgleichen Weisen auch verstand er.
Vom Laden ging nach Haus einst sein Gebieter
und ließ den Papagei zurück als Hüter.
Ein Kätzlein plötzlich in den Laden sprang,
um eine Maus zu fangen; todesbang,
flatterte hin und her der Papagei
und stieß ein Glas mit Rosenöl entzwei.
von seinem Hause kam der Kaufmann wieder
und setzte sorglos sich im Laden nieder
und stieß das Rosenöl allüberall,
im Zorn schlug er das Haupt des Vogels kahl.
Die Zeit verstrich, der Vogel sprach nicht mehr.
Da kam die Reu´, der Kaufmann seufzte schwer.
Raufte sich den Bart und rief: "Weh mir umsponnen
ist mit Gewölk die Sonne meiner Wonnenn!
Wär mir, da auf den Redner ich den bösen
Schlag ausgeführt, doch lahm die Hand gewesen!"
Wohl gab er frommen Bettlern reiche Spende,
auf daß sein Tier die Sprache wiederfände;
umsonst! Als er am vierten Morgen klagend,
in tausend Sorgen, was zu machen sei,
daß wieder reden mög´sein Papagei,
ließ sich mit bloßem Haupt ein Büßer blicken,
den Schädel glatt wie eines Beckens Rücken.
Da hub der Vogel gleich zu reden an
und rief dem Derwisch zu: "Sag lieber Mann,
wie wurdest Kahlkopf du zum Kahlen? sprich!
Vergossest du vielleicht auch Öl wie ich?"
Man lachte des Vergleichs, daß seine Lage
der Vogel auf den Derwisch übertrage.
”
”
Jalal ad-Din Muhammad ar-Rumi
“
Weißt du, früher hatte ich voll die Schwierigkeiten mit dem steirischen Dialekt", murmle ich und betrachte jeden Millimeter seines Gesichts. "Zu Hause haben wir ja nur Urdu oder Punjabi gesprochen und im Fernsehen und im Unterricht sprachen alle immer hochdeutsch. Manchmal in Reality Shows mit diesem deutsch-deutschen Akzent halt. Aber Steirisch hörte ich nur von den anderen Kindern, die es wegen ihrer Eltern sprachen, und es gab echt viele Ausdrücke, die ich nicht verstand. Und da war dieses eine Mädchen, das sich immer darüber lustig gemacht hat, wenn ich nachfragte. Sie hat in der ganzen Klasse rumgeschrien, wie dumm es von mir war, dass ich es nicht besser wusste."
"Als ob man sich dafür entschuldigen müsste, dass man mehrsprachig aufwächst", murrt Tariq.
"Oder?"
"Nuh hatte früher auch viele Probleme mit seinen Mitschülern. Die haben ihn immer wegen seines Namens geärgert, deswegen nennt er sich jetzt lieber Noah."
"Oha. Als ob er sich selbst white washed."
"Jap. Kinder können grausam sein.
”
”
Mehwish Sohail (Like water in your hands (Like This, #1))
“
In unserem Haus befand sich immer noch ein Ungeheuer, und in einem Zeitfragment, das - vielleicht - aus der Realität herausgeschnipselt worden war, hatte mein Vater mich unter Wasser gedrückt und - vielleicht - versucht, mich zu ertränken. Ich war viel Kilometer durch die Dunkelheit gelaufen. Ich hatte gesehen, wie mein Vater das Ding namens Ursula Monkton geküsst und angefasst hatte. Das Grauen hatte meine Seele nicht verlassen. Aber auf meinem Kissen lag ein Kätzchen, und es schnurrte und vibrierte bei jedem Schnurren, und bald schlief ich ein.
”
”
Neil Gaiman (The Ocean at the End of the Lane)
“
Die Sache mit den Außenseitern ist folgende: Die Sadeem-Geschwister sind bekannt dafür, immer und überall verlorene Seelen aufzuklauben und unter ihre Fittiche zu nehmen. Nuh, der ständig streunende Katzen oder verletzte Vögel nach Hause bringt. Abi und seine absolut skurrilen, über ganz Wien verteilten Bekanntschaften. Maya und ihre überbemutternde Fürsorge, Uzair, der mit seinen zwölf Jahren bereits das Herz seiner ganzen Schule erobert hat – wir haben in unserem Leben für jeden Platz, aber besonders für jene, die sonst nirgends einen Ort für sich finden.
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Mehwish Sohail (Like water in your hands (Like This, #1))
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Van der Qualen verschloß den Schrank, nahm seinen Hut, klappte den Kragen seines Paletots wieder empor, löschte die Kerze und brach aug. Während er durch das vordere Zimmer ging, glaubte er, zwischen dem Geräusch seiner Schritte, nebenan, in jenen anderen Räumlichkeiten, einen Klang zu hören, einen leisen, hellen metallischen Ton, ...aber es ist ganz unsicher, ob es nicht Täuschung war. Wie wenn ein goldener Ring in ein silbernes Becken fällt, dachte er, während er die Wohnung verschloß, ging die Treppen hinunter, verließ das Haus und fand den Weg zurück zur Stadt.
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Thomas Mann (Erzählungen)
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Viele Arten von Lebewesen niederster Stufe vermehren sich durch einfache Spaltung. Eine metastatisch-atavistische Form derselben wird auch bei Warmblütern und sogar bei einzelnen Menschenrassen, die auf troglodytischer Stufe verblieben sind, beobachtet. Die Pariser und Wiener Hausmeister etwa metastasieren bei denjenigen Mietern, die lange im Hause wohnen und zu welchen ein amicales Verhältnis entstanden ist, in so weitgehender Weise, daß in einzelnen Wiener Zinshäusern bei ein und derselben Hausmeisterin acht bis zehn Paar Augen beziehungsweise Ohren festgestellt werden konnten (multiplicatio conciergica). Die Zahl der weiblichen Individuen, welche conciergische Metastasen zeigten, überwog dabei die der männlichen bei weitem.
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Heimito von Doderer (Repertorium. Ein Begreifbuch von höheren und niederen Lebens-Sachen)
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Draußen, auf der Straße, fällt mir ein Mann mit zu weitem Hemdkragen auf. Ich möchte ihn gerne fragen, ob er die Lust verloren hat, sich passende Hemden zu kaufen. Dann könnte ich ihm sagen, dass auch mir diese Lust abhandengekommen ist. Daraufhin könnten wir in ein Lokal gehen und, nein, das würde nicht passieren. Im Haus gegenüber, im dritten Stock, steht ein junger Mann an einem offenen Fenster und spielt Akkordeon auf die Straße herunter. Ich schaue zu ihm hoch, woraufhin er heftiger spielt, was mir eine Spur peinlich ist. Reglos wie ein kleiner Toter wird ein schlafender Säugling an mir vorüber gefahren. Schwalben fliegen in Sechsergruppen über eine kaum belebte Straßenkreuzung.
Ich betrachte alle diese Einzelheiten mit übertriebener Aufmerksamkeit, weil ich verhindern muss, dass ich mich bücke und herumliegende Blätter einsammle. Für zu Hause, für mein privates Blätterzimmer. Dabei ist mir klar, dass ich die Idee meines Blätterzimmers immer nur planen, aber nicht ausführen darf. Das Laub darf ich nur lieben, solange es auf der Straße liegenbleibt. Ich darf niemals glauben, ich könnte die Blätter oder mich retten, indem ich einen Teil der Blätter in Lisas ehemaligem Zimmer ausbreite. Aber ich möchte auch nicht an der Scham des vergeblichen Wünschens teilhaben.
Die Angst vor der Verrücktheit ist in diesen Augenblicken so stark, dass ich fürchte, nur aus der Angst könnte ihr Anfang hervorgehen.
Dann bücke ich mich und erfasse mit einem Griff vier, nein, fünf kräftige Platanenblätter mit feingezackten Rändern und langen Stielen.
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Wilhelm Genazino, Ein Regenschirm für diesen Tag
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Isabella Rosselini ist die schönste Frau der Welt. Das klingt so platt, aber es ist doch wahr. Das ist sogar tausendprozentig wahr. Und das schönste an ihr ist die Nase. Die kann man gar nicht beschreiben, selbst wenn man wollte. Ich jedenfalls möchte mit Isabella Rosselini Kinder haben, richtige kleine Schönheiten, mit einer Schleife im Haar, egal ob sie Mädchen oder Jungen wären, und allen Kindern die wir zusammen hätten, müßte vorne ein kleines Stückchen des Schneidezahns fehlen, genau wie bei ihrer Mutter.
Wir würden alle auf einer Insel wohnen, aber nicht auf einer Südseeinsel oder so ein Dreck, sondern auf den Äußeren Hebriden oder auf den Kerguelen, jedenfalls auf so einer Insel, wo es ständig windet und stürmt und wo man im Winter gar nicht vor die Tür gehen kann, weil es so kalt ist. Isabella und die Kinder und ich würden dann zu Hause sitzen, und wir würden alle Fischerpullover tragen und Anoraks, weil ja auch die die Heizung nicht richtig funktionieren würde, und wir würden zusammen Bücher lesen, und ab und zu würden Isabella und ich uns ansehen und lächeln.
Und nachts würden wir beide im Bett liegen, die Kinder im Nebenzimmer, und wir würden auf ihr gleichmäßiges Atmen hören, leicht gedämpft, weil die Kinder immer einen Schnupfen haben, wegen dem Wetter, und dann würde ich mit meinen Händen Isas Beine anfassen und ihren Bauch und ihre Nase. Ich habe schon viele Filme gesehen, da war Isabella nackt, und Nigel hat zum Beispiel immer gesagt, sie hätte einen erschreckend häßlichen Körper, aber ihr Körper ist nicht häßlich, sondern nur nicht perfekt, und sie weiß das, und deswegen liebe ich sie.
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Christian Kracht (Faserland)
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verligen-Szene
Êrec was biderbe unde guot,
ritterlîche stuont sîn muot
ê er wîp genaeme
und hin heim kaeme:
nû sô er heim komen ist,
dô kêrte er allen sînen list
an vrouwen Ênîten minne.
sich vlizzen sîne sinne
wie er alle sîne sache
wante zuo gemache.
sîn site er wandeln began.
als er nie würde der man,
alsô vertreip er den tac.
des morgens er nider lac,
daz er sîn wîp trûte
unz daz man messe lûte.
sô stuonden si ûf gelîche
vil unmüezeclîche.
ze handen si sich viengen,
zer kappeln si giengen:
dâ was ir tweln alsô lanc
unz daz man messe gesanc.
diz was sîn meistiu arbeit:
sô was der imbîz bereit.
swie schiere man die tische ûf zôch,
mit sînem wîbe er dô vlôch
ze bette von den liuten.
dâ huop sich aber triuten.
von danne enkam er aber nie
unz er ze naht ze tische gie.
(Erec war rechtschaffen und gut, sein Geist war ritterlich gewesen, bevor er eine Frau genommen hatte und nach Hause zurückgekehrt war. Nachdem er jetzt zu Hause ist, wendete er alle seine Gedanken an die Liebe Enites. Sein Verstand richtete sich nur darauf, wie er alles zu seiner Bequemlichkeit einrichten könne. Er änderte seine Gewohnheiten. Als sei er nie ein Mann geworden, so vertrieb er den Tag. Morgens legte er sich nieder, um seine Frau zu lieben, bis man zur Messe läutete. Dann standen sie beide eilig auf. Sie nahmen sich bei der Hand und gingen zur Kapelle; dort blieben sie gerade so lange wie man die Messe sang. Das war seine größte Mühe; dann war schon das Essen fertig. Sobald man die Tische hochgezogen hatte, eilte er mit seiner Frau von den Leuten weg ins Bett. Da ging die Liebe von neuem an. Von dort kam er nicht mehr weg, bis er zum Abendessen ging.)
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Hartmann von Aue (Erec (Middle Ages Series))
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auf einem spielplatz im park hat sich ein junges paar auf zwei schaukeln gesetzt und führt ein langes sondierendes gespräch. beide wollen nicht nur reden, aber ihre worte sind alles, was sie in dieser nacht füreinander haben. langsam wird es auch für die beiden zeit, den park zu verlassen. auch sie müssen nach hause, letzte verkehrsmittel erwischen. als sie gehen, ist der park nur noch vom geräusch der grillen durchzogen. in den umliegenden villen leuchten vereinzelte fenster und verdrängen die funkelnde pracht der sterne, die über dem park steht. in ungeordneter folge gehen die fensterlichter an, aus, kurz, lang. der park nimmt die seufzer, die schreie aus den häusern auf: wie ein schwamm. so vergeht die nacht. gegen morgen wankt ein irgendwo übersehener betrunkener aus seinem gebüsch, das er vorrübergehend beschlief, sucht seinen heimweg.
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David Ramirer (2015 - fuck me tender)
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Ganz sicher aber haben mir die Kästners eine Familieneigenschaft in die Wiege gelegt [...]: die echte und unbelehrbare Abneigung vorm Reisen.
Wir Kästners sind auf die weite Welt nicht sonderlich neugierig. Wir leiden nicht am Fernweh, sondern am Heimweh. Warum sollten wir in den Schwarzwald oder auf den Gaurisankar oder zum Trafalgar Square? Die Kastanie vorm Haus, der Dresdner Wolfshügel und der Altmarkt tun es auch. Wenn wir unser Bett und die Fenster in der Wohnstube mitnehmen könnten, dann ließe sich vielleicht darüber reden! Aber in die Fremde ziehen und das Zuhause daheimlassen? Nein, so hoch kann kein Berg und so geheimnisvoll kann keine Oase sein [...], daß wir meinen, wir müßten sie kennenlernen! Es ginge noch, wenn wir daheim einschliefen und in Buenos Aires aufwachten! Das Dortsein wäre vorübergehend zu ertragen, aber das Hinkommen? Niemals!
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Erich Kästner (Als ich ein kleiner Junge war)
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»Sie haben uns förmlich von der Außenwelt abgeschnitten, Josua,« unterbrach Zwakh die Stille, »seit Sie das Fenster geschlossen haben, hat niemand mehr ein Wort gesprochen.«
»Ich dachte nur darüber nach, als vorhin die Mäntel so flogen, wie seltsam es ist, wenn der Wind leblose Dinge bewegt,« antwortete Prokop schnell, wie um sich wegen seines Schweigens zu entschuldigen: »Es sieht gar so wunderlich aus, wenn Gegenstände plötzlich zu flattern anheben, die sonst immer tot daliegen. Nicht? – Ich sah einmal auf einem menschenleeren Platz zu, wie große Papierfetzen, – ohne daß ich vom Winde etwas spürte, denn ich stand durch ein Haus gedeckt, – in toller Wut im Kreise herumjagten und einander verfolgten, als hätten sie sich den Tod geschworen. Einen Augenblick später schienen sie sich beruhigt zu haben, aber plötzlich kam wieder eine wahnwitzige Erbitterung über sie, und in sinnlosem Grimm rasten sie umher, drängten sich in einen Winkel zusammen, um von neuem besessen auseinander zu stieben und schließlich hinter einer Ecke zu verschwinden.
Nur eine dicke Zeitung konnte nicht mitkommen; sie blieb auf dem Pflaster liegen und klappte haßerfüllt auf und zu, als sei ihr der Atem ausgegangen und als schnappe sie nach Luft.
Ein dunkler Verdacht stieg damals in mir auf: was, wenn am Ende wir Lebewesen auch so etwas Ähnliches wären wie solche Papierfetzen? – Ob nicht vielleicht ein unsichtbarer, unbegreiflicher »Wind« auch uns hin und her treibt und unsre Handlungen bestimmt, während wir in unserer Einfalt glauben unter eigenem, freiem Willen zu stehen?
Wie, wenn das Leben in uns nichts anderes wäre als ein rätselhafter Wirbelwind? Jener Wind, von dem die Bibel sagt: Weißt du, von wannen er kommt und wohin er geht? – – – Träumen wir nicht auch zuweilen, wir griffen in tiefes Wasser und fingen silberne Fische, und nichts anderes ist geschehen, als daß ein kalter Luftzug unsere Hände traf?«
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Gustav Meyrink
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Benaja aber zog sein Schwert und sprach: „Hat nicht Joab selbst erklärt, daß er hier sterben will? Ich überbrachte sein Wort dem König; und der König sagte mir: Tue denn, wie er gesagt hat, und schlag ihn und begrabe ihn, daß du das unschuldige Blut, das Joab vergossen hat, von mir nimmst und von meines Vaters Hause. Und der HErr bringe Joabs Blut auf dessen eignes Haupt, der Männer mit dem Schwert erwürgte, die gerechter und besser waren als er, mein Vater David aber wußte nichts davon. Ihr Blut komme darum zurück auf das Haupt Joabs, und auf das Haupt seiner Nachkommen ewiglich: doch auf David und auf seinen Nachkommen und auf seinem Haus und seinem Thron soll der Friede des HErrn sein für immer und alle Zeit. So sprach der König Salomo.“ Benaja ben Jehojada schritt vorbei an dem Priester Zadok und den anderen Priestern, und mit dem Schwert in der Hand trat er zum Altar des HErrn; die Priester aber beeilten sich, die großen Vorhänge zu senken, um derart das Tabernakel zu schließen und alles, was darin war, vor der Sicht des Volkes zu verhüllen.
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Stefan Heym (The King David Report (European Classics))
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Ihr alle kennt die wilde Schwermut, die uns bei der Erinnerung an Zeiten des Glücks ergreift. Wie unwiderruflich sind sie doch dahin, und unbarmherziger sind wir von ihnen getrennt, als durch alle Entfernungen. Auch treten im Nachglanz die Bilder lockender hervor; wir denken an sie wie an den Körper einer toten Geliebten zurück, der tief in der Erde ruht und der uns nun gleich einer Wüstenspiegelung in einer höheren und geistigeren Pracht erschauern lässt. Und immer wieder tasten wir in unseren durstigen Träumen dem Vergangenen in jeder Einzelheit, in jeder Falte nach. Dann will es uns scheinen, als hätten wir das Maß des Lebens und der Liebe nicht bis zum Rande gefüllt gehabt, doch keine Reue bringt das Versäumte zurück. O möchte dieses Gefühl uns doch für jeden Augenblick des Glückes eine Lehre sein! Und süßer noch wird die Erinnerung an unsere Mond- und Sonnenjahre, wenn jäher Schrecken sie beendete. Dann erst begreifen wir, wie sehr es schon ein Glücksfall für uns Menschen ist, wenn wir in unseren kleinen Gemeinschaften dahinleben, unter friedlichem Dach, bei guten Gesprächen und mit liebevollem Gruß am Morgen und zur Nacht. Ach, stets zu spät erkennen wir, dass damit schon das Füllhorn reich für uns geöffnet war.
Wisst Ihr, nicht die Schmerzen dieses Lebens, doch sein Übermut und seine wilde Fülle bringen, wenn wir uns an sie erinnern, uns den Tränen nah.
Wenn wir zufrieden sind, genügen unseren Sinnen auch die kargsten Spenden dieser Welt.
Und doch kommt alles Köstliche uns nur durch Zufall - das Beste geben die Götter uns umsonst.
Leider kommt es, dass auf unbekannten Bahnen uns das Maß verlorengeht.
Die Menschenordnung gleicht dem Kosmos darin, dass sie von Zeit zu Zeiten, um sich von neuem zu gebären, ins Feuer tauchen muss.
Die Nähe des guten Lehrers gibt uns ein, was wir im Grunde wollen, und sie befähigt uns, wir selbst zu sein. Daher lebt uns das edle Vorbild tief im Herzen, weil wir an ihm erahnen, wessen wir fähig sind.
Dies sei der Sinn des Lebens - die Schöpfung im Vergänglichen zu wiederholen, so wie das Kind im Spiel das Werk des Vaters wiederholt. Das sei der Sinn von Saat und Zeugung, von Bau und Ordnung, von Bild und Dichtung, dass in ihnen das große Werk sich künde wie in Spiegeln aus buntem Glase, das gar bald zerbricht.
So leerten wir das Glas auf alte und ferne Freunde und auf die Länder dieser Welt. Uns alle fasst ja ein Bangen, wenn die Lüfte des Todes wehen. Dann essen und trinken wir im Sinnen, wie lange an diesen Tafeln noch Platz für uns bereitet ist.
Denn die Erde ist schön.
Und sollte die Erde wie ein Geschoss zerspringen
Ist unsere Wandlung Feuer und weiße Glut.
Doch müssen wir ja von jeder Stätte weichen, die uns auf Erden Herberge gab.
Und doch dürfen wir auf dieser Erde nicht auf Vollendung rechnen, und glücklich ist der zu preisen, dessen Wille nicht allzu schmerzhaft in seinem Streben lebt. Es wird kein Haus gebaut, kein Plan geschaffen, in welchem nicht der Untergang als Grundstein steht, und nicht in unseren Werken ruht, was unvergänglich in uns lebt.
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Ernst Jünger
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Immer wenn ich traurig bin versuche ich an Fotoalben zu denken. Immer wenn ich daran zweifle, ob es gut, dass ich existiere, dann blättere ich in meinem Geiste all die Fotoalben durch, Fotoalben verschiedenster Menschen aus verschiedensten Ländern, in denen zufällig und ohne dass diese Menschen Notiz davon nehmen würden, ein Foto klebt, auf dem ich zu sehen bin...
Wenn mich also tiefe Traurigkeit überkommt, denke ich daran, dass natürlich auch ich unzählige Fotos besitze, auf denen Leute zu sehen sind, mit denen ich nicht das geringste zu tun habe, von denen ich nicht weiß, durch was für ein Leben die gehen. Ob der eine vorübergehend, weil es gerade nicht anders geht, bei den Eltern seiner Freundin leben muss, und jetzt mit ihnen durch die Innenstadt spaziert. Ob eine gerade durch Wirtschaftsexamen gefallen ist und jetzt verzweifelt nach Hause geht. Ob eine, der in seinem Heimatland ein Experte für die Fischart Rotauge ist, jetzt gerade mit seinen deutschen Bekannten in einem Café sitzt und sie in die Welt der Rotaugen einweiht. Plötzlich befindet sich diese Person mit ihrem kleinen, um sie kreisenden Universum in unmittelbare Nähe von mir und meinem kleinen um mich kreisenden Universum, just in dem Augenblick, in dem der Auslöser eines Fotoapparates betätigt wird. Sicher sind auch wir fotografiert worden. Zusammen. Irgendwo in einer Schachtel befindet sich ein Foto von Tanja und mir, auf unserer merkwürdigen Reise in Norden. Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe die Vorstellung, dass solche Fotos existieren, immer als sehr tröstlich empfunden. Wo immer man auch ist auf dieser Erde, man kann unmöglich verloren gehen.
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Benjamin Lebert (Kannst du)
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Ich bin derselbe noch, der bange
dich manchmal fragte, wer du seist.
Nach jedem Sonnenuntergange
bin ich verwundet und verwaist,
ein blasser Allem Abgelöster
und ein Verschmähter jeder Schar,
und alle Dinge stehn wie Klöster,
in denen ich gefangen war.
Dann brauch ich dich, du Eingeweihter,
du sanfter Nachbar jeder Not,
du meines Leidens leiser Zweiter,
du Gott, dann brauch ich dich wie Brot.
Du weißt vielleicht nicht, wie die Nächte
für Menschen, die nicht schlafen, sind:
da sind sie alle Ungerechte,
der Greis, die Jungfrau und das Kind.
Sie fahren auf wie totgesagt,
von schwarzen Dingen nah umgeben,
und ihre weißen Hände beben,
verwoben in ein wildes Leben
wie Hunde in ein Bild der Jagd.
Vergangenes steht noch bevor,
und in der Zukunft liegen Leichen,
ein Mann im Mantel pocht am Tor,
und mit dem Auge und dem Ohr
ist noch kein erstes Morgenzeichen,
kein Hahnruf ist noch zu erreichen.
Die Nacht ist wie ein großes Haus.
Und mit der Angst der wunden Hände
reißen sie Türen in die Wände, -
dann kommen Gänge ohne Ende,
und nirgends ist ein Tor hinaus.
Und so, mein Gott, ist jede Nacht;
immer sind welche aufgewacht,
die gehn und gehn und dich nicht finden.
Hörst du sie mit dem Schritt von Blinden
das Dunkel treten?
Auf Treppen, die sich niederwinden,
hörst du sie beten?
Hörst du sie fallen auf den schwarzen Steinen?
Du musst sie weinen hören; denn sie weinen.
Ich suche dich, weil sie vorübergehn
an meiner Tür. Ich kann sie beinah sehn.
Wen soll ich rufen, wenn nicht den,
der dunkel ist und nächtiger als Nacht.
Den Einzigen, der ohne Lampe wacht
und doch nicht bangt; den Tiefen, den das Licht
noch nicht verwöhnt hat und von dem ich weiß,
weil er mit Bäumen aus der Erde bricht
und weil er leis
als Duft in mein gesenktes Angesicht
aus Erde steigt.
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Rainer Maria Rilke
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Mach dir keinen Kummer, ich werde dich lieben und dir die schrecklichen Sachen ersparen, von denen dir deine Schulfreundinnen erzählen: Sachen, wie sie angeblich in Hochzeitsnächten passieren; glaub dem Geflüster dieser Närrinnen nicht; wir werden lachen, wenn es soweit ist, bestimmt, ich verspreche es dir, aber du mußt noch warten, ein paar Wochen, höchstens einen Monat, bis ich den Blumenstrauß kaufen, die Droschke mieten, vor eurem Haus vorfahren kann. Wir werden reisen, uns die Welt anschauen, du wirst mir Kinder schenken, fünf, sechs, sieben; die Kinder werden mir Enkel schenken, fünfmal, sechsmal, siebenmal sieben; du wirst nie merken, daß ich arbeite; ich werde dir den Männerschweiß ersparen, Muskelernst und Uniformernst; alles geht mir leicht von der Hand, ich hab's gelernt, ein bißchen studiert, hab den Schweiß im voraus bezahlt; ich bin kein Künstler; mach dir keine Illusionen; ich werde dir weder falsche noch echte Dämonie bieten können, das wovon dir deine Freundinnen Gruselmärchen erzählen, werden wir nicht im Schlafzimmer tun, sondern im Freien: du sollst den Himmel über dir sehen. Blätter oder Gräser sollen dir ins Gesicht fallen, du sollst den Geruch eines Herbstabends schmecken und nicht das Gefühl haben, an einer widerwärtigen Turnübung teilzunehmen, zu der du verpflichtet bist; du sollst herbstliches Gras riechen, wir werden im Sand liegen, unten am Flußufer, zwischen den Weidenbüschen, gleich oberhalb der Spur, die das Hochwasser hinterließ; Schlifstengel, Korken, Schuhkremdosen, eine Rosenkranzperle, die einer Schifferfrau über Bord fiel, und in einer Limonadenflasche eine Post; in der Luft der bittere Rauch der Schiffsschornsteine; rasselnde Ankerketten; wir werden keinen blutigen Ernst draus machen, obwohl's natürlich ernst und blutig ist".
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Heinrich Böll (Billard um halbzehn / Ansichten eines Clowns / Ende einer Dienstfahrt)
“
Der Handschuh
Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf tut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt,
Und sieht sich stumm
Rings um,
Mit langem Gähnen,
Und schüttelt die Mähnen,
Und streckt die Glieder,
Und legt sich nieder.
Und der König winkt wieder,
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor,
Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif,
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu
Grimmig schnurrend;
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.
Und der König winkt wieder,
Da speit das doppelt geöffnete Haus
Zwei Leoparden auf einmal aus,
Die stürzen mit mutiger Kampfbegier
Auf das Tigertier,
Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen,
Und der Leu mit Gebrüll
Richtet sich auf, da wird’s still,
Und herum im Kreis,
Von Mordsucht heiß,
Lagern die greulichen Katzen.
Da fällt von des Altans Rand
Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leu’n
Mitten hinein.
Und zu Ritter Delorges spottenderweis
Wendet sich Fräulein Kunigund:
»Herr Ritter, ist Eure Liebe so heiß,
Wie Ihr mir’s schwört zu jeder Stund,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf.«
Und der Ritter in schnellem Lauf
Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.
Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen’s die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
„Den Dank, Dame, begehr ich nicht“,
Und verlässt sie zur selben Stunde.
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Friedrich Schiller
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Unsere Hingabe, unsere Liebe, unsere Freundschaft für Gott machen die ganze Schöpfung zu einer Quelle des Glücks. Im Hause eines guten Freundes und einer guten Freundin schmecken ein Laib Brot oder ein Glas Milch überaus köstlich; aber im Hause jemandes, den wir nicht mögen, sind auch die besten Gerichte ohne Geschmack. Sobald wir zu verstehen beginnen, dass sich die Wohnstätten im Hause Gottes in dieser Welt befinden mit ihren vielen Religionen, Völkern und Nationen, die doch alle im Hause Gottes vereint sind, dann wird auch eine ärmliche oder schwierige Lebenssituation früher oder später glücklicher und besser werden; denn wir fühlen, dass wir uns im Hause dessen befinden, den wir lieben und verehren; alles was uns begegnet, akzeptieren wir mit Liebe und Dankbarkeit, denn es kommt von dem Einen, das wir lieben. (S. 180)
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Hazrat Inayat Khan (Meisterschaft: Spirituelle Verwirklichung in dieser Welt)
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„Sieht doch hübsch aus!“, kicherte Silas leise und malte mit den Fußspitzen ein Muster in das Mehl. Finja und Anna-Lena waren gerade dabei, Eier in eine Schüssel zu klopfen. Auf Anna-Lenas Schulter saß ein magisches Chamäleon und guckte den Mädchen mit großen Augen zu. „20 Stück, so viele Eier?“, staunte es. Caspar war sein Name und er war genauso schwarz-weiß geringelt wie Anna-Lenas Wollpullover. Auf einmal verlor er das Gleichgewicht. „Hupsi-pupsi!“, rief er und plumpste nach unten. Im letzten Moment fing ihn Anna-Lena über der Schüssel auf. „Chamäleon in Eiermatsch – das würde den alten Leutchen gar nicht schmecken!“ Lächelnd setzte Anna-Lena ihr magisches Tier auf die Arbeitsfläche. Sofort nahm Caspar eine neue Farbe an: Er war jetzt so grau wie die Küchenplatte. „Gut gemacht, Anna-Lena.“ Miss Cornfield warf einen Blick auf die Küchenuhr. „Beeilung, meine Lieben! Es ist schon drei Uhr!“ Sie klatschte in die Hände. Um fünf Uhr wollte sie fertig sein – schließlich sollten ihre Schützlinge nicht zu spät nach Hause kommen. Die Kinder waren
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Margit Auer (Die Schule der magischen Tiere: Eingeschneit! Ein Winterabenteuer)
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Wir selbst wurden einander die Väter, die wir nicht hatten. Wir nannten uns gegenseitig oğlum, schlugen uns aus Spaß in die Nacken, verteilten Prügel an andere und strahlten auf den Bänken durch bloße Anwesenheit Gefahr aus. Wir übten, ihr zu sein, auch weil es die anderen von uns erwarteten. Dieselbe Oma, die mich mit Liebe überhäufte, sagte auch immer wieder, dass ich der Mann im Haus sei, und sie sagte es, weil du, Metin, es nicht warst. Ihr seid vielleicht abgehauen, aber wir konnten euch nicht entkommen. Ihr wart beides, weg und trotzdem da.
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Necati Öziri (Vatermal)
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Das ist das Leben! Ein Mensch ist da, und der Mensch kommt nach Deutschland, und der Mensch friert. Der hungert und der humpelt! Ein Mann kommt nach Deutschland! Er kommt nach Hause, und da ist sein Bett besetzt. Eine Tür schlägt zu, und er steht draußen.
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Wolfgang Borchert (Draußen vor der Tür)
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Nein, das ist es nicht... eigentlich glaube ich, dass die Unsterblichen uns beneiden. Sie wissen nicht, wie es sich anfühlt, jeden Moment so zu geniessen wie wir. Erinnerst du dich, als wir vor ein paar Monaten einen Spaziergang bei Sonnenuntergang am Brighton Beach gemacht haben und wie wunderschön das Meer an diesem Tag geschimmert hat, wie es in der untergehenden Sonne getanzt hat? Atemberaubend! Und erinnerst du dich, was du gesagt hast? 'Aber solange wir alle Freundlichkeit üben, wo immer wir auch hingehen, und nicht aufhören, uns über diese so wunderbare und atemberaubende Welt zu wundern, wird unsere Existenz keineswegs verschwendet sein. Keineswegs! Also lasst uns einen schönen Drink nehmen, uns umarmen und vor dem wunderschönen Sonnenuntergang weinen, den wir gerade erleben werden! Und dann nach Hause gehen, zusammen schlafen und alles morgen genauso wiederholen!
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Ryan Gelpke (Die Howl Gang Legende (German Edition))
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»Es gibt eine große Gruppe von Menschen, die nichts anderes tut, als das Nichtstun zu kultivieren.«
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Heinz G. Konsalik (Das Haus der verlorenen Herzen)
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Wie ich mir seit Jahren einbilde, ein Dichter zu sein, bilde ich mir seit Jahren ein, verrückt zu werden. Doch man wird leichter verrückt, als daß man ein Dichter wird, auch wenn viele große Dichter verrückt geworden sind. Erst haben sie geschrieben, dann sind sie verrückt geworden. Aber ich könnte verrückt werden, weil ich nichts geschrieben habe.
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Karlheinz Deschner (Die Nacht steht um mein Haus: Roman (Literatur heute))
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Wer um das Sportabzeichen kämpft, wird normalerweise nicht ein Typ sein, der in verrauchten Jazzkellern zu Hause ist.
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Johannes Leppich
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Zu Hause. Götter, er schmeckt nach zu Hause.
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Rebecca Yarros (Iron Flame (The Empyrean, #2))
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Sobald ihr beide oder einer von euch realisiert, dass ihr euch streitet, geht wie folgt vor. Damit löst sich jeder Konflikt in Luft auf und eine noch viel größere Verbundenheit entsteht:
1. Beendet sofort eure Interaktion und stellt physische Distanz her. Geht euch maximal aus dem Weg, zum Beispiel indem einer von euch den Raum oder das Haus verlässt und spazieren geht. Am besten wäre körperliche Aktivität, die der Kampf-/Flucht-Reatkion möglichst nahekommt, zum Beispiel Jogging.
2. Bleibt so lange auf Distanz, bis eure Körper/Nervensysteme wieder in den Normalmodus von Sicherheit zurückgekehrt sind, also bis der innere Aufruhr zur Ruhe gekommen ist und ihr wieder halbwegs klar denken könnt. Körperliche Anstrenung, wie oben erklärt, sorgt dafür, dass dies schnellstmöglich geschehen kann.
3. Sobald ihr euch jeweils dazu in der Lage fühlt, macht jeder für sich das Ehrliche Mitteilen rückwirkend im Geist:
Du erinnerst dich zunächst, welche Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken mitten in der Konfliktsituation gegenüber deinem Partner da waren. Dann stellst du dir innerlich vor, wie du ihm oder ihr das ehrlich mitteilst. Mach das so lange in deiner Vorstellung, bis du das Gefühl hast, dass du dies nun tatsächlich in der Realität auch machen könntest.
4. Geh erst jetzt wieder auf deinen Partner zu und hole das Ehrliche Mitteilen nach, indem du sagst, was in dem Konflikt in dir los war. Zum Beispiel: "Wenn ich das Ehrliche Mitteilen vorhin gemacht hätte, hätte ich gesagt: Ich fühle große Wut und in meinem Kopf ist der Gedanke, dass du das absichtlich gemacht hast.
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Gopal Norbert Klein (Der Vagusschlüssel zur Traumaheilung)
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Er, der Indianer, hatte heimgefunden, hörte zum ersten Male seine Seele zu sich sprechen, hatte zum ersten Male in seinem Leben das Bewußtsein, dass er zu Hause sei, war zum ersten Male in seinem Leben wahrhaft glücklich, zufrieden und eines unbekümmert freudigen Mutes, der keine Furcht vor Sorgen kennt.
Er zog die eleganten braunen Reitstiefel von den Füßen und ließ sich von Jacinto ein paar alte Sandalen geben.
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Traven B.
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Sie sind überall, meine ich, neben mir, über mir, unter mir, ich höre sie im Bad, sehe sie auf dem Balkon, spüre sie im Schlafzimmer, sie kommen in den Flur oder laufen die Treppen runter oder hocken im Keller und schauen mich an. Es sind mir zu viele, ich kann sie nicht vertragen, nicht anschauen, ohne sie würde ich anders, ganz anders leben. Ohne sie würde ich laute, dunkle Musik bei offenen Fenstern hören, vor Glück weinen, mich von allen Seiten tätowieren lassen, die Augen schwarz malen, so den Müll rausbringen; vom Hof würde ich mir obdachlose Katzen nach Hause holen, die sich als tollwütig herausstellen, die Wände ankreischen, ihre Geschäfte im öffentlichen Flur verrichten; ich würde Gäste zu mir einladen, wie würden wir tanzen, nächtelang durch, in weiten samtenen Kleidern. Ohne sie würde ich nachts in den Wald gehen, der vom Balkon aus zu sehen ist, dort einen Wolf einfangen, zu mir nach Hause bringen, er würde mir die Hände ablecken, wenn ich ihm Fleischstücke bringe, mich aus jedem Zimmer beobachten, in meinem Bett an meiner Seite schlafen. Ohne sie würde ich aufhören, die Treppen zu wischen, die Fenster zu polieren, an den Wänden zurückzuklopfen, würde Riesenbambus auf den Fensterbänken züchten, alle Höflichkeitsformeln vergessen, Unfall- und Stolpergefahren verursachen, meine Schuhe vor der Tür stehen lassen.
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Slata Roschal (153 Formen des Nichtseins: Roman. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 (German Edition))
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Wir wissen alle, dass Christus faktisch aus unserem Leben eliminiert worden ist, man baut ihm wohl seinen Tempel, aber man wohnt in seinem eigenen Haus, Christus ist Sache der Kirche bzw. der Kirchlichkeit einer Gruppe von Menschen geworden, nicht des Lebens. Die Religion spielt für die Psyche des 19. und 20. Jahrhunderts die Rolle des sogenannten guten Zimmers, in das man sich gern auf ein paar Stunden zurückzieht, um dann aber wieder gleich darauf in seine Arbeitsstube zu treten. Eins ist aber klar: dass wir Christus nur verstehen, wenn wir uns zu ihm in einem schroffen Entweder-Oder entscheiden.
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Klaus Koziol (Gott ist bei uns: Ein Bonhoeffer-Lesebuch)
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»Das Schreddern eroberter Naziakten war eine bevorzugte Taktik von Dulles und seinen [Partnern], die nach dem Krieg zurückblieben, um bei der Besatzungsverwaltung Deutschlands mitzuarbeiten«, schrieb Nazijäger John Loftus, der als Staatsanwalt im Justizministerium unter Präsident Jimmy Carter viele Dokumente mit Bezug zu den Dulles-Brüdern sichtete.38 Hätte Roosevelt, ihr mächtiger Feind im Weißen Haus, den Krieg überlebt, dann hätten die Dulles-Brüder wegen ihrer Aktivitäten während des Kriegs wohl mit einem Strafverfahren rechnen müssen.
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David Talbot (Das Schachbrett des Teufels: Die CIA, Allen Dulles und der Aufstieg Amerikas heimlicher Regierung (German Edition))
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Der Supermarkt ist ein Ort der Unterdrückung, dachte die Mutter und schob den Einkaufswagen an einer älteren Mitarbeiterin vorbei, die an einem Aktionsstand Fischfilets auf einem Elektrogrill wendete. 70 [...]
Es war Freitag, später würde ihr Mann von der Arbeit nach Hause kommen. Im Einkaufswagen lagen mindestens fünf Kilo rotes Fleisch. Sie brauchten noch Saft, Feuchttücher, Joghurt, Bananen, etwas zu knabbern und einen Beutel absolut zivilisierte Karotten.
Man stelle sich nur vor, man müsste mit Kleinkind im Schlepptau und mit einem gesteigerten, geradezu tierischen Geruchssinn Knabberzeug einkaufen, während hinter jeder Schachtel mit Bauernhofmotiven und in jedem Knistern der Salzbrezeltüten das Monster der patriarchalischen Gesellschaftsordnung lauert.
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Rachel Yoder (Nightbitch)
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Hey, wie geht's?, fragte sie, umarmte die Mutter und strubbelte dem Jungen durchs Haar. Euch habe ich ja ewig nicht gesehen. Genießt du die Zeit zu Hause? Ich wette, das macht sehr viel Spaß.
Sal arbeitete in der örtlichen Galerie, die die Mutter bis zu ihrer Kündigung geleitet hatte. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Auf jeden Fall. Arbeiten zu gehen, während das eigene Kind sich auf dem Linoleumboden einer Tageseinrichtung wälzte, war eine Qual, bloß dass zu Hause zu sein auch eine Qual war, nur eben eine andere.
Sie wollte zu der jungen Frau sagen: Es ist kompliziert. Ich bin jetzt ein Mensch, der ich nie sein wollte, und ich weiß immer noch nicht, wie ich damit zurechtkommen soll. Ich wäre gern zufriedener, stattdessen sitze ich in einem selbst erschaffenen Gefängnis und quäle mich ohne Ende. Manchmal stopfe ich um Mitternacht Kekse mit Feigenfüllung in mich rein, nur um nicht zu weinen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die gesellschaftlichen Normen, die Geschlechterrollen und die stumpfe Biologie mich zu dieser Person gemacht haben, trotzdem kann ich immer noch nicht ganz verstehen, wie es so weit kommen konnte. Ich bin ständig wütend. Eines Tages würde ich gern Kunst produzieren, die meine Kritik am gegenwärtigen System zum Ausdruck bringt, aber mein Gehirn funktioniert nicht mehr wie vor der Geburt des Kindes. Ich bin jetzt wirklich dumm. Ich fürchte, ich werde nie wieder clever, glücklich oder dünn sein. Ich fürchte, ich verwandle mich in einen Hund.
Stattdessen lächelte sie und sagte: Ja, es ist toll. Ich liebe es, Mutter zu sein.
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Rachel Yoder (Nightbitch)
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Khaldun betrachtete den Mond. "Die Leute denken manchmal, sie könnten die Geschichten aussperren, sie von sich fernhalten, Aber das ist unmöglich. Die Geschichten sind in uns."
Rawiya wandte sich ihm zu. Die fühlte sich gelöst und verstanden - zum ersten Mal, seit sie von zu Hause weggegangen war. "Man besteht aus Geschichten, die man sich selbst erzählt", hörte sie sich sagen, als kennten Khaldun und sie sich schon ewig, als wäre es das Natürlichste der Welt.
Khaldun nickte. "Genau." Er warf einen weißen Stein in die Luft, der kurz zwischen Wega und Horizont schwebte, bevor er wieder zu Boden fiel. "Wenn man die Geschichte der eigenen Herkunft nicht kennt, dann wird die eigene Stimme erdrückt, erstickt von den Worten anderer. Und darum, verstehst du, muss man genau auf die Grenzen seiner Geschichten achten, darauf, wo die eigene Stimme verstummt und eine fremde erklingt."
Der Wind ließ die Olivenblätter rascheln, und es schien fast, als ließe er auch die Sterne erschauern. "Dann sind Geschichten aus Worten gezeichnete Landkarten der Seele", sagte Rawiya.
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Zeyn Joukhadar (The Map of Salt and Stars)
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Für dich ist das Leben keine Waffe. Bücher lassen dich reisen, ohne das Haus zu verlassen. Sie erzählen dir, was dich da draußen erwartet - Abenteuer und Freiheit, Geheimnisse und Mädchen. Dieses Wissen macht dich wach. Und was für einen Sinn macht das Leben, wenn man nicht wach ist?
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Zoran Drvenkar (Der letzte Engel)
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Ihr könnt nicht alle regieren. Besser, ihr bringt eucht jetzt gleich gegenseitig um", empfiehlt die Katze meinen Freundinnen zum Abschied.
Snow runzelt die Stirn. "Du hast wohl zu viel Game of Thrones geschaut." Glücklicherweise folgen mir jetzt alle, sodass wir endlich Abstand zwischen uns und die durchgeknallte Katze bringen.
"Wer ich?", fragt die Grinsekatze. "Erster meines Namens, aus dem Hause Grin, Beschützer des Dunkelwaldes, Wächter über alle Thunfische, Vater von ...
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Nina MacKay (Rotkäppchen und der Hipster-Wolf (Hipster-Märchen, #1))