Nach Quotes

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Du kennst doch bestimmt den Spruch, dass Gott die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat. Guck dich mal um! Wenn man davon ausgeht, dass Gott ein Arschloch ist, ergibt das plötzlich mächtig viel Sinn.
Marc-Uwe Kling (Die Känguru-Chroniken (Die Känguru-Chroniken, #1))
A unjust law, is no law at all.
Martin Luther (Bibelausgaben, Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, mit Apokryphen, Neue Rechtschreibung, Schwarz (#1241))
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Michael Ende (Momo)
Kalle denkt—trotz der kostbaren Zeit—nach. Manchmal aber lohnt es sich, ein wenig Zeit für das Nachdenken zu opfern.
Astrid Lindgren (Kalle Blomquist, Eva Lotte und Rasmus)
Ist es nicht seltsam, wie viel dicker ein Buch wird, wenn man es mehrmals liest? [...] Als würde jedes Mal etwas zwischen den Seiten kleben bleiben. Gefühle, Gedanken, Geräusche, Gerüche ... Und wenn du dann nach vielen Jahren wieder in dem Buch blätterst, entdeckst du dich selbst darin, etwas jünger, etwas anders, als hätte das Buch dich aufbewahrt, wie eine gepresste Blüte, fremd und vertraut zugleich.
Cornelia Funke (Inkheart (Inkworld, #1))
The man he faced was everything Obi-Wan had devoted his life to destroying: Murderer. Traitor. Fallen Jedi. Lord of the Sith. NAd here, and now, despite it all... Obi-Wan still loved him
Matthew Woodring Stover (Star Wars™ - Episode III - Die Rache der Sith: Roman nach dem Drehbuch und der Geschichte von George Lucas)
... Laß mich heute nicht nach Hause gehen, Bis der Schatten ganz vorüber ist. Denn solange du noch bei mir bist, Fühle ich, es kann mir nichts geschehen.
Mascha Kaléko (Das lyrische Stenogrammheft)
Beurteile niemals ein Buch nach dem Umschlag!
Walter Moers (Das Labyrinth der Träumenden Bücher (Zamonien, #6) (Träumende Bücher, #2))
Und du? Kommst du manchmal an diesen Ort Und trauerst dem Kuss nach, den wir uns nicht gegeben haben?
Benoîte Groult
An cinniúnt, is dócha: féach an féileacán úd thall atá ag foluain os cionn mo choinnle. Ní fada go loiscfear a sciatháin mhaiseacha: cá bhfios dúinne nach bhfuil a fhios sin aige, freisin?
Pádraic Ó Conaire (An Chéad Chloch)
Voll Blüten steht der Pfirsichbaum nicht jede wächst zur Frucht sie schimmern hell wie Rosenschaum durch Blau und Wolkenflucht. Wie Blüten geh'n Gedanken auf hundert an jedem Tag -- lass' blühen, lass' dem Ding den Lauf frag' nicht nach dem Ertrag! Es muss auch Spiel und Unschuld sein und Blütenüberfluss sonst wär' die Welt uns viel zu klein und Leben kein Genuss.
Hermann Hesse (Bäume: Betrachtungen und Gedichte)
Sind sie vorbestraft? Du lieber Himmel ich wußte gar nicht, dass das immer noch nötig ist." Britischer Witz über die Einreise nach Australien
Eric Idle (Die Reise zum Mars : Roman)
Eine Viertelstunde später saß Rjuchin gänzlich einsam vor einer Zärte, leerte dazu ein Glas nach dem andern und war sich bewußt, daß er in seinem Leben nichts mehr ändern, sondern nur noch vergessen konnte.
Mikhail Bulgakov
Wir haben nach neuen Welten gesucht, aber keine gefunden. Also nahmen wir die unsere und versuchten, sie schöner und leuchtender zu machen. Doch je mehr Licht wir ihr gaben, umso tiefer wurden ihre Schatten.
Marie Graßhoff (Kernstaub - Über den Staub an Schmetterlingsflügeln (Kernstaub, #1))
So sind die Dinge manchmal. Wenn alles am schlimmsten ist, dann wirft der Verstand alles in einen Papierkorb und geht für eine Weile nach Florida. Da ist ein Was-zur-Hölle-soll's?-Gefühl in einem, während man da-steht und über die Schulter zu der Brücke zurückblickt, die man soeben niedergebrannt hat.
Richard Bachman (Rage)
Nur Momo konnte so lange warten und verstand was er sagte. Sie wußte, daß er sich so viel Zeit nahm, um niemals etwas Unwahres zu sagen. Denn nach seiner Meinung kam alles Unglück der Welt von den vielen Lügen, den absichtlichen, aber auch den unabsichtlichen, die nur aus Eile oder Ungenauigkeit entstehen.
Michael Ende (Momo)
Aber sie halten es für eine Legende!' 'Weil sie es dafür halten wollen. Vielleicht würden sich manche Märchen und Mythen als wahr herausstellen, wenn nur jemand den Mut aufbrächte, in einem Brunnen nach einer goldenen Kugel zu suchen oder die Dornenhecke vor einem Schloss zu zerschneiden.
Kai Meyer (Die Fließende Königin (Merle-Trilogie, #1))
Nach fünf Jahren Gegenwart ohne Zukunft habe ich endlich in die Mitvergangenheit gefunden
Daniel Glattauer
Der Mittelweg ist der einzige, der nicht nach Rom führt.
Arnold Schoenberg
Man sagte den Priestern Soltars nach,dass sie auf ewig das letzte Wort behielten. Nur die Priester sahen es angeblich anders ... und widersprachen dem Gerücht.
Richard Schwartz (Der Inquisitor von Askir (Die Götterkriege, #5))
Nach Hause zu kommen. Und nun ist da nur diese Dunkelheit und Leere. Ich hätte es wissen müssen, dass man niemals zurückkehren kann. Ich bin nicht mehr, der ich war, darum ist nichts mehr, wie es war. Jetzt weiß ich es.
Michael Ende (Der Spiegel Im Spiegel Ein Labyrinth)
Manches, was man als Kind erlebt hat, erhält seinen Sinn erst nach vielen Jahren. Und vieles, was uns später geschieht, bliebe ohne die Erinnerung an unsre Kindheit so gut wie unverständlich.
Erich Kästner (Als ich ein kleiner Junge war)
Man mag noch so viel über die beliebte Dreiecksthematik des Theaters schimpfen; zwei Personen alleine auf der Bühne, was sollen sie tun, als sich totdiskutieren oder insgeheim nach dem Dritten sehnen.
Günter Grass (The Tin Drum)
Wenn es tatsächlich das Orm war, das diese Bücher so besonders machte, dann war ich süchtig nach diesem Stoff, süchtig nach jeder von ihm gesättigten Zeile. Essen? Nebensache. Waschen? Zeitverschwendung. Nur Lesen, Lesen, Lesen war wichtig.
Walter Moers (The City of Dreaming Books (Zamonia, #4))
Ich liebte es, zu lesen und dabei zu essen. Ein Brot nach dem anderen, einen Keks nach dem anderen, süß und salzig im stetigen Wechsel. Es war wunderschön: Liebesgeschichten mit Gouda-Käse, Abenteuerromane mit Nuss-Schokolade, Familientragödien mit Müsli, Märchen mit weichen Karamellbonbons, Rittersagen mit Prinzenrolle.
Katharina Hagena (Der Geschmack von Apfelkernen)
Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen
Ray Bradbury
Die Straße stinkt nach Blut. Hier haben sie die Wahrheit massakriert.
Wolfgang Borchert (Draußen vor der Tür)
Warum bedauern wir Leute, die nicht reisen können? Weil sie sich, indem sie sich äußerlich nicht ausbreiten können, auch innerlich nicht auszudehnen vermögen, sie können sich nicht vervielfältigen, und so ist ihnen die Möglichkeit genommen, weitläufige Ausflüge in sich selbst zu unternehmen und zu entdecken, wer und was anderes sie auch hätten werden können.
Pascal Mercier
Ich streckte die Hand nach dir aus, und vielleicht, das ist meine Antwort auf deine Frage, ist es gerade dieses Ausstrecken, dieses Sich-Hinstrecken zum anderen, welches am dringendsten gebraucht wird.
Milena Michiko Flašar (I Called Him Necktie)
Ich weiß nicht, ob die verdummte Unterhaltung nach und nach dem kollektiven Intellekt unserer Nation geschadet hat oder ob die geistige Faulheit des Publikums zuerst da war und wir sie nur bedient haben.
Joey Goebel (Torture the Artist)
Ich hört' in meiner Bücherei des Nachts Den Bücherwurm den Schmetterling befragen: "Ich habe mein Nest in Ibn Sinas Blättern, Bin in Farabis Manuskript beschlagen - Den Sinn des Lebens hab' ich nicht verstanden, Ganz sonnenlos leb' ich in finstern Tagen!" Wie schön sprach darauf der halbverbrannte Falter: "Nach diesem Punkt darfst du nicht Bücher fragen: Nur Fieberglut kann neues Leben bringen, Nur Fieberflut gibt deinem Leben Schwingen!
Muhammad Iqbal
Gott beurteilt die Menschen nach ihren Herzen und nicht nach ihrer Hautfarbe.
Harriet Ann Jacobs
Es war einer von jenen Abenden, wo man sich nach etwas sehnt, und man weiß nicht, wonach.
Astrid Lindgren (Der Drache mit den roten Augen)
Wenn es immer nach deinem Kopf ginge, du kröchest dein Leben lang im Staub." - "Immer noch besser, als ich kröch um den Thron herum.
Friedrich Schiller
Alles ist nach seiner Art: an ihr wirst du nichts ändern
Richard Wagner (The Ring of the Nibelung)
So. Jetzt läßt das Zucken nach. Jetzt liegst du still. Wir sind am Ende von Physiologie und Theologie, die Physik beginnt.
Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz)
Ach Harry, wir müssen durch so viel Dreck und Unsinn tappen, um nach Hause zu kommen! Und wir haben niemand, der uns führt, unser einziger Führer ist das Heimweh.
Hermann Hesse (Steppenwolf)
Einer von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist.
Wolfgang Borchert (Draußen vor der Tür)
Ein Hurenhaus geriet um Mitternacht in Brand. Schnell sprang, zum Löschen oder Retten, Ein Dutzend Mönche von den Betten. Wo waren die? Sie waren – – bei der Hand. Ein Hurenhaus geriet in Brand.
Gotthold Ephraim Lessing (Sinngedichte. Mit 35 Abbildungen nach Stichen von Daniel Chodowiecki)
Wie rau der Morgen war. So weiß, so kühl gegen das sanfte Violett der Nacht; so harsch und bloß nach den reich gekleideten Träumen. So unnachsichtig klar, wie Glassplitter auf der nackten Haut, wenn sie noch weich und verwundbar war unter den Laken. So herzzerreißend licht, wenn man sterben musste.
Lilach Mer (Der siebte Schwan)
Siehst Du, Momo", sagte er, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man." Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen!" Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Michael Ende (Momo)
Mancher wird niemals Mensch, bleibt Frosch, bleibt Eidechse, bleibt Ameise. Mancher ist oben Mensch und unten Fisch. Aber jeder ist ein Wurf der Natur nach dem Menschen hin. Und allen sind die Herkünfte gemeinsam, die Mütter, wir alle kommen aus demselben Schlunde; aber jeder strebt, ein Versuch und Wurf aus den Tiefen, seinem eigenen Ziel zu. Wir können einander verstehen; aber deuten kann jeder nur sich selbst.
Hermann Hesse (Demian)
Der Natur sind die Tragödien, die sich in ihr abspielen, egal. Noch kein Galgenbaum hat sich darüber aufgeregt, daß Unschuldige an ihm aufgeknüpft wurden. Kein Grashalm eines Schlachtfeldes trauert den Gefallenen nach.
Walter Moers (Ensel und Krete: Ein Märchen aus Zamonien (Zamonien, #2))
Geschichten sind die Essenz des Lebens, Apolonia", sagte er, so ernst wie immer, und sie hatte das Gefühl, dass es auf der ganzen Welt keinen gescheiteren Menschen gab. "Menschen kommen und gehen. Aber Geschichten überdauern die Zeit, denn sie sind hier in den Büchern, sie sind wie Schätze eingeschlossen und leben ewig. Du, Apolonia, wirst all das hier erben und nach mir die Bücher kaufen, verkaufen und lieben, die die ganze Schönheit der Welt in sich tragen.
Jenny-Mai Nuyen (Nocturna - Die Nacht der gestohlenen Schatten)
رئيس الوزراء : إن ثورة الشعب لا يجب القضاء عليها و إنما يجب توجيهها إلي ناحية أخري تنفعنا في النهاية
Friedrich Dürrenmatt (Ein Engel kommt nach Babylon)
Kinder lieben ihre Eltern zuerst. Nach einer Weile beurteilen sie sie. Selten, wenn je, verzeihen sie ihnen.
Oscar Wilde (A Woman of No Importance)
Ich sehne mich nach Ausrufezeichen, aber ich ertrinke in Ellipsen.
Isaac Marion (Warm Bodies (Warm Bodies, #1))
und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.
Rainer Maria Rilke (Letters to a Young Poet)
The Greek word for "return" is nostos. Algos means "suffering." So nostalgia is the suffering caused by an unappeased yearning to return. To express that fundamental notion most Europeans can utilize a word derived from the Greek (nostalgia, nostalgie) as well as other words with roots in their national languages: añoranza, say the Spaniards; saudade, say the Portuguese. In each language these words have a different semantic nuance. Often they mean only the sadness caused by the impossibility of returning to one's country: a longing for country, for home. What in English is called "homesickness." Or in German: Heimweh. In Dutch: heimwee. But this reduces that great notion to just its spatial element. One of the oldest European languages, Icelandic (like English) makes a distinction between two terms: söknuour: nostalgia in its general sense; and heimprá: longing for the homeland. Czechs have the Greek-derived nostalgie as well as their own noun, stesk, and their own verb; the most moving, Czech expression of love: styska se mi po tobe ("I yearn for you," "I'm nostalgic for you"; "I cannot bear the pain of your absence"). In Spanish añoranza comes from the verb añorar (to feel nostalgia), which comes from the Catalan enyorar, itself derived from the Latin word ignorare (to be unaware of, not know, not experience; to lack or miss), In that etymological light nostalgia seems something like the pain of ignorance, of not knowing. You are far away, and I don't know what has become of you. My country is far away, and I don't know what is happening there. Certain languages have problems with nostalgia: the French can only express it by the noun from the Greek root, and have no verb for it; they can say Je m'ennuie de toi (I miss you), but the word s'ennuyer is weak, cold -- anyhow too light for so grave a feeling. The Germans rarely use the Greek-derived term Nostalgie, and tend to say Sehnsucht in speaking of the desire for an absent thing. But Sehnsucht can refer both to something that has existed and to something that has never existed (a new adventure), and therefore it does not necessarily imply the nostos idea; to include in Sehnsucht the obsession with returning would require adding a complementary phrase: Sehnsucht nach der Vergangenheit, nach der verlorenen Kindheit, nach der ersten Liebe (longing for the past, for lost childhood, for a first love).
Milan Kundera (Ignorance)
Meiner Erfahrung nach werden die meisten Probleme im Leben dadurch verursacht, dass entscheidende Informationen fehlen. Viele Leute wissen eben nicht das, was sie wissen müssen. Einige ignorieren die Wahrheit, andere verstehen sie ganz einfach nicht.
Brandon Sanderson (Alcatraz Versus the Evil Librarians (Alcatraz, #1))
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich am liebsten bei einem Flugzeugabsturz sterben. Aber auf gar keinen Fall im Bett. Vielleicht mit Ines, oder mit Frau Sprengel, auf dem Linienflug nach Südamerika. Das rechte Triebwerk ist mit einem kaum hörbaren Knall explodiert und zieht eine endlose Feuerschleppe hinter sich her, als wir gerade über dem offenen Meer sind. Die Passagiere kreischen, einige ganz Doofe betteln die Stewardess um Fallschirme an. Ich lege meine Lektüre aus der Hand, beuge mich zu Ines, und sage, ich hatte noch gar nicht zu Ende gelesen. Und Ines sagt, gut, dass wir nicht das teure Hotel gebucht haben. Und wir schauen uns an und wissen, dass wir uns verstanden haben in diesem Leben. Durch das kleine runde Fenster rast die Wasseroberfläche auf uns zu, die bei dieser Geschwindigkeit härter ist als Beton, und ich halte Ines fest und flüstere ihr etwas in Ohr, solange ich noch flüstern kann und solange sie noch ein Ohr hat.
Wolfgang Herrndorf
En griego, «regreso» se dice nostos. Algos significa “sufrimiento”. La nostalgia es, pues, el sufrimiento causado por el deseo incumplido de regresar. La mayoría de los europeos puede emplear para esta noción fundamental una palabra de origen griego (nostalgia) y, además, otras palabras con raíces en la lengua nacional: en español decimos “añoranza”; en portugués, saudade. En cada lengua estas palabras poseen un matiz semántico distinto. Con frecuencia tan sólo significan la tristeza causada por la imposibilidad de regresar a la propia tierra. Morriña del terruño. Morriña del hogar. En inglés sería homesickness, o en alemán Heimweh, o en holandés heimwee. Pero es una reducción espacial de esa gran noción. El islandés, una de las lenguas europeas más antiguas, distingue claramente dos términos: söknudur: nostalgia en su sentido general; y heimfra: morriña del terruño. Los checos, al lado de la palabra “nostalgia” tomada del griego, tienen para la misma noción su propio sustantivo: stesk, y su propio verbo; una de las frases de amor checas más conmovedoras es styska se mi po tobe: “te añoro; ya no puedo soportar el dolor de tu ausencia”. En español, “añoranza” proviene del verbo “añorar”, que proviene a su vez del catalán enyorar, derivado del verbo latino ignorare (ignorar, no saber de algo). A la luz de esta etimología, la nostalgia se nos revela como el dolor de la ignorancia. Estás lejos, y no sé qué es de ti. Mi país queda lejos, y no sé qué ocurre en él. Algunas lenguas tienen alguna dificultad con la añoranza: los franceses sólo pueden expresarla mediante la palabra de origen griego (nostalgie) y no tienen verbo; pueden decir: je m?ennuie de toi (equivalente a «te echo de menos» o “en falta”), pero esta expresión es endeble, fría, en todo caso demasiado leve para un sentimiento tan grave. Los alemanes emplean pocas veces la palabra “nostalgia” en su forma griega y prefieren decir Sehnsucht: deseo de lo que está ausente; pero Sehnsucht puede aludir tanto a lo que fue como a lo que nunca ha sido (una nueva aventura), por lo que no implica necesariamente la idea de un nostos; para incluir en la Sehnsucht la obsesión del regreso, habría que añadir un complemento: Senhsucht nach der Vergangenheit, nach der verlorenen Kindheit, o nach der ersten Liebe (deseo del pasado, de la infancia perdida o del primer amor).
Milan Kundera (Ignorance)
Es gibt Menschen, die können nie nach Phantasien kommen, und es gibt Menschen, die können es, aber sie bleiben für immer dort. Und dann gibt es noch einige, die gehen nach Phantasien und kehren wieder zurück. So wie du, Bastian. Und sie machen beide Welten gesund.
Michael Ende
...nicht nur in der Zeit sind wir ausgebreitet. Auch im Raum erstrecken wir uns weit über das hinaus, was sichtbar ist. Wir lassen etwas von uns zurück, wenn wir einen Ort verlassen, wir bleiben dort, obgleich wir wegfahren. Und es gibt Dinge an uns, die wir nur dadurch wiederfinden können, dass wir dorthin zurückkehren. Was könnte aufregender sein, als ein unterbrochenes Leben mit all seinen Versprechen wieder aufzunehmen?
Pascal Mercier
It is in this blazing moment that you finally understand the trap of the dark side, the final cruelty of the Sith - Because now your self is all you will ever have.
Matthew Woodring Stover (Star Wars™ - Episode III - Die Rache der Sith: Roman nach dem Drehbuch und der Geschichte von George Lucas)
Die Leute schauen vorbei, nehmen ein paar Drinks, hören sich die Musik an, unterhalten sich und gehen dann nach Hause. Sie sind bereit, für ein paar Drinks bis hier hinauszufahren und dann noch eine Menge Geld auszugeben – und weißt du, warum? Weil jeder das gleiche sucht: einen imaginären Ort, sein eigenes Luftschloss, und darin seinen ganz besonderen privaten Winkel.
Haruki Murakami (South of the Border, West of the Sun)
[Der Mensch] würde dem Wahnsinn verfallen, wenn er sich nicht aus diesem Gefängnis befreien könnte - wenn er nicht in irgendeiner Form seine Hände nach anderen Menschen ausstrecken und sich mit der Welt außerhalb seiner selbst vereinigen könnte.
Erich Fromm (Die Kunst des Liebens)
Vermutlich [...] streben die meisten Menschen auf der Welt gar nicht nach Freiheit. Sie bilden es sich nur ein. Alles Illusion. Wären sie auf einmal tatsächlich frei, wären viele ziemlich aufgeschmissen. [...] In Wirklichkeit lieben wir die Unfreiheit.
Haruki Murakami (Kafka on the Shore)
Um kleine, aber reizende Gärten, in denen Oleander und Palmen gediehen und zierliche, von Rabatten umfaßte Springbrunnen gurgelten, dehnten sich, meist U-förmig nach Süden gebaut, die eigentlichen Flügel der Anwesen aus: sonnendurchflutete, seidentapetenbespannte Schlafgemächer in den Obergeschossen, prächtige mit exotischem Holz getäfelte Salons zu ebener Erde und Speisesäle, bisweilen terrassenhaft ins Freie vorgebaut, in denen tatsächlich, wie Baldini erzählt hatte, mit goldenem Besteck von porzellanenen Tellern gegessen wurde.
Patrick Süskind (Das Parfum)
Gewiss hat sich die westliche Welt über alle Maßen für Philosophie und Politik interessiert und sich in geradezu unsinniger Weise um philosophische und politische Fragen gestritten; gewiss hat die westliche Welt auch eine wahre Leidenschaft für Literatur und Kunst entwickelt; aber nichts in ihrer ganzen Geschichte hat eine solche Bedeutung gehabt wie das Bedürfnis nach rationaler Gewissheit. Diesem Bedürfnis nach rationaler Gewissheit hat die westliche Welt schließlich alles geopfert: ihre Religion, ihr Glück, ihre Hoffnungen und letztlich ihr Leben.
Michel Houellebecq (The Elementary Particles)
Es lässt sich wohl kaum abstreiten… dass die Vorstellung von einem freien, ungebundenen Leben uns seit jeher berauscht und beflügelt hat. In unserer Gedankenwelt verbinden wir damit die Flucht vor der Last der Geschichte, vor Unterdrückung, dem Gesetz und lästigen Verpflichtungen. Wir sehen uns nach der absoluten Freiheit, und der Weg dorthin führte schon immer gen Westen.
Wallace Stegner (The American West as Living Space)
Odd, the words: ‘while away the time’. How to hold it fast the harder thing. Who is not fearful: where is there a staying, where in all this is there any being? Look, as the day slows towards the space that draws it into dusk: rising became upstanding, standing a laying down, and then that which accepts its lying blurs to darkness. Mountains rest, outgloried be the stars - but even there, time’s transition glimmers. Ah, nightly refuged in my wild heart, roofless, the imperishable lingers. --- Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben! Sie zu halten, wäre das Problem. Denn, wen ängstigts nicht: wo ist ein Bleiben, wo ein endlich Sein in alledem? - Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt: Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen, und das willig Liegende verschwimmt - Berge ruhn, von Sternen überprächtigt; - aber auch in ihnen flimmert Zeit. Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt obdachlos die Unvergänglichkeit.
Rainer Maria Rilke
Um Vampir zu sein, muss man sich für das Leben entscheiden - für das eigene Leben, nicht das eines anderen - und zwar Tag für Tag. Du musst dein Leben über den Schlaf, über den Frieden, über die Trauer und über den Tod stellen. Letztendlich definiert uns unser unausgesetzter Wunsch nach Leben. Ohne ihn sind wir nichts als Albträume, als Gespenster: Schatten der Menschen, die wir einst waren.
Deborah Harkness (Time's Convert (All Souls, #4))
Das Fazit aus alledem lautet: Wir leben in einem Universum, dessen Alter wir nicht berechnen können, umgeben von Sternen, deren Entfernung wir nicht kennen, zwischen Materie, die wir nicht identifizieren können, und alles funktioniert nach physikalischen Gesetzen, deren Eigenschaften wir eigentlich nicht verstehen.
Bill Bryson (A Short History of Nearly Everything)
I am in a chaos of principles—groping in the dark—acting by instinct and not after example. Eight or nine years ago when I came here first, I had a neat stock of fixed opinions, but they dropped away one by one; and the further I get the less sure I am. I doubt if I have anything more for my present rule of life than following inclinations which do me and nobody else any harm, and actually give pleasure to those I love best. There, gentlemen, since you wanted to know how I was getting on, I have told you. Much good may it do you! I cannot explain further here. I perceive there is something wrong somewhere in our social formulas: what it is can only be discovered by men or women with greater insight than mine—if, indeed, they ever discover it—at least in our time. Gekürzt: Meine Grundsätze sind in Wirrwarr geraten – ich taste im dunkeln -, handle aus Instinkt und nicht nach Vorbildern. Vor acht oder neun Jahren, […] hatte ich einen schönen Vorrat feststehender Meinungen; aber die sind mir eine nach der andern abhanden gekommen; je älter ich werde , um so weniger sicher bin ich. Eigentlich befolge ich jetzt keine andere Lebensregel, als dass ich Neigungen nachgehe, die weder mir noch sonst jemandem schaden, sondern denen, die ich liebe, wirklich Freude machen. […] Ich spüre, dass etwas in unserem sozialen Gefüge nicht stimmt: aber was es ist, das können nur Männer und Frauen mit besserer Einsicht als ich herausfinden – wenn sie es überhaupt herausfinden können – wenigstens in unserer Zeit.
Thomas Hardy (Jude: The Shooting Script (Shooting Scripts))
(COMPARE) - Our birth is but a dream and a forgetting (Wordsworth) - ...so schläft er sehr rasch wieder ein, und schon nach vierundzwanzig Stunden ist es, als sei man niet weg gewesen und als sei die Reise der Traum einer Nacht. (Thomas Mann) - Thetis baptized her mortal son in Styx; A mortal mother would on Lethe fix. (Byron)
William Wordsworth (Ode: Intimations of Immortality from Recollections of Early Childhood)
Sie hält nicht, was sie verspricht. Weder ist die ihre eingeschriebene soziale Verpflichtung des Eigentums Wirklichkeit geworden, noch ist jeder Bürger vor dem Gesetz gleich. Als sich nach dem Zerfall des anderen deutschen Staates Aussicht auf Einheit bot, wurde der Schlußartikel des Grundgesetzes, der im Fall möglicher Vereinigung beider Staaten vorschrieb, der gesamtdeutschen Bevölkerung eine neue Verfassung vorzulegen, gebeugt und später getilgt. Und seitdem das Verfassungsrecht auf Asyl beschnitten, nur noch Fragment ist, sind Abschiebehaft und gewaltsames Abschieben von Flüchtlingen tagtägliche Praxis; beschämend nicht nur für jeden, der sich noch immer Verfassungspatriot nennt
Günter Grass (Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung)
Der Bibliomane", fuhr er fort, "verkörpert in Buchhaim eine der am liebsten gesehenen Kategorien des Biblionismus. Er ist von dem Wunsch beseelt, möglichst viele Bücher zu erwerben und mit nach Hause zu nehmen. Ein durchschnittlicher Büchersammler also. Sofern er dies im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften tut und die Bücher nicht klaut, ist der Bibliomane der willkommenste Gast der Stadt - wir alle leben von ihm. Die Gruppe der Bibliomanen ist eine sehr große.
Walter Moers (Das Labyrinth der Träumenden Bücher (Zamonien, #6))
Ich dachte daran, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, bis ich Tschick in seinem Heim besuchen konnte, und ich dachte an Isas Brief. Auch an Horst Fricke und sein Carpe diem musste ich denken. Ich dachte an das Gewitter über dem Weizenfeld, an Pflegeschwester Hanna und den Geruch von grauem Linoleum. Ich dachte, dass ich das alles ohne Tschick nie erlebt hätte in diesem Sommer und dass es ein toller Sommer gewesen war, der beste Sommer von allen, und an all das dachte ich, während wir da die Luft anhielten und durch das silberne Schillern und die Blasen hindurch nach oben guckten, wo sich zwei Uniformen ratlos über die Wasseroberfläche beugten und in einer stummen, fernen Sprache miteinander redeten, in einer anderen Welt - und ich freute mich wahnsinnig. Weil, man kann zwar nicht ewig Luft anhalten. Aber doch ziemlich lange.
Wolfgang Herrndorf (Tschick)
Im Grunde genommen geht es immer noch um den Satz, den ich damals auf meinen Gaderobespiegel geschrieben habe und dessen Ende weggewischt hatte: "Ich passe auf mich auf, aber falls mir etwas passieren sollte..." Die Sache ist die, dass man das nicht einfach wegwischen kann. Falls man nicht gerade beschlossen hat, blind und feig durchs Leben zu gehen, muss man eine Antwort finden auf die Frage, wie dieser Satz weitergehen soll. Und man kann die Frage, was man sich wünscht für die Zeit nach seinem Tod, nicht beantworten, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was man sich wahrhaft wünscht für die Zeit davor.
Andreas Eschbach (Die seltene Gabe)
Ihr müßt an die absolute und endgültige Macht des Willens glauben, den man mit unerbittlicher Disziplin trainieren und verstärken muß,bis er aus unseren Nervenzentren schießt und sich mit unvorstellbarer Kraft und Geschwindigkeit über die Grenzen unserer Muskeln hinwegsetzt. Unser Wille muß aus uns heraustreten, um sich der Materie zu bemächtigen und sie nach unserem Belieben zu verändern. Auf diese Weise können wir alles, was uns umgibt, formen und endlos das Antlitz der Welt erneuern.
Filippo Tommaso Marinetti
Gefährlich und schlecht sind nur jene Traurigkeiten, die man unter die Leute trägt, um sie zu übertönen; wie Krankheiten, die oberflächlich und töricht behandelt werden, treten sie nur zurück und brechen nach einer kleinen Pause um so furchtbarer aus; und sammeln sich an im Innern und sind Leben, sind ungelebtes, verschmähtes, verlorenes Leben, an dem Man sterben kann.
Rainer Maria Rilke (Letters to a Young Poet)
Sollten Sie in Ihrem Leben einmal dieses Gefühl haben, dass plötzlich alles einen Sinn ergibt, dann sind Sie sehr wahrscheinlich auf eine Verschwörungstheorie hereingefallen. Seien wir ehrlich, man kann mit gutem Recht vieles über das Leben auf diesem Planeten sagen, aber gewiss nicht, dass es einen Sinn ergibt. Gemeinerweise ist die Suche nach einem Sinn natürlich genau das, worauf Menschen programmiert sind. Eine Verschwörungstheorie ist eine Menschenfalle mit einem Köder aus falschem Sinn.
Marc-Uwe Kling (QualityLand 2.0 (QualityLand, #2))
Außerdem zeigte sich nach ein paar Jahrzehnten, in denen der Neoliberalismus die vorherrschende Denkart gewesen war, dass seine Behauptungen sehr offensichtlich nicht mit der Realität übereinstimmten. Da lag es nahe, aus der Ideologie eine Religion zu machen, ist es doch eines der hervorstechendsten Merkmale von Religionen, dass sie sehr offensichtlich nicht mit der Realität übereinstimmen. Was der Neoliberalismus verspricht, kann man mit gesundem Menschenverstand nicht nachvollziehen. Das muss man schon glauben.
Marc-Uwe Kling (QualityLand 2.0 (QualityLand, #2))
Das Kind redet weiter. Beim Reden bleibt etwas auf der Zunge liegen. Das Kind denkt sich, es kann nur die Wahrheit sein, die sich auf die Zunge liegt wie ein Kirschkern, der nicht in den Hals fallen will. Solange die Stimme beim Reden ins Ohr steigt, wartet sie auf die Wahrheit. Aber gleich nach dem Schweigen, denkt sich das Kind, ist alles gelogen, weil die Wahrheit in den Hals gefallen ist.
Herta Müller (The Land of Green Plums)
Der Pragmatismus ersetzt uns alles, was früher die großen Ideen, die Ideologien und Religionen, der Glaube an Friede, Menschenrechte und Demokratie zu bieten hatten. Der Pragmatismus hält uns davon ab, zu Verbrechern zu werden, oder er macht uns zu solchen, wenn es nötig ist. Er legitimiert das Bestehen von Rechtssystem, Familie und Arbeit, er lässt uns nett sein und empfiehlt, sich ein angenehmes Äußeres zu erwerben. Nachdem wir uns aller Zwänge nach und nach erledigt haben, sorgt ein einziger Betreuer für uns: Pragmatismus.
Juli Zeh (Spieltrieb)
Dass Worte etwas bewirkten, dass sie jemanden in Bewegung setzen oder aufhalten, zum Lachen oder Weinen bringen konnten: Schon als Kind hatte er es rätselhaft gefunden, und es hatte nie aufgehört, ihn zu beeindrucken. Wie machten die Worte das? War es nicht wie Magie?
Pascal Mercier (Nachtzug nach Lissabon)
(…) und ich möchte Sie, so gut ich es kann bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie jetzt nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein.
Rainer Maria Rilke
Wenn schon das ökonomische Terrorsystem in seinem Zerstörungs- und Selbstzerstörungsprozeß nicht mehr aufgehalten werden kann, so gilt doch immer noch die Devise der Kritischen Theorie, sich von der eigenen Ohnmacht nicht dumm machen zu lassen. Unter den gegebenen Umständen kann das nur heißen, jede Mitverantwortung für "Marktwirtschaft" und "Demokratie" zu verweigern, nur noch "Dienst nach Vorschrift" zu machen und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das möglich ist: Es ist immer noch besser, Emigrant im eigenen Land zu werden, als in den inhaltslosen Plastikdiskurs der demokratischen Politik einzustimmen. Die Gedanken sind frei, auch wenn sonst gar nichts mehr frei ist.
Robert Kurz
Ich weiss wie er heisst und dass er Karate macht und reitet. Ist ein seltsamer Mensch. Aber das ist jetzt auch egal. Ich will nach Hause. Bringst du mich bitte nach Hause?" Amüsiert feixte Tillmann mich an. Das hättest du dir vorher überlegen sollen, Ellie. Ich hab keine Ahnung, wo wir sind." Jetzt nimm mich bitte nicht auf den Arm, es reicht für heute Nacht..." Ehrlich, Ellie. Du bist wie eine Bekloppte mitten durch den Wald gerannt. Ich weiss nicht, wo wir sind. Wir müssen warten, bis es hell ist.
Bettina Belitz (Splitterherz (Splitterherz, #1))
Oskar antwortet: Afrika suchte ich unter den Röcken, womöglich Neapel, das man bekantlich gesehen haben nuß. Da flossen die Ströme zusammen, da war die Wasserscheide, da wehten besondere Winde, da konnte es aber auch windstill sein, da rauschte der Regen, aber man saß im Trocken, da machten die Schiffe fest, oder die Anker wurden gelichtet, da saß neben Oskar der liebe Gott, der es schon immer gerne warm gehabt hat, da putzte der Teufel sein Fernrohr, da spielten Engelchen blinde Kuh; unter den Röcken mein Großmutter war immer Sommer, auch wenn der Weihnachtsbaum brannte, auch wenn ich Ostereier suchte oder Allerheiligen feierte. Nirgendwo konnte ich ruhiger nach dem Kalendar leben als unter den Röcken meiner Großmutter.
Günter Grass (El tambor de hojalata)
Aber nun, da so vieles anders wird, ist es nicht an uns, uns zu verändern? Könnten wir nicht versuchen, uns ein wenig zu entwickeln, und unseren Anteil Arbeit in der Liebe langsam auf uns nehmen nach und nach? Man hat uns alle ihre Mühsal erspart, und so ist sie uns unter die Zerstreuungen geglitten, wie in eines Kindes Spiellade manchmal ein Stück echter Spitze fällt und freut und nicht mehr freut und endlich daliegt unter Zerbrochenem und Auseinandergenommenem, schlechter als alles. Wir sind verdorben vom leichten Genuß wie alle Dilettanten und stehen im Geruch der Meisterschaft. Wie aber, wenn wir unsere Erfolge verachteten, wie, wenn wir ganz von vorne begännen die Arbeit der Liebe zu lernen, die immer für uns getan worden ist? Wie, wenn wir hingingen und Anfänger würden, nun, da sich vieles verändert.
Rainer Maria Rilke (The Notebooks of Malte Laurids Brigge)
Als ich aus Kuwait zurückkam, war das Geld auf meinem Konto. Was hätte ich machen sollen? Nach Kuwait fliegen und dem Attache sagen, er solle sein Geld wieder nehmen und mir meien Freundin wiedergeben? Mich, wenn er mir ins Geischt lacht, beim Emir beschweren? Unseren Außenminister bitten, er soll mit dem Emir sprechen? Hätte ich ein paar Kerle von der Russenmafia engagieren und mit ihnen die Anlage aufrollen sollen, in der der Attache gewohnt und sie vermutlich gefangen gehalten hat? Ich weiß, ein richtiger Mann, der seine Frau liebt, haut sie raus. Wenn er dabei zugrunde geht, geht er dabei zugrunde. Besser mit Anstand sterben als in Feigheit leben. Ich weiß auch, dass ich mit drei Millionen eigentlich genug Geld hatte, um mir Russen und die Waffen und den Hubschrauber und was man sonst noch braucht zu besorgen. Aber das ist Film. Das ist nicht meine Welt. Das kann ich nicht. Die Kerle von der Russenmafia würden mir einfach Geld abnehmen, und die Waffen wären verrostet, und der Hubschrauber hätte einen Getriebesschaden.
Bernhard Schlink (Sommerlügen)
Wenn die Disputation etwas streng und formell geführt wird und man sich recht deutlich verständigen will so verfährt der welcher die Behauptung aufgestellt hat und sie beweisen soll gegen seinen Gegner fragend um aus seinen eignen Zugeständnissen die Wahrheit der Behauptung zu schließen. Diese erotematische Methode war besonders bei den Alten im Gebrauch heißt auch Sokratische : auf dieselbe bezieht sich der gegenwärtige Kunstgriff und einige später folgende. Sämtlich frei bearbeitet nach des Aristoteles Liber de elenchis sophisticis 15. Viel auf ein Mal und weitläufig fragen um das was man eigentlich zugestanden haben will zu verbergen. Dagegen seine Argumentation aus dem zugestandenen schnell vortragen: denn die langsam von Verständnis sind können nicht genau folgen und übersehn die etwaigen Fehler oder Lücken in der Beweisführung.
Arthur Schopenhauer (Die Kunst, Recht zu behalten)
Nur hat der Paul dieses sein Denkvermögen genauso ununterbrochen beim Fenster hinausgeworfen, wie sein Geldvermögen, aber während sein Geldvermögen sehr bald endgültig zum Fenster hinausgeworfen und erschöpft gewesen war, war sein Denkvermögen tatsächlich unerschöpflich; er warf es ununterbrochen zum Fenster hinaus und es vermehrte sich (gleichzeitig) ununterbrochen, je mehr er von seinem Denkvermögen aus dem Fenster (seines Kopfes) hinauswarf, desto mehr vergrößerte es sich, das ist ja das Kennzeichen solcher Menschen, die zuerst verrückt sind und schließlich als wahnsinnig bezeichnet werden, dass sie immer mehr und immer ununterbrochen ihr Geistesvermögen zum Fenster (ihres Kopfes) hinauswerfen und sich gleichzeitig in diesem ihrem Kopf ihr Geistesvermögen mit derselben Geschwindigkeit, mit welcher sie es zum Fenster (ihres Kopfes) hinauswerfen, vermehrt. Sie werfen immer mehr Geistesvermögen zum Fenster (ihres Kopfes) hinaus und es wird gleichzeitig in ihrem Kopf immer mehr und naturgemäß immer bedrohlicher und schließlich kommen sie mit dem Hinauswerfen ihres Geistesvermögens (aus ihrem Kopf) nicht mehr nach und der Kopf hält das sich fortwährend in ihrem Kopf vermehrende und in diesem ihrem Kopf angestaute Geistesvermögen nicht mehr aus und explodiert.
Thomas Bernhard (Wittgenstein’s Nephew)
„Nach getaner Arbeit“, murmelte Nike ungnädig. Ihrer Meinung nach überarbeitete sich der Weihnachtsmann nicht gerade, auch wenn er darauf achtete, in den Medien so dargestellt zu werden. Er lieferte nicht einmal die Geschenke aus, obwohl er dafür gefeiert wurde. In Interviews, bei denen sich der feine Herr stets mit Schlitten und Rentieren fotografieren ließ, sprach er nie darüber, dass das Ausliefern der Gaben zu den Arbeiten der Weihnachtselfen gehörte. Bei solchen Gelegenheiten wurden sie von ihm nur als seine kleinen Helferlein bezeichnet, die in den Werkstätten am Nordpol die Spielzeuge zusammenbauten, welche die braven Kinder dann zu Weihnachten unter dem Christbaum fanden. In Wahrheit hielt der Weihnachtsmann nur werbewirksam seinen Rauschebart und seine weiße Lockenpracht in die Kameras und griff die Lorbeeren ab, die eigentlich den Elfen zugestanden hätten. Nike schnaubte abfällig.
Martina Bernsdorf (Weihnachtselfen küssen gut (German Edition))
Dieser junge Bursche, der sich in einem Alter nach Jerusalem begibt, in dem die meisten seiner Gefährten sich kaum erst vor das eigene Tor wagen, ist vielleicht nicht gerade ein Adler an Scharfsinn, kein Ausbund an Intelligenz, unsere Achtung verdient er aber dennoch, er trägt, wie es selbst erklärte, eine Wunde in der Seele, und da seine Natur es ihm verwehrt, darauf zu warten, dass die schlichte Gewohnheit, mit ihr zu leben, diese heilte, bis sie sich in gutgewillter Vernarbung schlösse, die im Nichtdenken besteht, begab er sich statt dessen auf die Suche nach der Welt, um, wer weiß, die Wunden vielleicht zu vervielfachen und aus ihnen allen einen einzigen und endgültigen Schmerz zu bereiten.
José Saramago (The Gospel According to Jesus Christ)
Guter Rat Laß dein Grämen und dein Schämen! Werbe keck und fordre laut, Und man wird sich dir bequemen, Und du führest heim die Braut. Wirf dein Gold den Musikanten, Denn die Fiedel macht das Fest; Küsse deine Schwiegertanten, Denkst du gleich: Hol euch die Pest! Rede gut von einem Fürsten, Und nicht schlecht von einer Frau; Knickre nicht mit deinen Würsten, Wenn du schlachtest eine Sau. Ist die Kirche dir verhaßt, Tor, Desto öfter geh hinein; Zieh den Hut ab vor dem Pastor, Schick ihm auch ein Fläschchen Wein. Fühlst du irgendwo ein Jücken, Kratze dich als Ehrenmann; Wenn dich deine Schuhe drücken, Nun, so zieh Pantoffeln an. Hat versalzen dir die Suppe Deine Frau, bezähm die Wut, Sag ihr lächelnd: Süße Puppe, Alles was du kochst ist gut. Trägt nach einem Schal Verlangen Deine Frau, so kauf ihr zwei; Kauf ihr Spitzen, goldne Spangen Und Juwelen noch dabei. Wirst du diesen Rat erproben, Dann, mein Freund! genießest du Einst das Himmelreich dort oben, Und du hast auf Erden Ruh.
Heinrich Heine (Gedichte 1853 und 1854 (German Edition))
Am Anfang merkt man noch nicht viel davon. Man hat eines Tages keine Lust mehr irgendetwas zu tun. Nichts interessiert einen, man ödet sich. Aber diese Unlust verschwindet nicht wieder, sondern sie bleibt und nimmt langsam immer mehr zu. Sie wird schlimmer von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Man fühlt sich immer missmutiger, immer leerer im Innern, immer unzufriedener mit sich und der Welt. Dann hört nach und nach sogar dieses Gefühl auf und man fühlt gar nichts mehr. Man wird ganz gleichgültig und grau, die ganze Welt kommt einem fremd vor und geht einen nichts mehr an. Es gibt keinen Zorn mehr und keine Begeisterung, man kann sich nicht mehr freuen und nicht mehr trauern, man verlernt das Lachen und das Weinen. Dann ist es kalt geworden in einem und man kann nichts und niemand mehr lieb haben. Wenn es einmal so weit gekommen ist, dann ist die Krankheit unheilbar. Es gibt keine Rückkehr mehr. Man hastet mit leerem, grauem Gesicht umher, man ist genauso geworden wie die grauen Herren selbst. Ja, dann ist man einer der ihren. Diese Krankheit heißt: die tödliche Langeweile.
Michael Ende
In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls, gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der 'Weltgeschichte': aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben. - So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt; es gab Ewigkeiten, in denen er nicht war; wenn es wieder mit ihm vorbei ist, wird sich nichts begeben haben. Denn es gibt für jenen Intellekt keine weitere Mission, die über das Menschenleben hinausführte. Sondern Menschlich ist er, und nur sein Besitzer und Erzeuger nimmt ihn so pathetisch, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehten. Könnten wie uns aber mit der Mücke verständigen, so würden wir vernehmen, dass auch sie mit diesem Pathos durch die Luft schwimmt und in sich das fliegende Zentrum dieser Welt fühlt.
Friedrich Nietzsche (On Truth and Lies in a Nonmoral Sense)
Es geht die alte Sage, dass König Midas lange Zeit nach dem weisen Silen, dem Begleiter des Dionysus, im Walde gejagt habe, ohne ihn zu fangen. Als er ihm endlich in die Hände gefallen ist, fragt der König, was für den Menschen das Allerbeste und Allervorzüglichste sei. Starr und unbeweglich schweigt der Dämon; bis er, durch den König gezwungen, endlich unter gellem Lachen in diese Worte ausbricht: `Elendes Eintagsgeschlecht, des Zufalls Kinder und der Mühsal, was zwingst du mich dir zu sagen, was nicht zu hören für dich das Erspriesslichste ist? Das Allerbeste ist für dich gänzlich unerreichbar: nicht geboren zu sein, nicht zu sein, nichts zu sein. Das Zweitbeste aber ist für dich - bald zu sterben. According to the old story, King Midas had long hunted wise Silenus, Dionysus' companion, without catching him. When Silenus had finally fallen into his clutches, the king asked him what was the best and most desirable thing of all for mankind. The daemon stood still, stiff and motionless, until at last, forced by the king, he gave a shrill laugh and spoke these words: 'Miserable, ephemeral race, children of hazard and hardship, why do you force me to say what it would be much more fruitful for you not to hear? The best of all things is something entirely outside your grasp: not to be born, not to be, to be nothing. But the second-best thing for you — is to die soon.
Friedrich Nietzsche (An Attempt at Self-Criticism/Foreword to Richard Wagner/The Birth of Tragedy)
Gestern, inmitten des zarten Übergangs vom Morgengrauen zur Abenddämmerung, fühlte ich mich verloren zwischen der greifbaren Umarmung der Realität und dem vergänglichen Reich der Träume und Illusionen. Die Freude an der Erinnerung, einst ein geschätzter Trost, entzog sich nun meinem Zugriff, denn es gab keinen Begleiter, mit dem ich diese wertvollen Erinnerungen teilen konnte. Es war, als hätte die Abwesenheit meiner Geliebten diesen gemeinsamen Erlebnissen die Essenz entzogen und sie hohl und distanziert gemacht. Der Verlust eines unverzichtbaren Menschen fügt dem Herzen eine tiefe Wunde zu, die nie vollständig heilt. Sie bleiben für immer in den zerbrochenen Kammern unserer Seele präsent, ihre Essenz ist für immer mit unserer eigenen verbunden. Die einfachen Nuancen unseres gemeinsamen Daseins, einst Quellen der Wärme und des Trostes, dienen heute als eindringliche Echos, die vor Schmerz nachhallen. In der riesigen Fläche, in der sich einst deine Präsenz befand, existiert jetzt eine Leere – eine Leere, die genau nach diesem Bild geformt ist und von keinem anderen gefüllt wird. Ich navigiere ständig durch die Konturen dieser Leere, durchquere tagsüber ihre Tiefen und erliege nachts ihrer allumfassenden Dunkelheit. Es ist eine Kluft, die kunstvoll in die Silhouette deiner Abwesenheit eingraviert ist, eine Leere, die sich allen Versuchen der Schließung widersetzt, denn niemand sonst kann jemals den Raum einnehmen, den du einst in meinem Herzen gehalten hast.
Rolf van der Wind
Diese jungen Menschen hatten keine Wünsche, keine Überzeugungen, geschweige denn Ideale, sie strebten keinen bestimmten Beruf an, wollten weder politischen Einfluss noch eine glückliche Familie, keine Kinder, keine Hausiere und keine Heimat, und sehnten sich ebenso wenig nach Abenteuern und Revolten wie nach der Ruhe und dem Frieden des Althergebrachten. Überdies hatten sie aufgehört, Spaß als einen Wert zu betrachten. Freizeit und Nichtfreizeit waren gleichermaßen anstrengend und unterschieden sich in erster Linie durch die Frage, ob man Geld verdiente oder ausgab. Hobbys zum Totschlagen der Zeit waren überflüssig, da die Zeit auch von selbst verging. Fernsehen war langweilig, die Literaturszene tot, und im Kino liefen seit Jahren nur Varianten auf drei oder vier verschiedener Filme. Diskotheken waren etwas für Liebhaber von Dummheit und schlechter Musik, und auf Schostakowitsch konnte man nicht tanzen. Diese Jugend hatte aufgehört, sich für industriell geschneiderte Moden, Identitäten, Heldenfiguren und Feindbilder zu interessieren. Weniger als jede Generation vor ihrer bildete sie eine Generation. Sie war einfach da, die Sippschaft eines interimistischen Zeitalters.
Juli Zeh (Spieltrieb)
Die Bücher habe ich nach und nach gekauft von dem Geld, das ich mir Stundengeben verdiente. Viele davon antiquarisch, alle Klassiker zum Beispiel, ein Band kostete eine Mark und zwanzig Pfennig in steifem, blauem Leinen. Ich habe sie vollständig gekauft, denn ich war gründlich, bei ausgewählten Werken traute ich den Herausgebern nicht, ob sie auch das Beste genommen hatten. Deshalb kaufte ich mir "Sämtliche Werke". Gelesen habe ich sie mit ehrlichem Eifer, aber die meisten sagten mir nicht recht zu. Um so mehr hielt ich von den anderen Büchern, den moderneren, die natürlich auch viel teurer waren. Einige davon habe ich nicht ganz ehrlich erworben, ich habe sie ausgeliehen und nicht zurückgegeben, weil ich mich von ihnen nicht trennen mochte. […] Ich bin aufgeregt; aber ich möchte es nicht sein, denn das ist nicht richtig. Ich will wieder diese stille Hingerissenheit, das Gefühl dieses heftigen, unbenennbaren Dranges verspüren, wie früher, wenn ich vor meine Bücher trat. Der Wind der Wünsche, der aus den bunten Bücherrücken aufstieg, soll mich wieder erfassen, er soll den schweren, toten Bleiblock, der irgendwo in mir liegt, schmelzen und mir wieder die Ungeduld der Zukunft, die beschwingte Freude an der Welt der Gedanken wecken; – er soll mir das verlorene Bereitsein meiner Jugend zurückbringen.
Erich Maria Remarque (All Quiet on the Western Front)
Im Grunde wissen in den Jahren der Lebensmitte wenig Menschen mehr, wie sie eigentlich zu sich selbst gekommen sind, zu ihren Vergnügungen, ihrer Weltanschauung, ihrer Frau, ihrem Charakter, Beruf und ihren Erfolgen, aber sie haben das Gefühl, daß sich nun nicht mehr viel ändern kann. Es ließe sich sogar behaupten, daß sie betrogen worden seien, denn man kann nirgends einen zureichenden Grund dafür entdecken, daß alles gerade so kam, wie es gekommen ist; es hätte auch anders kommen können; die Ereignisse sind ja zum wenigsten von ihnen selbst ausgegangen, meistens hingen sie von allerhand Umständen ab, von der Laune, dem Leben, dem Tod ganz anderer Menschen, und sind gleichsam bloß im gegebenen Zeitpunkt auf sie zugeeilt. So lag in der Jugend das Leben noch wie ein unerschöpflicher Morgen vor ihnen, nach allen Seiten voll von Möglichkeiten und Nichts, und schon am Mittag ist mit einemmal etwas da, das beanspruchen darf, nun ihr Leben zu sein, und das ist im ganzen doch so überraschend, wie wenn eines Tags plötzlich ein Mensch dasitzt, mit dem man zwanzig Jahre lang korrespondiert hat, ohne ihn zu kennen, und man hat ihn sich ganz anders vorgestellt. Noch viel sonderbarer aber ist es, daß die meisten Menschen das gar nicht bemerken; sie adoptieren den Mann, der zu ihnen gekommen ist, dessen Leben sich in sie eingelebt hat, seine Erlebnisse erscheinen ihnen jetzt als der Ausdruck ihrer Eigenschaften, und sein Schicksal ist ihr Verdienst oder Unglück.
Robert Musil
Alltäglichkeit deckt sich nicht mit Primitivität. Alltäglichkeit ist vielmehr ein Seinsmodus des Daseins auch dann und gerade dann, wenn sich das Dasein in einer hochentwickelten und differenzierten Kultur bewegt. [s. 50] Das Seiende sind wir je selbst. Das Sein dieses Seienden ist je meines. Im Seienden verhält sich dieses selbst zu seinem Sein. Als Seiendes dieses Seins ist es seinem eigenen Sein überantwortet. Das Sein ist es, darum es diesem Seienden je selbst geht. [s. 41] Das Seiende, dem es in seinem Sein um dieses selbst geht, verhält sich zu seinem Sein als seiner eigensten Möglichkeit. Dasein ist je seine Möglichkeit und es »hat« sie nicht nur noch eigenschaftlich als ein Vorhandenes. Und weil Dasein wesenhaft je seine Möglichkeit ist, kann dieses Seiende in seinem Sein sich selbst »wählen«, gewinnen, es kann sich verlieren, nie und nur »scheinbar« gewinnen. Verloren haben kann es sich nur und noch nicht sich gewonnen haben kann es nur, sofern es seinem Wesen nach mögliches eigentliches, das heißt sich zueigen ist. [s. 42] Das Dasein ist ein Seiendes, das nicht nur unter anderem Seienden vorkommt. Dasein versteht sich in irgendeiner Weise und Ausdrücklichkeit in seinem Sein. Seinsverständnis ist selbst eine Seinsbestimmheit des Daseins. [s. 12] Seiendes kann ein innerhalb der Welt vorhandenes Seiendes nur berühren, wenn es von Hause aus die Seinsart des In-Seins hat – wenn mit seinem Da-sein schon so etwas wie Welt ihm entdeckt ist, aus der her Seiendes in der Berührung sich offenbaren kann, um so in seinem Vorhandensein zugänglich zu werden. Zwei Seiende, die innerhalb der Welt vorhanden und überdies an ihnen selbst weltlos sind, können sich nie »berühren«, keines kann »bei« dem andern »sein«. Mit dieser möglichen Auffassung des »Daseins« als eines Vorhandenen und nur noch Vorhandenen darf aber nicht eine dem Dasein eigene Weise von »Vorhandenheit« zusammengeworfen werden. [s. 55] …das vorthematische Seiende das angesetzt, das im umweltlichen Besorgen sich zeigt. [s. 67] Zeichen ist ein Zeug, das ein Zeugganzes ausdrücklich in die Umsicht hebt, so daß sich in eins damit die Weltmäßigkeit des Zuhandenen meldet. Im Anzeichen und Vorzeichen »zeigt sich«, was kommt, aber nicht im Sinne eines nur Vorkommenden, das zu dem schon Vorhandenen hinzukommt,. das »was kommt« ist solches, darauf wir uns gefaßt machen, »nicht gefaßt waren«, sofern wir uns mit anderem befaßten. Am Rückzeichen wird umsichtig zugänglich, was sich zugetragen und abgespielt. Das Merkzeichen zeigt, »woran« man jeweils ist. Die Zeichen zeigen primär immer das, »worin« man lebt, wobei das Besorgen sich aufhält, welche Bewandtnis es damit hat. [s. 80]
Martin Heidegger
Denk ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht, Ich kann nicht mehr die Augen schließen, Und meine heißen Tränen fließen. Die Jahre kommen und vergehn! Seit ich die Mutter nicht gesehn, Zwölf Jahre sind schon hingegangen; Es wächst mein Sehnen und Verlangen. Mein Sehnen und Verlangen wächst. Die alte Frau hat mich behext, Ich denke immer an die alte, Die alte Frau, die Gott erhalte! Die alte Frau hat mich so lieb, Und in den Briefen, die sie schrieb, Seh ich, wie ihre Hand gezittert, Wie tief das Mutterherz erschüttert. Die Mutter liegt mir stets im Sinn. Zwölf lange Jahre flossen hin, Zwölf lange Jahre sind verflossen, Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen. Deutschland hat ewigen Bestand, Es ist ein kerngesundes Land, Mit seinen Eichen, seinen Linden, Werd' ich es immer wiederfinden. Nach Deutschland lechzt ich nicht so sehr, Wenn nicht die Mutter dorten wär; Das Vaterland wird nie verderben, Jedoch die alte Frau kann sterben. Seit ich das Land verlassen hab, So viele sanken dort ins Grab, Die ich geliebt -- wenn ich sie zähle, So will verbluten meine Seele. Und zählen muß ich -- Mit der Zahl Schwillt immer höher meine Qual; Mir ist, als wälzten sich die Leichen, Auf meine Brust -- Gottlob! Sie weichen! Gottlob! Durch meine Fenster bricht Französisch heitres Tageslicht; Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen Und lächelt fort die deutschen Sorgen.
Heinrich Heine
Der sprachlose Papagei Ein Kaufmann einen Papagei vor Jahren besaß, in Sang und Rede wohl erfahren. Der saß als Wächter an des Ladens Pforte und sprach zu jedem Kunden kluge Worte. Denn wohl der Menschenkinder Sprache kannt er, doch seinesgleichen Weisen auch verstand er. Vom Laden ging nach Haus einst sein Gebieter und ließ den Papagei zurück als Hüter. Ein Kätzlein plötzlich in den Laden sprang, um eine Maus zu fangen; todesbang, flatterte hin und her der Papagei und stieß ein Glas mit Rosenöl entzwei. von seinem Hause kam der Kaufmann wieder und setzte sorglos sich im Laden nieder und stieß das Rosenöl allüberall, im Zorn schlug er das Haupt des Vogels kahl. Die Zeit verstrich, der Vogel sprach nicht mehr. Da kam die Reu´, der Kaufmann seufzte schwer. Raufte sich den Bart und rief: "Weh mir umsponnen ist mit Gewölk die Sonne meiner Wonnenn! Wär mir, da auf den Redner ich den bösen Schlag ausgeführt, doch lahm die Hand gewesen!" Wohl gab er frommen Bettlern reiche Spende, auf daß sein Tier die Sprache wiederfände; umsonst! Als er am vierten Morgen klagend, in tausend Sorgen, was zu machen sei, daß wieder reden mög´sein Papagei, ließ sich mit bloßem Haupt ein Büßer blicken, den Schädel glatt wie eines Beckens Rücken. Da hub der Vogel gleich zu reden an und rief dem Derwisch zu: "Sag lieber Mann, wie wurdest Kahlkopf du zum Kahlen? sprich! Vergossest du vielleicht auch Öl wie ich?" Man lachte des Vergleichs, daß seine Lage der Vogel auf den Derwisch übertrage.
Jalal ad-Din Muhammad ar-Rumi
John Maynard "Wer ist John Maynard?" "John Maynard war unser Steuermann, Aus hielt er, bis er das Ufer gewann, Er hat uns gerettet, er trägt die Kron', Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard" Die "Schwalbe" fliegt über den Erisee, Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee, Von Detroit fliegt sie nach Buffalo - Die Herzen aber sind frei und froh, Und die Passagiere mit Kindern und Fraun Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun, Und plaudernd an John Maynard heran Tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?" Der schaut nach vorn und schaut in die Rund': "Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund". Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei - Da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei, "Feuer!" war es, was da klang, Ein Qualm aus Kajüt' und Luke drang, Ein Qualm, dann Flammen lichterloh, Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo. Und die Passagiere, buntgemengt, Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt, Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht, Am Steuer aber lagert sich's dicht, Und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?" Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht, Der Kapitän nach dem Steuer späht, Er sieht nicht mehr seinen Steuermann, Aber durchs Sprachrohr fragt er an: "Noch da John Maynard?" "Ja, Herr. ich bin." "Auf den Strand! In die Brandung!" "Ich halte drauf hin." Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!" Und noch zehn Minuten bis Buffalo. "Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's Mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!" Und in die Brandung, was Klippe, was Stein, Jagt er die "Schwalbe" mitten hinein. Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so. Rettung: der Strand von Buffalo. Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt. Gerettet alle. Nur einer fehlt! Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n Himmelan aus Kirchen und Kapell'n, Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt, Ein Dienst nur, den sie heute hat: Zehntausend folgen oder mehr, Und kein Aug' im Zuge, das tränenleer. Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, Mit Blumen schließen sie das Grab, Und mit goldener Schrift in den Marmorstein Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein: "Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand Hielt er das Steuer fest in der Hand, Er hat uns gerettet, er trägt die Kron', Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard.
Theodor Fontane
Weil nun aber unser Zustand vielmehr etwas ist, das besser nicht wäre; so trägt Alles, was uns umgiebt, die Spur hievon – gleich wie in der Hölle Alles nach Schwefel riecht, – indem Jegliches stets unvollkommen und trüglich, jedes Angenehme mit Unangenehmem versetzt, jeder Genuß immer nur ein halber ist, jedes Vergnügen seine eigene Störung, jede Erleichterung neue Beschwerde herbeiführt, jedes Hülfsmittel unserer täglichen und stündlichen Noch uns alle Augenblicke im Stich läßt und seinen Dienst versagt, die Stufe, auf welche wir treten, so oft unter uns bricht, ja, Unfälle, große und kleine, das Element unsers Lebens sind, und wir, mit Einem Wort, dem Phineus gleichen, dem die Harpyen alle Speisen besudelten und ungenießbar machten. Alles was wir anfassen, widersetzt sich, weil es seinen eigenen Willen hat, der überwunden werden muß. Zwei Mittel werden dagegen versucht: erstlich die eulabeia, d.i. Klugheit, Vorsicht, Schlauheit: sie lernt nicht aus und reicht nicht aus und wird zu Schanden, Zweitens, der Stoische Gleichmuth, welcher jeden Unfall entwaffnen will, durch Gefaßtseyn auf alle und Verschmähen von Allem: praktisch wird er zur kynischen Entsagung, die lieber, ein für alle Mal, alle Hülfsmittel und Erleichterungen von sich wirft: sie macht uns zu Hunden: wie den Diogenes in der Tonne. Die Wahrheit ist: wir sollen elend seyn, und sind's. Dabei ist die Hauptquelle der ernstlichsten Uebel, die den Menschen treffen, der Mensch selbst: homo homini lupus. Wer dies Letztere recht ins Auge faßt, erblickt die Welt als eine Hölle, welche die des Dante dadurch übertrifft, daß Einer der Teufel des Andern seyn muß; wozu denn freilich Einer vor dem Andern geeignet ist, vor Allen wohl ein Erzteufel, in Gestalt eines Eroberers auftretend, der einige Hundert Tausend Menschen einander gegenüberstellt und ihnen zuruft: "Leiden und Sterben ist euere Bestimmung: jetzt schießt mit Flinten und Kanonen auf einander los!" und sie thun es.
Arthur Schopenhauer