Mehr Quotes

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Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein. None are more hopelessly enslaved than those who falsely believe they are free.
Johann Wolfgang von Goethe (Elective Affinities)
Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren.
Stefan Zweig
In meinem Innern ahnte ich, dass ich vom Weg abgekommen war. Das Problem war nur, dass ich nicht wusste, wann und wo. Ich wusste nicht mal mehr, von welchem Weg.
Benedict Wells (Vom Ende der Einsamkeit)
Die Welt ist gierig, und manchmal umschließen Nebel unsere Herzen, bis wir uns nicht einmal mehr daran erinnern können, wann unsere Träume zu sterben begannen.
Christoph Marzi (Lumen (Uralte Metropole, #3))
Kennt ihr Deutschland? Im Süden die Berge Im Norden das Meer Und dazwischen: Teer. Aber wirklich nur Teer? Es gibt doch noch mehr! Ja, genau. Stau.
Marc-Uwe Kling (Die Känguru-Chroniken (Die Känguru-Chroniken, #1))
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich nicht protestiert; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestierte.
Martin Niemöller
Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück.
Theodor Fontane
Aber Menschen brauchen Hoffnung mehr als alles andere. Ohne sterben sie.
Nina Blazon (Ascheherz)
Wenn du mich küsst, Gwendolyn Shepherd, dann ist das so, als würde ich den Kontakt zum Boden verlieren. Ich habe keine Ahnung, wie du das machst oder wo du es gelernt hast. Wenn du mich küsst, dann will ich nichts anderes mehr, als dich zu spüren und in meinen Armen zu halten. Scheiße, ich bin so schrecklich in dich verliebt, dass es sich anfühlt, als hätte irgendwo in meinem Inneren jemand einen Kanister mit Benzin ausgekippt und angezündet! Gwenny, das alles macht mir furchtbare Angst. Ohne dich würde mein Leben keinen Sinn mehr haben, ohne dich... ich würde auf der Stelle sterben wollen, wenn dir etwas zustieße.
Kerstin Gier (Smaragdgrün (Edelstein-Trilogie, #3))
Mein Charakter ist meinem Verstand in keiner Weise gewachsen. Ich bedaure das aufrichtig, aber ich tue nichts mehr dagegen.
Erich Kästner (Fabian: Die Geschichte eines Moralisten)
Wer sich selbst belügt und seine eigenen Lügen anhört, kommt schließlich soweit, dass er keine Wahrheit mehr, weder in sich noch außer sich, zu erkennen vermag [...]
Fyodor Dostoevsky
Das Gute kommt immer zu spät, immer wird es zu spät fertig, wenn man sich nicht mehr recht darüber freuen kann.
Thomas Mann (Buddenbrooks)
Wahnsinn ist, wenn man nicht mehr die Nähte sehen kann, mit denen die Welt zusammengenäht ist.
Richard Bachman (Rage)
Es gibt immer einen Punkt dabei, wo man nicht mehr weiß, ob man lügt oder ob das, was man erfunden hat, wahrer ist als man selber.
Robert Musil (The Confusions of Young Törless)
Aber ich habe sie gehabt, ich habe das Herz gefühlt, die große Seele, in deren Gegenwart ich mir schien mehr zu sein, als ich war, weil ich alles war, was ich sein konnte.
Johann Wolfgang von Goethe (Die Leiden des jungen Werther)
Wenn kein Charakter mehr geduldet wird, sondern nur der Gehorsam, geht die Wahrheit und die Lüge kommt. Die Lüge, die Mutter aller Sünden.
Ödön von Horváth (Jugend ohne Gott)
Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.
Marc-Uwe Kling (Die Känguru-Apokryphen (Die Känguru-Chroniken, #4))
Sie pflegten mir Angst zu machen, und sie machen mir immer noch Angst, aber jetzt langweilen Sie mich auch noch, und ich habe mich entschlossen, das nicht mehr hinzunehmen
Richard Bachman (Rage)
O Stunden in der Kindheit, da hinter den Figuren mehr als nur Vergangnes war und vor uns nicht die Zukunft.
Rainer Maria Rilke
Wer niemals ganze Nachmittage lang mit glühenden Ohren und verstrubbeltem Haar über einem Buch saß und las und las und die Welt um sich her vergaß, nicht mehr merkte, daß er hungrig wurde oder fror - Wer niemals heimlich beim Schein einer Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen hat, weil Vater oder Mutter oder sonst irgendeine besorgte Person einem das Licht ausknipste mit der gutgemeinten Begründung, man müsse jetzt schlafen, da man doch morgen so früh aus den Federn sollte - Wer niemals offen oder im geheimen bitterliche Tränen vergossen hat, weil eine wunderbare Geschichte zu Ende ging und man Abschied nehmen mußte von den Gestalten, mit denen man gemeinsam so viele Abenteuer erlebt hatte, die man liebte und bewunderte, um die man gebangt und für die man gehofft hatte, und ohne deren Gesellschaft einem das Leben leer und sinnlos schien - Wer nichts von alledem aus eigener Erfahrung kennt, nun, der wird wahrscheinlich nicht begreifen können, was Bastian jetzt tat.
Michael Ende (The Neverending Story)
aber es gab keine Razzien in den Lasterhöhlen mehr. Jedermann wusste, dass Lasterhöhlen jedem wirklich revolutionären Klima abträglich waren.
Richard Bachman (The Running Man)
Ich bilde schon lange keine Meinungen mehr. Ich sage Dinge, weil sie besser klingen als andere, die ich ebenfalls hätte sagen können.
Juli Zeh (Spieltrieb)
Was ist Magie anderes als eine Technik, die die meistens Menschen nicht verstehen - noch nicht oder nicht mehr?
Kai Meyer
Wenn die Menschen wüssten, was der Tod ist, dann hätten sie keine Angst mehr vor ihm.
Michael Ende (Momo)
Ah, das weiß ich heute: nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider, als den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt!
Hermann Hesse (Demian. Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend)
Es wird nicht mehr die Idee sein, die Wert und Macht einem Individuum gibt, sondern das Individuum, das Wert, Macht und Rechtfertigung einer Idee gibt.
Julius Evola
Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern.
Henry Ford
Eine Depression ist, wenn all deine Gefühle im Rollstuhl sitzen. Sie haben keine Arme mehr und es ist leider auch gerade niemand zum Schieben da. Womöglich sind auch noch die Reifen platt. Macht sehr müde.
Andreas Steinhöfel (Rico, Oskar und die Tieferschatten)
Ich fragte mich, wie es weitergehen würde, und war beängstigt, aber auch fasziniert von der Antwort, dass ich es einfach nicht wusste. Ich wusste nur, dass ich das ganze letzte Jahr ziemlich nah am Abgrund gewesen war. Doch es gibt Fehler, die notwendig sind. Manchmal muss man ein kleines bisschen sterben, um wieder ein wenig mehr zu leben.
Benedict Wells (Spinner)
Auf einmal hielt er es nicht mehr aus. Er stand ruckartig auf, wollte irgendwas tun, irgendwas verändern. Seine Fäuste waren geballt. Da war so viel Wille. Eine Weile stand er einfach nur so da und wollte. Dann setzte er sich wieder hin und sah fern.
Benedict Wells (Becks letzter Sommer)
Never practice magic when you're drunk.
Assaph Mehr (Murder In-Absentia (Felix the Fox, #1))
Ich will zu der Luft werden, die Nicholas einatmet, zu seinem Blut, zu seinem Herzschlag, zu allem, ohne das er nicht mehr leben kann.
Andreas Steinhöfel (Die Mitte der Welt)
Ich will keinen Autor mehr lesen, dem man anmerkt, er wollte ein Buch machen; sondern nur jene, deren Gedanken unversehens ein Buch werden.
Friedrich Nietzsche
Eine Viertelstunde später saß Rjuchin gänzlich einsam vor einer Zärte, leerte dazu ein Glas nach dem andern und war sich bewußt, daß er in seinem Leben nichts mehr ändern, sondern nur noch vergessen konnte.
Mikhail Bulgakov
Mein Leben war kein Teeniefilm. Es war chaotisch, manchmal dramatisch, voller lustiger Momente und voller Trauer. Manchmal auch voller Albernheiten, die es niemals in einen Film schaffen würden. Aber mein Leben war vor allem eines: Echt. Und das war so viel mehr wert als jeder Traum.
Amelie Murmann (Liebe kennt keinen Plan (Living the Dream, #1))
Wir haben nach neuen Welten gesucht, aber keine gefunden. Also nahmen wir die unsere und versuchten, sie schöner und leuchtender zu machen. Doch je mehr Licht wir ihr gaben, umso tiefer wurden ihre Schatten.
Marie Graßhoff (Kernstaub - Über den Staub an Schmetterlingsflügeln (Kernstaub, #1))
Jetzt sehe ich erst, daß du ein Mensch bist wie ich. Ich habe gedacht an deine Handgranaten, an dein Bajonett und deine Waffen – jetzt sehe ich deine Frau und dein Gesicht und das Gemeinsame. Vergib mir, Kamerad! Wir sehen es immer zu spät. Warum sagt man uns nicht immer wieder, daß ihr ebenso arme Hunde seid wie wir, daß eure Mütter sich ebenso ängstigen wie unsere und daß wir die gleiche Furcht vor dem Tode haben und das gleiche Sterben und den gleichen Schmerz –. Vergib mir, Kamerad, wie konntest du mein Feind sein? Wenn wir diese Waffen und diese Uniform fortwerfen, könntest du ebenso mein Bruder sein wie Kat und Albert. Nimm zwanzig Jahre von mir, Kamerad, und stehe auf – nimm mehr, denn ich weiß nicht, was ich damit noch beginnen soll.
Erich Maria Remarque (All Quiet on the Western Front)
Denn es geht um den Inhalt viel mehr als um die Form, es geht um den Einzelfall viel mehr als um die Norm, es geht nicht um Physik, sondern um Fantasie, vor allem geht’s ums Was - viel mehr als um das Wie.
Julia Engelmann (Eines Tages, Baby)
Als ob meine Eltern sich jemals ernsthaft für ihre Nachbarn interessiert hätten oder gar umgekehrt. Da hätte Jesus persönlich nebenan wohnen können und Papa hätte doch nie mehr gemacht, als vielleicht mal über den Gartenzaun zu winken.
Bettina Belitz (Splitterherz (Splitterherz, #1))
Warum tötest du mich nicht?" fragte der Bücherjäger. "Du solltest eigentlich wissen", antwortete Homunkoloss, "daß es immer einen geben muß, der überlebt, damit er die Geschichte erzählen kann. Denn sonst gäbe es bald keine Geschichten mehr, um die Bücher zu füllen.
Walter Moers (The City of Dreaming Books (Zamonia, #4))
Mehr Licht!
Johann Wolfgang von Goethe
Es gibt Tage, wo das Leben übertrieben flau ist. Zu Bett gehen; weiter hilft nichts mehr.
Heinrich Mann (Der Unbekannte und andere Novellen)
Ich habe gehört, je mehr man schreit und brüllt, desto wahrscheinlicher gewinnen sie. (Hardin zu Landon beim Hockey)
Anna Todd (After We Collided (After, #2))
Die Müdigkeit als das Mehr des weniger Ich.
Peter Handke (Versuch über die Müdigkeit)
Jede Nacht ist für mich ein Song. Jeder Augenblick ist für mich ein Song. Aber diesmal ist alles anders. Und gleichzeitig spüre ich, dass das Leben von uns nicht nur in einem einzigen Song gelebt wird. Wir leben von Lied zu Lied, von Augenblick zu Augenblick, von Akkord zu Akkord. Das Leben ist mehr als der Soundtrack einer Nacht. Es ist ein unendlicher Soundtrack.
Rachel Cohn (Nick & Norah's Infinite Playlist)
Wir spüren die Kälte, aber sie macht uns nichts aus, denn sie schadet uns nicht. Wenn wir uns gegen die Kälte warm anziehen würden, könnten wir andere Dinge nicht mehr spüren, das Kribbeln der Sterne oder die Musik des Mondlichtes auf der Haut. Dafür lohnt es sich, die Kälte zu ertragen.
Philip Pullman (The Golden Compass (His Dark Materials, #1))
Ich finde es überflüssig, mich mit Leuten abzugeben, die später mal keine Rolle mehr in meinem Leben spielen werden.
Morgan Matson (Second Chance Summer)
Man entfernt sich von Geburt an und mit jedem einzelnen Tag ein bisschen weiter von sich selber, bis man sich irgendwann gar nicht mehr auskennt.
Robert Seethaler (Der Trafikant)
Du wirst zurückkehren zu diesen Jahren, doch betreten wirst du sie nie mehr ... Jugend ist der Ort, den du verlassen hast.
Benedict Wells (Hard Land)
Du hast deine Furcht überwunden. Das ist weitaus mehr wert, als keine Furcht zu haben.
Hans Bemmann (Stein und Flöte und das ist noch nicht alles)
Je tiefer sich das Leid in euer Sein eingräbt, desto mehr Freude könnt ihr fassen.
Kahlil Gibran
Wir haben nichts mehr, an das wir nicht glauben könnten. Mathematisch folgt daraus, dass wir an alles glauben. Alles gleich gültig.
Juli Zeh (Spieltrieb)
Je mehr du gibst, um so mehr wächst du. Es muß aber einer da sein, der empfangen kann. Und es ist kein Geben, wenn man dabei nur verliert.
Antoine de Saint-Exupéry (Citadelle)
Dort immer noch Abstand wahren zu wollen, wo es nicht mehr nötig wäre, gehört zu den Folgeerscheinungen von Sehnsucht. وللحنين اعراض جانبيه من بينها...الحرج من رفع الكلفه مع الممكن
Mahmoud Darwish (في حضرة الغياب)
In dem Moment wurde mir etwas klar: Ich war kein Wolf unter Schafen mehr. Jetzt war ich ein Wolf unter Schakalen. Ein kleiner flauschiger Wolf unter großen, blutrünstigen Schakalen. Die Nahrungskette hatte gerade ein Upgrade bekommen.
Lena Kiefer (Die Welt wird brennen (Ophelia Scale, #1))
Sie hatten Angst vor dem Abschied, und zugleich versetzte sein Bevorstehen sie in eigentümliche Leichtigkeit. Sie waren nicht mehr im gemeinsamen und noch nicht im eigenen Leben, sie waren im Niemandsland.
Bernhard Schlink
Kinder sind Wachs in den Händen der Welt. Offene Bücher mit leeren Seiten, die von uns Erwachsenen beschrieben werden. Was in den ersten Kapiteln steht, kriegst du den Rest deines Lebens nicht mehr aus der Wäsche. [...] Dort schrieb sie ins uns: Seid stark und wehrt euch. Wer euch verletzt, dem tut doppelt weh oder geht aus dem Weg, aber lasst euch nie vorschreiben, wie ihr zu leben habt. Ich liebe euch wie ihr seid.
Andreas Steinhöfel (Die Mitte der Welt)
So ist er, der ewige Teufelskreis. Wir achten alle nicht genug aufeinander. Wir lassen uns zu schnell von abwinkenden Händen und schiefem Grinsen und schlechten Witzen überreden, dass alles in Ordnung ist. Und glauben, dass alles in Ordnung ist. Bis irgendwann die Seele ihre fünfzehn Minuten Ruhm einfordert, und dann geht nichts mehr. Denn die Seele will mehr als den kleinen Finger. Sie will alles. Und bekommt alles.
Sarah Kuttner (Mängelexemplar)
Die ersten Autos kamen angefahren und hupten, während ich noch mitten auf der Straße war. Nicht, dass ich es darauf anlegte, dass ich überfahren wurde, aber ich ließ es ein bisschen mehr als sonst darauf ankommen.
Benedict Wells (Spinner)
Aber heute weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich will und wünsche. Früher war alles einfach, so einfach wie die Buchstaben in einem Lesebuch. Jetzt ist nichts mehr einfach, nicht einmal mehr die Buchstaben. Alles hat viele Bedeutungen und Gesichter bekommen. Ich weiß nicht, was aus mir werden soll, ich kann jetzt nicht an solche Sachen denken.
Hermann Hesse (Narcissus and Goldmund)
Ich sehe, du denkst mehr, als du einem sagen kannst. Wenn das nun so ist, dann weisst du aber auch, dass du nie ganz das gelebt hast, was du dachtest, und das ist nicht gut. Nur das Denken, das wir leben, hat einen Wert.
Hermann Hesse (Demian. Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend)
Wenn eine Gesellschaft vor ihrer literarischen Kultur keine Achtung mehr hat, wenn die Achtung nicht so beschaffen ist, daß sie es als achtenswert empfindet, über diese Kultur einigermaßen Bescheid zu wissen, wenn sie also das unaufhebbare Nichtbescheidwissen der Mehrheit - ihre Unbildung - nicht mehr als bedauerlichen Mangel empfindet, der nur durch die Bildung einer kulturellen Elite kompensiert werden kann, dann ist nichts mehr zu machen.
Jan Philipp Reemtsma
Je mehr Kultur, desto weniger Freiheit, das ist ein wahres Wort.
E.T.A. Hoffmann (The Life and Opinions of the Tomcat Murr)
Wendy, ein Mädchen ist mehr wert als zwanzig Jungen.
J.M. Barrie
[...] je mehr sich einer begrenzt, um so mehr ist er andererseits dem Unendlichen nah; gerade solche scheinbar Weltabseitigen bauen in ihrer besonderen Materie sich termitenhaft eine merkwürdige und durchaus einmalige Abbreviatur der Welt.
Stefan Zweig (Schachnovelle)
Das ist der Grund, warum ich nie zu viel über Menschen erfahren will, die etwas Schlechtes getan haben. Denn sonst kann ich sie am Ende doch irgendwie verstehen und ärgere mich und fühle mich verloren, weil ich niemanden mehr habe, den ich hassen kann.
Fabio Genovesi
Über die Ferne der finsteren Fluren hebt mich mein Stern in dein schwärmendes Blut. Nicht mehr am Weh, das wir beide erfuhren, rätselt, der leicht in der Dämmerung ruht. Wie soll er, Süße, dich betten und wiegen, daß seine Seele das Schlummerlied krönt? Nirgends, wo Traum ist und Liebende liegen, hat je ein Schweigen so seltsam getönt. Nun, wenn nur Wimpern die Stunden begrenzen, tut sich das Leben der Dunkelheit kund. Schließe, Geliebte, die Augen, die glänzen. Nichts mehr sei Welt als dein schimmernder Mund.
Paul Celan (Die Gedichte.)
Wie ich heimschritt bemerkte ich mit einemmal vor mir meinen eigenen Schatten so wie ich den Schatten des anderen Krieges hinter dem jetzigen sah. Er ist durch all diese Zeit nicht mehr von mir gewichen dieser Schatten er überhing jeden meiner Gedanken bei Tag und bei Nacht vielleicht liegt sein dunkler Umriß auch auf manchen Blättern dieses Buches. Aber jeder Schatten ist im letzten doch auch Kind des Lichts und nur wer Helles und Dunkles Krieg und Frieden Aufstieg und Niedergang erfahren nur der hat wahrhaft gelebt.
Stefan Zweig (The World of Yesterday)
Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.
Franz Kafka
Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. Das ist der Schluss, den wir aus unseren Erfahrungen ziehen müssen, und es ist der Schluss meiner Rede. Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.
Erich Kästner (Über das Verbrennen von Büchern)
Machtgier, Geltungsdrang und Habsucht”, sagte Maurice Micklewhite, “sind die Götter der neuen Zeit. Die Menschen huldigen den Dingen. Sie verehren die Götter der Zivilisation. Sie verkaufen ihre Seelen an die dunklen Träume von Reichtum und Macht. Die alten Götter nannten Tugenden ihr Eigen. Mitgefühl. Warmherzigkeit. Toleranz. Doch glaubt niemand mehr an die alten Götter, die den Menschen einst gezeigt haben, was Menschsein bedeutet.
Christoph Marzi (Lycidas (Uralte Metropole, #1))
Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam. Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht; und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.
Maurice Maeterlinck (The Treasure of the Humble)
Der Himmel schwieg. Und Törless fühlte, dass er unter diesem unbewegten, stummen Gewölbe ganz allein sei, er fühlte sich wie ein kleines lebendes Pünktchen under dieser riesigen, durchsichtigen Leiche. Aber es schreckte ihn kaum mehr. Wie ein alter, längst vertrauter Schmerz hatte es nun auch das letzte Glied ergriffen.
Robert Musil (The Confusions of Young Törless)
Wie kam ein Mensch überhaupt dazu, so auszusehen wie er? Die große Nase war viel zu unbescheiden für sein geringes Amt im Leben; außerdem ließ er sich den ganzen Winter über die Haare nicht schneiden, was seinem Kopf von Woche zu Woche mehr Künstlerisches verlieh.
Knut Hamsun (Vagabundentage und andere Erzählungen)
Und Rasmus bohrt seine Nase in Nickes Backe und flüstert: »Denn ich hab’ dich so lieb …« Da weint Nicke. Seit er ein Kind war, hat er nicht mehr geweint. Aber jetzt weint er. Weil er so müde ist und weil das erstemal in seinem Leben ein Mensch so etwas zu ihm sagt.
Astrid Lindgren (Kalle Blomquist, Eva Lotte und Rasmus)
Erwachsene erinnern sich nicht daran wie es war, ein Kind zu sein, auch wenn sie es behaupten. Sie wissen es nicht mehr. Glaub mir. Sie haben alles vergessen. Wie viel größer ihnen die Welt damals erschien. Das es mühsam sein konnte, auf einen Stuhl zu klettern. Wie fühlte es sich an, immer hoch zu blicken? Vergessen. Sie wissen es nicht mehr. Du wirst es auch vergessen. Manchmal reden Erwachsene davon, wie schön es war, ein King zu sein. Sie träumen sogar davon, wieder eins zu sein. Doch was haben sie geträumt als sie Kinder waren? Weißt du es? Ich glaube sie träumten davon, endlich erwachsen zu sein.
Cornelia Funke
Siehst Du, Momo", sagte er, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man." Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen!" Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Michael Ende (Momo)
Albert spricht es aus. "Der Krieg hat uns für alles verdorben." Er hat recht. Wir sind keine Jugend mehr. Wir wollen die Welt nicht mehr stürmen. Wir sind Flüchtende. Wir flüchten vor uns. Vor unserem Leben. Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu lieben; wir mussten darauf schießen. Die erste Granate, die einschlug, traf in unser Herz. Wir sind abgeschlossen vom Tätigen, vom Streben, vom Fortschritt. Wir glauben nicht mehr daran; wir glauben an den Krieg.
Erich Maria Remarque
Ich sage dir, mein Schatz, wenn meine Sinne gar nicht mehr halten wollen, so lindert all den Tumult der Anblick eines solchen Geschöpfs, das in glücklicher Gelassenheit den engen Kreis seines Daseins, hingeht, von einem Tage zum andern sich durchhilft, die Blätter abfallen sieht und nichts dabei denkt, als dass der Winter kommt" (S. 13)
Johann Wolfgang von Goethe (The Sorrows of Young Werther)
Über des Propheten Gebein ist jedes Staubkorn ein Pfeiler von Licht, Aufrecht von der Kuppel des Grabes Bis hin zu der Kuppel des Himmels ... Und jene Ehrfurcht, die wie Deine Macht die Stirnen sich neigen läßt zeichnet im Horizont einen höheren Horizont von Händen und Lippen der wogt "Im Namen Gottes", Dein ist das Lob Dein ist der Dank Dein ist der Ruhm Dein ist das Reich Der Du die Wohltat gibst, o Du der alles besitzt! Hier sind wir zu Deinem Dienst, Du der keine Gefährten hat Hier sind wir zu Deinem Dienst, Du der keine Gefährten hat. Keine Glut mehr in unseren Knochen, noch Asche, Kein Schnee, keine Schwärze; Nicht Unglauben mehr, und Anbetung nicht. Erniedrigung ward Gewohnheit, und Schwäche ohne Licht ... O Herr, Du lehrtest uns Liebe, Lehr uns den Willen, der Mauern bricht!
Al-Faituri
Der Panther Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. 6.11.1902, Paris
Rainer Maria Rilke
Das Wichtigste ist, dass du deine ganzen beschissenen Träume und Hoffnungen packst und sie nie mehr loslässt“, hatte er gesagt. „Du kannst schreien, du kannst verzweifeln, du kannst winseln. Doch selbst wenn du schon kaum mehr an dich glaubst, du darfst sie nicht loslassen. Denn wenn du’s tust, dann ist’s aus, Kleiner. Ab dem Zeitpunkt ist dein Leben vorbei. Dann kannst du zwar noch jahrelang durch die Welt wandeln, aber innerlich bist du längst tot… so wie die meisten hier.
Benedict Wells (Fast genial)
Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass die Psyche nur bis zu einem ganz bestimmten Punkt belastbar ist, ich nenne ihn den seelischen Siedepunkt. Sobald die Grausamkeit, die man dem Körper oder Geist zufügt, zum Beispiel während einer Folter, diesen Siedepunkt überschreitet, entkoppelt sich der Leidende von der Realität. Er flüchtet in ein anderes Ich, in dem er die Schmerzen nicht mehr ertragen muss.
Sebastian Fitzek (Der Augenjäger (Der Augensammler, #2))
Stell dir dein Leben vor wie ein großes Haus mit vielen Zimmern, Phil. Einige dieser Zimmer sind leer, andere voller Gerümpel. Manche sind groß und voller Licht und wieder andere sind dunkel, sie verbergen Schrecken und Kummer. Und ab und zu - nur ab und zu, hörst du ? - öffnet sich zu einem dieser schrecklichen Zimmer und du musst hineinsehen, ob du willst oder nicht. Dann bekommst du große Angst, so wie jetzt. Weißt du, was du dann tust?" Ich schüttelte den Kopf. Tereza "Dann denkst du daran, dass es dein Leben ist - dein Haus, mit deinen Zimmer. Du hast die Schlüssel, Phil. Also schließt du die Tür zu diesem schrecklichen Zimmer einfach zu" Phil "Und dann werfe ich den Schlüssel weg" Tereza "Nein, das darfst du nicht tun, niemals! Denn eines Tages spürst du vielleicht, dass nur durch dieses schreckliche Zimmer der Weg in einen größeren, schöneren Teil des Hauses führt. Und dann brauchst du den Schlüssel. Du kannst deine Angst für eine Weile aussperren, aber irgendwann musst du dich ihr stellen" Phil "Wenn ich größer bin?" Tereza "Größer und mutiger, mein Kleiner. Und vielleicht auch nicht mehr allein.
Andreas Steinhöfel
And let your best be for your friend If he must know the ebb of your tide, let him know its flood also. For what is your friend that you should seek him with hours to kill? Seek him always with hours to live. For in the dew of little things the heart finds its morning and is refreshed
Kahlile B. Mehr
Berge sollte man mit möglichst wenig Anstrengung und ohne Ehrgeiz ersteigen. Unsere eigene Natur sollte das Tempo bestimmen. Wenn man unruhig wird, geht man schneller. Wenn man zu keuchen anfängt, geht man langsamer. Man steigt auf den Berg in einem Zustand, in dem sich Rastlosigkeit und Erschöpfung die Waage halten. Dann, wenn man nicht mehr in Gedanken vorauseilt, ist jeder Schritt nicht mehr bloß ein Mittel zum Zweck, sondern ein einmaliges Ereignis. Dieses Blatt ist gezähnt. Dieser Felsen scheint locker. Von dieser Stelle aus ist der Schnee nicht mehr so gut zu sehen, obwohl man ihm schon näher ist. Das sind Dinge, die man ohnehin wahrnehmen sollte. Nur auf irgendein zukünftiges Ziel hin zu leben ist seicht. Die Flanken des Berges sind es, auf denen Leben gedeiht, nicht der Gipfel. Hier wächst etwas.
Robert M. Pirsig (Zen and the Art of Motorcycle Maintenance: An Inquiry Into Values (Phaedrus, #1))
At night I sometimes see the figure of a man, on an empty road in a deserted landscape, walking behind a hearse. I am that man. It's you the hearse is taking away. I don't want to be there for your cremation; I don't want to be given an urn with your ashes in it. I hear the voice of Kathleen Ferrier singing, 'Die Welt ist leer, Ich will nicht leben mehr'* and I wake up. I check your breathing, my hand brushed over you. Neither of us wants to outlive the other. We've often said to ourselves that if, by some miracle, we were to have a second life, we'd like to spend it together." *The world is empty. I don't want to go on living.
André Gorz (Letter to D: A Love Story)
Wenn schon das ökonomische Terrorsystem in seinem Zerstörungs- und Selbstzerstörungsprozeß nicht mehr aufgehalten werden kann, so gilt doch immer noch die Devise der Kritischen Theorie, sich von der eigenen Ohnmacht nicht dumm machen zu lassen. Unter den gegebenen Umständen kann das nur heißen, jede Mitverantwortung für "Marktwirtschaft" und "Demokratie" zu verweigern, nur noch "Dienst nach Vorschrift" zu machen und den kapitalistischen Betrieb zu sabotieren, wo immer das möglich ist: Es ist immer noch besser, Emigrant im eigenen Land zu werden, als in den inhaltslosen Plastikdiskurs der demokratischen Politik einzustimmen. Die Gedanken sind frei, auch wenn sonst gar nichts mehr frei ist.
Robert Kurz
Die Wirkung eines solchen Hauses auf seinen Besitzer ist unverkennbar. […] Es ist ein gegenseitiger Austausch von Würde, Bedeutung und Kraft, und jegliche Schönheit (oder deren Mangel) spinnt ständig wie ein hin und her sausendes Weberschiffchen von einem zum anderen geheime Fäden. Man schneide die Fäden durch, trenne den Menschen von dem, was von Rechts wegen sein Eigen und bezeichnend für ihn ist, und was zurück bleibt, ist ein seltsames Wesen, halb Erfolg und halb Versagen, wie die Spinne ohne Netz, das nie mehr sein wird, was es war, wenn ihm nicht alle seine Würden und Einkünfte zurück gegeben werden.
Theodore Dreiser (The Financier (Trilogy of Desire, #1))
Es ist noch keine zwei Jahre her, da konnte Sylvie auch mit ihrem Armen aufwarten, dem Mann ihrer Putzfrau, der seit Jahren zu Hause saß und keinen Finger rührte, aber alle Tricks kannte, um Kohle vom Staat abzuzocken. Inzwischen hat sie keine Putzfrau mehr, und seit sie selbst alle Schritte unternehmen musste, um Sozialhilfe und andere Zuschüsse zu erhalten, auf die sie ein Anrecht hat, ist sie nie auf die legendären Beträge gekommen, von denen die Reichen beim Abendessen erzählen. Sie ist nicht mehr verschwenderisch, seit jede Rechnung ein Schlag ins Kontor ist. Sie traut sich nicht, auf den Tisch zu schlagen und zu sagen, Herrgott, hört endlich auf, solchen Schwachsinn zu erzählen, versucht ihr mal, Geld vom Staat zu bekommen, geht mal zu euren Armen, euren Faulpelzen... probiert selbst aus, wie einfach es ist, mit weniger als tausend Euro im Monat zurande zu kommen. Aber sie schweigt. Sie, die immer so ein großes Maul hatte, entdeckt die Scham.
Virginie Despentes (Vernon Subutex 3 (Vernon Subutex, #3))
Ich dachte daran, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, bis ich Tschick in seinem Heim besuchen konnte, und ich dachte an Isas Brief. Auch an Horst Fricke und sein Carpe diem musste ich denken. Ich dachte an das Gewitter über dem Weizenfeld, an Pflegeschwester Hanna und den Geruch von grauem Linoleum. Ich dachte, dass ich das alles ohne Tschick nie erlebt hätte in diesem Sommer und dass es ein toller Sommer gewesen war, der beste Sommer von allen, und an all das dachte ich, während wir da die Luft anhielten und durch das silberne Schillern und die Blasen hindurch nach oben guckten, wo sich zwei Uniformen ratlos über die Wasseroberfläche beugten und in einer stummen, fernen Sprache miteinander redeten, in einer anderen Welt - und ich freute mich wahnsinnig. Weil, man kann zwar nicht ewig Luft anhalten. Aber doch ziemlich lange.
Wolfgang Herrndorf (Tschick)
Hören Sie, ich weiß sehr gut, dass ich so klein und unbedeutend bin, dass man eine Lupe braucht, um mich wahrzunehmen. Das war schon immer so. Suchen Sie mich mal auf einem Klassenfoto heraus, das dauert! Ich habe keine Familie, wenn ich jetzt von der Bildfläche verschwinde, gerät niemand in Not. Ich habe keine Freunde, keiner wird trauern, wenn ich nicht mehr da bin. Das weiß ich alles. Trotzdem, es hört sich vielleicht komisch an, aber ich war mit der Welt, wie sie ist, zufrieden. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht war ich auch zwei und hab mich köstlich mit mir selbst amüsiert. Ich weiß es nicht. Jedenfalls fühle ich mich in dieser Welt sehr wohl. Vieles darin gefällt mir nicht, und manchen scheine ich nicht zu gefallen, doch anderes gefällt mir, und was mir gefällt, gefällt mir -sehr-. Ob ich der Welt gefalle, ist mir scheißegal. Das ist mein Leben. Ich will nicht woanders hin. Unsterblichkeit brauche ich nicht. Alt werden ist nicht einfach, doch es betrifft mich ja nicht allein. Alle werden alt. Einhörner will ich nicht, ich will auch keinen Zaun!
Haruki Murakami (Hard-Boiled Wonderland and the End of the World)
Du hast recht, wir werden es nicht schaffen. Es ist besser, du verschwindest. Aber lass mich noch zwei Sachen sagen, bevor ich dir alles Gute wünsche: Erstens, das mit den Intellektuellen. Es ist leicht, sich über sie lustig zu machen. Ja, sehr leicht. Häufig sind sie nicht besonders muskulös, und sie prügeln sich auch nicht gern. Das Stampfen von Stiefeln, Medaillen, große Limousinen kann sie nicht groß bewegen, es ist also nicht sehr schwer. Es genügt, ihnen ihr Buch zu entreißen, ihre Gitarre, ihren Stift oder ihren Fotoapparat, und schon sind sie zu nichts mehr zu gebrauchen, diese unbeholfenen Tolpatsche. Übrigens, das ist das erste, was die meisten Diktatoren machen: Brillen kaputttreten, Bücher verbrennen oder Konzerte verbieten, das kostet sie nicht viel und kann ihnen in der Folge viele Unannehmlichkeiten ersparen. Aber du siehst, wenn intellektuell sein heißt, sich zu bilden, neugierig zu sein und aufmerksam, zu bewundern, erschüttert zu sein, verstehen zu wollen, wie alles zusammenhängt, damit man etwas weniger dumm ins Bett geht als am Abend zuvor, dann fordere ich dies für mich ein: Nicht nur bin ich dann eine Intellektuelle, ich bin auch noch stolz darauf. Sehr stolz sogar.
Anna Gavalda (Hunting and Gathering)
Aber nun, da so vieles anders wird, ist es nicht an uns, uns zu verändern? Könnten wir nicht versuchen, uns ein wenig zu entwickeln, und unseren Anteil Arbeit in der Liebe langsam auf uns nehmen nach und nach? Man hat uns alle ihre Mühsal erspart, und so ist sie uns unter die Zerstreuungen geglitten, wie in eines Kindes Spiellade manchmal ein Stück echter Spitze fällt und freut und nicht mehr freut und endlich daliegt unter Zerbrochenem und Auseinandergenommenem, schlechter als alles. Wir sind verdorben vom leichten Genuß wie alle Dilettanten und stehen im Geruch der Meisterschaft. Wie aber, wenn wir unsere Erfolge verachteten, wie, wenn wir ganz von vorne begännen die Arbeit der Liebe zu lernen, die immer für uns getan worden ist? Wie, wenn wir hingingen und Anfänger würden, nun, da sich vieles verändert.
Rainer Maria Rilke (The Notebooks of Malte Laurids Brigge)
Nur hat der Paul dieses sein Denkvermögen genauso ununterbrochen beim Fenster hinausgeworfen, wie sein Geldvermögen, aber während sein Geldvermögen sehr bald endgültig zum Fenster hinausgeworfen und erschöpft gewesen war, war sein Denkvermögen tatsächlich unerschöpflich; er warf es ununterbrochen zum Fenster hinaus und es vermehrte sich (gleichzeitig) ununterbrochen, je mehr er von seinem Denkvermögen aus dem Fenster (seines Kopfes) hinauswarf, desto mehr vergrößerte es sich, das ist ja das Kennzeichen solcher Menschen, die zuerst verrückt sind und schließlich als wahnsinnig bezeichnet werden, dass sie immer mehr und immer ununterbrochen ihr Geistesvermögen zum Fenster (ihres Kopfes) hinauswerfen und sich gleichzeitig in diesem ihrem Kopf ihr Geistesvermögen mit derselben Geschwindigkeit, mit welcher sie es zum Fenster (ihres Kopfes) hinauswerfen, vermehrt. Sie werfen immer mehr Geistesvermögen zum Fenster (ihres Kopfes) hinaus und es wird gleichzeitig in ihrem Kopf immer mehr und naturgemäß immer bedrohlicher und schließlich kommen sie mit dem Hinauswerfen ihres Geistesvermögens (aus ihrem Kopf) nicht mehr nach und der Kopf hält das sich fortwährend in ihrem Kopf vermehrende und in diesem ihrem Kopf angestaute Geistesvermögen nicht mehr aus und explodiert.
Thomas Bernhard (Wittgenstein’s Nephew)
Die großartigste Fähigkeit des menschlichen Geistes ist vielleicht die, mit Schmerzen fertig zu werden. Die klassische Philosophie spricht hier von den vier Pforten des Geistes, die man durchschreiten kann. Die erste Pforte ist die des Schlafs. Der Schlaf beitet uns Zuflucht vor der Welt und all ihrem Leid. Im Schlaf vergeht die Zeit, und das verschafft uns Abstand zu den Dingen, die uns Schmerz zugefügt haben. Wenn Menschen Verletzungen erleiden, werden sie oft bewusstlos, und jemand, der eine furchtbare Nachricht erhält, fällt vielleicht in Ohnmacht. Der Geist schützt sich also vor dem Schmerz, indem er diese erste Pforte durchschreitet. Die zweite Pforte ist die des Vergessens. Manche Wunden sind zu tief, um wieder verheilen zu können, oder zumindest zu tief für eine schnelle Heilung. Hinzu kommt, dass manche Erinnerungen ausschließlich schmerzlich sind und sich da nicht heilen lässt. Das Sprichwort "Die Zeit heilt alle Wunden" entspricht nicht der Wahrheit. Die Zeit heilt die meisten Wunden. Die übrigen sind hinter dieser Pforte verborgen. Die dritte Pforte ist die des Wahnsinns. Manchmal erhält der Geist einen so verheerenden Schlag, dass er sich in den Wahnsinn flüchtet. Das ist nützlicher, als es zunächst scheint. Manchmal besteht die Wirklichkeit nur noch aus Schmerz, und um diesem Schmerz zu entrinnen, muss der Geist die Wirklichkeit hinter sich lassen. Die vierte und letzte Pforte ist die des Todes. Der letzte Ausweg. Wenn wir erst einmal tot wären, könne uns nichts mehr etwas anhaben - heißt es jedenfalls.
Patrick Rothfuss (The Name of the Wind (The Kingkiller Chronicle, #1))
Lucas beobachtete, wie Helen aus dem Haus rannte und in Claires Wagen sprang. Sie sah erschöpft und ausgezehrt aus, aber das Lächeln, mit dem sie Claire begrüßte, was leuchtend und wunderschön und voller Liebe. So war Helen eben. Auch wenn sie selbst litt, hatte sie diese beinahe magische Fähigkeit, anderen ihr Herz zu öffnen. Nur in ihrer Nähe zu sein, reichte bereits aus, dass er sich geliebt fühlte, auch wenn er wusste, dass ihre Liebe nicht mehr ihm galt. An diesem Morgen hatte sie ihn wieder beinahe erwischt, und er hatte mittlerweile den Verdacht, dass er ihr Angst machte. Irgendwie konnte sie ihn immer noch spüren. Lucas musste herausfinden, woran das lag, denn er würde ganz sicher nicht aufhören, sie zu bewachen. Nicht, bis er sicher war, dass Automedon endgültig verschwunden war. Claire und Helen fingen beim Losfahren an, zu singen und verunstalteten einen seiner Lieblingssongs von Bob Marley. Helen sang wirklich grauenhaft. Das war eines der Dinge, die er besonders an ihr mochte. Jedes Mal, wenn sie losjaulte, wie eine getretene Katze, wollte er sie am liebsten in den Arm nehmen und küssen.
Josephine Angelini (Dreamless (Starcrossed, #2))
Mach dir keine Sorgen. Du hast zuviel und zuwenig gesehen, wie alle Menschen vor dir. Du hast zuviel geweint, vielleicht auch zuwenig, wie alle Menschen vor dir. Vielleicht hast du zuviel geliebt, und gehaßt - aber nu wenige Jahre - zwanzig oder so. Was sind schon zwanzig Jahre? Dann war ein Teil von dir tot, genau wie bei allen Menschen, die nicht mehr lieben oder hassen können. Du hast viele Schmerzen ertragen, ungern wie alle Menschen vor dir. Dein Körper war dir sehr bald lästig. Du hast ihn nie geliebt. Das war schlecht für dich - oder auch gut, denn an einem ungeliebten Körper hängt die Seele nicht sehr. Und was ist die Seele? Wahrscheinlich hast du nie eine gehabt, nur Verstand, und der war nicht gedenkend der Gefühle. Oder war da manchmal noch etwas anderes? Für Augenblicke? Beim Anblick von Glockenblumen oder Katzenaugen und des Kummers um einen Menschen, oder gewisser Steine, Bäume und Statuen; der Schwalben über der großen Stadt Rom. Mach dir keine Sorgen. Auch wenn du mir einer Seele behaftet wärest, sie wünscht nichts als tiefen, traumlosen Schlaf. Der ungeliebte Körper wird nicht mehr schmerzen. Blut, Fleisch, Knochen und Haut, alles wird ein Häufchen Asche sein, und auch das Gehirn wird endlich aufhören zu denken. Dafür sei Gott bedankt, den es nicht gibt. Mach dir keineSorgen - alles wird vergebens gewesen sein - wie bei allen Menschen vor dir. Eine völlig normale Geschichte.
Marlen Haushofer
Seele im Raum Hier bin ich, hier bin ich, Entrungene, taumelnd. Wag ichs denn? Werf ich mich? Fähige waren schon viel dort, wo ich drängte. Nun wo auch noch die Mindesten restlos Macht vollziehn, schweigend vor Meisterschaft —: Wag ichs denn ? Werf ich mich? Zwar ich ertrug, vom befangenen Körper aus, Nächte; ja, ich befreundete ihn, den irdenen, mit der Unendlichkeit; schluchzend überfloß, das ich hob, sein schmuckloses Herz. Aber nun, wem zeig ichs, daß ich die Seele bin? Wen wunderts? Plötzlich soll ich die Ewige sein, nicht mehr am Gegensatz haftend, nicht mehr Trösterin; fühlend mit nichts als Himmeln. Kaum noch geheim; denn unter den offenen allen Geheimnissen eines, ein ängstliches. O wie durchgehn sich die großen Umarmungen. Welche wird mich umfangen, welche mich weiter geben, mich, linkisch Umarmende? Oder vergaß ich und kanns? Vergaß den erschöpflichen Aufruhr jener Schwerliebenden? Staun', stürze aufwärts und kanns?
Rainer Maria Rilke (Fünfzig Gedichte)
Der gute Kampf ist der, den wir im Namen unserer Träume führen. Wenn sie mit aller Macht in unserer Jugend aufflammen, haben wir zwar viel Mut, doch wir haben noch nicht zu kämpfen gelernt. Wenn wir aber unter vielen Mühen zu kämpfen gelernt haben, hat uns der Kampfesmut verlassen. Deshalb wenden wir uns gegen uns selber und werden zu unseren schlimmsten Feinden. Wir sagen, dass unsere Träume Kindereien, zu schwierig zu verwirklichen seien oder nur daher rührten, dass wir von den Realitäten des Lebens keine Ahnung hätten. Wir töten unsere Träume, weil wir Angst davor haben, den guten Kampf aufzunehmen. [...] Das erste Symptom, dass wir unsere Träume töten, ist, dass wir nie Zeit haben. Die meistbeschäftigen Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, waren zugleich auch die, die immer für alles Zeit hatten. Diejenigen, die nichts taten, waren immer müde, bemerkten nicht, wie wenig sie schafften, und beklagten sich ständig darüber, dass der Tag zu kurz sei. In Wahrheit hatten sie Angst davor, den guten Kampf zu kämpfen. Das zweite Symptom dafür, dass unsere Träume tot sind, sind unsere Gewissheiten. Weil wir das Leben nicht als ein grosses Abenteuer sehen, das es zu leben gilt, glauben wir am Ende, dass wir uns dem wenigen, was wir vom Leben erbeten haben, weise, gerecht und korrekt verhalten. {...] Das dritte Symptom für den Tod unserer Träume ist schließlich der Friede. Das Leben wird zu einem einzigen Sonntagnachmittag, verlangt nichts Grosses von uns, will nie mehr von uns, als wir zu geben bereit sind. Wir halten uns dann für reif, glauben, dass wir unsere kindischen Phantasien überwunden und die Erfüllung auf persönlicher und beruflicher Ebene erlangt haben. Wir reagieren überrascht, wenn jemand in unserem Alter sagt, dass er noch das oder jenes vom Leben erwartet. Aber in Wahrheit, ganz tief im Inneren unserer Herzens, wissen wir, dass wir es in Wirklichkeit nur aufgegeben haben, um unsere Träume zu kämpfen, den guten Kampf zu führen.
Paulo Coelho