Kopf Aus Quotes

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Ein Planet kreist aufgrund der Schwerkraft um die Sonne, und der Mond zieht das Meer an, und so entstehen Ebbe und Flut.' Das wuste ich sehr wohl, aber dann sagte er: Meinst du nicht, dass es auch eine Kraft geben muss, die uns aus dem Meer gezogen und uns Augen zum sehen und einem Kopf zum denken gegeben hat?' Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und deshalb zuckte ich nur mit den schultern. Ich wuesste gern, ob denen, die es nicht glauben, ein wichtiger sinn fehlt,' sagte Mika ganz zum schluss.
Jostein Gaarder (Hello? Is Anybody There?)
Was war bloß mit meinem Gehirn los? War es zu weich? Ein Brei? Am liebsten hätte ich mir in den Kopf gegriffen um aus dieser zu nichts zu gebrauchenden Gehirnmasse einen scharfkantigen Ziegelstein zu formen.
Joachim Meyerhoff
Nur hat der Paul dieses sein Denkvermögen genauso ununterbrochen beim Fenster hinausgeworfen, wie sein Geldvermögen, aber während sein Geldvermögen sehr bald endgültig zum Fenster hinausgeworfen und erschöpft gewesen war, war sein Denkvermögen tatsächlich unerschöpflich; er warf es ununterbrochen zum Fenster hinaus und es vermehrte sich (gleichzeitig) ununterbrochen, je mehr er von seinem Denkvermögen aus dem Fenster (seines Kopfes) hinauswarf, desto mehr vergrößerte es sich, das ist ja das Kennzeichen solcher Menschen, die zuerst verrückt sind und schließlich als wahnsinnig bezeichnet werden, dass sie immer mehr und immer ununterbrochen ihr Geistesvermögen zum Fenster (ihres Kopfes) hinauswerfen und sich gleichzeitig in diesem ihrem Kopf ihr Geistesvermögen mit derselben Geschwindigkeit, mit welcher sie es zum Fenster (ihres Kopfes) hinauswerfen, vermehrt. Sie werfen immer mehr Geistesvermögen zum Fenster (ihres Kopfes) hinaus und es wird gleichzeitig in ihrem Kopf immer mehr und naturgemäß immer bedrohlicher und schließlich kommen sie mit dem Hinauswerfen ihres Geistesvermögens (aus ihrem Kopf) nicht mehr nach und der Kopf hält das sich fortwährend in ihrem Kopf vermehrende und in diesem ihrem Kopf angestaute Geistesvermögen nicht mehr aus und explodiert.
Thomas Bernhard (Wittgenstein’s Nephew)
Dann kam Achill das Vieh. Des Mörders Eintritt in den Tempel, der, als er im Eingang stand, verdunkelt wurde. Was wollte dieser Mensch. Was suchte er bewaffnet hier im Tempel. Grässlichster Augenblick: Ich wusst es schon. Dann lachte er. Jedes Haar auf meinem Kopf stand mir zu Berge, und in die Augen meines Bruders trat der reine Schrecken. Ich warf mich über ihn und wurde weggeschoben wie ein Ding aus Nichts [...] Lachend, alles lachend. Ihm an den Hals griff. An die Kehle ging [...] Des Bruders Augen aus den Höhlen quellend. Und in Achills Gesicht die Lust. Die nackte grässliche männliche Lust [...] Nun hob der Feind, das Monstrum, im Anblick der Apollon-Statue sein Schwert und trennte meines Bruders Kopf vom Rumpf.
Christa Wolf (Cassandra)
»Dann erinnerst du dich also an alles?« »Besonders gerne an den Kuss im Wandschrank.« Ich stöhnte leise und fuhr mir genervt durchs Haar. »Das war doch nur ein einziger Kuss. Ich habe dich bloß geküsst, weil ich dich zum Schweigen bringen wollte, damit Sawyers Mom uns nicht entdeckt und wir keinen Ärger kriegen. Du küsst doch sicher ständig Mädchen und danach geht ihr getrennte Wege. Außerdem kann ich deinen besten Freund nicht leiden.« Levi legte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Weißt du, Tate, ich kann Sawyer manchmal auch nicht leiden. Sieh ihn dir doch nur an! Wie er sein Haar trägt, das ist doch echt abartig. Wir haben voll was gemeinsam.« Automatisch blickte ich zu Sawyer hinüber, um seine Frisur abzuchecken. Wie immer waren seine Haare durcheinander und wuschelig und nicht mal wirklich das, was ich unbedingt eine richtige Frisur nennen würde. »Sieht er nicht immer so aus?« »Sag das doch nicht so laut! Ich versuche es immer wieder zu verdrängen, damit wir beide mit diesem Umstand leben können. Du verletzt sonst seine Gefühle.« »Sawyer hat Gefühle?«, fragte ich sarkastisch. »Können wir nicht lieber über meine Gefühle reden?«, erwiderte Levi und rückte mit seinem Stuhl näher. »Sehe ich aus wie eine Therapeutin?« »Nein«, antwortete er. »Dafür bist du zu süß.«
Tanja Voosen (Mondfunken)
He", rief Shadow. "Hugin oder Munin oder wer du bist." Der Vogel drehte sich um, den Kopf misstrauisch zur Seite gelegt, und starrte ihn aus hellen Augen an. "Sag mal Nimmermehr", sagte Shadow. "Leck mich", sagte der Rabe. Sonst sagte er auf ihrem weiten Weg durch das Waldland nichts mehr.
Neil Gaiman (American Gods)
Der Menschensohn strich fast zärtlich über das Doppelblatt der Waffe und bewunderte die verschlungenen Elfenknoten, die es schmückten. “Schöne Arbeit.” Mandred wandte sich zu seinem Sohn. “So sieht die Waffe eines Mannes aus.” Er wollte sie Ollowain zurückgeben, doch dieser schüttelte nur den Kopf. “Ein Geschenk, Mandred. In der Welt der Menschen sollte man stets auf Ärger gefasst sein. Ich bin gespannt zu sehen, ob du mit der Axt besser kämpfst als mit dem Schwert.
Bernhard Hennen (Die Elfen (Die Elfen, #1))
Ein Junge und ein Mädchen liegen auf dem Boden, vor sich die Dachschräge. Sie konzentriert sich auf den Jungen, der aus dieser Entfernung so aussieht, als wäre er in ihrem Alter. Und selbst aus dieser Entfernung kann sie erkennen, dass das Buch, aus dem er ihr vorliest, "Das Buch der Begebenheiten" ist. Der Junge schläft ein, und das Mädchen legt den Kopf auf seine Brust. Brod will mehr hören - sie will schreien: LIES MIR WEITER VOR! ICH MUSS ES WISSEN! -, aber sie können sie von dort, wo sie ist, nicht hören, und von dort, wo sie ist, kann sie die Seite nicht umblättern. Die Seite - Brods papierdünne Zukunft - ist, von dort, wo Brod ist, unendlich schwer.
Jonathan Safran Foer (Everything is Illuminated)
»Sie haben also nicht die Absicht, von sich aus etwas zu unternehmen?« Aomame schüttelte den Kopf. »Das Wichtigste für mich ist, dass ich ihn liebe.«
Haruki Murakami (1Q84 #1-2 (1Q84, #1-2))
Etwas Einmaliges, etwas Unvergängliches formte sich in meinem Kopf. Ein kunstvolles Gebilde aus Worten und Sätzen, das sich wie eine außerirdische Kreatur von fremdartiger Schönheit in meinem Denken materialisierte - und zu mir sprach, in makellosen Versen! Es was ein Gedicht. Es hatte nicht das Geringste mit meinem eigenen Denken zu tun, es waren Gedanken aus dem All! Ein Geschenk der Sterne!
Walter Moers (Das Labyrinth der Träumenden Bücher (Zamonien, #6) (Träumende Bücher, #2))
Wann bist du in Aus-Wisch angekommen?" fragte Bruno. [...] "Ich glaube, ich war schon immer hier" sagte er schließlich leise. "Bist du hier aufgewachsen?" "Nein", sagte Pavel und schüttelte den Kopf. "Nein, das nicht.
John Boyne (The Boy in Striped Pyjamas)
1. Lesen ist ein bloßes Surrogat des eigenen Denkens. Man läßt dabei seine Gedanken von dem Andern am Gängelbande führen. [...] Lesen soll man nur dann, wann auch die Quelle der eigenen Gedanken stockt; was auch beim besten Kopfe oft genug der Fall seyn wird. Hingegen die eigenen, urkräftigen Gedanken verscheuchen, um ein Buch zur Hand zu nehmen, ist Sünde wider den heiligen Geist. Man gleicht alsdann Dem, der aus der freien Natur flieht, um ein Herbarium zu besehn, oder um schöne Gegenden im Kupferstiche zu betrachten. 2. Wann wir lesen, denkt ein Anderer für uns: wir wiederholen bloß den mentalen Prozeß. Es ist damit, wie wenn beim Schreibenlernen der Schüler die vom Lehrer mit Bleistift geschriebenen Züge mit der Feder nachzieht. Demnach ist beim Lesen die Arbeit des Denkens un zum großen Theile abgenommen. Daher die fühlbare Erleichterung, wenn wir von der Beschäftigung mit unseren eigenen Gedanken zum Lesen übergehn. Eben daher kommt es auch, daß wer sehr viel und fast den ganzen Tag liest, dazwischen aber sich in gedankenlosem Zeitvertreibe erholt, die Fähigkeit, selbst zu denken, allmälig verliert, - wie Einer, der immer reitet, zuletzt das Gehn verlernt. Solches aber ist der Fall sehr vieler Gelehrten: sie haben sich dumm gelesen. Denn beständiges, in jedem freien Augenblicke sogleich wieder aufgenommenes Lesen ist noch geisteslähmender, als beständige Handarbeit; da man bei dieser doch den eigenen Gedanken nachhängen kann. Aber wie eine Springfeder durch den anhaltenden Druck eines fremden Körpers ihre Elasticität endlich einbüßt; so der Geist die seine, durch fortwährendes Aufdringen fremder Gedanken. Und wie man durch zu viele Nahrung den Magen verdirbt und dadurch dem ganzen Leibe schadet; so kann man auch durch zu viele Geistesnahrung den Geist überfüllen und ersticken. Denn selbst das Gelesene eignet man sich erst durch späteres Nachdenken darüber an, durch Rumination. Liest man hingegen immerfort, ohne späterhin weiter daran zu denken; so faßt es nichtWurzel und geht meistens verloren: Ueberhaupt aber geht es mit der geistigen Nahrung nicht anders, als mit der leibichen: kaum der funfzigste Theil von dem, was man zu sich nimmt, wird assimilirt: das Uebrige geht durch Evaporation, Respiration, oder sonst ab.
Arthur Schopenhauer (Περί ανάγνωσης και βιβλίων: Η τέχνη της αποχής από την ανάγνωση)
einst ein braver Mann namens Gottfried Nickleby, der sich ziemlich spät noch in den Kopf gesetzt hatte zu heiraten. Da er aber weder jung noch begütert war und daher nicht auf die Hand einer vermögenden Dame rechnen durfte, so verehelichte er sich lediglich aus Zuneigung mit einer alten Flamme, die ihn ihrerseits aus demselben Grunde nahm – so wie etwa zwei Leutchen, die es sich nicht leisten können, um Geld Karten zu spielen, einander hin und wieder den Gefallen erweisen, mitsammen eine Partie »umsonst« zu machen. Die
Charles Dickens (Nicholas Nickleby)
Stundenlang saß sie da, wägte sorgfältig Worte ab, lauschte ihrem Klang: verführerisch. Musik, vor allem, wenn sie bereits gesungen, sie schwirrten ihr durch den Kopf – wie allen, die mit Sprache umgehen. Wörter tauchen im Kopf auf und tanzen dort Rhythmen, die aus dem Unterbewusstsein auftauchen. Wortsplitter und –fetzen: Manchmal liefern sei einen Hinweis auf einen verborgenen Geisteszustand. Manchmal klimpern und klingeln sie tagelang und machen einen ganz verrückt. Und manchmal sind sie wie ein unsichtbarer Film, wie eine durchsichtige Folie zwischen einem selbst und der Wirklichkeit
Doris Lessing (Love, Again)
Jeder Kopf ist ein Archiv, und jeder Körper birgt Erinnerungen", diktierte sie dann ohne merkliches Stocken. "Sie sind von außen nach innen gelangt. Wir waren nie alleine auf der Welt. Wir waren stets von anderen umgeben, die sich eingenistet haben mit ihren Worten, ihren Berührungen, ihren Dummheiten, Irrtümern und ihrer Weisheit, mit ihren mitleidsvollen und ihren strafenden Blicken im Gedächtnis unseres Gehirns, unserer Haut und unserer Organe. Wir wurden geboren und lagen in der Wiege unter einer Decke aus Jahrtausenden von Geschichten, und wir hatten keine Möglichkeit, darunter hervorzukommen, ohne etwas davon zu wissen.
Connie Palmen (De wetten)
Beschwichtigend hob Rafael die Arme. „Ganz ruhig. Was ist passiert?“ Erbost schüttelte Selena den Kopf. „Da fragst du? Nach was sieht es denn aus, Genie?“ Rafael lächelte, offenbar unberührt von ihrem Unmut. „Wenn du es wissen willst. Ich tippe auf atomaren Angriff genmanipulierter Riesenhühner oder auf einen missglückten Versuch, eine Eierplantage zu gründen.
Martina Riemer (Glasgow RAIN: Küsse im Regen)
Feen”, erklärte er bereitwillig. “Das versteckte Volk. Die Wesen, die sich gemeinhin am Rande Ihres Gesichtsfelds verbergen und Schabernack mit dieser Welt treiben. Ihre bloße Anwesenheit reicht meistens aus, unsere liebgewonnene Ordnung auf den Kopf zu stellen, denn sehen Sie, unsere Welt ist so voller Beschränkungen! Sie können von einer Fee genauso wenig erwarten, dass sie sich in dieser Welt ausdrückt, wie Sie Monet bitten könnten, mit Kohle und Schmierpapier einen Lilienteich zu malen. Sie prägen sich unserer Wirklichkeit auf wie die Füße eines Wasserläufers, und Kreise wachsen auf ihrem Weg über den Teich, aber Sie erhaschen nie einen Blick auf das Wesen, das sie hinterlässt. Das heißt, bis heute, lieber Freund.
Oliver Plaschka (Die Magier von Montparnasse)
einige gitarren, ein klavier, mikrophone von der decke, kleine schaumstoffpyramiden an den wänden. ein studio in new york an der upper east side. es ist ein warmer septemberabend draußen über der stadt. bob dylan verbrachte ihn bis etwa 5 p.m. auf der veranda seines freundes bill clinton, wo die beiden marihuana rauchten und kreatives schlafen praktizierten. bob braucht diese rituale mit freunden, bevor er ins studio geht, seit so vielen jahren, nach so vielen platten. jetzt, pünktlich um 7:34 p.m., sitzt er alleine hier im studio und schaut auf das geöffnete klavier. ähnlich wie helmut schmidt in deutschland darf auch bob dylan an jedem ort hemmungslos rauchen, selbst wenn an der wand ein großes, rot leuchtendes warnschild mit der aufschrift „do never smoke“ angebracht ist. die rauchwolken der siebenten camel filter ziehen wie magisch in den innenraum des flügels, sie stauen sich dort, scheinen sich einzunisten. vor den augen dylans aber wird das klavier zum sarg. er sieht im rauch eine spiegelung seiner eigenen gewohnt gelockten haare, er selbst daran mit dem kopf anmontiert, im besten anzug plus krawatte, eingebettet in verplüschte seitenwände. er wollte doch erste demos für die neue platte aufnehmen, nicht sich selbst im sarg visualisieren. verstimmt dämpft er die zigarette auf seinem linken unterarm aus und legt den stummel zärtlich zu den anderen auf den boden. er ist müde… das gras wirkt wohl immer noch. wie in trance steht er nun auf, verfügt sich zum flügel und platziert sich vor den tasten. im bleiernen halbschlaf geht es jetzt los. (0201)
David Ramirer (2015 - fuck me tender)
Mir war nicht schrecklich zumute; ich war mir klar darüber, daß mich nicht mehr viel berührte, schon seit langer Zeit nicht mehr. Vielleicht war ich schon mein ganzes Leben lang so gewesen, genau wie manche Kinder taub oder ohne Tastsinn geboren werden; aber wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ich das Fehlen von Gefühlen nicht bemerkt. Irgendwann mußte sich mein Hals geschlossen haben wie ein zufrierender Teich oder eine vernarbende Wunde und hatte mich in meinem Kopf eingeschlossen. Seitdem war alles von mir abgeprallt, es war, als steckte ich in einer Vase. Es war wie früher im Dorf, wo ich sehen, aber nicht hören konnte, weil ich die Sprache nicht verstand. Flaschen verzerren auch: Frösche im Marmeladenglas sehen breitgedrückt aus, für die muß ich ein grotesker Anblick gewesen sein.
Margaret Atwood (Surfacing)
Das Glück kuckt gelassen an mir vorbei. Es weiß genau, dass Max' Ruhe ein notwendiger Gegenpol zu meiner Kopfparty ist. Dass seine Gelassenheit meine Kontrollsucht ausbalanciert. Dass er so verschmust ist, dass wir manchmal nicht einschlafen können, weil wir nicht aufhören wollen einander so nah zu sein. [..] Aber so einfach funktioniere ich nicht. Ich traue weder dem Glück noch mir selbst über den Weg. Das läuft mir alles zu glatt, so etwas bin ich nicht gewöhnt. Ich bin sicher, dass ich recht bald alles kaputt machen werde. Ich habe zu keinem Zeitpunkt die Sorge, dass Max aus unserem Zug aussteigen würde. Im Gegenteil, nie habe ich jemanden kennengelernt, der so verlässlich in Sachen Gefühle wirkt. Der so bei sich selbst und bei mir ist. Aber mein Kopf rattert und rattert wie ein nervöses Perpetuum mobile.
Sarah Kuttner (Mängelexemplar)
Er drückte sich an den Tisch, auf den die Magd zum Gruß ein Glas Branntwein stellte, und blieb dort verhangenen Blicks den ganzen Vormittag unbeweglich sitzen. Unablässig spähten vom Fenster die Dorfkinder herein, lachten und schrien ihm etwas zu - er hob den Kopf nicht. Eintretende betrachteten ihn neugierig, er blieb, den Blick auf den Tisch gebannt, mit krummen Rücken sitzen, schamhaft und scheu. Und als mittags zur Essenszeit ein Schwarm Leute den Raum mit Lachen füllte, Hunderte Worte um ihn schwirrten, die er nicht verstand, und er, seiner Fremdheit entsetzlich gewahr, taub und stumm inmitten einer allgemeinen Bewegtheit saß, zitterten ihm die Hände so sehr, daß er kaum den Löffel aus der Suppe heben konnte. Plötzlich lief eine dicke Träne die Wange herunter und tropfte schwer auf den Tisch. Scheu sah er sich um. Die andern hatten sie bemerkt und schwiegen mit einemmal. Und er schämte sich: immer tiefer beugte sich sein schwerer, struppiger Kopf gegen das schwarze Holz.
Stefan Zweig (Episode am Genfer See)
Während Ludovic Cresson die Straße so mit den Augen eines Beifahrers betrachtete, fiel ihm auf, wie idyllisch, aber auch altmodisch sie inzwischen wirkte. Sie war kaum noch befahren. Die Kilometermarkierungen sahen mit ihren roten Hauben und den vom Regen abgewaschenen Lettern aus wie echte Grenzsteine. Die gelbgrünen Bäume, die nicht mehr regelmäßig geschnitten wurden, erinnerten an harmlose, nostalgische Bedrohungen. Ebenso wie die blechernen Reklameschilder, die nur noch mit einem Arm an ihren Stangen hingen und auf denen man, wenn man den Kopf schief legte, lesen konnte: 'Schneckenzucht, 300 Meter', 'Hier gibt's Speis und Trank' oder 'Zum Spaßvogel', obwohl in der Stille dieser Landschaft nicht mehr das geringste Lachen zu hören war. In Wahrheit handelte es sich um eine abgehalfterte Straße, besiegt von der jüngsten Rivalin, deren Donnern man wenige Kilometer entfernt von Zeit zu Zeit hören konnte, eine Straße, die man den an Fortschritt, Tempo und Anonymität glaubenden Kindern besser nicht mehr zeigte. Denn keins von ihnen würde sich an den 'Spaßvogel' erinnern, da sie nie einen Fuß hineinsetzen würde.
Françoise Sagan (Les Quatre coins du cœur)
In Kilb hatten diese künstlerischen Menschen einen grotesken Eindruck gemacht, wenigstens auf mich wirkten sie wie von ihren künstlerischen Vorhaben und von ihrer künstlerischen Tätigkeit verunstaltet, sie hatten einen künstlichen Gang, und sie hatten eine künstliche Stimme, alles an ihnen war künstlich, während ich den Friedhof als das Natürlichste von der Welt empfunden habe. Beugten sie sich vor, beugten sie sich zu weit vor, standen sie auf, standen sie zu früh (oder zu spät) auf, setzen sie nieder, setzen sie zu spät (oder zu früh) nieder, fingen sie an, zu singen, sangen sie zu früh (oder zu spät), nahmen sie ihre Kopfbedeckungen vom Kopf, nahmen sie sie zu früh (oder zu spät) vom Kopf, hatten sie etwas zum Pfarrer gesagt, hatten sie es zu früh (oder zu spät) gesagt. Während die Kilber Bevölkerung, die, wie gesagt wird, sehr zahlreich zum Begräbnis der Joana gekoomen war, alles natürlich gemacht hat, alles natürlich gesagt hat, alles natürlich gesungen hat, immer natürlich gegangen ist und natürlich aufgestanden und natürlich hingestezt hat und immer alles weder zu spät, noch zu früh, noch zu kurz, noch zu lang. Und während die künstlerischen Leute aus Wien auf die grotesk-lächerliche Weise zu diesem Begräbnis angezogen waren, war din Kilber Bevölkerung ganz und gar richtig dazu angezogen, dachte ich auf dem Ohrensessel.
Thomas Bernhard (Woodcutters)
Sie gingen nach draußen, an den Kirschbäumen vorbei, über den Graben zu den Apfelbäumen, die Dirk zum Felde vor ein paar Jahren neu gepflanzt hatte, sie waren noch sehr klein, die Blüte hatte schon begonnen. Jetzt waren sie vereist. Zweige, Blätter, Blüten sahen aus, als wären sie in Glas gegossen, Bäume wie Kronleuchter, sie blendeten im frühen Sonnenlicht, man ging durch einen Spiegelsaal. Sie gingen schweigend, hörten nichts als ihre Schritte auf dem vereisten Gras und über sich die Möwen. In dicken Tropfen fiel das Wasser von den Bäumen, weil das Eis jetzt in der Sonne schmolz. „Man kriegt das nicht so oft zu sehen“, sagte Vera. Sie blieben stehen, die Hände in den Taschen, es war sehr schön. „Alles hinüber“, sagte Anne. Vera schüttelte den Kopf. Sie nannten es Frostberegnung, die Bauern machten es in kalten Frühjahrsnächten, besprühten ihre Blüten mit feinen Wassertröpfchen, die im Nachtfrost dann zu einer dünnen Eisschicht wurden. Eismäntel für die Blüten. Frostschutz durch Vereisung.
Dörte Hansen (Altes Land)
Aber bald hatte ich das eine, bald das andere der Zimmer wiedergesehen, die ich im Laufe meines Lebens bewohnt hatte, und das führte dazu, dass ich sie mir alle während der langen Gedankenspiele, die meinem Erwachen folgten, vergegenwärtigte; – winterliche Zimmer, in denen man, sobald man sich hingelegt hat, den Kopf in einem Nest birgt, das man sich aus den verschiedensten Dingen zusammengeklaubt hat: einem Zipfel des Kopfkissens, dem Rand der Bettdecke, dem Ende eines Schals, der Bettkante, und einer Ausgabe der Débats roses*, die man schließlich nach Art der Vögel* zusammenfügt, indem man sich unablässig gegen sie drückt; in denen man in Frostzeiten ein Vergnügen darin findet, sich von der Außenwelt abgeschnitten zu fühlen (wie die Seeschwalbe, die ihr Nest am Boden einer Senke in der Erdwärme anlegt), und in denen man, da das Kaminfeuer die ganze Nacht hindurch brennt, in einer weiten Umhüllung aus warmer und rauchiger Luft schläft, die das Flackern der feuerfangenden Scheite durchzuckt, in einer Art von nicht greifbarem Alkoven, einer warmen Höhle, ausgehoben aus dem Schoße des Zimmers, einer glühenden Zone unsteter Temperaturen, durchweht von Luftzügen, die uns das Antlitz erfrischen und aus den Ecken kommen, aus Stellen in der Nähe der Fenster oder aus solchen, die vom Feuer entfernt sind und schon erkaltet; – sommerliche Zimmer, in denen man mit der lauen Nacht verschmelzen möchte, in denen das Mondlicht, auf den halbgeöffneten Läden ruhend, an das Fußende des Bettes seine Zauberleiter wirft, in denen man so gut wie unter freiem Himmel schläft wie eine Meise, die auf der Spitze eines Halmes von der Brise gewiegt wird; – manchmal auch das Louis-Seize-Zimmer*, so heiter, dass ich dort sogar am ersten Abend nicht allzu unglücklich gewesen war, und in dem die kleinen Säulen, die graziös die Decke trugen, mit so viel Anmut [16] auseinanderwichen, um den Platz des Bettes zu bezeichnen und freizugeben; manchmal dagegen auch jenes kleine Zimmer mit zu hoher Decke, in Form einer Pyramide ausgehoben über zwei Stockwerke hinweg und teilweise mit Mahagoni verkleidet, in dem ich vom ersten Augenblick an von dem unbekannten Geruch des Vetiver seelisch vergiftet wurde, überzeugt wurde von der Feindseligkeit der violetten Vorhänge und der anmaßenden Gleichgültigkeit der Pendeluhr, die lauthals vor sich hin plapperte als sei ich gar nicht vorhanden; – in dem ein sonderbarer und gnadenloser rechteckiger Standspiegel, schräg in eine der Ecken des Zimmers gelehnt, sich unverfroren aus dem kostbaren Ganzen meines gewohnten Gesichtsfeldes ein nicht vorgesehenes Quartier aushob; – in dem mein Denken, nachdem es sich stundenlang bemüht hatte, sich zu verrenken, sich zu strecken, um die genaue Gestalt dieses Zimmers anzunehmen und schließlich seinen ungeheuren Trichter bis zu ganzer Höhe auszufüllen, eine Reihe zäher Nächte durchlitten hatte, während ich auf meinem Bett ausgestreckt dalag, die Augen emporgewandt, die Ohren verängstigt, die Nase widerwillig, das Herz klopfend: bis dann schließlich die Gewohnheit die Farbe der Vorhänge verändert, die Uhr zum Schweigen gebracht, den schrägen und grausamen Spiegel Mitleid gelehrt, den Geruch des Vetiver* wenn auch nicht gänzlich vertrieben, so doch gemildert, und vor allem die offenkundige Höhe der Decke verringert haben würde.
Marcel Proust (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Band 1: Auf dem Weg zu Swann)
Das pädagogische Bedenken: „Darf man Kinder mit dem Hokuspokus afrikanischer Zauberer und böser Feen unterhalten?“ kommt ungefähr der Frage gleich, ob man den Eskimos ihre Amulette und Zauberpriester weiterhin gestatten soll. Literarisch ließe sich gegen Märchen wie „La Belle au Bois Dormant“, „Le Petit Cahperon Rouge“, „Le Chat Botté“, „Riquet à la Houppé» eigentlich nichts einwenden; waren sie doch von einem Charles Perrault (de l’Academie Francaise) und seiner Geliebten, einer Comtesse d’Aulnay […] in die Aristokratensalons des Louis Quatorze eingeführt worden und hatten sich so manierlich, so chevaleresk aufgeführt, dass sie überall als geistige Sprösslinge ihrer durchaus hoffähigen Editoren empfunden wurden. Ihr plebejischer, ja asiatischer, ja negroider Ursprung wurde erst im XIX. Jahrhundert aufgedeckt, als in Deutschland und Rußland Sprachforscher ihren Stammbäumen nachgingen: als die Rechtsgelehrten Brüder Grimm ihre Erzählungen unverblümt dem Volksmund nachschrieben, um sie „in letzter Minute für die armen und einfachen Leute zu retten, denen man sie vorenthielt…“ Aber was da zum Vorschein kam, wuchs den Philologen über den Kopf, wie das so oft im Eifer der Wissenschaften vorkommt. Bei ihrem Vorhaben, im reinsten Interesse der Germanistik heimische Sagenschätze schlichter Bauern und ehrbarer Ammen freizulegen, waren sie auf Aushöhlungen gestoßen, aus denen ihnen geile Succuben entgegenflatterten, giftiges Schlangen- und Basiliskengezücht entgegenkroch, der Blutgeruch shakesperarischer Hexenkessel in die Nase stieg. Auch hatten sie damit, ohne es zu wollen, einer überall gärenden permanenten Verschwörung Vorschub geleistet – nämlich einer der Kinder aller Rassen, aller Zeitläufte, die heimtückisch, mit dem Revanchegelüst zu kurz gekommener Zwerge das abstruse Riesenreich der Erwachsenen unterwühlen.
Walter Mehring (The Lost Library: The Autobiography of a Culture)
Okay", sagte sie. "Ich bin schuld. Na klar. Ich bin egoistisch, egozentrisch und wollte Karriere machen, und du bist das Unschuldslamm. Deine Karriere war ein Abfallprodukt meiner Arbeitswut. Ich falle in den Staub vor Scham und bitte um Verzeihung, weil unser Sohn nur meinetwegen in einem Internat zugrunde geht. Wie gut, dass er wenigstens einen so liebevollen Vater hat, der ihn drei Tage im Jahr sieht und ihm zweimal über den Kopf streicht. Da bin ich regelrecht dankbar. Du bist einfach toll! Ein großartiger Mann, ein Frauenversteher schlechthin und ein fantastischer Vater. Und da ich deiner gar nicht würdig bin, wünsche ich dir noch einen guten Appetit. Du kannst dieses gegrillte, stinkende, tote Tier, das mich ankotzt, auch allein fressen." Sie nahm ihren Teller, schmiss ihn mit voller Wucht in den Jasminbusch und ging ins Haus. Eckart sagte keinen Ton. Sie wusste nicht, wie sie den Abend überleben sollte, ging aber davon aus, dass er morgen wieder vollkommen liebenswürdig sein würde, als wäre nichts gewesen.
Sabine Thiesler (Und draußen stirbt ein Vogel (Commissario Donato Neri #8))
• Ich hatte mal eine Taufe, wollte gerade loslegen, hatte schon Luft geholt, um die Stimme für den Segen zu erheben, da beugte sich die Mutter des Kindes über das Taufbecken und schaute von unten völlig entgeistert hoch in mein Gesicht und fragte “Ja-brauchen Sie jetzt kein Buch?”. Ich war perplex: “Was für ein Buch?” “Die Bibel!” “Sie meinen, ich soll Ihnen etwas vorlesen?” Antwortet sie, noch energischer fragend, immer alles über dem Taufbecken, das Kind auf dem Arm, das Kind zurückziehend :”Aber man liest doch immer etwas vor. Sagt etwas!” Sag ich:” Was denn genau?” “ Na, ein Gedicht, einen Spruch oder so etwas?” “ Nein, ich bin doch kein Zauberer. Ich brauche für die Taufe eines Kindes weder die Bibel noch das große Ratgeberbuch der 1000-schönsten-Taufrituale.” “Ach so?” “Gute Frau, das, was wirklich wichtig ist, im Glauben und für eine Taufe, ist das, was Jesus Christus spricht-da reicht ein Satz von ihm, den spreche ich und ein Handvoll Wasser. Dann bin ich ein guter Christ und Ihr Kind wird hoffentlich einer und das, gnädige Frau..” an meine Stirn tippend “...diese Sätze habe ich alle hier im Kopf. Ich kann das auswendig beten.” Es wäre geistliche Armut und ich der falsche Mann wenn ich als Priester noch irgendein Buch bräuchte als Gedächtnisstütze für das Sakrament der Taufe legte ich nach. Dann war sie still. Außerdem würde sich die Gefahr vergrößern, dass entweder das Buch also eine Bibel, oder ihr Kind ins Taufbecken fallen könnte, wenn ich einhändig hantiere Ich habe noch einen Moment die Stille abgewartet und sie freundlich angeschaut “ Stimmen Sie mir zu das ein gesprochener Segen, der aus dem Herzen kommt, stärker ist als jedes Wort das aus dem Buch einfach nur abgelesen wird?” Stille. Habe sie dann zu nickend angelächelt:”Wollen wir?” Es war dann eine sehr schöne, harmonische Taufe. Ich habe auch noch mehr als einen Satz aufgesagt. Ich merkte, wie die Mutter vom Äußerlichen ins Innerliche gekommen war und sich den Segen mitwünschte. “Sakrament musst du spüren.” Dritter Lehrsatz Meulemann- und wie recht er doch hatte
Rainer M. Schießler (Himmel - Herrgott - Sakrament: Auftreten statt austreten (German Edition))
Die Ruhe tut gut. Sie ist der Feind, der mich aus der Realität entführt, wenn ich mich ihr zu lange hingebe. Doch mein ganzer Körper schreit förmlich danach, in ihrer Umarmung zu versinken. Einfach loszulassen. Alles Kämpfen aufzugeben und endlich die Angst abzulegen. Weich gebettet, ein schützendes Dach über dem Kopf, immer schwerer werdende Lider …
Sabrina Milazzo (Aus Asche und Nacht)
Dich dann sinkt er auf das Eis, dehnt sich und etwas in meinem Kopf setzt aus. Es sind normale Übungen, die jeder Eishockeyspieler macht. Jeder. Nie habe ich etwas Sexuelles in diesen Bewegungen gesehen. Aber jetzt, als Gabe auf allen Vieren ist, seine Hüfte eindeutige Bewegungen macht, kann ich nicht anders, als ihn anzustarren. Ich kann nicht anders, als mir vorzustellen, wie es wäre, unter ihm zu liegen. -S. 138
Alessia Gold (Puck Mates: Gabe & Connor)
„Ähm, wie nennen wir dich eigentlich?“ […] „Alle Welt redet von Ash, aber Mitchy redet ständig von Gabe und…“ „Ash“, wirft Gabe ein, „das ist schon in Ordnung“ […] „Schlag dir das aus dem Kopf, dass ich dich so nenne. Für mich wirst du immer Gabe sein.“ -S. 188
Alessia Gold (Puck Mates: Gabe & Connor)
Je zittriger und erschöpfter Davis von seinen Liegestützen wird, umso mehr vermischen sich die normalen Wörter, die wir alle jeden Tag benutzen, mit den Wörtern, die er zu einem früheren Zeitpunkt in seinem Leben benutzt haben muss [...] Und als mir Davis' alte Wörter erst einmal aufgefallen waren, fing ich an, sie überall zu hören, denn dieser Ort hier ist ein Wortgefängnis - Wörter bleiben hier stecken, sind gefangen von dem Moment an, an dem in unserem alten Leben die Uhr stehengeblieben ist [...] und ich schnappe mir diese Ausdrücke, ich fange sie in meinem Kopf und ich bewahre sie auf. Denn jedes davon hat die DNA eines ganzen Lebens in sich, eines Lebens, in das diese Worte gepasst und in dem sie einen Sinn ergeben haben, weil alle anderen sie ebenfalls benutzten. Ich sammle diese Wörter, und später, wenn ich das Notizbuch aufschlage, im dem ich dieses Tagebuch führe, [...] trage ich eins nach dem anderen ein. Und aus irgendeinem Grund versetzt mich das in gute Laune, wie Geld auf der Bank.
Jennifer Egan (The Keep)
Es ist okay", sagte sie: Wir lieben einander doch, oder? Ich möchte Kinder haben, ich liebe Kinder, und ich glaube, dass du ein toller Vater wärst. Also lassen wir doch der Natur einfach freien Lauf. Und während mir dieses Repertoire an Möglichkeiten durch den Kopf ging, waren wir nackt und erregt; Ivys Hände hielten meinen Hinterkopf, sie küsste mir den Hals, zog mich an sich, hob ihre Hüften meinen entgegen, um sich dann an mir zu reiben - wodurch so ein Entscheidungsprozess leicht aus der Spour geraten kann.
Andy Jones (The Two of Us)
Wieder erschien eine Farbexplosion auf dem Bildschirm, der die Taetigkeiten von Annies Gehirn ueberwachte. Mae streckte die Hand aus und beruerhte Annies Stirn und staunte ueber die Distanz, die diese Haut, dieser Knochen zwischen ihnen herstellte. Was ging in ihrem Kopf vor? Es war wirklich zum Verzweifeln, dachte Mae, dieses Nichtwissen. Es war ein Affront, ein Entzug, ihr gegenueber und der Welt gegenueber. Sie wuerde bei Stenton und Bailey und bei der Vierzigerbande zur Sprache bringen, bei naechster Gelegenheit. Sie mussten dringend ueber Annie reden, ueber die Gedanken, die sie dachte. Wieso sollten sie die nicht wissen?
Dave Eggers
»Weißt du eigentlich«, sagte Alena mit einem Lächeln auf den Lippen, als würde sie an längst vergangene und schöne Zeiten denken, »dass ich mir immer gewünscht habe, du würdest meine Schwiegertochter werden?« Mein Gesicht gefror zu einer Maske aus Eis. Wie kam sie darauf? Wusste sie doch irgendetwas? Ich drehte den Kopf in Richtung Seitenfenster. »Tja, leider ist Alex schon vergeben«, sagte ich halbherzig im Scherz. »Außerdem bist du doch ohnehin wie eine zweite Mutter für mich.« »Das ist sehr lieb von dir und das freut mich. Ich meinte aber nicht nur für mich.« Sie fuhr mit dem Daumen die lederne Naht auf dem Lenkrad nach. »Auch für Elyas hätte ich mir dich gewünscht.«
Carina Bartsch (Türkisgrüner Winter (Kirschroter Sommer, #2))
Ich weinte, weil alles zu Ende geht, weil hinter dem Licht stets das Dunkel auf der Lauer liegt. Ich weinte, weil die Wolldecke mir Wärme und Liebe vorgegaukelt hatte, und es ist schlimm, aus Illusionen zu erwachen. Ich weinte, weil mir der Kopf barst vor Fragen und weil da niemand war, an den ich mich hätte wenden können. Ich weinte wegen des tiefen Brunnens schmerzlicher Einsamkeit, in den ich gefallen war. Ich weinte, weil alle von mir erwarteten, dass ich ein braves normales Mädchen sein sollte und ich nicht imstande war, es zu sein.
Susanna Tamaro
Hannah schüttelte immer noch prustend den Kopf. "Er sieht aus wie Prinz Eisenherz", stieß sie atemlos hervor. "Prinz Eisenherz?" Gero sah sie fragend an. "Vergiss es", sagte Anselm und stieg schnaubend auf sein Pferd.
Martina André (Das Rätsel der Templer)
(...) Achtet immer darauf, das Gleichgewicht zwischen Kopf und Herz zu wahren. (...) Always remember there is nothing worth sharing, like the love that let uns share our name. (...) Nehmt das Leben nicht zu ernst. Lacht es ruhig aus und verpasst ihm notfalls auch mal einen kräftigen Tritt, wenn es das verdient hat. Urteilt niemals vorschnell über andere. (...) Ihr könnt nicht wissen, was ein anderer erlebt hat und warum er zu dem geworden ist, der er ist. Hinterfragt alles. Eure Liebe, euren Glauben und das, wofür euer Herz schlägt. Wenn ihr keine Fragen stellt, werdet ihr niemals Antworten finden.
Colleen Hoover (Slammed (Slammed, #1))
Warum redet Lydia, wenn sie schläft?, frage ich Mutter beim Frühstück. Sie hat so viel Phantasie, dass ihr nachts der Kopf überquillt, antwortet Mutter und streicht Lydia über die Haare. Und was rede ich?, kräht Lydia. Letzte Nacht hast du gesagt: Ich will tanzen, tanzen, tanzen. Will ich ja auch, ruft Lydia. Und sie tanzt so schön, unsere Lydia, sagt Mutter stolz. Ganze Nachmittage bietet Lydia Programm. Mutter starrt dann nicht in die Ferne. Mutter ist dann glücklich. Unsere kleine Künstlerin. Aus der wird mal was Besonderes. Ich kann nicht tanzen. Mein Kopf quillt nicht über. Ich habe keine Phantasie. Ich bin nur gut in der Schule. Lydia könnte Tänzerin werden, sagt Mutter, oder Sängerin. Oder Schauspielerin. Schauspielerin, wie ich. Wieder streicht Mutter Lydia über die Haare. Ja, ruft Lydia, alles auf einmal. Mutter und Schauspielerin? In mir kocht die Wut hoch. Vater sagt, das muss in einem anderen Leben gewesen sein. Ich hatte ein Angebot, schreit Mutter, eine Hauptrolle. Mutter Courage. Und dann wurde ich schwanger. Mit dir! Mutter sieht mich böse an. Du kannst mit mir Theater spielen, ruft Lydia. Dann bist du die Königin, und ich bin die Prinzessin. Mein kleiner Schatz, sagt Mutter und drückt sie an sich. Lydia kichert und zeigt auf mich. Und du bist die Hexe. Da knalle ich ihr eine. Mutter packt mich und schließt mich im Badezimmer ein. Ich sitze auf dem Rand der Wanne. Mutter hält immer zu Lydia. Lydia tanzt und singt und erzählt verrückte Geschichten. Wenn ich eine Geschichte erzähle, wandern Mutters Blicke woanders hin. Ihre Finger klopfen auf den Tisch. Ich gerate durcheinander oder vergesse das Wichtigste. Keiner lacht. Manchmal sagt Lydia, die Geschichte hat aber lange gedauert. Ich starre auf die grünen Fliesen. Ich werde nichts mehr erzählen. Nur meinem Tagebuch. Und das schließe ich ab und trage den Schlüssel an einer Kette um den Hals. Niemand weiß, was ich denke. Eifersucht unter Geschwistern. Nichts Ungewöhnliches. Wie eine Stichflamme schoss sie in mir hoch. Und verschwand genauso schnell wieder. Wie Mutter nebenan weinte oder mit Vater stritt. Ich nahm Lydia in die Arme und hoffte, sie würde es nicht hören. Irgendwann wurde daraus Hass. Und der ist nicht mehr verschwunden.
Renate Ahrens
Das Bad war ein Schlachtfeld. Jemand hatte seine Zahnbürste im Waschbecken hingerichtet, ein grausamer Tod bis zur letzten Borste. Die Zahnpastatube war durchlöchert, die Zahnpasta auf Fliesen und Wasserhähne geschmiert. All seine Waschutensilien lagen auf dem Boden, das Aftershave war zerschellt und verbreitete einen geradezu surrealen Geruch männlicher Gewaschenheit. Das Zeitungspapier unter der Stange war zu winzigen Flocken gehäckselt, sein Kopfkissen zerfetzt. Überall klebten, steckten und flogen Federn. Das Klopapier sah aus wie explodiert, die Seife, als hätte sich ein Werwolf über sie hergemacht. "Wow", sagte Sybil, die ihren Kopf durch die Tür steckte und ihren Verdacht für einen Moment zu vergessen schien. "Apokalyptisch.
Leonie Swann (Gray)
Sobald ihr beide oder einer von euch realisiert, dass ihr euch streitet, geht wie folgt vor. Damit löst sich jeder Konflikt in Luft auf und eine noch viel größere Verbundenheit entsteht: 1. Beendet sofort eure Interaktion und stellt physische Distanz her. Geht euch maximal aus dem Weg, zum Beispiel indem einer von euch den Raum oder das Haus verlässt und spazieren geht. Am besten wäre körperliche Aktivität, die der Kampf-/Flucht-Reatkion möglichst nahekommt, zum Beispiel Jogging. 2. Bleibt so lange auf Distanz, bis eure Körper/Nervensysteme wieder in den Normalmodus von Sicherheit zurückgekehrt sind, also bis der innere Aufruhr zur Ruhe gekommen ist und ihr wieder halbwegs klar denken könnt. Körperliche Anstrenung, wie oben erklärt, sorgt dafür, dass dies schnellstmöglich geschehen kann. 3. Sobald ihr euch jeweils dazu in der Lage fühlt, macht jeder für sich das Ehrliche Mitteilen rückwirkend im Geist: Du erinnerst dich zunächst, welche Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken mitten in der Konfliktsituation gegenüber deinem Partner da waren. Dann stellst du dir innerlich vor, wie du ihm oder ihr das ehrlich mitteilst. Mach das so lange in deiner Vorstellung, bis du das Gefühl hast, dass du dies nun tatsächlich in der Realität auch machen könntest. 4. Geh erst jetzt wieder auf deinen Partner zu und hole das Ehrliche Mitteilen nach, indem du sagst, was in dem Konflikt in dir los war. Zum Beispiel: "Wenn ich das Ehrliche Mitteilen vorhin gemacht hätte, hätte ich gesagt: Ich fühle große Wut und in meinem Kopf ist der Gedanke, dass du das absichtlich gemacht hast.
Gopal Norbert Klein (Der Vagusschlüssel zur Traumaheilung)
Sein Kopf wirbelte in die Richtung und erschrocken sah er, wie jemand einen Pfeil aus seinem Rückenköcher zog, ihn blitzschnell anlegte und den Bogen hob. Jemand zielte auf ihn!
Nicole Gozdek (Emanio - Der Schöne und das Biest)
... während sie schnell und atemlos die Treppe hochstieg und hinter den winselnden Hunden durch den langen Flur des ersten Stockwerks zu Rudolfs Zimmer ging, war in ihr eine entgegengesetzte Bewegung ständigen Zurückweichens und Fliehens, und als sie im Türrahmen von Rudolfs Zimmer stand, hatte sie einen Zustand unmenschlicher Sachlichkeit und Leere erreicht. Sie sah, daß er sich erschossen hatte. Er hatte sich durch den Mund geschossen, der ein blutiges Loch in zerrissenen und zerfetzten Wangen war. Er lag zurückgeschleudert auf dem Bett, den Kopf in der Wandecke, das Gewehr neben sich, die Augen waren aufgerissen, der Hinterkopf fehlte und klebte hinter ihm an der Wand als eine blutige Aureole. Als sie seine nackten Füße sah, wußte sie, daß er mit den Zehen den Schuß gelöst hatte, während die Mündung des Laufes in seinem Mund steckte. Hinter allem Begreifen mußte der Schrecken sein. Oder war das der Schrecken, abgeschnitten von jedem Gefühl, immer nur sehen zu müssen, daß alles zu spät war? So getrennt zu werden von jeder Vergebung? So stehen zu müssen, angestarrt von Augen, die sie erwartet hatten und die jetzt gebrochen waren über dem Blutloch des Mundes und seinem schreienden Schweigen? Sie wagte nicht, sich abzuwenden und der zusammengesunkenen Gestalt und ihrem zersprengten Kopf den Rücken zuzukehren, wagte auch nicht, näher heranzugehen. Rudolf, dachte sie. Aber der Tote schien den Namen nicht anzunehmen. Er war es und war niemand. Unmerklich und unaufhörlich verwandelte er sich. Der Tod, der seine Augen von innen versiegelt hatte, dehnte sich immer mehr aus. Sie verurteilte sich, ihn anzusehen. Er lag da, unabänderlich, unberührbar, in einer kalten, reglosen Fremdheit, die noch endgültiger als das Entsetzen war. Seine Zeit, die auch ihre Zeit hätte sein können, war vorbei.
Wellershoff Dieter
[Marinus] zählte, nachdem sie ihm von Wien und dem Turm von Babel erzählt hatte, einen ganzen Abend lang Wörter auf. Die meisten davon kannte sie sogar, und er sagte dazu, aus welchen Ländern und Sprachen sie kommen. Aus dem Italienischen, Lateinischen, Griechischen, oder wie das Wort Rendezvous, das ursprünglich aus dem Französischen kommt. An diesem Abend war ihr, als wäre die ganze Welt zu Gast in ihrem Kopf.
Andreas Pavlic (Die Erinnerten)
Harmonie kommt im Westen von innen heraus, aus der eigenen Person. Im Osten hingegen kommt sie aus dem Sozialen.
Georg Northoff (Wie kommt die Kultur in den Kopf?: Eine neurowissenschaftliche Reise zwischen Ost und West)
Das Scheitern der »liberalen«, »fortschrittlichen«, »radikalen«, »humanitären«, »bürgerlichen« Ideologie ergibt sich aus ihrer völligen religiösen Inkompetenz. Da sie die religiösen Kategorien ignorieren, zerfällt die Gesellschaft in ihren Händen, wenn sie regieren, und die Ideen zerfließen in ihrem Kopf, wenn sie denken.
Nicolás Gómez Dávila
Vielleicht solltest du mit dem Sprayen aufhören”, sagt Castor. Ajax verzieht das Gesicht, er sieht aus, als ginge ihm ein komplizierter Gedanke durch den Kopf. “Kann ich nicht. Noch nicht.” “Jax”, beginnt Pallas, offenbar will er seinem Bruder ins Gewissen reden. “Ich mach’s”, unterbricht ihn Ajax. “Aber noch nicht jetzt. Ich muss noch eine Sache erledigen.” “Und welche?”, fragt Castor. Ajax lächelt. “Ich habe jemandem versprochen, den Himmel anzumalen.
Josephine Angelini (Scions (Starcrossed, #4))
Eine Zeitlang verlor sie das violette Kleid in dem Strom Vergnügungssüchtiger aus den Augen. Und als sie es endlich wiedererblickte, stieß das Kind einen Schrei aus. Da stand die Dame, an der Kante des Dammes, auf Zehenspitzen. Ihre Silhoutte hob sich scharf vor einer Laterne ab, der flimmernde Rock dehnte sich glockengleich unter der Seebrise, der Hut war verschwunden, das ungeordnete Haar legte sich wie eine Schlinge um den Hals. Die Arme hoben sich zu einer Geste, die wie ein unausgesprochenes Gebet aussah. Jetzt - ein Sprung. Ein Aufklatschen. Eugenie jagte vorwärts, so schnell ihre Beine sie zu tragen vermochten. Fast stürzte sie selbst in die Flut, als sie hinunterschaute und den Rock wie eine Wasserrose treiben sah. Noch bevor Eugenie einen neuen Atemzug tun konnte, um abermals zu schreien, tauchte der Kopf der Dame auf, und sofort sank er wieder zurück. Das Haar floß einen Augenblick wellig und wurde dann eins mit der kalten, mondbeschienenen Fläche. Jetzt noch ein Spiel von wachsenden Ringen - und nun kein Laut mehr außer dem verwehten Grölen eines Betrunkenen in der Nacht.
E.F. Murphy
Und ohne daran zu denken, daß er seine gegenwärtigen Fähigkeiten, sich zu bewegen, noch gar nicht kannte, ohne auch daran zu denken, daß seine Rede möglicher- ja wahrscheinlicherweise wieder nicht verstanden worden war, verließ er den Türflügel; schob sich durch die Öffnung; wollte zum Prokuristen hingehen, der sich schon am Geländer des Vorplatzes lächerlicherweise mit beiden Händen festhielt; fiel aber sofort, nach einem Halt suchend, mit einem kleinen Schrei auf seine vielen Beinchen nieder. Kaum war das geschehen, fühlte er zum erstenmal an diesem Morgen ein körperliches Wohlbehagen; die Beinchen hatten festen Boden unter sich; sie gehorchten vollkommen, wie er zu seiner Freude merkte; strebten sogar darnach, ihn fortzutragen, wohin er wollte; und schon glaubte er, die endgültige Besserung alles Leidens stehe unmittelbar bevor. Aber im gleichen Augenblick, als er da schaukelnd vor verhaltener Bewegung, gar nicht weit von seiner Mutter entfernt, ihr gerade gegenüber auf dem Boden lag, sprang diese, die doch so ganz in sich versunken schien, mit einem Male in die Höhe, die Arme weit ausgestreckt, die Finger gespreizt, rief: »Hilfe, um Gottes willen Hilfe!,« hielt den Kopf geneigt, als wolle sie Gregor besser sehen, lief aber, im Widerspruch dazu, sinnlos zurück; hatte vergessen, daß hinter ihr der gedeckte Tisch stand; setzte sich, als sie bei ihm angekommen war, wie in Zerstreutheit, eilig auf ihn; und schien gar nicht zu merken, daß neben ihr aus der umgeworfenen großen Kanne der Kaffee in vollem Strome auf den Teppich sich ergoß. »Mutter, Mutter,« sagte Gregor leise, und sah zu ihr hinauf. Der Prokurist war ihm für einen Augenblick ganz aus dem Sinn gekommen; dagegen konnte er sich nicht versagen, im Anblick des fließenden Kaffees mehrmals mit den Kiefern ins Leere zu schnappen. Darüber schrie die Mutter neuerdings auf, flüchtete vom Tisch und fiel dem ihr entgegeneilenden Vater in die Arme. Aber Gregor hatte jetzt keine Zeit für seine Eltern; der Prokurist war schon auf der Treppe; das Kinn auf dem Geländer, sah er noch zum letzten Male zurück. Gregor nahm einen Anlauf, um ihn möglichst sicher einzuholen; der Prokurist mußte etwas ahnen, denn er machte einen Sprung über mehrere Stufen und verschwand; »Huh!« aber schrie er noch, es klang durchs ganze Treppenhaus. Leider schien nun auch diese Flucht des Prokuristen den Vater, der bisher verhältnismäßig gefaßt gewesen war, völlig zu verwirren, denn statt selbst dem Prokuristen nachzulaufen oder wenigstens Gregor in der Verfolgung nicht zu hindern, packte er mit der Rechten den Stock des Prokuristen, den dieser mit Hut und Überzieher auf einem Sessel zurückgelassen hatte, holte mit der Linken eine große Zeitung vom Tisch und machte sich unter Füßestampfen daran, Gregor durch Schwenken des Stockes und der Zeitung in sein Zimmer zurückzutreiben. Kein Bitten Gregors half, kein Bitten wurde auch verstanden, er mochte den Kopf noch so demütig drehen, der Vater stampfte nur stärker mit den Füßen.
Franz Kafka (Die Verwandlung und andere Erzählungen: Textausgabe mit Materialien)
Als ich durch ihren Bruder von Ihnen hörte, schoss mir sofort und merkwürdig klar die Strophe von der "Cinderella der Nacht" aus diesem Song in den Kopf. Mag sein, dass ich mich dadurch auf dieses Bild fixiert habe, aber als ich Sie heute sah, habe ich verstanden, warum: Sie sind hoffnungslos hungrig und einsam. Schon vor Ihrem Sturz auf den Kopf haben Sie doch sicher viele enge Verwandte verloren, nicht wahr? Als Nächstes wären wahrscheinlich Sie an der Reihe gewesen, Ihre Erbanlagen begünstigen jedenfalls einen frühen Tod.(...) Aber es liegt Ihnen noch etwas andere im Blut, ein Joker gewissermaßen, der im brenzligen Augenblick dafür gesorgt hat, dass Sie weiterleben.(...) Ihr Leben nach dem Sturz auf den Kopf ist ein unbeschriebenes Blatt, eine Zugabe, ein unerwartetes Geschenk. Es hat kein Drehbuch, keinen Plan, und im Grunde wissen Sie das auch, denn Sie achten peinlichst genau darauf, dass es sich niemals traurig und leer anfühlt. Sie sind extrem einsam. Ihr Geliebter hat einen ziemlich klugen Kopf und ist ein guter Mensch. Er hat sich Ihrer Einsamkeit bis zu einer schon relativ dichten Umlaufbahn nähern können aber auch er kann für das Chaos in Ihrem Innern nicht mehr sein als ein Trost. In wahre Verzweiflung zu geraten ist ein leichtes für Sie, und Sie legen derzeit alles daran, dass es nicht so weit kommt. Sie sind schon einmal gestorben. Die Knospen und Früchte, die Ihr voriges Leben für Sie bereitgehalten hatte, gibt es nicht mehr alles hat sich geändert. Sie wachen doch bestimmt manchmal mitten in der Nacht auf und wissen nicht, wer Sie sind, nicht wahr? Das macht Sie aus. Dieser äußerst zerbrechliche Zustand. Begegnungen, Abschiede, ganz gleich. Sie lassen alles vorübergehen, Sie können nur zusehen. Sie können nur umherirren, Ihr ganzes Leben lang. Vielleicht sogar noch über Ihren Tod hinaus. Und damit Sie sich dessen ja nicht bewusst werden, tobt ein erbitterter Kampf in Ihrem Innern, immense Verwirrung, Chaos." "Mich?", sagte ich. "Aber einsam sind wir doch alle, und Leute, die sich selbst für etwas Besonderes halten, brauchen immer ihr Publikum und..." - die verschwommene Gestalt von Mayu zog an meinem inneren Auge vorbei, während ich das sagte -"das ist nicht meine Art zu leben, das will ich nicht." - "Es ist auch nicht die Willenskraft, die Ihnen hilft, die Sie stützt, es ist etwas anderes, etwas, das in genau dieser Denkweise liegt. Etwas Schönes. Vergleichbar mit dem ersten Lächeln eines Babys oder dem Ausdruck eines Menschen im Moment des Anhebens einer extrem schweren Last oder dem Geruch von Brot, wenn man gerade wahnsinnigen Hunger hat - so etwas Ähnliches.(...) Ihr Lachen ist schön. Es verströmt Hoffnung.
Banana Yoshimoto (Amrita)
Die Kreatur vor ihr hätte einem Horrorfilm entsprungen sein können. Von pechschwarzer Gestalt erweckte sie den Eindruck, das Sonnenlicht zu schlucken und einen unnatürlichen Nebel um sich herum zu verbreiten. Sie erhob sich zwar nur knapp fünf Fuß vor ihr in die Höhe, doch aus dem Kopf traten noch zwei spitze Hörner aus, sodass sie insgesamt größer als Niliana war. Geifer lief ihr über die langen Reißzähne, die ihr aus dem leicht geöffneten Maul ragten, und ein bedrohlich klingendes Knurren ertönte. Niliana sah die schwarzen Augen des Dämonenwesens kurz rötlich funkeln und dann ihre normale Farbe annehmen, was bedeutete, dass der Höllenhund sein Ziel gesucht und gefunden hatte: sie.
Nicole Gozdek (Inspired - Magie der Muse)
In diesem Moment hatte sich Brutus wieder aufgerappelt und schüttelte wild den Kopf. Ein Grollen, wie sie es nie zuvor gehört hatte, stieg aus seiner Kehle empor. Sein Blick richtete sich auf den Teufel und dann passierte etwas. Sie hatte schon häufig gesehen, wie ihr Freund die Helligkeit aus seiner Umgebung zu schlucken schien und eine Art Nebel oder Dunst um sich herum verbreitete, doch das, was er jetzt verströmte, war eine brennende Dunkelheit. Schwarz wie die Nacht und mit dunkelroten Funken in ihr züngelte sie voran und dehnte sich immer weiter aus. Was geschah hier?
Nicole Gozdek (Inspired - Magie der Muse)
Ja, ihretwegen", antwortete der Fürst leise, indem er sinnend und traurig den Kopf neigte und dabei nicht ahnte, mit welch flammendem Blick Aglaja ihn betrachtete, "ihretwegen, nur um zu erfahren... ich glaube nicht, an ihr Glück mit Rogoshin, obwohl... ich weiß, mit einem Wort, nicht, was ich hier für sie tun und wie ich ihr helfen könnte, ich bin aber doch gekommen." Er zuckte zusammen und blickte Aglaja an; diese hörte ihm haßerfüllt zu. "Wenn Sie, ohne zu wissen weshalb, gekommen sind, lieben Sie sie also nicht sehr?" sagte sie endlich. "Nein", antwortete der Fürst, "nein, ich liebe sie nicht. Oh, wenn Sie wüßten, mit welchem Entsetzen ich an die mit ihr verlebte Zeit zurückdenke!" Ein Zittern überlief bei diesen Worten seinen ganzen Körper. "Erzählen Sie alles", sagte Aglaja. "Es ist nichts dabei, dass Sie nicht mit anhören könnten. Ich weiß nicht, weshalb ich das alles Ihnen und nur Ihnen allein erzählen wollte; vielleicht weil ich sie wirklich lieb hatte. Diese unglückliche Frau ist tief davon überzeugt, dass sie das lasterhafteste, am tiefsten gefallene Geschöpf von der Welt sei. Oh, schänden Sie sie nicht, werfen Sie keinen Sinn auf sie. Sie hat sich selbst mit dem Bewußtsein ihrer unverdienten Schande nur zu sehr gequält! Und was hat sie denn verschuldet, o mein Gott! Sie ruft jeden Augenblick erregt aus, dass sie sich nicht für schuldig hält, dass sie ein Opfer der Menschen, ein Opfer eines Wüstlings und Schuftes ist; Sie müssen aber trotz aller dieser Worte wissen, dass sie die erste ist, die sich selbst nicht glaubt und dass sie im Gegenteil mit ihrem ganzen Gewissen davon überzeugt ist, dass... sie selbst schuldig ist. Wenn ich diese Trostlosigkeit zu verscheuchen versuchte, hatte sie so furchtbar darunter zu leiden, dass mein Herz niemals heilen wird, solange ich noch an diese furchtbare Zeit zurückdenken werde. Mir ist so, als hätte man mein Herz ein für allemal durchbohrt. Wissen Sie, weshalb sie von mir geflohen ist? Nur um mir zu beweisen, dass sie gemein ist. Das Furchtbarste daran ist aber, dass sie vielleicht selbst nicht wusste, dass sie mir das beweisen wollte, sondern deshalb floh, weil sie in ihrem Innern durchaus irgend etwas Schändliches begehen wollte, um sich dabei sagen zu können: Du hast eine neue Gemeinheit begangen, folglich bist du ein niedriges Geschöpf! Sie werden das vielleicht nicht begreifen, Aglaja! Wissen Sie denn, dass in diesem ununterbrochen Bewusstsein der Schande für sie vielleicht ein großes, unnatürliches Vergnügen enthalten ist, eine Art Rache an jemand! Ich brachte sie manchmal so weit, dass sie wieder Licht um sich sah; dann war sie aber gleich darüber entrüstet und ging so weit, dass sie mich voll Bitterkeit beschuldigte, ich stelle mich hoch über sie - ich dachte nicht im entferntesten daran - und mir endlich, als ich ihr vorschlug, sie zu heiraten, geradeaus erklärte, sie verlange von niemand hochmütiges Mitleiden, Hilfe oder ihre Erhebung. Sie haben sie gestern gesehen; glauben Sie denn wirklich, dass sie in dieser Gesellschaft glücklich ist, dass es ihr Kreis ist? Sie wissen nicht, wie intelligent sie ist und was sie alles zu begreifen imstande ist!
Fyodor Dostoevsky (The Idiot)
Ich habe die Menschen geliebt, länger als ein Jahrzehnt habe ich mir die Finger wundgeschrieben und den Kopf leergedacht, um sie vor dem Wahnsinn der hereinbrechenden Barbarei zu warnen. Eine Maus, die durch Piepsen eine Lawine aufhalten will. Die Lawine ist gekommen und hat alles begraben, die Maus hat ausgepiepst. (...) Ich war ein geistreicher und witziger Journalist. Man kann weder hier noch im Ausland ein geistreicher und witziger Journalist sein, wenn einem ewig die Schreie aus den deutschen Konzentrationslagern in den Ohren gellen. Zu viel an Grausamkeit ist geschehen. Ein böser Tag der Rache wird kommen, und die Rache wird nicht göttlich, sondern noch grausamer, noch menschlicher, noch unmenschlicher sein. Und auf die grausame Rache, die ich gleichzeitig wünsche und nicht wünsche, wird wieder eine grausame Rache folgen müssen - was jetzt in Deutschland begann, scheint hoffnungslos ohne Ende. Ein bluttriefendes Riesenrad, dreht Deutschland sich um sich selbst, weiter, immer weiter durch die nächsten Jahrzehnte - beinahe gleichgültig, welche Stelle des Rades gerade oben, welche unten ist.
Irmgard Keun (After Midnight (Neversink))
Armut wird im Grunde durch einen Mangel and Geld verursacht", erklärt der Ökonom Joseph Hanlon. "Sie hat nichts mit Dummheit zu tun. Ein Mensch, der keine Haare auf dem Kopf hat, kann sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.
Rutger Bregman (Utopia for Realists: How We Can Build the Ideal World)
Als ich nach Weihnachten zurückkam, so war ich ein paar Tage krank, mißmutig und unzufrieden mit mir. Ich war zwanzig Jahre alt und hatte noch nichts in der Welt getan. Mein bisheriger Fleiß erschien mir selbst in einem verächtlichen Lichte und ich fing an mich nach Ressourcen umzusehen. Da schoß mir zuerst, wie ein fliegender Gedanke, der Wunsch durch den Kopf, Soldat zu werden. [...] Im Zivilstande werde ich verweichlicht. Mein Charakter leidet zu wenig heftige Stöße, und nur diese können ihn bilden und fest machen. Novalis (20) an den Vater
Angela Hopf, Andreas Hopf (Geliebte Eltern. Kinderbriefe aus sechs Jahrhunderten)
Es war recht langweilig bei der Kneipe; wir waren ca. sechzehn, und es wurde viel getrunken. Ich habe aber, wie Du weißt, nicht die Fähigkeit, mich zu betrinken, daher habe ich allerdings am folgenden Tage einen klaren Kopf, aber am Abend selbst habe ich nicht die rechte naive Freude und kann mich bestenfalls über die andern amüsieren. Walther Rathenau (19) an die Mutter
Angela Hopf, Andreas Hopf (Geliebte Eltern. Kinderbriefe aus sechs Jahrhunderten)
Das Mehrparteiensystem ist eine elegante Sache. Wie eine Hydra. Such dir einen Kopf nach deinem Geschmack aus, und kämpfe mit den anderen Köpfen.
Dmitry Glukhovsky (Metro 2035 (Metro, #3))
Du bist nur ein Kind. Du hast nicht die blasseste Ahnung wovon du eigentlich sprichst.... Fragen zur Kunst würdest du mit einem Vortrag über Bücher zu diesem Thema beantworten. Michelangelo - Du wirst alles wissen. Sein Lebenswerk kennst du, seine Ansichten, sein Verhältnis zum Papst, seine sexuellen Neigungen, einfach alles. Aber ich wette du kannst mir nicht sagen wonach es in der sixtinischen Kapelle riecht. Du bist nie da gewesen und hast diese wunderbare Decke gesehen - dort oben. - Bei Fragen über Frauen hältst du bestimmt einen Vortrag darüber wie sie sein müssten. Vielleicht hast du auch schon 1 oder 2 im Bett gehabt. Aber du kannst mir nicht sagen wie es ist, neben einer Frau aufzuwachen und sich glücklich zu fühlen. Du bist cool drauf. Und wenn ich dich auf den Krieg ansprechen würde kämst du mir vielleicht mit Shakespeare "Noch einmal stürmt, noch einmal stürmt, Freunde" ...Du hast aber keine Freunde. Du hast nie den Kopf eines Freundes gehalten und musstest mit ansehen wie er dich mit den Augen anfleht während er stirbt. - Wenn's um die Liebe geht, zitierst du wahrscheinlich ein Sonett. Hast dich aber beim Anblick einer Frau noch nie wehrlos gefühlt, weil sie dich mit den Augen in ihren Bann gezogen hat, wo du dann das Gefühl hast, Gott hat dir einen Engel geschickt, der dich aus den tiefen der Hölle rettet... für den auch du mal der Engel wirst. Du kennst einfach nicht das Gefühl für jemanden da zu sein, komme was wolle... wie etwa Krebs. Du weißt nicht wie das ist, 2 Monate lang am Krankenbett einer Frau zu sitzen und ihre Hand zu halten.... Die Ärzte erkennen an deinem Blick, dass das Wort "Besuchszeit" für dich keine Bedeutung hat. Du weißt nicht was ein wirklicher Verlust ist, denn das lernst du nur, wenn du jemanden mehr liebst als dich selbst. Ich bezweifle, dass du dich je getraut hast einen Menschen so zu lieben.....Wenn ich dich so anschaue, dann sehe ich keinen intelligenten, selbstbewussten Mann, ich sehe ein überhebliches Kind das die Hosen gestrichen voll hat." (Sean Maguire)
Gus Van Sant (Good Will Hunting)
Kai seufzte und ließ den Kopf hängen. Dann fragte er: „Was bedeutet das, was Lamo gesagt hat?“ Enrico zuckte mit den Achseln. Ein vorbei gehender Keiler raunte Kai und Enrico zu: „Die Reise wird gefährlich! Ihr werdet stürzen und fallen, das hat Lamo gesagt.“ Kai sah besorgt zu Enrico, doch der ließ sich nicht entmutigen: „Wenn wir fallen, dann stehen wir einfach wieder auf!“ aus: Kai Keiler in Fabelhaft
Kristine Tauch