Gewissen Quotes

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Eigentlich wollte ich nicht mit dir rumknutschen, sondern dir den Kuss des Dementors verpassen.
Amelie Murmann (Feinde mit gewissen Vorzügen)
Ihn dazu anzustacheln. mich zu lieben, erschien mir fast als ein Verbrechen. Wie sollte ich von ihm eine Liebe verlangen, die ihn krank machte vor lauter schlechtem Gewissen, während sie mir einen zusätzlichen Grund zu leben lieferte?
Benoîte Groult (Zout op mijn huid)
Das Gewissen ist ein Spiegel, vor dem ein Affe sich quält; jeder putzt sich, wie er kann, und geht auf seine eigne Art auf seinen Spaß dabei aus.
Georg Büchner (Dantons Tod)
Das Gewissen, das des Außenhalts entbehrt, entartet zum Idol der Selbstgerechtigkeit.
Reinhart Koselleck
Wir schweigen nicht, wir sind euer böses Gewissen.
Olivia Hawker (The Ragged Edge of Night)
Was sagt dein Gewissen? – »Du sollst der werden, der du bist.«
Friedrich Nietzsche (The Gay Science: With a Prelude in Rhymes and an Appendix of Songs)
Das Gewissen des Volkes steckt nicht unbedingt im Kopf des Staates.
Stanisław Jerzy Lec (Unkempt Thoughts)
Und wenn ihr Gewissen droht, sie in den Abgrund zu reißen, müsste sie sich dann nicht davon befreien, damit sie überleben kann?
Neal Shusterman (UnWholly (Unwind, #2))
»Halte das Gewissen rein, wo du auch bist.«
Stephen King (Fairy Tale)
Manchmal bedeutet authentisch zu sein, dass wir nicht so nett sind, wie wir gern wären. Wenn Ihnen das ein schlechtes Gewissen bereitet, denken Sie daran: Ein schlechtes Gewissen ist besser als Groll.
Philippa Perry (The Book You Want Everyone You Love* To Read *(and maybe a few you don’t))
Aber wenn das menschliche Schuldgefühl auf die Tötung des Urvaters zurückgeht, das war doch ein Fall von 'Reue', und damals soll der Voraussetzung nach Gewissen und Schuldgefühl vor der Tat nicht bestanden haben? Woher kam in diesem Fall die Reue?
Sigmund Freud (Das Unbehagen in der Kultur)
Reue ist kontraproduktiv. Etwas bereuen heißt, mit einer gewissen Bitterkeit auf Vergangenes zurückzublicken, das man nicht mehr ändern kann. Dinge zu hinterfragen während sie geschehen, kann einen davor bewahren, sie in der Zukunft bereuen zu müssen.
Colleen Hoover (Slammed (Slammed, #1))
Wenn ich sagen soll, was mir neben dem Frieden wichtiger sei als alles andere, dann lautet meine Antwort ohne Wenn und Aber: Freiheit. Die Freiheit für viele, nicht nur für die wenigen. Freiheit des Gewissens und der Meinung. Auch Freiheit von Not und von Furcht.“ ("If I am to say what, besides peace, is more important to me than anything else, my unconditional answer is: Freedom. Freedom for the many, not merely for a few. Freedom of conscience and of opinion. And also freedom from poverty and fear.") Speech before an extraordinary convention of the Social Democratic Party in Bonn, Germany, June 14, 1987
Willy Brandt
[D]as Denken, letztendlich [...], ist wie ein um sich selbst gewickeltes Fadenknäuel, schlaff an gewissen Stellen, und bis zum Ersticken oder zum Abwürgen straff an anderen, es befindet sich hier drin, im Kopf, unmöglich aber, es in seiner ganzen Ausdehnung zu erfahren, da müsste man es schon ausrollen, ausspannen und schließlich messen, doch das, so sehr einer es versucht oder zu versuchen vorgibt, dies allein vermag man nicht, da muss irgendwer eines Tages kommen und bestimmen, an welcher Stelle es die Schnur, die den Menschen mit seinem Nabel verbindet, zu kappen gilt, um das Denken an seinen Ursprung zu binden.
José Saramago (The Gospel According to Jesus Christ)
Wenn man auch die Fähigkeit nicht hat, über einen gewissen Grad von Mitschmerz hinaus zu fühlen - zu denken und zu berechnen vermag man es doch, daß die unfaßbare Jammerquantität vorhanden ist -" "Das vermagst du und ein paar anders -, doch die meisten denken und berechnen nicht." "Denken nicht," wiederholte er. "Gott sei's geklagt, das ist an allen Übeln schuld: die meisten denken nicht.
Bertha von Suttner (Die Waffen nieder!)
Es ist nicht so einfach, jemanden zu verlassen, wenn er in jede Zelle eingedrungen ist, wenn er jeden Gedanken übernommen hat und er für die besten und schlimmsten Gefühle verantwortlich ist, die ich je hatte. Niemand, nicht einmal der zweifelnde Teil von mir, kann mir ein schlechtes Gewissen machen, weil ich leidenschaftlich liebe und verzweifelt hoffe, dass ich diese große Liebe haben könnte, von der ich in Romanen gelesen habe.
Anna Todd (Extrait offert - After Saison 4)
»Wir haben immer jenseits der Stadtmauern nach Eroberern Ausschau gehalten«, sagte der Patrizier. »Wir haben immer geglaubt, die Veränderungen kämen von außen, für gewöhnlich von Schwertern begleitet. Und dann sehen wir uns um und stellen fest, dass der Wandel im Kopf einer Person beginnt, die man auf der Straße kaum bemerken würde. Unter gewissen Umständen mag es nützlich sein, den betreffenden Kopf zu entfernen, aber seit einiger Zeit gibt es immer mehr davon.«
Terry Pratchett (The Truth: Stage Adaptation)
Das Herz ist das Unbegrenzte am Menschen, der Geist ist begrenzt. Man liebt Gott von ganzem Herzen, nicht aber mit ganzem Geist. Ich habe beobachtet, dass die Herzlosen, deren Zahl bedeutender ist, als man glaubt, einen ausgesprochenen Egoismus mit einer gewissen Geistesarmut paaren, denn erst das Herz gibt allem im Menschen das rechte Mass. Solche Menschen sind eifersuechtig und undankbar, und man braucht ihnen nur Gutes zu erweisen, wenn man sie zu Feinden haben will.” GESAMT WERKE. Band 14
Ernst Jünger
Die menschliche Natur hat ihre Grenzen: sie kann Freude, Leid, Schmerzen bis auf einen gewissen Grad ertragen und geht zugrunde, sobald der überstiegen ist. Hier ist also nicht die Frage, ob einer schwach oder stark ist, sondern ob er das Maß seines Leidens ausdauern kann, es mag nun moralisch oder körperlich sein. Und ich finde es ebenso wunderbar zu sagen, der Mensch ist feige, der sich das Leben nimmt, als es ungehorig wäre, den einen Feigen zu nennen, der an einem bösartigen Fieber stirbt.
Johann Wolfgang von Goethe (The Sorrows of Young Werther)
Weil der Mensch organisch wächst, nennt er seine Golems, Wirtschaft und Staat, organische Gebilde, so beschwichtigt er sein schlechtes Gewissen – denn ist er nicht hilflos vor der unfaßbaren und undämmbaren Allmacht einer Welt, die den Tod als unentrinnbares Schicksal birgt? Tief in ihm bohrt und nagt die Lebensangst, er liebt die Freiheit, aber er fürchtet sich vor ihr, und eher erniedert er sich und schmiedet sich selbst die Knechtfesseln, als daß er wagt, frei und verantwortlich zu schaffen und zu atmen.
Ernst Toller (Eine Jugend in Deutschland)
Much of what has been written about that moment homes in on the word “conscience.” Luther declared, “My conscience is captive to the Word of God.” He continued, “To go against conscience is neither safe nor right.”1 But so many historians have conflated our modern ideas about conscience with Luther’s very different ideas about it that we have accepted a deeply mistaken idea about what Luther meant, and therefore about what his stand at Worms meant. Of course Luther never said the English word “conscience”; that word is a translation from his German and Latin. The words he used, usually translated as “conscience,” cannot perfectly be translated as what we today mean by that word. The German word he used, Gewissen, really means “knowing.” And the Latin word, conscientia, means “with knowing.
Eric Metaxas (Martin Luther: The Man Who Rediscovered God and Changed the World)
Es gehört zur Tragik aller Despoten, daß sie den unabhängigen Menschen selbst dann noch fürchten, wenn sie ihn politisch machtlos und mundtot gemacht haben. Es genügt ihnen nicht, daß er schweigt und schweigen muß. Schon daß er nicht ja sagt, nicht dient und nicht buckelt, daß er sich nicht geschäftig in die Schar ihrer Schmeichler und Diener einreiht, macht sein Vorhandensein, sein Nochvorhandensein für sie zum Ärgernis.
Stefan Zweig (Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt (German Edition))
Kleine Pause, damit ich die nächsten Worte, die mir, nicht einzeln, doch in ihrer Abfolge, aus gewissen, persönlichen Gründen heilig sind, mit dem entsprechenden Raum sprechen kann: Manchmal, sage ich, bin ich von Liebe und Hingabe ganz erfüllt. So ganz und gar, dass ich fast aufhöre, ich zu sein. Meine Sehnsucht, sie zu sehen und zu verstehen, ist so groß, dass ich mir wünsche, die Luft zwischen ihnen zu sein, dass sie mich einatmen und ich eins mit ihnen werde bis hinunter in die letzte Zelle. Ein anderes Mal bin ich wiederum so überschwemmt von Ekel, wenn ich sie vor mir sehe, diese Kadavermünder, wie sie essen und trinken und reden, und alles in ihnen wird zu Morast und Lüge, und ich fühle, wenn ich mir das noch einen Augenblick länger ansehen und anhören muss, werde ich auf das nächstbeste Gesicht so lange einprügeln, bis nichts mehr davon übrig ist.
Terézia Mora
… Das verschlug mir für einen Moment die Sprache, ich hatte nicht gedacht, dass es so schlimm um sie stand. »Das tut mir leid … Kann ich irgendetwas tun?« Nat lächelte schwach. »Hast du das nicht schon? Danke. Hau dich lieber ins Bett. Du musst früh raus. Oder hast du morgen keine Schicht?« Während ich die restliche Soße in einen Behälter füllte und in den Kühlschrank stellte, nickte ich bejahend. »Stimmt, Punkt fünf muss ich dort sein, um bei den Vorbereitungen zu helfen.« Seit ich vor sechs Monaten aus Amerika zurückgekommen war, jobbte ich als Frühstückskellner im Radisson Blu Palais Hotel, direkt am Parkring. Eine feine Adresse in Wien, vollgestopft mit gut betuchten Damen, die gerne zu viel Trinkgeld gaben. Mir konnte das mehr als Recht sein. Nur das Aufstehen war die Hölle. »Du weißt, wie streng meine Chefin ist, da gibt es kein Zuspätkommen.« Bei meinen Worten prustete Nat los: »Ja klar, als ob du sie nicht schon längst um den Finger gewickelt hättest mit deinen tiefblauen Augen«, wobei er das Wort tiefblau mit den Fingern in Anführungszeichen setzte und zu quietschen versuchte, wie es eine Bekannte von uns letzten Samstag auf einer Party getan hatte. Verspielt klimperte ich mit den Wimpern und lehnte mich an die Küchenzeile. Wieder musste Nat schmunzeln, wobei er dieses Mal schluckte, bevor er weiterredete: »Hör auf mit dem Scheiß. Verdammt, wenn ich eine Braut wäre, würde ich auch auf dich stehen. Aber weißt du was?« Nun tippte er mit der leeren Gabel in meine Richtung. »Ich würde nie mit dir ins Bett gehen, weil ich Angst vor Syphilis hätte.« Theatralisch griff ich mir mit der Hand an die Brust und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. »Das tut weh! Dabei wärst du so eine geile Schnitte, mit deinen blonden Locken und braunen Augen. Du brichst mir das Herz.« Endlich erreichte Nats Lächeln auch wieder seine Augen und ich atmete innerlich erleichtert auf, bevor ich weiter blödelte. »Du bräuchtest dir gar keine Sorgen darum zu machen, Schatz. Ich nehme doch immer ein Kondom.« »Zum Glück«, betonte er laut, »für die ganze Stadt, sonst würden drei Viertel der Frauen bereits krank im Spital liegen.« Damit brachte er auch mich zum Lachen. »Du bist ein Idiot.« Anstatt mir eine schnelle Retourkutsche zu verpassen, zwinkerte er mir zu und stopfte sich genüsslich den nächsten Happen in den Mund. »Deshalb ist es auch keine schlechte Idee, wenn du wieder losziehst, um die Frauen anderer Städte zu beglücken, damit unsere in Frieden weiterleben können. Weißt du schon, wann es soweit ist?« Eigentlich hatte ich vorgehabt, spätestens im Herbst aufzubrechen und wieder für einige Zeit in Amerika herumzustreunen. Doch so wie mich Nat jetzt anguckte, wie ein zurückgelassener Welpe, meldete sich mein schlechtes Gewissen. Daher zuckte ich mit den Schultern. »Keine Ahnung. In den nächsten Monaten vielleicht. Warum?« Er fragte nicht grundlos, etwas in seinem Blick machte mich unruhig, aber ich konnte nicht sagen was oder warum. Wir hatten die letzten Wochen schon einige Male darüber geredet. Bisher hatte er noch nie Probleme damit gehabt, dass ich manchmal für drei, vier Monate aus dem Land verschwand. Nat leckte die Gabel ab und stellte das Geschirr in die Spüle. »Nichts. Nur so.« … (Bildquelle: pinterest) ‪
Martina Riemer
Das stimmt, solche Menschen gibt es", antwortete Herr Dimmesdale. "Doch ohne an naheliegendere Gründe zu denken, wäre es doch möglich, daß sie Schweigen bewahren aus der Veranlagerung ihres Wesens. Oder daß sie - dürfen wir es nicht annehmen?-, schuldig wie sie vielleicht sind, trotzdem am Eifer zu Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen festhalten und deshalb zurückschrecken, sich schwarz und dreckig vor den Augen der Menschen zu zeigen, weil sie danach nichts Gutes bewirken, nichts Schlechtes aus der Vergangenheit durch besseren Dienst auslöschen können. So wandeln sie zur eigenen unaussprechlichen Qual unter ihren Mitgeschöpfen und sehen dabei rein aus wie frisch gefallener Schnee, auch wenn ihre Herzen durch Unrecht befleckt und besudelt sind, von dem sie sich selbst nicht befreien können." "Diese Menschen betrügen sich selbst", sagte Roger Chillingworth mit etwas größerem Nachdruck als gewöhnlich und machte eine kleine Geste mit dem Zeigefinger. "sie fürchten, die Schande auf sich zu nehmen, die ihnen von Rechts wegen zusteht. Ihre Liebe zu den Menschen, ihr Eifer für den Gottesdienst - diese heiligen Triebe mögen oder mögen nicht in ihren Herzen gemeinsam mit den bösen Insassen existieren, denen eigene Schuld die Tür entriegelt hat, so daß sie ihre Höllenbrut fortpflanzen müssen. Doch wenn sie Gott verehren wollen, dann sollen sie ihre unreinen Hände nicht gen Himmel heben! Wenn sie ihren Mitmenschen dienen wollen, dann sollen sie es, indem sie Kraft und Wirklichkeit des Gewissens zeigen und sich zur reuevollen Selbsterniedrigung zwingen! Möchten Sie, daß ich denke, o mein weiser, frommer Freund, ein falscher Schein könne mehr tun, könne besseres tun zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen, als Gottes eigene Wahrheit? Glauben Sie mir, diese Menschen betrügen sich selbst!
Nathaniel Hawthorne (The Scarlet Letter)
Der Wille der Kranken, irgendeine Form der Überlegenheit darzustellen, ihr Instinkt[864] für Schleichwege, die zu einer Tyrannei über die Gesunden führen – wo fände er sich nicht, dieser Wille gerade der Schwächsten zur Macht! Das kranke Weib insonderheit: niemand übertrifft es in Raffinements, zu herrschen, zu drücken, zu tyrannisieren. Das kranke Weib schont dazu nichts Lebendiges, nichts Totes, es gräbt die begrabensten Dinge wieder auf (die Bogos sagen: »das Weib ist eine Hyäne«). Man blicke in die Hintergründe jeder Familie, jeder Körperschaft, jedes Gemeinwesens: überall der Kampf der Kranken gegen die Gesunden – ein stiller Kampf zumeist mit kleinen Giftpulvern, mit Nadelstichen, mit tückischem Dulder-Mienenspiele, mitunter aber auch mit jenem Kranken-Pharisäismus der lauten Gebärde, der am liebsten »die edle Entrüstung« spielt. Bis in die geweihten Räume der Wissenschaft hinein möchte es sich hörbar machen, das heisere Entrüstungs-Gebell der krankhaften Hunde, die bissige Verlogenheit und Wut solcher »edlen« Pharisäer (– ich erinnere Leser, die Ohren haben, nochmals an jenen Berliner Rache-Apostel Eugen Dühring, der im heutigen Deutschland den unanständigsten und widerlichsten Gebrauch vom moralischen Bumbum macht: Dühring, das erste Moral-Großmaul, das es jetzt gibt, selbst noch unter seinesgleichen, den Antisemiten). Das sind alles Menschen des Ressentiment, diese physiologisch Verunglückten und Wurmstichigen, ein ganzes zitterndes Erdreich unterirdischer Rache, unerschöpflich, unersättlich in Ausbrüchen gegen die Glücklichen und ebenso in Maskeraden der Rache, in Vorwänden zur Rache: wann würden sie eigentlich zu ihrem letzten, feinsten, sublimsten Triumph der Rache kommen? Dann unzweifelhaft, wenn es ihnen gelänge, ihr eignes Elend, alles Elend überhaupt den Glücklichen ins Gewissen zu schieben: so daß diese sich eines Tags ihres Glücks zu schämen begännen und vielleicht untereinander sich sagten »es ist eine Schande, glücklich zu sein! es gibt zu viel Elend!«... Aber es könnte gar kein größeres und verhängnisvolleres Mißverständnis geben, als wenn dergestalt die Glücklichen, die Wohlgeratenen, die Mächtigen an Leib und Seele anfingen, an ihrem Recht auf Glück zu zweifeln. Fort mit dieser »verkehrten Welt«! Fort mit dieser schändlichen Verweichlichung des Gefühls! Daß die Kranken nicht die Gesunden krank machen – und dies wäre eine solche Verweichlichung –, das sollte doch der oberste Gesichtspunkt auf Erden sein – dazu aber gehört[865] vor allen Dingen, daß die Gesunden von den Kranken abgetrennt bleiben, behütet selbst vor dem Anblick der Kranken, daß sie sich nicht mit den Kranken verwechseln. Oder wäre es etwa ihre Aufgabe, Krankenwärter oder Ärzte zu sein?... Aber sie könnten ihre Aufgabe gar nicht schlimmer verkennen und verleugnen – das Höhere soll sich nicht zum Werkzeug des Niedrigeren herabwürdigen, das Pathos der Distanz soll in alle Ewigkeit auch die Aufgaben auseinanderhalten! Ihr Recht, dazusein, das Vorrecht der Glocke mit vollem Klange vor der mißtönigen, zersprungenen, ist ja ein tausendfach größeres: sie allein sind die Bürgen der Zukunft, sie allein sind verpflichtet für die Menschen-Zukunft. Was sie können, was sie sollen, das dürften niemals Kranke können und sollen: aber damit sie können, was nur sie sollen, wie stünde es ihnen noch frei, den Arzt, den Trostbringer, den »Heiland« der Kranken zu machen?... Und darum gute Luft! gute Luft! und weg jedenfalls aus der Nähe von allen Irren- und Krankenhäusern der Kultur! Und darum gute Gesellschaft, unsre Gesellschaft! Oder Einsamkeit, wenn es sein muß! Aber weg jedenfalls von den üblen Dünsten der inwendigen Verderbnis und des heimlichen Kranken-Wurmfraßes!... Damit wir uns selbst nämlich, meine Freunde, wenigstens eine Weile noch gegen die zwei schlimmsten Seuchen verteidigen, die gerade für uns aufgespart sein mögen – gegen den großen Ekel am Menschen! gegen das große Mitleid mit dem Menschen!...
Friedrich Nietzsche (Jenseits von Gut und Böse/Zur Geneologie der Moral)
Der Lehrsatz -nicht des Tages oder des Sonntags- sonder des Lebens: (oder: warum man Nachrichtensprecher nicht ernst nehmen darf) Leider wird es immer schwieriger, das echte Wissen vom Chauffeur-Wissen* zu trennen. Bei den Nachrichtensprechern ist es noch einfach. Das sind Schauspieler. Punkt. Jeder weiß es. Und doch überrascht es immer wieder, welchen Respekt man diesen Meistern der Floskeln zollt. Sie werden für Geld eingeladen, Panels und Podien zu moderieren, deren Themen sie kaum gewachsen sind. [...] Bei den Journalisten ist es schon schwieriger. Hier gibt es einige, die sich solides Wissen angeeignet haben. Oft die älteren Semester, Journalisten, die sich über Jahre auf einen klar umrissenen Themenkranz spezialisiert haben. [...] Die Mehrheit der Journalisten fällt leider in die Chauffeur-Kategorie. In kürzester Zeit zaubern sie Artikel zu jedem beliebigen Thema aus dem Hut, oder besser: aus dem Internet. Ihre Texte sind einseitig, kurz und - oft als Kompensation für ihr Chauffeur-Wissen - ironisch. [...] Fazit: Misstrauen Sie dem Chauffeur-Wissen. Verwechseln Sie den Firmensprecher, den Showman, den Nachrichtensprecher, den Plauderer, den Worthülsenbastler, den Klischeekolporteur nicht mit einem wirklich Wissenden. Wie erkennen Sie den? Es gibt ein klares Signal. Wirklich Wissende wissen, was sie wissen - und was nicht. Befindet sich jemand von diesem Kaliber außerhalb seines "Kompetenzkreises", sagt er entweder gar nichts oder: "Das weiß ich nicht." Er sagt diesen Satz ohne Pein, ja sogar mit einem gewissen Stolz. Von Chauffeuren hört man alles andere, nur diesen Satz nicht. * Chauffeur-Wissen; die Chauffeure sind Leute, die so tun, als würden sie wissen. Sie haben gelernt, eine Show abzuziehen. Sie besitzen vielleicht eine tolle Stimme oder sehen überzeugend aus. Doch das Wissen, das sie verbreiten, ist hohl. Eloquent verschleudern sie Worthülsen. S. 62-63
Rolf Dobelli (The Art of Thinking Clearly)
gewissen
Leo Tolstoy (Krieg und Frieden)
Ein Gott hatte sich sogar in eine goldene Dusche verwandelt, um seiner Lieblings-Epheberin möglichst nahe zu sein. Vor diesem soziokulturellen Hintergrund ergaben sich einige interessante Fragen, etwa in Hinsicht auf das Nachtleben in gewissen Stadtvierteln.
Terry Pratchett (Pyramids (Discworld, #7))
Ihr seht: Mit gewissen Feiertagen verhält es sich wie mit Diskussionen in den Kommentaren der Facebook-Seiten von Politikern - man kann einfach nicht gewinnen. Bin ich an Silvester und Co. live dabei, habe ich im Nachhinein ohne Zweifel entweder enttäuschte Erwartungen, Fremdscham für meine Mitmenschen oder einen Filmriss, was mir eigentlich wie die beste Option vorkommt. Entschließe ich mich aber dazu, an dem ganzen Rummel nicht teilzunehmen, und ziehe much aus der Öffentlichkeit zurück wie Doris Day in den früen 90ern, habe ich wiederum das Gefühl, etwas zu verpassen.
Michael Buchinger (Der Letzte macht den Mund zu: Selbstgemachte Gemeinheiten und extrafrische Bösartigkeiten)
Alle Stammesmythen sind wahr, wobei die Bedeutung des Wortes »wahr« gewissen Schwankungen unterliegt.
Terry Pratchett (The Last Continent (Discworld, #22; Rincewind, #6))
Aber schon gewöhnliche Bücher sind gefährlich, und nicht nur jene mit Titeln wie "Plastiksprengstoff professionell hergestellt". Ein Mann sitzt irgendwo in einem Museum und schreibt ein harmloses Buch über politische Ökonomie, und plötzlich sterben Tausende von Menschen, die es nicht einmal kennen – weil jene, die es gelesen haben, den Witz nicht verstanden haben. Wissen ist gefährlich, deshalb greifen Regierungen manchmal hart gegen Leute durch, die Gedanken oberhalb eines gewissen Kalibers denken können.
Terry Pratchett (The Last Continent (Discworld, #22; Rincewind, #6))
Die meisten Menschen entwickeln ihr soziales Gewissen in jungen Jahren, während der kurzen Phase zwischen dem Schulabschluß und der Einsicht, daß Ungerechtigkeit nicht immer schlecht ist. Sein soziales Gewissen erst mit Sechzig zu finden, war ein ziemlicher Schock
Terry Pratchett (Interesting Times (Discworld, #17; Rincewind, #5))
Eine Republik muß durch einen gewissen Gemeingeist verbunden werden ; wo dieser fehlt, fehlt alles . Eigentliche Liebe zum Vaterland kann nur bey solchen Völkern Statt finden , welche entweder halbwild leben , oder doch in der Halbwildheit ihren Staat formirt haben , wie z. B. die Römer . Aber ein Patriotismus im eigentlichen Sinn wird bey den Franzosen niemals anzutreffen seyn ; ihre Vaterlandsliebe war selber nichts anders als ein Nationalstolz , den mancher kluge Mann , den Bonaparte selbst zu seinem Vortheil benutzt hat ; aber Nationalstolz ist veränderlich wie das Wetter. Jetzt glauben noch alle Franzosen , die Majestät des Volkes befinde sich bey dem Volke selbst, und sehr sichtbar in den vom Volke frey erwählten Repräsentanten . Aber bald wird das Volk die Augen aufthun , und einsehen , daß es Sklave ist , und nach Grundsätzen regiert wird , welche Herrschsucht and Habsucht erfunden haben ; dann wird es aufbrausen , seine Tyrannen niederwerfen , und dann --- mag sich der freuen , der sich Volksliebe und Volksanhang zu verschaffen gewußt hat , und den Harrenden die Erfüllung ihrer Wünsche von weiten zeigen kann. Bonaparte und Cromwell: ein Neujahrsgeschenk für die Franzosen von einem Bürger ohne Vorurtheile aus dem Französ. mit einigen Anm. von E. C. Laukhard,1801
Anonymous
Den Deutschen ist schwer zu helfen, [...]. Paeschke hat ungewollt die Schlüsselgeschichte erzählt: kurz nach 45 hätten die Deutschen gern ihren (nicht vorhandenen) deutschen Paß gegen einen europäischen vertauscht. Damit sei es Gott sei Dank zu Ende. Sie genierten sich jetzt nicht mehr, Deutsche zu sein. Das sei eine angenehme Entwicklung. --- Er vergaß zu sagen, daß die Deutschen sich 45 nur geschämt haben, weil ihnen die anderen diese Scham suggeriert haben, und daß sie jetzt wieder einmal stolz sind, Deutsche zu sein, weil ihnen die anderen diesen Stolz suggerieren. Es hat nichts mit Gesinnung zu tun, sondern mit Angebot und Nachfrage.
Walter Boehlich (»Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.«: Briefe 1994 bis 2000: Briefe 1944 bis 2000)
Die Sprache ist ja nicht nur, was sie ist (sie ist ganz bestimmt nicht, was Duden aus ihr machen möchte, und noch weniger ist sie, wozu unsere hundsföttischen Reformer, von denen Sie wohl bald noch erfahren werden, sie im Augenblick gerade wieder erniedrigen möchten), sondern sie ist auch, was der Einzelne aus ihr macht. So ein Einzelner sind Sie. [...] Geändert habe ich entschlossen »möglich viel« in »möglichst viel«. Sie haben ganz recht, daß man »möglich«, logisch gesehen, nicht steigern kann. Aber die Sprache ist liebenswürdiger als die Logik. Ich habe keine Erklärung dafür, warum ausgerechnet dieses adverbiell gebrauchte Möglich gesteigert wird, denn alle anderen vergleichbaren Beispiele, die mir einfallen, werden nicht gesteigert (bedeutend, entscheidend, rechtschaffen usw.). Könnte es nicht sein, daß die Steigerung über die Negation, also über »unmöglich« in die Sprache eingedrungen ist? Denn offensichtlich fällt es leicht zu sagen: das und das ist mir unmöglich, noch unmöglicher erscheint mir das und das, aber das Unmöglichste ist mir das und das. Also, was am Ende durch Goethe und andere, die nur wenig schlechter waren, Sprache geworden ist, das darf man schon akzeptieren.
Walter Boehlich (»Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.«: Briefe 1994 bis 2000: Briefe 1944 bis 2000)
Natürlich möchte ich das Angebot wiederholen, daß ich Ihnen über eine Übersetzung gemacht habe. Aus vielen Gründen. Erstens glaube ich, daß Sie es könnten [...], zum andern weil ich felsenfest davon überzeugt bin, daß man für die eigene Sprache jedes Mal etwas lernt, wenn man einen bedeuten fremdsprachlichen Schriftsteller übersetzt, schließlich, weil ich möchte, daß große Bücher von Leuten übersetzt werden, denen die eigene Sprache mehr als nur ein kommerzielles Verständigungsmittel ist.
Walter Boehlich (»Ich habe meine Skepsis, meine Kenntnisse und mein Gewissen.«: Briefe 1994 bis 2000: Briefe 1944 bis 2000)
Pek çok ülkeyi ve ulusu ve birkaç kıtayı görmüş olan bir gezgine, tüm insanlığın ortak özellikleri olarak ne tür nitelikleri keşfettiği sorulduğunda, şöyle cevap vermişti: “tembelliğe meyillidirler.” Çoğu kişiye öyle geliyor ki, eğer gezgin şöyle deseydi, cevabı daha doğru ve geçerli olurdu: “Hepsi korku içinde. Geleneklerin ve fikirlerin arkasına gizleniyorlar.” Temelde her insan, dünyada yalnızca bir kez, bir Unicum[1] olarak yaşadığını ve kendisinin birliğini teşkil eden bu şaşırtıcı ölçüdeki rengârenk çeşitliliğin içinden, ne kadar tuhaf olursa olsun, hiçbir rastlantının ikinci bir kez çıkmayacağını gayet iyi bilir. İnsan bunu bilir, ama bildiğini kara bir vicdan gibi saklar. Neden acaba? Geleneğe uyulmasını talep eden ve kendisini gelenek maskesinin arkasına gizleyen komşusundan duyduğu korkudan dolayı. Peki, ama bireyi (einzeln), komşusundan korkmaya, kendisi olmak yerine, sürünün bir parçası olarak düşünüp hareket etmeye zorlayan şey nedir? Birkaç nadir örnekte bu belki de utangaçlıktır (Schamhafigkeit). Çoğu zaman ise rahatlık ve bezginliktir – kısacası, gezginin sözünü ettiği tembellik eğilimi. Gezgin haklıdır: İnsanlar korkak olduklarından daha fazla tembeldir ve en çok korktukları şey de, o koşulsuz dürüstlüğün ve çıplaklığın onlara yamayacağı zorluklardır. Ödünç alınmış davranışlarda ve kendine mal edilmiş fikirlerde saklı olan bu uyuşturucu gezintiyi yalnızca sanatçılar küçümserler ve onlar gizli sırrı, herkesin kara vicdanı (böses Gewissen), insanoğlunun şahsına münhasır bir mucize olduğu ilkesini teşhir ederler. Sanatçılar her insanın, kaslarının her hareketine varıncaya dek, kendisi ve yalnızca kendisi olduğunu bize göstermeyi göze alırlar; daha da önemlisi, sanatçılar bize, insanın, kendi biricikliğinin katı tutarlılığı içinde, güzel, doğanın her ayrıksı ve harika eseri gibi, üzerinde düşünülmeye değer olduğunu ve sıkıcı olmaktan başka her şey olduğunu gösterirler. Büyük düşünür insanları küçümsediğinde, onun küçümsediği şey onların tembelliğidir, çünkü onların seri halde üretilmiş mallar gibi görünmelerine, kayıtsız, insanca etkileşim ve bilgilendirmeye layık değillermiş gibi görünmelerine yol açan şey tembelliktir. Kitlelerin bir parçası olmak istemeyen insanoğlunun yapması gereken tek şey, içinde olduğu rahatlığa son vermektir; ona şöyle seslenen vicdanının sesine kulak versin: “Kendin ol! Şu anda yaptıklarının düşündüklerinin, istediklerinin hiçbiri değilsin.
Friedrich Nietzsche
Ich wäre gerne auch weise In den alten Büchern steht, was weise ist: Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit Ohne Furcht verbringen Auch ohne Gewalt auskommen Böses mit Gutem vergelten Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen Gilt für weise. Alles das kann ich nicht.
Bertolt Brecht (Svendborger Gedichte)
Sich umbringen heißt, in einem gewissen Sinn und wie im Melodrama, ein Geständnis ablegen. Es heißt gestehen, dass man mit dem Leben nicht fertigwird oder es nicht versteht. [...] Leben ist natürlich niemals leicht. Aus vielerlei Gründen, vor allem aus Gewohnheit, vollführt man weiterhin die Gesten, die das Dasein verlangt. Aus freiem Willen sterben setzt voraus, dass man, und sei es nur instinktiv, das Lächerliche dieser Gewohnheit erkannt hat, das Fehlen jedes tiefen Grundes, zu leben, die Sinnlosigkeit dieser täglichen Betriebsamkeit, die Nutzlosigkeit des Leidens. Was für ein unberechenbares Gefühl raubt denn dem Geist den lebensnotwendigen Schlaf? Eine Welt, die man - selbst mit schlechten Gründen - erklären kann, ist eine vertraute Welt. Aber in einem Universum, das plötzlich der Illusionen und des Lichts beraubt ist, fühlt der Mensch sich fremd. Aus diesem Exil gibt es keine Rückkehr, da es der Erinnerungen an eine verlorene Heimat oder der Hoffnung auf ein gelobtes Land beraubt ist. Diese Entzweiung zwischen dem Menschen und seinem Leben, zwischen dem Handelnden und seinem Rahmen, genau das ist das Gefühl der Absurdität.
Albert Camus (Der Mythos des Sisyphos (German Edition))
Du sollst dir kein Bildnis machen. Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertig werden: weil wir sie lieben; solang wir sie lieben. Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alles Mögliche voll, aller Geheimnisse voll, unfaßbar ist der Mensch, den man liebt - Nur die Liebe erträgt ihn so. Warum reisen wir? Auch dies, damit wir Menschen begegnen, die nicht meinen, dass sie und kennen ein für allemal; damit wir noch einmal erfahren, was uns in diesem Leben möglich sei - es ist ohnehin schon wenig genug. Unsere Meinung, dass wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe, jedesmal, aber Ursache und Wirkung liegen vielleicht anders, als wir anzunehmen versucht sind - nicht weil wir das andere kennen, geht unsere Liebe zu Ende, sondern umgekehrt: weil unsere Liebe zu Ende geht, weil ihre Kraft sich erschöpft hat, darum ist der Mensch, fertig für uns. Er muss es sein. Wir können nicht mehr! Wir künden ihm die Bereitschaft auf weitere Verwandlungen einzugehen. Wir verweigern ihm den Anspruch alles Lebendigen, das unfassbar bleibt, und zugleich sind wir verwundert und enttäuscht, dass unser Verhältnis nicht mehr lebendig sei. „Du bist nicht“, sagt der Enttäuschte oder die Enttäuschte: „wofür ich dich gehalten haben.“ Und wofür hat man sich denn gehalten? Für ein Geheimnis, das der Mensch ja immerhin ist, ein erregendes Rätsel, das auszuhalten wir müde geworden sind. Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat. (…) Man wird das Gegenteil, aber man wird es durch den anderen. (…) In gewissen Grad sind wir wirklich das Wesen, das die andern in uns hineinsehen, Freunde wie Feinde. Und umgekehrt! auch wir sind die Verfasser der anderen; (…) Wir halten uns für den Spiegel und ahnen nur selten, wie sehr der andere seinerseits eben der Spiegel unseres erstarrten Menschenbildes ist, unser Erzeugnis, unser Opfer -.“ -Tagebücher von 1946-1949
Max Frisch
Verlorene Menschen aus anderen Häfen, die ihr das Gewissen der Welt mitbringt!
Louis Brauquier
Ein Tumor legt sich sein eigenes Blutversorgungssystem an, da er sonst ab einer gewissen Größe – schon ab zwei Millimetern – nicht genug Nährstoffe und Sauerstoff bekäme, um weiterwachsen zu können.
Karl Lauterbach (Die Krebs-Industrie)
wissen, weiss, gewissen,
Joan Wehlen Morrison (Home Front Girl: A Diary of Love, Literature, and Growing Up in Wartime America)
Bis zu einem gewissen Punkt macht uns mehr Auswahl glücklicher und dann kippt es wieder. [...] Bei zehn Schachteln waren die Auswählenden zufriedener mit ihrer Entscheidung als bei fünf Optionen, und 30 Möglichkeiten machten sie genauso unfroh wie sechs.
Cordula Nussbaum (Geht ja doch!: Wie Sie mit 5 Fragen Ihr Leben verändern (Dein Leben) (German Edition))
Ich bin vielleicht ein Genie, aber Einstein hat die Relativitätstheorie ja auch nicht an einem Tag aufgestellt.
Amelie Murmann (Feinde mit gewissen Vorzügen)
»Was ist der Sinn des Lebens? Hoffnung? Liebe? Aufopferung?«, entgegne ich. »Erdnussbutter«, antwortet er mit ernster Miene.
Amelie Murmann (Feinde mit gewissen Vorzügen)
Er sagt immer, dass wahre Schönheit es wert ist, auf sie zu warten.
Amelie Murmann (Feinde mit gewissen Vorzügen)
Macht es mich zu einer potenziellen Serienmörderin, wenn mir das ein Gefühl der Genugtuung verschafft? Vielleicht. Werde ich deshalb damit aufhören? Sicher nicht.
Amelie Murmann (Feinde mit gewissen Vorzügen)
Nicht ein Gesetz, sondern der lebendige Gott und der lebendige Mensch, wie er mir in Jesus Christus begegnet, ist Ursprung und Ziel meines Gewissens.
Manfred Weber (Dietrich Bonhoeffer. Worte für jeden Tag (German Edition))
Aha, er hat also eine strenge Mutter. Ich hätte ja gedacht, dass er wie Voldemort in einem Waisenhaus hockt und andere Kinder quält.
Amelie Murmann (Feinde mit gewissen Vorzügen)
>>Mein lieber junger Freund<< sagte Mustafa Mannesmann. >>Die Zivilisation hat nicht den geringsten Bedarf an Edelmut oder Heldentum. Die Dinge sind Merkmale politischer Untüchtigkeit. In einer wohlgeordneten Gesellschaft wie der unseren findet niemand Gelegenheit zu Edelmut und Heldentum. Solche Gelegenheiten ergeben sich nur in ganz ungefestigten Verhältnissen. Wo es Kriege gibt, Gewissenskonflikte, Versuchungen, den man widerstehen, und Liebe, die man erkämpfen oder verteidigen muss - dort haben Heldentum und Edelmut selbstverständlich einen gewissen Sinn. Aber heutzutage gibt es keine Kriege mehr, mit größter Sorgfalt verhindern wir, dass ein Mensch den anderen zu sehr liebt. Und so etwas wie Gewissenskonflikte gibt es auch nicht mehr: Man wird so genormt, dass man nichts anderes tun kann, als man tun soll. Und was man tun soll, ist im Allgemeinen so angenehm und gewährt den natürlichen Trieben so viel Spielraum, dass es auch keine Versuchungen mehr gibt. Sollte sich durch einen unglücklichen Zufall wirklich einmal etwas Unangenehmes ereignen, nun denn, dann gibt es Soma, um sich von der Wirklichkeit zu beurlauben. Immer ist Soma zur Hand, um Ärger zu besänftigen, einen mit seinen Feinden zu versöhnen, Geduld und Langmut zu verleihen. Früher konnte man das alles nur durch große Willensanstrengung und nach jahrelanger harter Charakterbildung erreichen. Heute schluckt man zwei, drei Halbgrammtabletten, und damit gut! Jeder kann heutzutage tugendhaft sein. Man kann mindestens sein halbes Ethos in einem Flächschen bei sich tragen. Christentum ohne Tränen - das ist Soma.<<
Aldous Huxley (Brave New World)
Von einem gewissen Punkt an gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen Aphorism N. 5
Franz Kafka
Ein Advokat ist ein gemietetes Gewissen
Fyodor Dostoevsky
Auf jeden Fall ist der Calvinismus die Ursache für die seltsame Unruhe, die viele von uns befällt, sobald wir aufhören, etwas Nützliches zu tun. Johannes Calvin ist schuld, dass wir nicht mehr ohne schlechtes Gewissen am Strand herumliegen können.
Rebecca Niazi-Shahabi (Ich bleib so scheiße, wie ich bin)
Warum sind wir zu gewissen Tugenden bei einem gesunden und seine Kräfte fühlenden Körper weniger, als bei einem siechen und abgematteten aufgelegt?
Gotthold Ephraim Lessing (Miss Sara Sampson)
Das moralische Gewissen, das von so vielen ungerührt verletzt und von ebenso vielen verschmäht wird, gibt es und hat es immer gegeben, es ist keine Erfindung der Philosophen aus grauer Vorzeit des Quartärs, als die Seele noch kaum mehr war als eine verschwommene Idee. Im Laufe der Zeit, des Zusammenelebens und der genetischen Veränderungen haben wir das Gewissen schließlich in die Farbe des Blutes und das Salz der Tränen getan, und als sei das noch nicht genug, haben wir aus den Augen eine Art nach innen gerichteter Spiegel gemacht, mit dem Ergbenis, dass sie häufig genau das direkt durchblicken lassen, was wir mit Worten hatten verbergen wollen.
José Saramago (Blindness)
Cory Doctorow hat dieses Werk unter der Creative-Commons-Lizenz(CC-BY-NC-SA) veröffentlicht die es jedermann erlaubt, das Werk frei zu verbreiten und zu bearbeiten ... (siehe wikipedia "little brother", dort auch Links zu den ebooks der Übersetzung) Unter Nutzung dieser Lizenz hat Christian Wöhrl eine deutsche Übersetzung des Romans angefertigt. Aus dieser ist ein Fanhörbuchprojekt entstanden. ... hier meine Zitate aus Readmill: Ich hatte also grade 10 Sekunden auf dreitausend Rechnern gemietet und jeden einzelnen angewiesen, eine SMS oder einen VoIP-Anruf an Charles' Handy abzusetzen; dessen Nummer hatte ich mal während einer dieser verhängnisvollen Bürositzungen bei Benson von einem Post-it abgelesen. Muss ich erwähnen, dass Charles' Telefon nicht in der Lage war, damit umzugehen? Zuerst ließen die SMS den Gerätespeicher überlaufen, sodass das Handy nicht mal mehr seine Routinen ausführen konnte, etwa das Klingeln zu koordinieren und die gefälschten Rufnummern der eingehenden Anrufe aufzuzeichnen. (Wusstet ihr, dass es völlig simpel ist, die Rückrufnummer einer Anruferkennung zu faken? Dafür gibts ungefähr 50 verschiedene Möglichkeiten - einfach mal "Anrufer-ID fälschen" googeln...) Charles starrte sein Telefon fassungslos an und hackte auf ihm herum, die wulstigen Augenbrauen regelrecht verknotet ob der Anstrengung, dieser Dämonen Herr zu werden, die das persönlichste seiner Geräte in Besitz genommen hatten. Sekunden später kackte Charles' Handy spektakulär ab. Zehntausende von zufälligen Anrufen und SMS liefen parallel bei ihm auf, sämtliche Warn- und Klingeltöne meldeten sich gleichzeitig und dann wieder und wieder. Den Angriff hatte ich mithilfe eines Botnetzes bewerkstelligt, was mir einerseits ein schlechtes Gewissen bereitete; aber andererseits war es ja im Dienst einer guten Sache. In Botnetzen fristen infizierte Rechner ihr untotes Dasein. Wenn du dir einen Wurm oder Virus fängst, sendet dein Rechner eine Botschaft an einen Chat-Kanal im IRC, dem Internet Relay Chat. Diese Botschaft zeigt dem Botmaster, also dem Typen, der den Wurm freigesetzt hat, dass da Computer sind, die auf seinen Befehl warten. Botnetze sind enorm mächtig, da sie aus Tausenden, manchmal Hunderttausenden von Rechnern bestehen, die über das ganze Internet verteilt sind, meist über Breitbandleitungen verbunden sind und auf schnelle Heim-PCs Das Buch passte grade so in die Mikrowelle, die sogar noch unappetitlicher aussah als beim letzten Mal, als ich sie brauchte. Ich wickelte das Buch penibel in Papiertücher, bevor ich es reinsteckte. "Mann, Lehrer sind Schweine", zischelte ich. Darryl, bleich und angespannt, erwiderte nichts. Dann packte ich das primäre Arbeitsgerät unserer Schule wieder aus und wählte den Klassenzimmer-Modus. Die SchulBooks waren die verräterischsten Geräte von allen - zeichneten jede Eingabe auf, kontrollierten den Netzwerkverkehr auf verdächtige Eingaben, zählten alle Klicks, zeichneten jeden flüchtigen Gedanken auf, den du übers Netz verbreitetest. Wir hatten sie in meinem ersten Jahr hier bekommen, und es hatte bloß ein paar Monate gedauert, bis der Reiz dieser Dinger verflogen war. Sobald die Leute merkten, dass diese "kostenlosen" Laptops in Wirklichkeit für die da oben arbeiteten (und im Übrigen mit massenhaft nerviger Werbung verseucht waren), fühlten die Kisten sich plötzlich sehr, sehr schwer an. Mein SchulBook zu cracken war simpel gewesen. Der Crack war binnen eines Monats nach Einführung der Maschine online zu finden, und es war eine billige Nummer - bloß ein DVD-Image runterladen, brennen, ins SchulBook stecken und die Kiste hochfahren, während man ein paar Tasten gleichzeitig gedrückt hielt. Die DVD erledigte den Rest und installierte etliche versteckte Programme auf dem Laptop, die von den täglichen Fernprüfungs-Routinen der Schulleitung nicht gefunden werden konnten.
Cory Doctorow
Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten.
Karl Marx (A Contribution to the Critique of Political Economy)
Unter gewissen Umständen schließen Sicherheit und Wahrheit einander aus.
Blake Crouch (Wayward (Wayward Pines, #2))
Die ewige Wiederkehr besagt, daß Sie jede Entscheidung, die Sie treffen, für alle Ewigkeit zu treffen bereit sein müßten. Das gleiche gilt für jede unterlassene Tat, jeden totgeborenen Gedanken, jede gemiedene Wahl. Und alles ungelebte Leben wird ewig in Ihnen rumoren, ewig ungelebt. Und die nicht gehörte Stimme Ihres Gewissens wird Ihnen ewig kläglich rufen.
Yalom D. Irvin - And Nietzsche wept
Eines habe ich vor langer Zeit erkannt: Man wird mit seinem schlechten Ruf leichter fertig als mit seinem schlechten Gewissen.
Yalom D. Irvin - And Nietzsche wept
Am fruchtbarsten in Schleichwegen, ihr Gewissen zu betrügen , sind die Pungyi's selbst. Nach dem Patimok ist es ihnen verboten, nach der Mittagsstunde zu essen, es ist ihnen aber nicht geboten, genau zu wissen, wann es Mittag ist. Der Priester sitzt in seiner Zelle mit dem Rücken gegen die Sonne, so dass er sie nicht sehen kann, und ruft den aufwartenden Knaben, ihn fragend, ob es schon Mittag ist. Der durch gewisse Wort Wendungen der stereotypen Paliformel instruirte Schüler antwortet, dass es noch hoch am Vormittag sei, und der Meister lässt sich dann die verboteneu Speisen bringen. Die Sünde des Knaben ist nur die der Lüge, und hat bei seinem jugendlichen Alter nicht viel zu bedeuten, wogegen die Sunde des die Gesetze des Patimok übertretenden Priesters schwere Büssungen erfordern würde.
Adolf Bastian (Die Voelker Des Oestlichen Asien: Studien und Reisen, Vol. 2 (Die Voelker Des Oestlichen Asien: Studien und Reisen, #2))
Mein Gewissen ist gebunden an Gottes Wort.
Wilhelm Busch (Freiheit aus dem Evangelium)
Der Junge war bedrückt bei dem Gedanken an dieses schmutzige Königreich, das er erben sollte; und Selek Bei schien die Gedanken des Jungen zu erraten. Er sagte: „Der junge Herr scheint die Methoden der Gesellschaft nicht zu billigen. Er ist vermutlich der Meinung, daß der Räuber Ramadulla sein Gewerbe nicht gewechselt hat, sondern nur etwas zivilisierter räubert als vorher. Nun, meine Herren, dieser Meinung bin ich auch.“ „Uir kennen Ihre Meinung“, sagte Mister Penny trocken. Aber der Baron ergänzte lebhaft: „Wenn man in einem von Räubern geplagten Lande die Räuber zivilisiert, Selek Bei, hat man schon einen großen Fortschritt erzielt. Später, wenn das Land dank unserer Mithilfe zu einem Lande mit Recht und Ordnung geworden ist, werden natürlich auch unsere Verkaufsmethoden absolut gesetzlich.“ „Dasselbe“, antwortete Selek Bei ruhig, „erklärten Sie mir, als wir über die menschenunwürdigen Löhne in den Zuckerrohrplantagen eines gewissen südamerikanischen Landes sprachen. Jetzt hat dieses Land mit Hilfe unseres Geldes einen Dieb und Mörder zum Präsidenten, und die Verhältnisse sind noch schlimmer geworden!“ „Aber diese President achten die Religion“, warf Mister Penny ein. „Dann ist mir ein menschlicher Präsident ohne Religion lieber“, brummte Selek Bei.
James Krüss (Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen)
Sie liebt mich so sehr, dass mich das schlechte Gewissen plagt, ausgezogen zu sein, und zu studieren.
Becca Braun (Licht bricht, bevor es strahlt)
Einige wenige Freier geben an, nicht zu Zwangsprostituierten zu gehen. Das ist nichts anderes als Augenwischerei und der Versuch, das eigene Gewissen zu beruhigen. Denn wie möchte ein Freier sich darüber im Klaren werden, ob Zwangsprostitution vorliegt? Auch eine Zwangsprostituierte kann nett und umgänglich sein und lächeln – sie muss sogar, eben weil sie dazu gezwungen ist. Und er bezahlt die Frau dafür, dass sie Ja sagt und so tut, als gefiele es ihr – die volle Wahrheit kennt er nicht und will er nicht kennen, sonst würde er sich eine Frau suchen, die nicht finanziell von ihm abhängig ist. Und das bedeutet: Kein Freier kann ausschließen, dass er gerade eine Zwangsprostituierte vor sich hat. Was wiederum heißt: Er kann nicht ausschließen, dass er gerade eine Frau zum Sex zwingt, also vergewaltigt. Freier sind Männer, denen ihre eigene sexuelle Befriedigung wichtiger ist als Konsens. Sie sind Männer, die in Kauf nehmen, dass sie beim Besuch von Prostituierten eine Vergewaltigung begehen, und denen das egal ist. Ist das in der heutigen Zeit, in der wir so heftig darum ringen, dass sexueller Konsens den Stellenwert in unserer Gesellschaft erreicht, der ihm zusteht, wirklich die Art von Sex, die wir noch dulden möchten – eine Art von Sex, bei dem der Mann danach nicht sagen kann, ob er gerade eine Vergewaltigung begangen hat oder nicht? Stell dir mal vor, ein Bekannter von dir sitzt mit dir zusammen und erzählt: „Letzten Samstag hatte ich richtig guten Sex. Aber eigentlich weiß ich bis heute nicht, ob die Frau den überhaupt wollte.“ Wie sähe deine Reaktion aus? Du wärst entsetzt, oder? Im privaten Gespräch würde überdeutlich, dass das falsch ist. In der Prostitution aber ist das der Standard, und es passiert nicht ab und zu, sondern immer, jedes Mal. Kein einziger Freier kann nach auch nur einem einzigen seiner Bordellbesuche sagen, ob die Frau den Sex überhaupt wollte. Sexueller Konsens kann in der Prostitution naturgemäß niemals her- oder sichergestellt werden. Prostitution ist Sex ohne Konsens!
Huschke Mau (Entmenschlicht - Warum wir Prostitution abschaffen müssen)
Aber man pfeift auf diese Wahrheit, und wie!" "Nein, man pfeift nicht darauf. Die Leute wissen es. Sie spüren es. Ich weiß es, wenn ich ein Buch lese." "Glaubst du nicht, du spürst es, wie du sagst, weil du es weißt? Weil man dir absichtsvoll auf die eine oder andere Weise mitgeteilt hat, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, oder eine 'von wahren Ereignissen inspirierte' oder eine 'sehr autobiografische', und dass schon dieses Etikett reicht, um bei dir eine andere Art Aufmerksamkeit zu wecken, eine gewissen Neugier auf das Vermischte, die wir alle haben.
Delphine de Vigan (D'après une histoire vraie)
Sie dürfen ihm nichts übelnehmen. Er ist seit zwanzig Jahren Journalist und glaubt bereits, was er lügt. Über seinem Gewissen liegen zehn weiche Betten, und obenauf schläft Herr Münzer den Schlaf des Ungerechten.
Erich Kästner (Fabian. Die Geschichte eines Moralisten)
Aus der Gewöhnung an unbedingte Autoritäten ist zuletzt ein tiefes Bedürfnis nach unbedingten Autoritäten entstanden: — so stark, daß es selbst in einem kritischen Zeitalter, wie dem Kants, dem Bedürfnis nach Kritik sich als überlegen bewies und, in einem gewissen Sinne, die ganze Arbeit des kritischen Verstandes sich untertänig und zunutze zu machen wußte. — Es bewies in der darauffolgenden Generation, welche durch ihre historischen Instinkte notwendig auf das Relative jeder Autorität hingelenkt wurde, noch einmal seine Überlegenheit, als es auch die Hegelsche Entwicklungs-Philosophie, die in Philosophie umgetaufte Historie, selbst sich dienstbar machte und die Geschichte als die fortschreitende Selbstoffenbarung, Selbstüberbietung der moralischen Ideen hinstellte. Seit Plato ist die Philosophie unter der Herrschaft der Moral. Auch bei seinen Vorgängern spielen moralische Interpretationen entscheidend hinein (bei Anaximander das Zugrunde-gehn aller Dinge als Strafe für ihre Emanzipation vom reinen Sein; bei Heraklit die Regelmäßigkeit der Erscheinungen als Zeugnis für den sittlich-rechtlichen Charakter des gesamten Werdens).
Friedrich Nietzsche
Ich bin Fröhlichkeit, Ich bin Gewissen. Mein Leben gehört nicht mir, es ist dein Andenken. Ich bin Sensibilität, Ich bin Menschlichkeit. Das Leben liegt im Dienst, Selbstsucht tötet die Gesundheit. Ich bin Inklusion, Ich bin unteilbar. Mein Kampf ist die Einheit, Mensch und Hass sind unvereinbar.
Abhijit Naskar (Meine Welt, Meine Verantwortung: Hundert Sonette für Meine Weltfamilie (German Edition))
Fakten sind ein Zustand der Materie, Wahrheit ist ein Geisteszustand. Wenn Hass die globale Tatsache ist, bringt Liebe allein Wahrheit und Licht.
Abhijit Naskar (Meine Welt, Meine Verantwortung: Hundert Sonette für Meine Weltfamilie (German Edition))
[…] vielleicht ist diese Vorstellung von einer gewissen Ordnung nur in meinem Kopf
Julia Engelmann (Keine Ahnung, ob das Liebe ist)
Mein Kampf (Sonett der Einheit) Ich bin Fröhlichkeit, Ich bin Gewissen. Mein Leben gehört nicht mir, es ist dein Andenken. Ich bin Sensibilität, Ich bin Menschlichkeit. Das Leben liegt im Dienst, Selbstsucht tötet die Gesundheit. Ich bin Inklusion, Ich bin unteilbar. Mein Kampf ist die Einheit, Mensch und Hass sind unvereinbar. Getrenntes Leben ist erniedrigtes Leben. Wenn sich das Leben ausdehnt, wächst das Leben.
Abhijit Naskar (Meine Welt, Meine Verantwortung: Hundert Sonette für Meine Weltfamilie (German Edition))
Medizin Bedeutet (Das Sonett) MEDIZIN bedeutet Mitgefühl, MEDIZIN bedeutet Ethizität, MEDIZIN bedeutet Duldsamkeit, MEDIZIN bedeutet Integrität, MEDIZIN bedeutet Zuneigung, MEDIZIN bedeutet Integration, MEDIZIN bedeutet Neugierde, MEDIZIN bedeutet R(x)evolution. Medizin ist kein Beruf, es ist eine Berufung des göttlichen Gewissens. Ein mittelmäßiger Arzt rettet einen Körper, ein guter Arzt rettet ein Lebewesen. Es gibt kein Schmerzmittel, das so wirksam ist wie die Liebe, kein Antidepressivum, das so beruhigend ist wie die Güte.
Abhijit Naskar (Meine Welt, Meine Verantwortung: Hundert Sonette für Meine Weltfamilie (German Edition))
Das Bewusstsein enthält den Kosmos, Sobald Sie dies in Ihrem Herzen spüren, werden alle Antworten, alles Licht kühn aus Ihren Nerven und Adern strömen wie Monsunregen.
Abhijit Naskar (Meine Welt, Meine Verantwortung: Hundert Sonette für Meine Weltfamilie (German Edition))
Wundermittel (Das Anti-Fanatismus-Sonett) Akzeptanz bringt Harmonie, Vernunft bringt Lösung. Solidarität besiegt die Qual, Charakter besiegt Diskriminierung. Demut bringt Klarheit, Vergebung bringt Gelassenheit. Geduld bringt Hartnäckigkeit, Das Gewissen bringt Heiligkeit. Fragen bringen Fortschritt, Beobachtung bringt Einsicht. Selbstkorrektur erleichtert Macht, Verantwortlichkeit ermöglicht den Aufstieg. Also wach auf und zerstöre allen Fanatismus! Du bist das Wundermittel gegen Divisionismus.
Abhijit Naskar (Meine Welt, Meine Verantwortung: Hundert Sonette für Meine Weltfamilie (German Edition))
Ab einem gewissen Punkt wird der industrielle Fortschritt von der Notwendigkeit vorangetrieben, die wachsenden Probleme zu lösen, die er verursacht.
Nicolás Gómez Dávila
Was man als Gewissen wahrnimmt, ist in Wirklichkeit das regulierende System der Psyche. Es hat den Zweck, die Emotionalität zu regulieren und das emotionale Gleichgewicht herzustellen.
Max Lüscher (Das Harmoniegesetz in uns: Der Klassiker der neuen Richtungen)
Vielleicht solltest du mit dem Sprayen aufhören”, sagt Castor. Ajax verzieht das Gesicht, er sieht aus, als ginge ihm ein komplizierter Gedanke durch den Kopf. “Kann ich nicht. Noch nicht.” “Jax”, beginnt Pallas, offenbar will er seinem Bruder ins Gewissen reden. “Ich mach’s”, unterbricht ihn Ajax. “Aber noch nicht jetzt. Ich muss noch eine Sache erledigen.” “Und welche?”, fragt Castor. Ajax lächelt. “Ich habe jemandem versprochen, den Himmel anzumalen.
Josephine Angelini (Scions (Starcrossed, #4))
Mit Content Marketing versucht man langfristig seine Zielgruppe und in dieser Zielgruppe die Personas an sein Unternehmen zu binden. Das tut man, in dem man ihnen wertvolle Inhalte liefert, die ihnen weiterhelfen, die sie faszinieren und die sie auch zu einem gewissen Mass unterhalten. Allerdings ist 90% immer kostenlos, aber nie umsonst!
Roger Basler de Roca
Ich häufte meinen Teller voll. Schon immer waren für mich Büfetts mit einer gewissen Panik verbunden. Erst habe ich Angst, dass ich nicht genug bekomme, und dann ist es mir unangenehm, wie viel ich mir auf den Teller schaufle.
Joachim Meyerhoff (Hamster im hinteren Stromgebiet (Alle Toten fliegen hoch #5))
Um die studierende Jugend davor zu bewahren, mit andern Dingen ihre Zeit zu verlieren und sich von ihrem Hauptstudium abhalten zu lassen, verbieten Wir ihnen durchaus die Lektüre aller Zeitungen und Zeitschriften, selbst der besten und machen die Vorsteher in ihrem Gewissen verantwortlich, wenn sie nicht ängstlich dafür gesorgt haben, dass nichts derartiges vorkomme.
Pope Pius X (Motu proprio Sacrorum antistitum zur Verfügung einiger Abwehrmaßregeln gegen die Modernistengefahr)
Es bedarf eines gewissen spirituell fortgeschrittenen Zustands, damit wir glauben können, dass es so etwas wie Offenbarung gibt. Das Leben offenbart sich, die Natur offenbart sich, und so offenbart sich auch Gott: deshalb wird Gott in Persien „Khuda“ genannt, was Selbstoffenbarung heißt. Alles Wissen, alle Kunst und alle Kultur, die die Menschen kennen, kamen und kommen als Offenbarung. Anders gesagt: Wir lernen nicht nur durch studieren, sondern beziehen unser Wissen auch von der Menschheit. Ein Kind erbt nicht nur die Eigenschaften seiner Eltern oder Ahnen, sondern auch die Qualitäten seiner Nation und seiner Ethnie, sodass wir sagen können, es erbt die Eigenschaften der ganzen Menschheit. Wenn wir diese Schatzkammer des Wissens hinter dem sie verbergenden Schleier wirklich begreifen könnten, würden wir erkennen, dass wir ein Recht auf dieses Erbe haben. Das gibt uns einen Schlüssel, den Schlüssel zum Verständnis des Geheimnisses des Lebens: dass das Wissen nicht nur von außen, sondern auch von innen her erlangt wird. So können wir Wissen, das wir durch das äußere Leben gewinnen, Erlerntes nennen; das Wissen, das wir aus dem Inneren herbeiziehen aber können wir Offenbarung nennen. Offenbarung kommt von innen. Sie lässt das Herz sich selbst offenbaren; sie ist wie eine Neugeburt der Seele. Wenn wir dieses Stadium erreicht haben, werden alle Dinge und alle Wesen lebendig: Die Felsen, die Bäume, die Luft, der Himmel, die Sterne – sie alle leben. Wir können nun mit allen Dingen und Wesen kommunizieren. Wohin auch immer unser Blick auf Dinge in der Natur oder auf Persönlichkeiten fällt: Wir lesen darin deren Geschichte und erkennen ihre Zukunft. Wir beginnen mit den Seelen der Menschen, denen wir begegnen, zu kommunizieren, noch bevor wir ein Wort mit ihnen gesprochen haben. Ohne dass wir noch irgendeine Frage gestellt haben, beginnt die Seele schon, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Jeder Mensch und jedes Objekt steht vor uns wie ein offenes Buch. Dann hört dieses ständige „Warum“ auf, das wir so oft in Menschen finden. Das „Warum“ existiert nicht länger, weil wir die Antwort auf alle Fragen in uns selbst finden. Trotz all der Gelehrtheit der Welt, die wir beigebracht bekommen, wird nämlich dieses andauernde „Warum“ bleiben, solange diese Antwort nicht eröffnet wurde. Und wieder können wir fragen, wie wir zu solchen Offenbarungen kommen. Die Antwort ist, dass es nichts im ganzen Universum gibt, das nicht im Menschen gefunden werden kann, wenn wir uns nur darum bemühen, es zu entdecken. Aber wenn wir sie nicht selbst herausfinden, kann niemand sie uns geben, denn Wahrheit wird nicht gelernt, Wahrheit wird entdeckt. In diesem Glauben begaben sich die Weisen des Ostens in die Einsamkeit und saßen in Meditation, um der Offenbarung die Gelegenheit zu geben, aufzusteigen. Zweifellos gibt es beim derzeitigen Lebensstil für uns kaum Zeit, in die Einsamkeit zu gehen. Aber das heißt nicht, dass wir weiterhin unwissend über das bleiben sollten, was das Beste in uns ist, denn alle anderen Schätze der Erde sind nichts im Vergleich zu der unermesslichen Glückseligkeit der Offenbarung; sie können nicht einmal damit verglichen werden. Offenbarung ist wie Aladdins Zauberlampe; wenn wir sie erst einmal entdeckt haben, wirft sie ihr Licht nach links und rechts und alle Dinge werden klar. (S. 213 ff.)
Hazrat Inayat Khan (Heilung aus der Tiefe der Seele: Mystik und geistige Heilung)
Das bedeutsamste Element im abendländischen Gartenbilde ist mithin der point de vue der großen Rokokoparks, auf den sich ihre Alleen und beschnittenen Laubgänge öffnen und durch den sich der Blick in weite schwindende Fernen verliert. Er fehlt selbst der chinesischen Gartenkunst. Aber er hat ein vollkommenes Gegenstück in gewissen hellen, silbernen »Fernfarben« der pastoralen Musik des beginnenden 18. Jahrhunderts, bei Couperin z. B. Erst der point de vue gibt den Schlüssel zum Verständnis dieser seltsamen menschlichen Art, die Natur der symbolischen Formensprache einer Kunst zu unterwerfen. Die Auflösung endlicher Zahlengebilde in unendliche Reihen ist ein verwandtes Prinzip. Wie hier die Formel des Restgliedes den letzten Sinn der Reihe, so ist es dort der Blick ins Grenzenlose, der dem Auge des faustischen Menschen den Sinn der Natur erschließt. Wir waren es und nicht die Hellenen, nicht die Menschen der Hochrenaissance, welche die unbegrenzten Fernsichten vom Hochgebirge aus schätzten und suchten. Das ist eine faustische Sehnsucht. Man will allein mit dem unendlichen Raume sein. Dies Symbol bis zum Äußersten zu steigern, war die große Tat der nordfranzösischen Gartenbaumeister, nach der epochemachenden Schöpfung Fouquets in Vaux-le-Vicomte vor allem Lenôtres. Man vergleiche den Renaissancepark der mediceischen Zeit mit seiner Übersichtlichkeit, seiner heitren Nähe und Rundung, dem Kommensurablen seiner Linien, Umrisse und Baumgruppen, mit diesem geheimen Zug in die Ferne, der alle Wasserkünste, Statuenreihen, Gebüsche, Labyrinthe bewegt, und man findet in diesem Stück Gartengeschichte das Schicksal der abendländischen Ölmalerei wieder.
Oswald Spengler (The Decline of the West, Vol 1: Form and Actuality)
Also wenn jemand in seiner Kindheit nicht genug geliebt wurde, könnte man in einem gewissen Sinne sagen, dass ihm noch alles zu entdecken bleibt.
Marie Sabine Roger (Van harte beterschap)
Ja, ihretwegen", antwortete der Fürst leise, indem er sinnend und traurig den Kopf neigte und dabei nicht ahnte, mit welch flammendem Blick Aglaja ihn betrachtete, "ihretwegen, nur um zu erfahren... ich glaube nicht, an ihr Glück mit Rogoshin, obwohl... ich weiß, mit einem Wort, nicht, was ich hier für sie tun und wie ich ihr helfen könnte, ich bin aber doch gekommen." Er zuckte zusammen und blickte Aglaja an; diese hörte ihm haßerfüllt zu. "Wenn Sie, ohne zu wissen weshalb, gekommen sind, lieben Sie sie also nicht sehr?" sagte sie endlich. "Nein", antwortete der Fürst, "nein, ich liebe sie nicht. Oh, wenn Sie wüßten, mit welchem Entsetzen ich an die mit ihr verlebte Zeit zurückdenke!" Ein Zittern überlief bei diesen Worten seinen ganzen Körper. "Erzählen Sie alles", sagte Aglaja. "Es ist nichts dabei, dass Sie nicht mit anhören könnten. Ich weiß nicht, weshalb ich das alles Ihnen und nur Ihnen allein erzählen wollte; vielleicht weil ich sie wirklich lieb hatte. Diese unglückliche Frau ist tief davon überzeugt, dass sie das lasterhafteste, am tiefsten gefallene Geschöpf von der Welt sei. Oh, schänden Sie sie nicht, werfen Sie keinen Sinn auf sie. Sie hat sich selbst mit dem Bewußtsein ihrer unverdienten Schande nur zu sehr gequält! Und was hat sie denn verschuldet, o mein Gott! Sie ruft jeden Augenblick erregt aus, dass sie sich nicht für schuldig hält, dass sie ein Opfer der Menschen, ein Opfer eines Wüstlings und Schuftes ist; Sie müssen aber trotz aller dieser Worte wissen, dass sie die erste ist, die sich selbst nicht glaubt und dass sie im Gegenteil mit ihrem ganzen Gewissen davon überzeugt ist, dass... sie selbst schuldig ist. Wenn ich diese Trostlosigkeit zu verscheuchen versuchte, hatte sie so furchtbar darunter zu leiden, dass mein Herz niemals heilen wird, solange ich noch an diese furchtbare Zeit zurückdenken werde. Mir ist so, als hätte man mein Herz ein für allemal durchbohrt. Wissen Sie, weshalb sie von mir geflohen ist? Nur um mir zu beweisen, dass sie gemein ist. Das Furchtbarste daran ist aber, dass sie vielleicht selbst nicht wusste, dass sie mir das beweisen wollte, sondern deshalb floh, weil sie in ihrem Innern durchaus irgend etwas Schändliches begehen wollte, um sich dabei sagen zu können: Du hast eine neue Gemeinheit begangen, folglich bist du ein niedriges Geschöpf! Sie werden das vielleicht nicht begreifen, Aglaja! Wissen Sie denn, dass in diesem ununterbrochen Bewusstsein der Schande für sie vielleicht ein großes, unnatürliches Vergnügen enthalten ist, eine Art Rache an jemand! Ich brachte sie manchmal so weit, dass sie wieder Licht um sich sah; dann war sie aber gleich darüber entrüstet und ging so weit, dass sie mich voll Bitterkeit beschuldigte, ich stelle mich hoch über sie - ich dachte nicht im entferntesten daran - und mir endlich, als ich ihr vorschlug, sie zu heiraten, geradeaus erklärte, sie verlange von niemand hochmütiges Mitleiden, Hilfe oder ihre Erhebung. Sie haben sie gestern gesehen; glauben Sie denn wirklich, dass sie in dieser Gesellschaft glücklich ist, dass es ihr Kreis ist? Sie wissen nicht, wie intelligent sie ist und was sie alles zu begreifen imstande ist!
Fyodor Dostoevsky (The Idiot)
Schon als Kind war er von recht massiver Körperlichkeit gewesen, in die er sich zurückzuziehen pflegte wie in einen Bunker, da war nichts zu bewegen und nichts zu erschüttern, und aus seinen Kinderaugen sprach Ablehnung. Seine Schulkameraden fürchteten ihn, weil er sofort zuschlug, er ließ sich nicht auf Diskussionen ein, sondern pflanzte dem Kontrahenten ohne Vorwarnung die Faust gezielt auf die Nase. Nur vor den hübschen Mädchen, vor denen fürchtete er sich. Er wusste von Kindesbeinen an, dass sie sich Zutritt verschaffen konnten in sein Innerstes, in das Herz aller Dinge, einfach so, ohne jede Anstrengung, und dass sie dort schlimme Dinge taten, ohne Gewissen und ohne Mitleid. Sie quälten und verletzten und töteten, mit einem Blick, und er begriff nicht, wie sie das machten. Er dachte an Zauberei. Er sah auch, dass sie über manche Jungs diese Macht nicht hatten, und denen unterwarfen sie sich, denen rannten sie nach, von denen ließen sie sich benutzen. Er sah das und begriff auch das nicht. Es hat etwas mit Liebe zu tun, dachte er. Wer sie liebt, den verletzen und demütigen sie. Wer sie verachtet, von dem lassen sie sich benutzen als Klopapier. Wer sie liebt, ernsthaft liebt, dem verweigern sie sich. Wer sie verachtet, bekommt eine ganze Sammlung von ihnen. Du liebst eine Frau? Liebst sie wirklich? Damit lädst du sie ein, dir das Herz zu brechen. Und sie wird der Einladung folgen. Die Versuchung ist einfach zu groß. Er liebt mich, er ist schwach, denkt sie voller Verachtung. Sowas muss man zertreten. Wonach du dich am meisten sehnst, das bekommst du nicht. Was du verachtest, wirft sich dir zu Füßen. Er sah das, und verstand es nicht.
Peter von Mundenheim (Das Leben in unserem Tal)
Vielleicht, dachte Arne, wurden Gefühle einfach nicht so alt wie Menschen. Ab einem gewissen Alter lebten Ehepartner wie Mitbewohner in einer WG, falls sie nicht längst geschieden waren. Kinder und Eltern hörten auf, einander zu mögen, besuchten sich trotzdem und waren froh, wenn der andere wieder verschwand. Freunde verloren sich aus den Augen, Nachbarn verwandelten sich in Feinde. Liebschaften wurden lästig, alte Schulkameraden peinlich, und selbst ein Haustier fing irgendwann an zu nerven. Jenseits von jugendlichen Leidenschaften begegnete man der Welt am besten mit gut gekühltem Pragmatismus.
Juli Zeh (Unterleuten)
Wer sich Sturgeons Gesetz vor Augen hält, lebt besser. Sturgeons Gesetz ist ein exquisites gedankliches Werkzeug, weil es Ihnen »erlaubt«, das meiste, was Sie sehen, hören oder lesen, ohne schlechtes Gewissen zu übergehen.
Rolf Dobelli (Die Kunst des guten Lebens: 52 überraschende Wege zum Glück (German Edition))
Du hältst es also für möglich oder sogar für wahrscheinlich, daß der Pomp unserer großartigen Erfindungen nur ein Ausweg der Natur ist, damit sie Irrtümer korrigieren kann; daß zum Beispiel verschüttete Wälder und unterirdische Ölseen verheizt, in Kohlensäure und Wasser verwandelt werden, so daß die Pflanzen am Ende eines Maschinenspuks wieder besser wachsen können?
Hans Henny Jahnn (Die Trümmer des Gewissens : der staubige Regenbogen; Drama)