Anders Lassen Quotes

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Einerseits geben Wörter Sinn, andererseits sind sie tauglich, Unsinn zu stiften. Wörter können heilsam oder verletzend sein. Das Wort als Waffe. Sich spreizende, auftrumpfende, mit Bedeutung gemästete Wörter. Manche sind Zungenbrecher, andere lassen erkennen, verschleiern, leugnen ab, decken zu oder auf. Oft liegen winzige Wahrheiten unter Wortlawinen begraben. Aus Wortstreit entspringen Schimpfwörter. Flüche, Beschwörungen, Zaubersprüche bannen, rufen herbei, lassen wahre Wunder geschehen.
Günter Grass (Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung)
Denn eine Sache ist, daß der Kaffee gut ist, eine andere, daß man sich das nicht ohne weiteres als selbstverständlich anmerken lassen darf.
Karin Boye
Wer nochmal davongekommen ist, mag sich nicht dauernd dran erinnern lassen, dass andere weniger Glück hatten. Dass sie auf Hilfe angewiesen sind. Und ein Recht auf Hilfe haben!
Gudrun Pausewang (Die Wolke)
Ich bin also bei denen, die beschlossen haben, nichts mehr zu wissen, die unterwegs dieses komplizierte Ding, das man Wirklichkeit nennen mag, fallengelassen und sich in eine Welt zurückgezogen haben, in die man ihnen nur mit Mühe folgen kann, von der aus sie aber dennoch rufen, weil niemand gern allein ist und weil die Prüfung einer übergroßen Einsamkeit ihnen, wie sie glaubten, keine andere Wahl gelassen hatte als aufzugeben. All diese Ausdrücke die man verwendet: die Arme sinken lassen, die Augen verschließen, den Rücken kehren. Ich halte die Augen offen - wie lange noch?
Cécile Wajsbrot (Die Köpfe der Hydra)
Ja, hier erzählt man sich die Geschichte von der unbeugsamen siebenten Welle. Die ersten sechs sind berechenbar und ausgewogen. Sie bedingen einander, bauen aufeinander auf, bringen keine Überraschungen. Sie halten die Kontinuität. Sechs Anläufe, so unterschiedlich sie aus der Ferne betrachtet auch wirken, sechs Anläufe – und immer das gleiche Ziel. Aber Achtung vor der siebenten Welle! Sie ist unberechenbar. Lange Zeit ist sie unauffällig, spielt im monotonen Ablauf mit, passt sich an ihre Vorgängerinnen an. Aber manchmal bricht sie aus. Immer nur sie, immer nur die siebente Welle. Denn sie ist unbekümmert, arglos, rebellisch, wischt über alles hinweg, formt alles neu. Für sie gibt es kein Vorher, nur ein Jetzt. Und danach ist alles anders. Ob besser oder schlechter? Das können nur jene beurteilen, die von ihr erfasst worden sind, die den Mut gehabt haben, sich ihr zu stellen, sich in ihren Bann ziehen zu lassen.
Daniel Glattauer
Ich bin weit davon entfernt, mich erwachsen zu fühlen. Aber zum Jungsein, zum Austoben und Ausprobieren habe ich auch längst den Bezug verloren. Ich bin in einem Zwischenraum eingekapselt, taste die Wände von innen ab und finde weder den Ausgang noch einen Eingang. Ich wage keinen Schritt nach vorn und will nicht zurückblicken. Ich habe mir die Augen zugebunden in der Hoffnung, dass der nächste Blick ein Blick auf eine andere Welt sein wird. Mir fällt es schwer zu begreifen, dass es so natürlich nicht ist, nicht sein kann. Die andere Welt existiert, wenn überhaupt, in mir selbst. Ich muss sie ausgraben oder gar neu entstehen lassen.
Rebecca Martin (Und alle so yeah!)
L. hat mir einmal, aber das ist lange her, gesagt, wenn Küsse eine Farbe hätten, müssten sie die Farbe von Himbeeren haben. Sie meinte auch, dass es Erdbeerküsse gebe und solche, die nach Himbeeren schmeckten. Ich konnte darauf nur erwidern, dass jeder Kuss auf ihren Lippen ein klein wenig anders schmecke, aber das sei bei den wilden Himbeeren, die man im Wald pflücke, ja auch so. Und ich fügte hinzu, dass im Mund jede Himbeere die Erinnerung an den Geschmack der davor auslösche, und genauso lasse jeder ihrer Küsse den vorhergehenden vergessen. Küsse aber, denke ich jetzt, lassen sich nicht einfrieren, das unterscheidet sie von Himbeeren.
David Wagner (Vier Äpfel)
Er steckte den Zwanzigmarkschein ein. Jetzt saß die Mutter im Zug, und bald musste sie den anderen Zwanzigmarkschein finden, den er ihr in die Handtasche gelegt hatte. Mathematisch gesehen war das Ergebnis gleich Null. Denn nun besaßen beide dieselbe Summe wie vorher. Aber gute Taten lassen sich nicht stornieren. Die moralische Gleichung verläuft anders als die arithmetische.
Erich Kästner (Fabian. Die Geschichte eines Moralisten)
Wehe dem, der zusehen und sagen könnte: die Törin! Hätte sie gewartet, hätte sie die Zeit wirken lassen, die Verzweiflung würde sich schon gelegt, es würde sich schon ein anderer sie zu trösten vorgefunden haben. - Das ist eben, als wenn einer sagte: der Tor, stirbt am Fieber! Hätte er gewartet, bis seine Kräfte sich erholt, seine Säfte sich verbessert, der Tumult seines Blutes sich gelegt hätten: alles wäre gut gegangen, und er lebte bis auf den heutigen Tag!
Johann Wolfgang von Goethe (Die Leiden des jungen Werther - Band I)
Ich will Raum zum Atmen und Flügel-wachsen-Lassen und Anderssein und Liebemachen und Michfinden. Und ich will den Horizont küssen und in blauem Licht baden und zu der Musik in meinem Bauch tanzen und lächerlich sein, ohne dass andere lachen. Ich will Sachen ausprobieren und Klamotten und Menschen und Essen und politische Meinungen. Ich will mich nicht festlegen auf irgendetwas anderes als darauf, meine eigenen Äste zu pflegen und unsere Pflanzen regelmäßig zu gießen.
Chantal-Fleur Sandjon (Serienunikat)
Sie gingen über die Wiese zurück zum VW-Bus. Tschernibog zündete sich eine Zigarette an, hustete diesmal aber nicht mehr. "Sie haben es mit dem Hammer gemacht", sagte er. "Wotan, der hat immer von Galgen und Speeren geredet, aber für mich gibt es nur eins..." Er streckte seinen nikotingelben Zeigefinger aus und klopfte Shadow damit kraftvoll gegen die Stirn, genau in die Mitte. "Bitte lassen Sie das", sagte Shadow höflich. "Bitte lassen Sie das", äffte Tschernibog ihn nach. "Eines Tages werde ich meinen Hammer nehmen und noch ganz anders mit Ihnen umspringen, mein Freund, schon vergessen?
Neil Gaiman (American Gods)
Oder wie jener Zeck auf dem Baum, dem doch das Leben nichts anderes zu bieten hat als ein immerwährendes überwintern. Der kleine hässliche Zeck, der seinen bleigrauen Körper zur Kugel formt, um der Außenwelt die geringstmögliche Fläche zu bieten; der seine Haut glatt und derb macht, um nichts zu verströmen, kein bisschen von sich hinauszutranspirieren. Der Zeck, der sich extra klein und unansehnlich macht, damit niemand ihn sehe und zertrete. Der einsame Zeck, der in sich versammelt auf seinem Baume hockt, blind, taub und stumm, und nur wittert, jahrelang wittert, meilenweit, das Blut vorüberwandernder Tiere, die er aus eigner Kraft niemals erreichen wird. Der Zeck könnte sich fallen lassen. Er könnte sich auf den Boden des Waldes fallen lassen, mit seinen sechs winzigen Beinchen ein paar Millimeter dahin und dorthin kriechen und sich unters Laub zum Sterben legen, es wäre nicht schade um ihn, weiß Gott nicht. Aber der Zeck, bockig, stur und eklig, bleibt hocken und lebt und wartet. Wartet, bis ihm der höchst unwahrscheinliche Zufall das Blut in Gestalt eines Tieres direkt unter den Baum treibt. Und dann erst gibt er seine Zurückhaltung auf, lässt sich fallen und krallt und bohrt und beisst sich in das fremde Fleisch...
Patrick Süskind (Perfume: The Story of a Murderer)
Wenn ich die Kunst als eine Lebensanschauung bezeichne, meine ich damit nichts Ersonnenes. Lebensanschauung will hier aufgefaßt sein in dem Sinne: Art zu sein. Also kein Sich-Beherrschen und – Beschränken um bestimmter Zwecke willen, sondern ein sorgloses Sich-Loslassen, im Vertrauen auf ein sicheres Ziel. Keine Vorsicht, sondern eine weise Blindheit, die ohne Furcht einem geliebten Führer folgt. Kein Erwerben eines stillen, langsam wachsenden Besitzes, sondern ein fortwährendes Vergeuden aller wandelbaren Werte. Man erkennt: diese Art zu sein hat etwas Naives und Unwillkürliches und ähnelt jener Zeit des Unbewußten an, deren bestes Merkmal ein freudiges Vertrauen ist: der Kindheit. Die Kindheit ist das Reich der großen Gerechtigkeit und der tiefen Liebe. Kein Ding ist wichtiger als ein anderes in den Händen des Kindes. Es spielt mit einer goldenen Brosche oder mit einer weißen Wiesenblume. Es wird in der Ermüdung beide gleich achtlos fallen lassen und vergessen, wie beide ihm gleich glänzend schienen in dem Lichte seiner Freude. Es hat nicht die Angst des Verlustes. Die Welt ist ihm noch die schöne Schale, darin nichts verloren geht. Und es empfindet als sein Eigentum Alles, was es einmal gesehen, gefühlt oder gehört hat. Alles, was ihm einmal begegnet ist. Er zwingt die Dinge nicht, sich anzusiedeln.
Rainer Maria Rilke
So begriff Don Calogero allmählich, dass eine gemeinsame Mahlzeit nicht unbedingt ein Orkan von Kaugeräuschen und Fettspritzern sein muss, dass ein Gespräch sehr gut auch anders als ein Streit unter Hunden ablaufen kann, dass einer Frau den Vortritt zu lassen ein Zeichen von Stärke ist und nicht von Schwäche, wie er gemeint hatte; dass man bei einem Gesprächspartner mehr erreichen kann, wenn man zu ihm sagt: »Vielleicht habe ich mich nicht gut ausgedrückt«, anstatt »Du hast überhaupt nix kapiert«, und dass, wenn man solche Taktiken anwendet, Mahlzeiten, Frauen, Argumente und Gesprächspartner etwas hinzugewinnen, was voll und ganz zum Vorteil dessen gereicht, der sie gut behandelt.
Giuseppe Tomasi di Lampedusa (Der Leopard: Roman)
Ich wußte, warum ich die Beamtin im Arbeitsamt Dutzende von Karteikarten aus dem Karteikasten herausnehmen hatte lassen, ich wollte in die entgegengesetzte Richtung, diesen Begriff in die entgegengesetzte Richtung hatte ich mir auf dem Weg in das Arbeitsamt immer wieder vorgesagt, immer wieder in die entgegengesetzte Richtung, die Beamtin verstand nicht, wenn ich sagte, in die entgegengesetzte Richtung, denn ich hatte ihr einmal gesagt, ich will in die entgegengesetzte Richtung, sie betrachtete mich wahrscheinlich als verrückt, denn ich hatte tatsächlich mehrere Male zu ihr in die entgegengesetzte Richtung gesagt, wie, dachte ich, kann sie mich auch verstehen, wo sie doch überhaupt nichts und nicht das geringste von mir weiß. Sie hatte mir, schon ganz verzweifelt über mich und über ihren Karteikasten, eine Reihe von Lehrstellen angeboten, aber diese Lehrstellen waren alle nicht in der entgegengesetzten Richtung gewesen, und ich mußte ihre Lehrstellenangebote ablehnen, ich wollte nicht nur in eine andere Richtung, ich wollte in die entgegengesetzte Richtung, ein Kompromiß war unmöglich geworden, so hatte die Beamtin immer wieder eine Karteikarte aus dem Karteikasten herauszuziehen gehabt, und ich hatte diese Karteikartenadresse abzulehnen gehabt, weil ich kompromißlos in die entgegengesetzte Richtung wollte, nicht nur in eine andere Richtung, nur in die entgegengesetzte. Die Beamtin hatte es so gut wie ihr möglich mit mir gemeint, und wahrscheinlich war sie von den ihr besten Adressen ausgegangen, sie betrachtete zum Beispiel eine Lehrstellenadresse in der Stadtmitte, also die Adresse eines der größten angesehensten Kleidergeschäfte mitten in der Stadt, als die allerbeste, und sie verstand ganz einfach nicht, daß mich nicht die allerbeste Adresse interessierte, sondern nur die entgegengesetzte, sie, die Beamtin, hatte mich ganz einfach gut unterbringen wollen, aber ich wollte ja gar nicht gut untergebracht sein, im Gegenteil, ich wollte in die entgegengesetzte Richtung, immer wieder hatte ich vorgebracht, in die entgegengesetzte Richtung, aber sie ließ sich dadurch nicht beirren, mir ihrerseits immer wieder eine sogenannte gute Adresse aus dem Karteikasten herauszuziehen, heute höre ich noch ihre Stimme Adressen sagen, die jeder in der Stadt kennt, die stadtbekanntesten und stadtberühmtesten Adressen, aber diese Adressen interessierten mich nicht, daß es sich um ein Geschäft handeln müsse, in das Menschen eintreten, sehr viele Menschen, hatte ich ihr sofort nach meinem Eintreten gesagt gehabt, aber ihr doch nicht erklären können, was ich meinte, wenn ich sagte, in die entgegengesetzte Richtung, ich hatte ihr erklärt, daß ich so viele Jahre durch die Reichenhaller Straße in die Stadt in das Gymnasium gegangen sei, jetzt wollte ich in die entgegengesetzte Richtung, gutmütig, wie sie gewesen war, entschlossen, wie ich, hatten wir über eine halbe Stunde das Karteikartenspiel gespielt, indem sie eine Karteikarte aus dem Karteikasten herauszog und eine Adresse nannte und ich die Adresse ablehnte; ich lehnte jede Adresse ab, weil keine dieser von ihr aus dem Karteikasten herausgezogenen Adressen jene gewesen war, die ich suchte, alle diese von mir abgelehnten Adressen, und damals hatte es, zum Unterschied von heute, Hunderte von offenen Handelslehrstellen in Salzburg gegeben, waren keine Adressen in der entgegengesetzten Richtung gewesen, die ich wünschte, die besten Adressen, die sich denken lassen, aber keine in der entgegengesetzten Richtung, bis die Adresse des Karl Podlaha in der Scherzhauserfeldsiedlung an der Reihe gewesen war.
Thomas Bernhard (Der Keller. Eine Entziehung)
Ich stelle, um nicht aus meiner Art zu fallen, die jasagend ist und mit Widerspruch und Kritik nur mittelbar, nur unfreiwillig zu thun hat, sofort die drei Aufgaben hin, derentwegen man Erzieher braucht. Man hat sehen zu lernen, man hat denken zu lernen, man hat sprechen und schreiben zu lernen: das Ziel in allen Dreien ist eine vornehme Cultur. – Sehen lernen – dem Auge die Ruhe, die Geduld, das An-sich-herankommen-lassen angewöhnen; das Urtheil hinausschieben, den Einzelfall von allen Seiten umgehn und umfassen lernen. Das ist die erste Vorschulung zur Geistigkeit: auf einen Reiz nicht sofort reagiren, sondern die hemmenden, die abschließenden Instinkte in die Hand bekommen. Sehen lernen, so wie ich es verstehe, ist beinahe Das, was die unphilosophische Sprechweise den starken Willen nennt: das Wesentliche daran ist gerade, nicht »wollen«, die Entscheidung aussetzen können. Alle Ungeistigkeit, alle Gemeinheit beruht auf dem Unvermögen, einem Reize Widerstand zu leisten: – man muß reagiren, man folgt jedem Impulse. In vielen Fällen ist ein solches Müssen bereits Krankhaftigkeit, Niedergang, Symptom der Erschöpfung, – fast Alles, was die unphilosophische Roheit mit dem Namen »Laster« bezeichnet, ist bloß jenes physiologische Unvermögen, nicht zu reagiren. – Eine Nutzanwendung vom Sehen-gelernt-haben: man wird als Lernender überhaupt langsam, mißtrauisch, widerstrebend geworden sein. Man wird Fremdes, Neues jeder Art zunächst mit feindseliger Ruhe herankommen lassen, – man wird seine Hand davor zurückziehn. Das Offenstehn mit allen Thüren, das unterthänige Auf-dem-Bauch-Liegen vor jeder kleinen Thatsache, das allzeit sprungbereite Sich-Hinein-Setzen, Sich-Hinein- Stürzen in Andere und Anderes, kurz die berühmte moderne »Objektivität« ist schlechter Geschmack, ist unvornehm par excellence. –
Friedrich Nietzsche (Der Fall Wagner/Götzen-Dämmerung/Der Antichrist/Ecce Homo/Dionysos-Dithyramben/Nietzsche contra Wagner)
Siebenunddreißig Jahre habe ich daran gearbeitet, genau das zu vermeiden. Systematisch habe ich das einzige in dieser Welt geübt, das lernenswert ist. Verzichten. Ich habe aufgehört, auf irgend etwas zu hoffen. Wenn praktizierte Demut zur olympischen Disziplin erklärt wird, komme ich in die Nationalmannschaft. Ich habe nie Nachsicht mit dem Liebeskummer anderer Leute gehabt. Ich hasse ihre Schwäche. Ich sehe, wie sie jemanden finden, am Ende des Regenbogens. Ich sehe, wie sie Kinder kriegen und einen Silver-Cross-Royal-Blue-Kinderwagen kaufen, in der Frühjahrssonne auf dem Stadtwall spazierengehen, mich herablassend anlachen und denken, arme Smilla, sie weiß nicht, was ihr entgeht, sie weiß nicht, wie das Leben für uns ist, wie das ist, wenn man ein Baby und ein verbrieftes Recht aufeinander hat. Vier Monate später gemütliches Beisammensein in der alten Geburtsvorbereitungsgruppe. Ferdinand hat einen kleinen Rückfall, legt auf einen Spiegel ein paar Bahnen aus, sie findet ihn draußen auf der Toilette, wo er mit einer der anderen frohen Mütter rammelt, und in einer Nanosekunde ist sie von der großen, stolzen, souveränen, unverletzlichen Mama auf einen geistigen Gnom reduziert. Mit einer einzigen Bewegung fällt sie auf mein Niveau und darunter und wird zu einem Insekt, einem Regenwurm, einem Skolopender. Und dann werde ich hervorgeholt und abgestaubt, dann darf ich mir anhören, wie schwer es ist, nach der Scheidung alleinstehende Mutter zu sein, wie sie sich in die Haare geraten sind, als sie die Stereoanlage teilen wollten, wie ihre Jugend von dem Kind aufgesogen wird, das jetzt eine Maschine ist, die sie auffrißt und nicht wieder zurückgibt. Das habe ich mir nie anhören wollen. Was zum Teufel habt ihr euch eigentlich vorgestellt, habe ich gesagt. Glaubt ihr vielleicht, ich redigiere einen Kummerkasten für Frauen? Glaubt ihr, ich bin ein Tagebuch? Die Telefonseelsorge? Eines ist auf Schlittenreisen streng verboten, und das ist Winseln. Jammern ist ein Virus, eine tödliche, infektiöse, epidemische Krankheit. Ich will das nicht hören. Ich will mich von diesen Orgien emotionaler Kleinlichkeit nicht belämmern lassen.
Peter Høeg (Smilla's Sense of Snow)
Die Kommunistische Partei bildet zusammen mit Tarabut-Hitchabrut und vielen "Unabhängigen" die "Front für Demokratie und Frieden" (Hadash). Der Knessetabgeordnete Dov Chinin (der Hadash vertritt und selber KP-Mitglied ist) entschied sich vor einem Jahr, der hebräischen Teil der KP zu einem Bündnis mit der zerstörten zionistischen Linken (Meretz) zu ziehen, was den Schulterschluss in dieser Protestbewegung jetzt ermöglichte von so vielen verschiedenen politischen Richtungen, also ein gemeinsames Marschieren von Sozialdemokraten (Meretz) und revolutionären Sozialisten (Hadash). Andererseits weiß die kommunistische Partei immer, was richtig ist, und wer anders denkt, ist ein Feind. Das ist die Politik aller Kommunistischen Partei seit eh und je. Als der Stalinismus sich festigte, wurde klar, dass jedeR Andersdenkende ein Faschist ist. Millionen wurden unter diesem Vorwand ermordet, in Russland, im spanischen Bürgerkrieg, und in vielen andern Ländern. Und das ist nicht nur Paranoja. Das Schlimmste daran ist, dass die meisten Leute die Ziele des Kommunismus mit diesem brutalen unmenschlichen Regime identifizieren. Und genau das geschieht jetzt gerade: Dov Chinins strategische Entscheidung entfernt die Kommunistische Partei und leider auch Hadash – obschon die beiden nicht identisch sind, aber auch das ist ein Prozess der negativen Identifizierung - von den Massen in den Entwicklungsstädten und den "geschwächten" Stadtvierteln, die zwar nie der Kommunistischen Partei nachrannten, mit denen Wir aber in den letzten drei Jahren sehr erfolgreiche Arbeit machten. Diese Bevölkerung interessiert weder die arabischen noch die hebräischen Kader der Kommunistischen Partei, weil sie seit dreissig Jahren Likud oder Schass oder Liebermann wählen. Diese hebräischen Kader nennen Wir "die Dov-Jungens". Wir wollen keinen Kontakt mit ihnen, aber einer dieser Dov-Jungens glaubt fälschlicherweise, dass Wir auf ihrer Seite sind. Er versucht, Uns zu überzeugen, dass diese ganze Initiative, die Peripherie demokratisch an der Führung teilhaben zu lassen, eigentlich ein faschistischer Putschversuch ist. Demokratie, ja, das ist gut für die Theorie, aber in der politischen Realität muss man den verblödeten Massen den Weg zeigen. Wir sind die Avandguarde, die die Macht ergreifen muss, das Volk wird danach schon früh genug verstehen, dass es richtig so war.
Uri Shani (Ein Sommer voller Hoffnung)
Solange unsere Gedanken nicht durch Scham oder Schuldgefühle gefiltert werden, sind sie selbstsüchtig oder lieblos und daher größtenteils zu keinem Zeitpunkt für den öffentlichen Konsum gedacht, da sie entweder verletzend wären oder uns wie die selbstsüchtigen, lieblosen Bastarde dastehen ließen, die wir nun mal sind. Das, woran wir andere teilhaben lassen, sind nicht unsere wahren Gedanken, sondern sorgfältig geschönte, verwässerte Versionen, sozusagen Hollywood-Adaptionen der ursprünglichen Gedanken.
Jonathan Tropper (This is Where I Leave You)
Als ich erneut an den Courbet dachte, den ich gestern sah, merkte ich, daß mir mehrere Einzelheiten schon nicht mehr gegenwärtig waren. Das hat mich ein wenig verstimmt. Denn mir scheint, daß eine Einzelheit entschlüpfen lassen etwas vom Leben selbst entschlüpfen lassen heißt - hat doch unser verronnenes Leben keine andere Realität als die des Gedächtnisses, weshalb wir darauf bedacht sein müssen, es bis zum Tod vollständig in Erinnerung zu behalten. Deshalb hat der Anspruch des sterbenden Mazarins stets tiefsten Widerhall bei mir gefunden. Aber Sterben bedeutet nicht nur, auf einige Bilder von Tizian zu verzcihten, es heißt, auf immer die Welt der Erinnerung zu verlassen, und der Tod stellt sich mir vor allem als der absolute und endgültige Verlust unseres Gedächtnisses dar.
Julien Green (Tagebücher, 1926-1942)
Man lobt oder tadelt, je nachdem das Eine oder das Andere mehr Gelegenheit giebt, unsere Urtheilskraft leuchten zu lassen.
Friedrich Nietzsche
Manche sehen in Hüsch eine Art Karl Dall für Altphilologen, andere halten ihn für den Vorlese-Opa der im Reihenhaus ansässig gewordenen Protestgeneration.
Georg Schramm (Lassen Sie es mich so sagen : Dombrowski deutet die Zeichen der Zeit)
Der Klara kam es so köstlich vor, so ganz allein auf einem Berge zu sitzen, nur mit einem zutraulichen Geisslein, das ganz hilfsbedürftig zu ihr aufsah. Ein grosser Wunsch stieg auf in ihr, auch einmal ihr eigener Herr zu sein und einem anderen helfen zu können und nicht nur immer sich von anderen helfen lassen zu müssen. Und es kamen der Klara jetzt so viele Gedanken, die sie gar nie gehabt hatte, und eine unbekannte Lust, fortzuleben in dem schönen Sonnenschein und etwas zu tun, mit dem sie jemand erfreuen konnte, wie sie jetzt das Schneehöppli erfreute. Eine ganz neue Freude kam ihr ins Herz, als ob alles, was sie wusste und kannte, auf einmal viel schöner und anders sein könnte, als sie es bis jetzt gesehen hatte, dass sie das Geisslein um den Hals nehmen und ausrufen musste: "O, Schneehöppli, wie schön ist es hier oben; wenn ich nur immer da bei euch bleiben könnte!" (S. 310-311)
Johanne Spyri (Heidi)
Zeit schwand sein gutes Aussehen bereits, und er wurde krank und kränker.« »War es einer von denen?« Der Mann studierte Monk aufmerksam, sein Gesicht düster, die Wangenknochen hervortretend, die Nase breit und die Augen vollkommen ausdruckslos. »Warum? Wollen Sie ihn umbringen?« »Nicht so schnell«, entgegnete Monk. »Es gibt da einen Polizeisergeant, der sich eine langsame Rache wünscht … getreu dem Gesetz.« »Und Sie würden es ihm sagen, damit er sie ausüben könnte?« »Ja, das würde ich. Wenn ich sicher wäre, den Richtigen gefunden zu haben.« »Ein Kunde von mir hatte eine Vorliebe für ihn gefasst und wollte ein Nein als Antwort nicht akzeptieren. Ich hätte ihn ja selbst grün und blau geschlagen, aber das kann ich mir nicht leisten. Wenn das bekannt wird, bin ich raus aus dem Geschäft und meine Jungs mit mir.« »Name?« »Garson Dalgetty. Vornehmer Fatzke, aber im Grunde ein anständiger Kerl. Warnte mich, er würde mich ruinieren, wenn ich Hand an ihn legte. Und dazu wäre er wahrhaftig fähig!« »Ich danke Ihnen. Ich werde nicht verlauten lassen, woher ich diese Information habe. Aber dafür erwarte ich einen Gefallen von Ihnen.« »Ach? Warum überrascht mich das nicht?« »Weil Sie kein Narr sind.« »Welchen Gefallen?« Monk grinste. »Nichts, was mit Ihrem Gewerbe zu tun hätte! Ich möchte wissen, ob Gilmer Ihnen von jemandem erzählte, der ihm Geld gab, um seine Schulden zu bezahlen, und ich meine als Geschenk und nicht als Bezahlung.« Der Mann wirkte überrascht. »Also wissen Sie davon?« »Ja, der Mann, der es ihm gab, erzählte es mir. Ich frage mich, ob es der Wahrheit entspricht.« »Oh, ja. Er war großzügig, wirklich.« Er rutschte ein wenig in seinem roten Sessel herum. »Ich habe nie gefragt, warum. Aber er zahlte noch, als Gilmer schon bei mir war, hörte erst auf, als er gestorben war.« Abrupt wurde Monk bewusst, was der Mann gesagt hatte. »Fuhr er denn fort, Schulden zu machen?« »Medikamente, Sie verstehen – der arme Kerl. Das konnte ich mir nicht leisten.« »Wer war der Mann?« »Sie sagten doch, Sie wüssten es.« »Ich weiß es. Aber wissen Sie es?« Das hässliche Gesicht des Mannes leuchtete plötzlich mit bitterem Vergnügen. »Erpressung, stimmt’s? Nein, ich weiß es nicht. Gilmer erzählte es mir nicht, und ich fragte nicht danach.« »Wer wusste davon?« »Ach, Gott und Teufel. Woher soll ich das wissen? Nehme nicht an, dass es schwierig wäre, das herauszufinden, wenn Sie sich bemühen. Ich hatte nie das Bedürfnis.« Monk blieb noch eine Weile, dann dankte er dem Mann und verabschiedete sich, wobei er es auf dem Weg nach draußen vermied, einen Blick nach links oder rechts zu werfen. Er hatte bei dem Mann Mitgefühl entdeckt, und er wollte von seinem Gewerbe nichts wissen. Der Mann hatte vollkommen Recht gehabt mit der Behauptung, dass es nicht schwer sein dürfte, die Zahlun- gen zurückzuverfolgen, jetzt, da Monk wusste, dass sie regelmäßig geleistet wurden. Er brauchte den Rest des Tages dazu und benötigte keinerlei Fähigkeiten, außer landläufigem Bankwissen und gesundem Menschenvers- tand. Jeder andere Mensch hätte dasselbe erreichen können. Überdies schrieb er Sergeant Walters eine kurze Depesche, dass der Name des Mannes, den er suchte, Garson Dalgetty sei. Als er Clerkenwell verließ, fragte er sich, warum Alberton nicht hatte verlauten lassen, dass er Gilmer monatlich eine Vergütung von fünf Guineen gewährt hatte. Dies war ein enormer Betrag. Er hatte ihm besseres Essen, genügend Sherry und Laudanum erlaubt, um das schlimmste Elend zu erleichtern, mehr aber auch nicht. Es war ein Akt der Barmherzigkeit, nichts, weswegen man sich hätte schämen müssen, eher im Gegenteil. Aber war es auch so, wie es schien? Er hielt sich nicht damit auf, etwaige Geldgeschenke Casbolts zurückzuverfolgen. Albertons Zuwendungen genügten seinen Zwecken. Wenn es ihm gelang, in der Richtung einen Erpresser ausfindig zu machen, konnte er sich immer noch mit C
Anonymous
Wir alle treffen falsche Entscheidungen. Wir alle machen Fehler. Was er aber nicht erwähnt hatte, war, dass jeder Fehler eine neue Tür öffnet, hinter der viele weitere Türen liegen. Türen zu Orten, Geschichten und Personen. Manche sind nur von kurzer Dauer. Sie begleiten dich ein kleines Stück und verschwinden dann. Andere packen dich und lassen dich nie mehr los.
A.L. Kahnau (Blut wie die Liebe zu dir (Blut wie die Liebe #2))
Vor allem wir Frauen dürfen nicht darauf warten, dass man uns unsere Rechte, die uns zustehen und einst geschenkt worden sind, einfach so zurückgibt. Von selbst wird das nicht geschehen! Geduldig darauf zu warten, hat noch keine Frau zu ihrem Recht geführt. Wir Muslimas müssen mutiger werden, uns mehr zu trauen. Niemand kann uns dabei unseren Glauben oder unseren Platz im Paradies streitig machen. Wer einem das abspricht, erhebt sich über Allah. Denn das Tor zum Paradies liegt allein in Allahs Ermessen! Auf Gott vertrauen wir Muslime. Denn von Gott kommen wir, und zu Gott kehren wir zurück. Keine Muslima darf sich etwas anderes einreden lassen! Werfen wir den Ballast der Feigheit über Bord und krempeln wir die Ärmel hoch. Es ist höchste Zeit für Mut.
Sineb El Masrar (Emanzipation im Islam - Eine Abrechnung mit ihren Feinden (German Edition))
Für Menschen, die das Glück haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist es oft kaum vorstellbar, dass Männer und Frauen zu einer Ehe gezwungen werden können. So geht es auch vielen, die mit zwangsverheirateten Personen aus beruflichen Gründen zu tun haben. Ein Richter fuhr mal eine Mandantin von mir sehr schroff an und sagte sinngemäß: »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie in Deutschland aufgewachsen sind, ein Gymnasium besucht haben und keine Möglichkeit sahen, sich gegen die Verheiratung zur Wehr zu setzen.« Ich glaube ihm, dass das Phänomen Zwangsheirat außerhalb seiner Vorstellungskraft liegt. Aber ich verstehe nicht, dass er und mit ihm so viele andere Menschen meinen, es würde reichen, in einem demokratischen Land zu leben, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie begreifen meiner Ansicht nach nicht die Macht der Parallelgesellschaft. Sie begreifen nicht, dass in Deutschland tatsächlich Menschen leben, die ihre eigenen Kinder gegen deren Willen verheiraten und sogar im Namen der Ehre töten oder töten lassen.
Seyran Ateş (Der Multikulti-Irrtum)
Wir kaufen biologische Lebensmittel nicht, weil sie besser schmecken. Das ist oft der Fall, aber bei Weitem nicht immer. Und wir kaufen sie auch nicht, weil sie gesünder für uns sind, denn der gesundheitliche Zustand unserer Körper ist meist ohnehin desolat und lässt sich leicht ignorieren. Wir kaufen sie einerseits, um ein gewisses Maß an Tierleid zu vermeiden, und andererseits, um unseren Planeten zu erhalten. Denn die konventionelle Landwirtschaft verschlechtert und vergiftet unsere Böden sukzessive, sodass die Fruchtbarkeit stetig abnimmt und die Düngermenge stetig steigen muss. Mit dieser Überdüngung und dazu noch den Pflanzenschutzmitteln rotten wir alles andere Leben auf dem Feld aus, zerstören die Biodiversität und fördern das Bienensterben; wir lassen diese Stoffe in unser Grundwasser und unsere Flüsse sickern und gefährden damit weitere Lebensräume.
Olga Witt (Ein Leben ohne Müll: Mein Weg mit Zero Waste (German Edition))
Es ist in vieler Hinsicht leichter, ohne Horizonte zu leben, im Nebel und in der Enge, jedenfalls ist mir bewusst, dass ich mich an simple und praktische Tätigkeiten halten muss: wie gesagt, Beschlüsse fassen und sie in die Tat umsetzen, sonst könnten alle Dämme brechen. Wenn alles, jeder Schritt und jede Handlung und Unternehmung, ohne tieferen Sinn ist, wenn man ebenso gut etwas völlig anderes hätte tun können als das, was man gerade macht, und man es einfach nicht lassen kann, sich daran zu erinnern – und wenn das Einzige, was eventuell von Bedeutung ist, in den Fehlern und Missetaten zu bestehen scheint, die man in der Vergangenheit begangen hat –, tja, dann lauert der Wahnsinn hinter der nächsten Ecke.
Håkan Nesser (Die Lebenden und Toten von Winsford)
Aramowski lacht. Er lacht, so wie Männer lachen, die müde sind. Müde von all dem Businesskampf. Männer kämpfen diesen Kampf ein Leben lang, wie eine niemals enden wollende Geburt. so fühlt es sich für diese Männer an. Das denkt auch Jonas, und jetzt hat er irgendwie Mitleid mit dem Paten, und irgendwie freut es ihn, dass er so klug war, sein Leben so an sich vorbeiziehen zu lassen. Irgendwie besser, als sich anzustrengen, um dann doch nur so ein müder Mann zu werden, dessen ganzes Bemühen darin endet, dass ein anderer gegenüber aufmacht, und schon ist alles hin.
Kat Kaufmann (Die Nacht ist laut, der Tag ist finster)
Alles, was ein Mensch sein muss, wird er im Bedarfsfall so schnell wie jeder andere auch lernen; und mag auch das Schicksal ihn seinen Platz wechseln lassen, er wird immer an dem seinigen sein.
Jean-Jacques Rousseau
Es war ein fairer Kampf", erläuterte Will. "Bedauerlicherweise war der Wirt der Schenke anderer Meinung. Hat mich einfach rausgeworfen. Jetzt kann ich mich die nächsten vierzehn Tage dort nicht mehr sehen lassen." "Was das Beste ist, was dir passieren konnte", kommentierte Jem ohne jedes Mitgefühl.
Cassandra Clare (Clockwork Angel (The Infernal Devices, #1))
Was hat denn das Leben bitte für einen Sinn? Keinen! Also muss man seinem Leben einen Sinn geben, und das mache ich nicht indem ich einem überbezahlten Chef im Arsch rumkrieche oder mich von Faschisten verarschen lasse die mir erzählen wollen wir leben in einer Volksherrschaft. Nein, es gibt für mich jetzt noch eine Möglichkeit meinem Leben einen Sinn zu geben, und die werde ich nicht wie alle anderen zuvor verschwenden! Vielleicht hätte mein Leben komplett anders verlaufen können. Aber die Gesellschaft hat nunmal keinen Platz für Individualisten. Ich meine richtige Individualisten, Leute die slebst denken, und nicht solche "Ich trage ein Nietenarmband und bin alternativ" Idioten! Ihr habt diese Schlacht begonnen, nicht ich. Meine Handlungen sind ein Resultat eurer Welt, eine Welt die mich nicht sein lassen will wie ich bin. Ihr habt euch über mich lustig gemacht, dasselbe habe ich nun mit euch getan, ich hatte nur einen ganz anderen Humor! [...] Das Leben wie es heute täglich stattfindet ist wohl das armseeligste was die Welt zu bieten hat! SAART - Schule, Ausbildung, Arbeit, Rente, Tod Das ist der Lebenslauf eines "normalen" Menschen heutzutage. Aber was ist eigentlich normal? Als normal wird das bezeichnet, was von der Gesellschaft erwartet wird. Somit werden heutzutage Punks, Penner, Mörder, Gothics, Schwule usw. als unnormal bezeichnet, weil sie den allgemeinen Vorstellungen der Gesellschaft nicht gerecht werden, können oder wollen. Ich scheiss auf euch! Jeder hat frei zu sein! Gebt jedem eine Waffe und die Probleme unter den Menschen lösen sich ohne jedliche Einmischung Dritter. Wenn jemand stirbt, dann ist er halt tot. Und? Der Tod gehört zum Leben! Kommen die Angehörigen mit dem Verlust nicht klar, können sie Selbstmord begehen, niemand hindert sie daran! SAART beginnt mit dem 6. Lebensjahr hier in Deutschland, mit der Einschulung. Das Kind begibt sich auf seine perönliche Sozialisationsstrecke, und wird in den darauffolgenden Jahren gezwungen sich der Allgemeinheit, der Mehrheit anzupassen. Lehnt es dies ab, schalten sich Lehrer, Eltern, und nicht zuletzt die Polizei ein. Schulpflicht ist die Schönrede von Schulzwang, denn man wird ja gezwungen zur Schule zu gehen. Wer gezwungen wird, verliert ein Stück seiner Freiheit. Man wird gezwungen Steuern zu zahlen, man wird gezwungen Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, man wird gezwungen dies zu tun, man wird gewzungen das zu tun. Ergo: Keine Freiheit! Und sowas nennt man dann Volksherrschaft. Wenn das Volk hier herrschen würde, hiesse es Anarchie! [...] Weil ich weiss das die Fascholizei meine Videos, Schulhefte, Tagebücher, einfach alles, nicht veröffentlichen will, habe ich das selbst in die Hand genommen.
Sebastian Bosse
Stellen Sie sich das vor. Die Menschen sind verzweifelt, weil der Boden zu viel trägt! Zu viel Getreide, und andere haben nichts zu fressen! Wenn in so eine Welt kein Blitz fährt, dann können sich die historischen Witterungsverhältnisse begraben lassen.
Erich Kästner (Fabian. Die Geschichte eines Moralisten)
Die Dinge geschehen eben, und ich suche, wie Millionen Menschen vor mir, in ihnen einen Sinn, weil meine Eitelkeit nicht gestatten will, zuzugeben, daß der ganze Sinn eines Geschehnisses in ihm selbst liegt. Kein Käfer, den ich achtlos zertrete, wird in diesem, für ihn traurigen Ereignis einen geheimnisvollen Zusammenhang von universeller Bedeutung sehen. Er war in dem Augenblick unter meinem Fuß, als ich niedertrat; Wohlbehagen im Licht, ein kurzer schriller Schmerz und Nichts. Nur wir sind dazu verurteilt, einer Bedeutung nachzujagen, die es nicht geben kann. Ich weiß nicht, ob ich mich jemals mit dieser Erkenntnis abfinden werde. Es ist schwer, einen uralten eingefleischten Größenwahn abzulegen. Ich bedaure die Tiere, und ich bedaure die Menschen, weil sie ungefragt in dieses Leben geworfen werden. Vielleicht sind die Menschen bedauernswerter, denn sie besitzen genausoviel Verstand, um sich gegen den natürlichen Ablauf der Dinge zu wehren. Das hat sie böse und verzweifelt werden lassen und wenig liebenswert. Dabei wäre es möglich gewesen, anders zu leben. Es gibt keine vernünftigere Regung als Liebe. Sie macht dem Liebenden und dem Geliebten das Leben erträglicher. Nur, wir hätten rechtzeitig erkennen sollen, daß dies unsere einzige Möglichkeit war, unsere einzige Hoffnung auf ein besseres Leben. Für ein unendliches Heer von Toten ist die einzige Möglichkeit des Menschen für immer vertan. Immer wieder muß ich daran denken. Ich kann nicht verstehen, warum wir den falschen Weg einschlagen mußten. Ich weiß nur, daß es zu spät ist.
Marlen Haushofer (Die Wand by Marlen Haushofer (2016-03-14))
Sie sind überall, meine ich, neben mir, über mir, unter mir, ich höre sie im Bad, sehe sie auf dem Balkon, spüre sie im Schlafzimmer, sie kommen in den Flur oder laufen die Treppen runter oder hocken im Keller und schauen mich an. Es sind mir zu viele, ich kann sie nicht vertragen, nicht anschauen, ohne sie würde ich anders, ganz anders leben. Ohne sie würde ich laute, dunkle Musik bei offenen Fenstern hören, vor Glück weinen, mich von allen Seiten tätowieren lassen, die Augen schwarz malen, so den Müll rausbringen; vom Hof würde ich mir obdachlose Katzen nach Hause holen, die sich als tollwütig herausstellen, die Wände ankreischen, ihre Geschäfte im öffentlichen Flur verrichten; ich würde Gäste zu mir einladen, wie würden wir tanzen, nächtelang durch, in weiten samtenen Kleidern. Ohne sie würde ich nachts in den Wald gehen, der vom Balkon aus zu sehen ist, dort einen Wolf einfangen, zu mir nach Hause bringen, er würde mir die Hände ablecken, wenn ich ihm Fleischstücke bringe, mich aus jedem Zimmer beobachten, in meinem Bett an meiner Seite schlafen. Ohne sie würde ich aufhören, die Treppen zu wischen, die Fenster zu polieren, an den Wänden zurückzuklopfen, würde Riesenbambus auf den Fensterbänken züchten, alle Höflichkeitsformeln vergessen, Unfall- und Stolpergefahren verursachen, meine Schuhe vor der Tür stehen lassen.
Slata Roschal (153 Formen des Nichtseins: Roman. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 (German Edition))
...dass in der chinesischen Medizin Gefühle wie Wut einfach als Energie angesehen werden. Viele Frauen können ihre Wut nicht direkt ausdrücken - sie manipulieren stattdessen andere damit. Doch Wut kann eine machtvolle Verbündete sein. Wenn wir wütend sind, hat das immer mit etwas zu tun, das wir für uns selbst anerkennen müssen. Die Wut hängt nur bedingt mit der der Situation oder dem Menschen, der sie ausgelöst hat, zusammen und ist immer ein Zeichen dafür, dass wir uns in irgendeiner Weise haben vergewaltigen lassen. das ist einer der Gründe dafür, dass Wut so oft eine Begleiterscheinung des prämenstruellen Syndroms ist. Wir Frauen müssen alle lernen, dass niemand uns wütend machen kann. Unsere Wut gehört uns, und sie sagt uns etwas, das wir wissen müssen. Wut ist Energie - unser persönlicher Treibstoff. Sie sagt uns, dass etwas in unserem Leben geändert werden muss. Sie weist uns darauf hin, dass wir etwas wollen, ohne zu wissen, was das ist. Wenn Sie das nächste Mal merken, dass Sie böse sind (vielleicht weil Sie ganz zittrig oder genervt sind), lassen Sie selbst Dampf ab. Bewegen Sie sich. Atmen Sie. Kreischen Sie. Oder versuchen Sie es damit: Stellen Sie zwei Stühle einander gegenüber. Setzen Sie sich dann in den einen und stellen Sie sich vor. dass die Person, auf die Sie wütend sind, im anderen sitzt. Jetzt sagen Sie Ihrem Gegenüber alles. was Sie schon immer sagen wollten. ganz egal wie laut, abseitig oder geschmacklos das ist. Lassen Sie Ihre Wut raus, steigern Sie sich ordentlich rein. Wenn Sie fertig sind, beglückwünschen Sie sich für Ihren Mut. Fragen Sie sich dann: "Was aber brauche ich?" Warten Sie die Antwort ab. Kommt die Wut wieder hoch, wiederholen Sie das Ganze, bis der Anfall vorbei ist.
Christiane Northrup (Women's Bodies, Women's Wisdom: Creating Physical and Emotional Health and Healing)
Wir möchten großzügig, nützlich, von dieser Welt sein. Tatsächlich wollen wir aber einfach nur in Ruhe gelassen werden. Wenn wir andere nicht dazu bringen können, uns in Ruhe zu lassen, dann geben wir uns schließlich selbst auf. Andere mögen meinen, dass wir präsent sind. Wir handeln ja auch Aber unser wahres Selbst ist verschwunden. Übrig ist nur die Hülle unseres eigentlichen Selbst. Sie bleibt zurück, weil sie gefangen ist. Wie ein lustloses Zirkustier, das gepiesackt wird, damit es auftritt, führen wir unsere Kunststücke vor. Wir spulen sie ab. Wir verdienen uns unseren Applaus. Aber die ganze Aufregung geht an uns vorbei. Uns ist es egal Unser innerer Künstler hat sich davongemacht. Unser Leben ist jetzt eine auẞerkörperliche Erfahrung. Wir sind nicht mehr da. Ein Arzt würde unseren Zustand vielleicht als Abspaltung bezeichnen. Ich nenne es sich vom Ort des Verbrechens davonschleichen. Komm heraus, komm heraus, wo immer du auch bist, beschwatzen wir unser wahres Selbst. Doch es hat sich verkrochen. Es vertraut uns nicht mehr. Warum sollte es auch? Wir haben es verraten. ... Durch ihre übertriebene Tugendhaftigkeit haben diese gefangenen Künstler ihr wahres Selbst zerstört, das Selbst, das auch schon in der Kindheit nur wenig Unterstützung erfahren hat. Das Selbst, das immer wieder »Sei nicht so egoistisch!« zu hören bekam. Das wahre Selbst ist ein beunruhigender Zeitgenosse, vital und gelegentlich anarchistisch. ... In der Tugendfalle gefangene Kreative heißen ihr wahres Selbst nicht gut. Sie können es der Welt nicht zeigen, ohne dabei ständig deren Ablehnung zu fürchten.
Julia Cameron (The Artist's Way: A Spiritual Path to Higher Creativity)
Als ich durch ihren Bruder von Ihnen hörte, schoss mir sofort und merkwürdig klar die Strophe von der "Cinderella der Nacht" aus diesem Song in den Kopf. Mag sein, dass ich mich dadurch auf dieses Bild fixiert habe, aber als ich Sie heute sah, habe ich verstanden, warum: Sie sind hoffnungslos hungrig und einsam. Schon vor Ihrem Sturz auf den Kopf haben Sie doch sicher viele enge Verwandte verloren, nicht wahr? Als Nächstes wären wahrscheinlich Sie an der Reihe gewesen, Ihre Erbanlagen begünstigen jedenfalls einen frühen Tod.(...) Aber es liegt Ihnen noch etwas andere im Blut, ein Joker gewissermaßen, der im brenzligen Augenblick dafür gesorgt hat, dass Sie weiterleben.(...) Ihr Leben nach dem Sturz auf den Kopf ist ein unbeschriebenes Blatt, eine Zugabe, ein unerwartetes Geschenk. Es hat kein Drehbuch, keinen Plan, und im Grunde wissen Sie das auch, denn Sie achten peinlichst genau darauf, dass es sich niemals traurig und leer anfühlt. Sie sind extrem einsam. Ihr Geliebter hat einen ziemlich klugen Kopf und ist ein guter Mensch. Er hat sich Ihrer Einsamkeit bis zu einer schon relativ dichten Umlaufbahn nähern können aber auch er kann für das Chaos in Ihrem Innern nicht mehr sein als ein Trost. In wahre Verzweiflung zu geraten ist ein leichtes für Sie, und Sie legen derzeit alles daran, dass es nicht so weit kommt. Sie sind schon einmal gestorben. Die Knospen und Früchte, die Ihr voriges Leben für Sie bereitgehalten hatte, gibt es nicht mehr alles hat sich geändert. Sie wachen doch bestimmt manchmal mitten in der Nacht auf und wissen nicht, wer Sie sind, nicht wahr? Das macht Sie aus. Dieser äußerst zerbrechliche Zustand. Begegnungen, Abschiede, ganz gleich. Sie lassen alles vorübergehen, Sie können nur zusehen. Sie können nur umherirren, Ihr ganzes Leben lang. Vielleicht sogar noch über Ihren Tod hinaus. Und damit Sie sich dessen ja nicht bewusst werden, tobt ein erbitterter Kampf in Ihrem Innern, immense Verwirrung, Chaos." "Mich?", sagte ich. "Aber einsam sind wir doch alle, und Leute, die sich selbst für etwas Besonderes halten, brauchen immer ihr Publikum und..." - die verschwommene Gestalt von Mayu zog an meinem inneren Auge vorbei, während ich das sagte -"das ist nicht meine Art zu leben, das will ich nicht." - "Es ist auch nicht die Willenskraft, die Ihnen hilft, die Sie stützt, es ist etwas anderes, etwas, das in genau dieser Denkweise liegt. Etwas Schönes. Vergleichbar mit dem ersten Lächeln eines Babys oder dem Ausdruck eines Menschen im Moment des Anhebens einer extrem schweren Last oder dem Geruch von Brot, wenn man gerade wahnsinnigen Hunger hat - so etwas Ähnliches.(...) Ihr Lachen ist schön. Es verströmt Hoffnung.
Banana Yoshimoto (Amrita)
Trotz allem, was uns beigebracht wird und was wir glauben sollen, trotz allem, was wir in der Werbung hören oder was wir empfinden, wenn wir in der Arbeit gestresst sind – wir alle kontrollieren jeden Moment unseres Lebens selbst. Ich hatte das vergessen. So ließ ich zu, dass alles Mögliche mein Leben beeinflusste, und versuchte mich entsprechend anzupassen. [...] Nur Sie alleine wissen wirklich, was Sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Lassen Sie niemals zu, dass andere Dinge oder Menschen Sie an einem Punkt bringen, an dem Sie das Gefühl haben, Ihr eigenes Schicksal nicht länger bestimmen zu können. Ergreifen Sie die Initiative und wählen Sie Ihren Weg selbst, sonst tun andere es für Sie.
John P. Strelecky
Und manchmal reist du um die Welt, um wieder das Gefühl zu haben, vorwärts zu kommen. Nicht festzusitzen auf der altbekannten Bank mit dem gleichen Blick auf das andere Ufer des Flusses. Du stehst auf und reist, um deine Blickrichtung zu ändern. Um deine Seele in anderen Orten zu erkunden. Sie an stillen Orten besser zu hören. Sie von kleinen und großen Meeren neu durchfluten und von verschieden starken und schwachen Sonnenstrahlen wärmen und berühren zu lassen. Um andere Menschen wahrzunehmen und neue Geschichten erzählt zu bekommen, die dich von deiner eigenen Abstand nehmen lassen. Ja manchmal reist du um die Welt außerhalb deines Kopfes, nur um wieder zu dir selbst zu finden und zu fühlen wie das Herz in dir wieder nach Leben schreit.
Faten El-Dabbas
Ich küsse andere Lippen und sehne mich doch nur nach deinen. Und ich versuche mein Verlangen zu vergessen, in den Armen anderer, unbekannter, namenloser, auch wenn ich es nicht kann. Und ich weiß, dass das scheiße ist, aber ich kann's einfach nicht lassen. Und deswegen versuche ich erneut und erneut, dich zu vergessen, auch wenn ich es nicht kann. Auch wenn ich es nie kann.
Dahi Tamara Koch (Wanderherzen)
Ich kann nicht länger schweigend zuhören. Ich muss durch die Mittel mit Ihnen sprechen, die mir zur Verfügung stehen. Sie durchbohren meine Seele. Ich schwanke zwischen Qual und Hoffnung. Sagen Sie nicht, dass ich zu spät komme, dass diese kostbaren Gefühle für immer verloren sind. Ich biete Ihnen noch einmal meine Hand, mit einem Herzen, das noch mehr das Ihre ist als vor achteinhalb Jahren, als Sie es fast gebrochen hätten. Wie können Sie sagen, dass Männer schneller vergessen als Frauen, dass ihre Liebe früher stirbt. Ich habe nie eine andere geliebt als Sie. Ungerecht war ich vielleicht, schwach und verbittert war ich bestimmt, aber niemals unbeständig. Sie allein haben mich nach Bath gelockt. Für Sie allein denke und plane ich. Haben Sie das nicht bemerkt? Können Ihnen meine Wünsche entgangen sein? Ich hätte nicht die letzen zehn Tage abgewartet, hätte ich Ihre Gefühle verstanden, so wie Sie meine durchschaut haben müssen. Sie senken Ihre Stimme, aber ich kann die Laute dieser Stimme unterscheiden, wenn andere sie nicht einmal hören würden. Unvergleichlich gutes, unvergleichlich edles Geschöpf! Sie lassen uns wirklich Gerechtigkeit widerfahren. Sie glauben, dass es wahre Zuneigung und Beständigkeit unter den Männern gibt. Seien Sie versichert, dass sie glühend und unerschütterlich ist bei Ihrem F. W. Ich muss gehen - im Ungewissen über mein Schicksal. Aber ich werde hierher zurückkehren oder Ihrer Gesellschaft so bald wie möglich folgen. Ein Wort, ein Blick von Ihnen wird darüber entscheiden, ob ich das Haus Ihres Vaters heute Abend oder nie wieder betrete.
Jane Austen