Zur Quotes

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Take care of my heart, I've left it with you.
Stephenie Meyer (Über Franz Kafkas Roman "Der Verschollene" - Die Beziehung des Protagonisten Karl Roßmann zur restlichen Figurenwelt (German Edition))
Alle Wege führen zur Erkenntnis der Nichtigkeit aller Dinge, aber keiner führt zurück.
Juli Zeh (Spieltrieb)
Stelle Dich an den Abrgund der Hölle Und tanze zur Musik der Sterne!
Walter Moers (Ensel und Krete: Ein Märchen aus Zamonien (Zamonien, #2))
Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.
Franz Kafka
Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie im Augenblick bis zur Hüfte in der Scheiße stecken und dass die Scheiße immer tiefer wird. Und ich nehme nicht an, dass Sie schwimmen können.
Richard Bachman
the knowledge of impermanence that haunts our days is their very fragrance.
Rainer Maria Rilke (Rilke, die Donaumonarchie und ihre Nachfolgestaaten: Vorträge der Jahrestagung der Rilke-Gesellschaft 1993 in Budapest (Budapester Beiträge zur Germanistik) (German Edition))
Voll Blüten steht der Pfirsichbaum nicht jede wächst zur Frucht sie schimmern hell wie Rosenschaum durch Blau und Wolkenflucht. Wie Blüten geh'n Gedanken auf hundert an jedem Tag -- lass' blühen, lass' dem Ding den Lauf frag' nicht nach dem Ertrag! Es muss auch Spiel und Unschuld sein und Blütenüberfluss sonst wär' die Welt uns viel zu klein und Leben kein Genuss.
Hermann Hesse (Bäume: Betrachtungen und Gedichte)
Laß uns faul in allen Sachen, nur nicht faul zu Lieb und Wein, nur nicht faul zur Faulheit sein.
Gotthold Ephraim Lessing
Ist eine Lehre zur Satzung erstarrt, hat sie geendet.
Lao Tzu
Ich gehe duschen. Komm gerne mit, dann kann ich dir zeigen, wie viel hübscher das Badezimmer im Gegensatz zur Küche ist." Ich boxte gegen seinen Oberarm. "Nein, danke." Spencer erhob sich. Seine Lippen waren immer noch ein bisschen feucht vom Wasser und sein Grinsen so unverschämt, dass es hätte verboten werden sollen. "Irgendwann wirst du mich freiwillig in dieses Badezimmer begleiten, Süße. Du weißt es, ich weiß es, und die Welt ist sich darüber auch schon seit Anbeginn der Zeit im Klaren.
Mona Kasten (Trust Again (Again, #2))
So sind die Dinge manchmal. Wenn alles am schlimmsten ist, dann wirft der Verstand alles in einen Papierkorb und geht für eine Weile nach Florida. Da ist ein Was-zur-Hölle-soll's?-Gefühl in einem, während man da-steht und über die Schulter zu der Brücke zurückblickt, die man soeben niedergebrannt hat.
Richard Bachman (Rage)
Die Sprache ist das Haus des Seins. In ihrer Behausung wohnt der Mensch. Die Denkenden und Dichtenden sind die Wächter dieser Behausung. Ihr Wachen ist das Vollbringen der Offenbarkeit des Seins, insofern sie diese durch ihr Sagen zur Sprache bringen und in der Sprache aufbewahren.
Martin Heidegger (Letter on Humanism)
Kalte Zugluft macht den Hals starr und das Blickfeld klein. Man sieht nur geradeaus zum vermeintlichen Ziel und nicht zur Seite, wo die Augenblicke stattfinden, für die es sich lohnt, die Fahrt zu bestreiten
Daniel Glattauer (Alle sieben Wellen)
Der Weg der neuen Bildung geht von Humanität durch Nationalität zur Bestialität.
Franz Grillparzer
Daher muß man sich durchringen zur Freiheit; diese aber erreicht man durch nichts anderes als durch Gleichgültigkeit gegen das Schicksal.
Seneca
Der moralische Einfluß nimmt da seinen Anfang, wo die Demütigung beginnt, ja er ist nichts anderes, als diese Demütigung selbst, die Brechung und Beugung des Mutes zur Demut herab.
Max Stirner
Der sympathische, aber sentimentale Mann, der das Lied vom seligen Kinde singt, möchte ebenfalls zur Natur, zur Unschuld, zu den Anfängen zurück und hat ganz vergessen, dass die Kinder keineswegs selig sind, dass sie vieler Konflikte, dass sie vieler Zwiespaeltigkeiten, dass sie aller Leiden fähig sind.
Hermann Hesse (Steppenwolf)
Die Uhr ist ein kleines, rundes Ding, das tick-tack sagt und das geht und geht und niemals zur Tür kommt
Astrid Lindgren
Während sie die Stufen zur Bibliothek hinablief, konnte Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt.
Kai Meyer (Die Seiten der Welt (Die Seiten der Welt, #1))
Von der Humanität durch Nationalität zur Bestialität.
Joseph Roth (The Radetzky March (Von Trotta Family, #1))
Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.
Franz Kafka
Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.
Immanuel Kant (Kritik der reinen Vernunft/Prolegomena/Grundlegung zur Metaphysik der Sitten/Metaphyische Anfangssgründe der Naturwissenschaft (Gesammelte Schriften-Werke 4))
Einmal im Leben zur rechten Zeit sollte man an Unmögliches geglaubt haben.
Christa Wolf (The Quest for Christa T.)
Fatal ist mir das Lumpenpack, Das, um die Herzen zu rühren, Den Patriotismus trägt zur Schau Mit allen seinen Geschwüren.
Heinrich Heine (Deutschland. Ein Wintermärchen)
Dieses ist das erste Vorgefühl des Ewigen: Zeit haben zur Liebe.
Rainer Maria Rilke (Letters to a Young Poet)
Nichts lässt die Erde mit größerer Sicherheit zur Hölle werden, als der Versuch des Menschen, sie seinem Himmel zu machen.
Friedrich Hölderlin
Es ist ein großer Unterschied, ob ich lese zum Genuss und Belebung oder zur Erkenntnis und Belehrung.
Johann Wolfgang von Goethe
Je edler und vollkommener eine Sache ist, desto später und langsamer gelangt sie zur Reife.
Arthur Schopenhauer
Eine große Erkenntnis vollzieht sich nur zur Hälfte im Lichtkreise des Gehirns, zur anderen Hälfte in dem dunklen Boden des Innersten, und sie ist vor allem ein Seelenzustand, auf dessen äußerster Spitze der Gedanke nur wie eine Blüte sitzt.
Robert Musil (Die Verwirrungen Des Zoglings Torless)
Was ist gut? – Alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht. Was ist schlecht? – Alles, was aus der Schwäche stammt. Was ist Glück? – Das Gefühl davon, daß die Macht wächst, – daß ein Widerstand überwunden wird. --- What is good? Everything that heightens the feeling of power in man, the will to power, power itself. What is bad? Everything that is born of weakness. What is happiness? The feeling that power is growing, that resistance is overcome. --- Thiện là gì? Mọi cái nâng cao cảm xúc quyền lực trong con người, ý chí quyền lực, quyền tự thân. Ác là gì? Mọi cái sinh ra từ sự nhu nhược. Hạnh phúc là gì? Cảm giác quyền lực đang tăng trưởng và cảm giác trở lực được khắc phục.
Friedrich Nietzsche (The Antichrist)
Ich streckte die Hand nach dir aus, und vielleicht, das ist meine Antwort auf deine Frage, ist es gerade dieses Ausstrecken, dieses Sich-Hinstrecken zum anderen, welches am dringendsten gebraucht wird.
Milena Michiko Flašar (I Called Him Necktie)
Durch die Gitterfenster seiner Individualität starrt der Mensch hoffnungslos auf die Ringmauern der äußeren Umstände, bis der Tod kommt und ihn zu Heimkehr und Freiheit ruft … Individualität!… Ach, was man ist, kann und hat, scheint arm, grau, unzulänglich und langweilig; was man aber nicht ist, nicht kann und nicht hat, das eben ist es, worauf man mit jenem sehnsüchtigen Neide blickt, der zur Liebe wird, weil er sich fürchtet, zum Haß zu werden. Ich trage den Keim, den Ansatz, die Möglichkeit zu allen Befähigungen und Betätigungen der Welt in mir … Wo könnte ich sein, wenn ich nicht hier wäre! Wer, was, wie könnte ich sein, wenn ich nicht ich wäre, wenn diese meine persönliche Erscheinung mich nicht abschlösse und mein Bewußtsein von dem aller derer trennte, die nicht ich sind! Organismus! Blinde, unbedachte, bedauerliche Eruption des drängenden Willens! Besser, wahrhaftig, dieser Wille webt frei in raum- und zeitloser Nacht, als daß er in einem Kerker schmachtet, der von dem zitternden und wankenden Flämmchen des Intellektes notdürftig erhellt wird!
Thomas Mann (Buddenbrooks)
Das Denken kann uns nur zur Erkenntnis führen, dass es selsbt uns die letzte Antwort nicht geben kann.
Erich Fromm (Die Kunst des Liebens)
Die Idee, dass man die Wahrheit auf dem Weg des Denkens finden könne, führt nicht nur zum Dogma, sondern auch zur Wissenschaft.
Erich Fromm (Die Kunst des Liebens)
Ohne Mythus aber geht jede Kultur ihrer gesunden schöpferischen Kraft verlustig: erst ein mit Mythen umstellter Horizont schließt eine ganze Kulturbewegung zur Einheit ab.
Friedrich Nietzsche (The Birth of Tragedy)
Liebe muß nicht bitten, auch nicht fordern. Liebe muß die Kraft haben, in sich selbst zur Gewißheit zu kommen. Dann wird sie nicht mehr gezogen, sondern zieht.
Hermann Hesse (Demian. Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend)
[E]in Werk, und sei es eines der Verzweiflung, kann immer nur den Optimismus, den Glauben ans Leben zur letzten Substanz haben.
Christa Wolf (Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra: Frankfurter Poetik-Vorlesungen)
Unser Leben ist eingeengt von zahllosen Gewohnheiten, an die man sich halten muss, wenn man zur Horde gehören will.
Hans Bemmann (Stein und Flöte, und das ist noch nicht alles)
Was ich wünschte, war Bewegung und nicht ein ruhiges Dahinfließen des Lebens. Es verlangte mich nach Aufregungen und Gefahren, nach Selbstaufopferung um eines Gefühlswillen. In mir war ein Überschuss von Kraft, der in unserem stillen Leben keinen Raum zur Bestätigung fand
Leo Tolstoy (Family Happiness and Other Stories (Dover Thrift Editions: Short Stories))
Warten ist Gegenwart. Das generelle Verhältnis des Menschen zur Zeit. Warten zeichnet Gottes Umrisse an die Wand. Warten ist jenes Durchgangsstadium, das wir als unsere Existenz bezeichnen!
Juli Zeh (Schilf)
It would be a mistake to suppose that all Urnings must be woman-haters. Quite the contrary. They are not seldom the faithfulest friends, the truest allies, and most convinced defenders of women.
Otto de Joux (Die Enterbten des Liebesgliickes. Ein Beitrag zur Seelenkunde)
Der erste Schritt zum Überleben ist ein offenes Auge dafür, was zur Hand ist und was als Nächstes getan werden muss. Wer in müßiger Hoffnung auf Hilfe wartet, der vertut sein Leben mit Träumerei.
Yann Martel
Zu früh, befürcht ich; denn mein Herz erbangt Und ahnet ein Verhängnis, welches, noch Verborgen in den Sternen, heute Nacht Bei dieser Lustbarkeit den furchtbarn Zeitlauf Beginnen und das Ziel des läst'gen Lebens, Das meine Brust verschließt, mir kürzen wird Durch irgendeinen Frevel frühen Todes. Doch er, der mir zur Fahrt das Steuer lenkt, Richt' auch mein Segel! I fear, too early. For my mind misgives Some consequence, yet hanging in the stars, Shall bitterly begin his fearful date With this night's revels, and expire the term Of a despisèd life, closed in my breast, By some vile forfeit of untimely death. But He that hath the steerage of my course Direct my sail! Romeo: Act I, Scene 4
William Shakespeare (Romeo and Juliet)
Oh mein Sohn, es wird auch berichtet, dass Luqman (der Weise) seinem Sohn riet: "Oh Sohn, du möchtest doch nicht, dass der Hahn gescheiter ist als du. Er kräht zur Morgendämmerung und du schläfst weiter.
Abu Hamid al-Ghazali
Wer also trotz der Auseinandersetzung mit einer gerechteren Sprache auf der Verwendung ächtender Sprache beharrt, der bekennt sich zur Ächtung von Menschen und positioniert sich bewusst gegen Gerechtigkeit, gegen die Gleichstellung der Geschlechter - für rassistische, sexistische, menschenfeindliche Sprachnutzung.
Kübra Gümüşay (Sprache und Sein)
There dwells a life in every star; With brother spheres it rolls afar Its self-elected, radiant way. Still throb within the great earth-ball The forces which conduct us all From day to night, from night to day. - - - GER: Das Leben wohnt in jedem Sterne: Er wandelt mit den andern gerne Die selbsterwählte reine Bahn; Im innern Erdenball pulsieren Die Kräfte, die zur Nacht uns führen Und wieder zu dem Tag heran. Zahme Xenien VI.
Johann Wolfgang von Goethe (Xenien)
Is precisely in market dealings that market prices are formed for all kinds of goods and services, which will be taken as the bases of calculation. Where there is no free market, there is no pricing mechanism; without a pricing mechanism, there is no economic calculation." "eben im Marktverkehr für alle Arten von verwendeten Gütern und Arbeiten Marktpreise gebildet werden, die zur Grundlage der Rechnung genommen werden können. Wo der freie Marktverkehr fehlt, gibt es keine Preisbildung; ohne Preisbildung gibt es keine Wirtschaftsrechnung.
Ludwig von Mises (Economic Calculation in the Socialist Commonwealth)
Als Gregor schon zur Hälfte aus dem Bette ragte – die neue Methode war mehr ein Spiel als eine Anstrengung, er brauchte immer nur ruckweise zu schaukeln – , fiel ihm ein, wie einfach alles wäre, wenn man ihm zu Hilfe käme.
Franz Kafka (Die Verwandlung)
When glance turns To a sky-blue clear day, When the purplr-red sun Sinks low at sirocco, Here nature bestows glory, Joy, sound to eye and heart, And we find in color lore, The universal truth. - - - GER: Wenn der Blick an heitern Tagen Sich zur Himmelsbläue lenkt, Beim Sirok der Sonnenwagen Purpurrot sich niedersenkt, Da gebt der Natur die Ehre, Froh, an Aug und Herz gesund, Und erkennt der Farbenlehre Allgemeinen, ewigen Grund. Zahme Xenien VI.
Johann Wolfgang von Goethe (Xenien)
Diese Grausamkeiten sind in Wirklichkeit keine. Ein Mensch des Mittelalters würde den ganzen Stil unseres heutigen Lebens noch ganz anders als grausam, entsetzlich und barbarisch verabscheuen! Jede Zeit, jede Kultur, jede Sitte und Tradition hat ihren Stil hat ihre ihr zukommenden Zartheiten und Härten, Schönheiten und Grausamkeiten, hält gewisse Leiden für selbstverständlich, nimmt gewisse Übel geduldig hin. Zum wirklichen Leiden, zur Hölle wir das menschliche Leben nur da, wo zwei Kulturen und Religionen einander überschneiden. […] Es gibt nun Zeiten, wo eine ganze Generation so zwischen zwei Zeiten, zwischen zwei Lebensstile hineingerät, dass ihre jede Selbstverständlichkeit, jede Sitte, jede Geborgenheit und Unschuld verloren geht.
Hermann Hesse (Steppenwolf)
حذار من المرهفين فى الأخلاق: حذار من أولئك الذين يحرصون حرصا شديدا على أن نقر بلطف أدبهم ورهافة حكمهم الأخلاقى! فهم لا يغفرون لنا البتة إذا ما أخطأوا أمامنا وتعدوا حدودهم (أو اعتدوا علينا بالأحرى)، ويصيرون حتما ممن يقدح ويطعن بنا فطريا حتى لو ظلوا "أصدقائنا".. مغبوط ذاك الذى ينسى: لأنه "يجهز" على حماقاته أيضا.
Friedrich Nietzsche (Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral. (1886 - 1887): aus: Werke, Abt. 6, Bd. 2 (German Edition))
Doch das Kino mit seinen Filmen ist der Ort, an dem die ganz großen Gefühle erzeugt werden, der Ort, an dem alles, was sich jenseits des dunklen Samtvorhangs abspielt, für eine Zeitlang keine Bedeutung mehr hat. Der Ort, an dem der Traum zur Wirklichkeit wird.
Nicolas Barreau
Ich würde gern auf dem Mars sterben, nur nicht bei der Landung", sagt er. "Im Idealfall möchte ich für einen Besuch dorthin eine Weile zur Erde zurückkommen und wieder hochfliegen, wenn ich 70 bin oder so, und dann einfach da bleiben. wenn alles gut läuft, wird es so sein.
Ashlee Vance (Elon Musk & the quest for a fantastic future)
Die Quelle durchfallfarbenen Übels sind die Arschtoleranzen der Durchschnittsunextremisten, denen egal ist, ob anderen etwas wehtut. Die zwar beobachten, jedoch wenn sie einen Missstand erkennen, diesen als zur Gesellschaft zugehörig empfinden und dann Toleranz walten lassen.
Dirk Bernemann (Ich bin schizophren und es geht mir allen gut)
Warum leben wir in solcher Hast, mit solcher Vergeudung von Leben? Wir glauben, Hungers zu sterben, bevor wir hungrig sind. Es heißt, "ein Stich zur rechten Zeit erspart neun andere" - also werden lieber gleich tausend Stiche gemacht, um neun für den nächsten Tag zu ersparen.
Henry David Thoreau (Walden)
Wie ein Eremit war er des Lebens überdrüssig und er- wartete nichts mehr von ihm: reif zur Einsamkeit; und ebenso war er gleich einem Mönch unendlich matt; er wollte sich sammeln, nichts mehr gemein haben mit den Weltlichen, die für ihn die Utilitaristen und Dummköpfe waren.
Joris-Karl Huysmans (Gegen den Strich)
»Vielleicht ist es ein Fehler, daß wir uns nicht erst als Greise kennen gelernt haben« sagte sie zu sich selbst und hatte die schwermütige Vorstellung zweier Nebelbänke, die am Abend zur Erde sinken. »Sie sind nicht so schön wie der strahlende Mittag,« dachte sie »aber was kümmert es diese zwei formlosen Grauen, wie die Menschen sie empfinden! Ihre Stunde ist gekommen und sie ist so weich wie die glühendste Stunde!«
Robert Musil (The Man Without Qualities)
Ich lese viel, habe es schon als Teenager geliebt. Und ich liebe es, über Leser zu schreiben. Menschen, die lesen, haben eine so reiche Beziehung zur Welt. Sie betrachten das Leben nicht nur durch ihre eigenen Augen, sondern auch durch die Augen all derer, über die sie gelesen haben.
John Green
Die Politik jeglicher Färbung ist mir seit langem zuwider, und ich marschiere hinter keiner Fahne mehr her. Auch ist die Erdrevolution mit politischen Mitteln nicht zu bewältigen. Sie dienen höchstens zur Garnierung des Vulkanrandes, falls sie nicht die Entwicklung sogar vorantreiben.
Ernst Jünger
Jedes Buch sollte mit so einem Papier beginnen (...) Am Besten mit einem dunklen: dunkelrot, dunkelblau, je nachdem, wie der Einband des Buches ist. Wenn du dann das Buch aufschlägst, ist es wie im Theater: Erst ist da der vorhang - du ziehst ihn zur Seite, und die Vorstellung beginnt.
Cornelia Funke
Wenn irgendein Gegenstand zur Gottheit des Techniktagebuchs erhoben und etwa jede halbe Stunde angebetet werden müsste, weil er uns den unendlichen Kreislauf von Problem und Lösung, Problem und Lösung im Universum vor Augen führt, dann ist es der Uhrenbeweger für selbstaufziehende Uhren.
Kathrin Passig
Der Mensch sieht sich - zu allen Zeiten und in allen Kulturen - vor das Problem der Lösung der einen und immer gleichen Frage gestellt: wie er sein Abgetrenntsein überwinden, wie er zur Vereinigung gelangen, wie er sein eigenes einzelnes Leben transzendieren und das Einswerden erreichen kann.
Erich Fromm (Die Kunst des Liebens)
Es war der letzte Ausdruck der Kleinmütigkeit einer gebrochenen Seele. Ihm fehlte die Energie, nach dem besseren Schicksal zu greifen, das in seiner Reichweite schien. Er wiederholte das Wort. "Allein Hester!" "Du wirst nicht allein gehen!" flüsterte sie leise zur Antwort. Damit war alles gesagt.
Nathaniel Hawthorne (The Scarlet Letter)
Von außen – und erst recht von innen – sieht der Prozess wissenschaftlicher Forschung ungeordnet und verwirrend aus. Man ist versucht zu glauben, Wissenschaftler seien selber unordentlich und verwirrt. In gewisser Hinsicht sind sie es – das gehört zur Forschung. Wenn man wüsste, was man tut, wäre es keine Forschung
Terry Pratchett (Darwin's Watch (The Science of Discworld, #3))
Damit beginnst Du, mit Schweigen, mit Stille. Nach Mutter Theresa führt die Stille zum Gebet, das Gebet zum Glauben, der Glaube zur Liebe und die Liebe zur Tat. Doch am Anfang dieses Prozesses steht die Stille. Fragte sich jemand: "Wie ist es möglich, sich zu verändern?", gab sie immer eine ganz einfache Antwort: Beginn mit Schweigen.
Tiziano Terzani (La fine è il mio inizio)
War der Mensch bei seiner Geburt eine tabula rasa, ungeformt und ohne Ideen, bereit, von der Gesellschaft beschrieben zu werden, erziehbar und imstande, auf dem Weg zur Vervollkommnung voranzuschreiten? Oder stellte die Gesellschaft, wie Rousseau behauptete, einen verderblichen Einfluss dar und nicht das Fundament alles Richtigen und Guten?
T. Coraghessan Boyle (Das wilde Kind)
Pointing to Reut, I added, “This is her sister. They look alike.
Yigal Zur (Passport to Death (Dotan Naor #2))
Auf Goethe, den philosophischen Kleinbürger, auf Goethe, den Lebensopportunisten, von welchem Maria immer gesagt hat, daß er die Welt nicht auf den Kopf gestellt, sondern den Kopf in den deutschen Schrebergarten gesteckt hat. Auf Goethe, den Gesteinsnummerierer, den Sterndeuter, den philosophischen Daumenlutscher der Deutschen, der ihre Seelenmarmelade abgefüllt hat in ihre Haushaltsgläser für alle Fälle und alle Zwecke. Auf Goethe, der den Deutschen die Binsenwahrheiten gebündelt und als allerhöchstes Geistesgut durch Cotta hat verkaufen und durch die Oberlehrer in ihre Ohren hat schmieren lassen, bis zur endgültigen Verstopfung. [...] Allen verdirbt er den Magen, sagte ich, nur den Deutschen nicht, sie glauben an Goethe wie an ein Weltwunder. Dabei ist dieses Weltwunder nur ein philiströser philosophischer Schrebergärtner. [...] In nichts hat Goethe das Höchste geleistet, sagte ich, in allem nur das Mittelmaß zustande gebracht.
Thomas Bernhard (Extinction)
Die Poesie, ist eine mündliche Form der Prägung der Geschichte in Zeitlupe ... Die Poesie ist auch eine Abneigung zur Wirklichkeit die schwerer ist als diese. Die Poesie ist eine Übertragung der Obrigkeit zum Schüler. Der Schüler lernt die Poesie, und das ist die Geschichte im Buche. Die Poesie lernt man vom Tiere aus, das sich im Wald befindet. Berühmte Geschichteschreiber sind die Gazellen.
Ernst Herbeck
И аз разбрах, че дарбата или милостта да можеш да мислиш обхватно и в много взаимовръзки, че този прекрасен и единствено верен начин да гледаш на света от различни плоскости е достояние само на оня, който освен собствения си опит е възприел и опита на много страни, хора и епохи, съхранен в книгите. Затова бях потресен колко малък би трябвало да се струва светът на човека, лишил се от книгата. ("Das Buch als Eingang zur Welt")
Stefan Zweig (Begegnungen mit Büchern: Aufsätze und Einleitungen aus den Jahren 1902-1939)
Dieser flüchtige Moment, in dem der Hassende seinen Hass dem Gehassten offenbart, findet im Netz einen Echoraum, wiederholt sich, radikalisiert sich - und manifestiert sich so zu einer dauerhaften Öffentlichkeit. Der Hass wird zur neuen Normalität. Die Hassenden glauben, sie hätten das Recht zu hassen. Und wir reagieren auf ihre Provokationen, konfrontieren uns mit dem immer Radikaleren und ernennen sie damit zu unserem Gegenüber.
Kübra Gümüşay (Sprache und Sein)
Sie warten also, wenn auch unbewusst, auf den Augenblick, in dem Sie erkennen, dass Sie tatsächlich anders sind; dass dort draußen Menschen sind wie Madame, die ihnen weder Übles wollen noch Hass gegen Sie empfinden, und doch schon beim Gedanken an Ihre Existenz, an die Art und Weise, wie Sie zur Welt kamen, erschaudern und sich vor der Vorstellung fürchten, sie könnten von Ihnen berührt werden. Wenn Sie sich das erste Mal mit den Augen einer solchen Person sehen, wird Ihnen kalt ums Herz. Es ist, als sähen Sie einen Spiegel, an dem Sie jeden Tag Ihres Lebens vorbeigegangen sind, und auf einmal zeigt er Ihnen etwas anderes, etwas Fremdes, Verstörendes.
Kazuo Ishiguro (Never Let Me Go)
Der bequeme Fernsehstuhl breitet weit die Arme aus, leise ertönt die Signation zur Zeit im Bild, nüchtern regt sich der Nachrichtensprecher über seiner Krawatte. Auf dem Beistelltisch in beispielgebender Fülle und Buntheit eine sortierte Schüsselsammlung mit Naschereien, aus der sich die Damen abwechselnd oder zugleich bedienen. Wenn sie leer ist, wird sie sogleich nachgefüllt, es ist wie im Schlaraffenland, wo auch nichts zuende geht und nichts anfängt.
Elfriede Jelinek (The Piano Teacher)
Sozusagen grundlos vergnügt Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen und dass es regnet, hagelt, friert und schneit. Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit, wenn Heckenrosen und Holunder blühen. - Dass Amseln flöten und das Immen summen, Dass Mücken stechen und dass Brummer brummen. Dass rote Luftballons ins Blaue steigen. Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen. Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht und dass die Sonne täglich neu aufgeht. Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter, gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter, wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn. Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn! Ich freu mich. Das ist des Lebens Sinn. Ich freue mich vor allem. Dass ich bin. In mir ist alles aufgeräumt und heiter; Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt. An solchem Tag erklettert man die Leiter, die von der Erde in den Himmel führt. Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben, - weil er sich selber liebt – den Nächsten lieben. Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne und an das Wunder niemals ganz gewöhne. Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu! Ich freue mich, dass ich… Dass ich mich freu.
Mascha Kaléko
Lieber Paul, wenn ich mich heute nach meinen Wünschen frage, meinen wirklichen Wünschen, dann zögre ich mir Antwort zu geben, ja vielleicht bin ich sogar zur Einsicht gekommen, dass es uns nicht zusteht zu wünschen, dass wir nur ein gewisses Pensum an Arbeit zu erledigen haben, dass, was wir immer tun, ohne Wirkung ist, dass man dennoch zwischen acht Uhr früh und sechs Uhr abends so tun muss, als sei es wichtig, auf ein Blatt Papier einen Beistrich oder einen Doppelpunkt zu setzen.
Ingeborg Bachmann
Wenn es stimmt, dass sich keine Demokratie eine totale Transparenz erlauben kann, dass das Geheimnis eine eigene Physiologie besitzt und der Staat seine herrschaftlichen Geheimnisse braucht, entsteht dann ein Problem, wenn diese Physiologie zur Pathologie wird. Wenn die Dimension des Unsagbaren das Ausmaß dessen, was man sagen darf, übersteigt, wenn das Verborgene – zeitlich betrachtet – bei weitem größer ist als die Transparenz, dann wird das Geheimnis für die Demokratie zu einer offenen Wunde.
Giovanni De Luna
»Dann erinnerst du dich also an alles?« »Besonders gerne an den Kuss im Wandschrank.« Ich stöhnte leise und fuhr mir genervt durchs Haar. »Das war doch nur ein einziger Kuss. Ich habe dich bloß geküsst, weil ich dich zum Schweigen bringen wollte, damit Sawyers Mom uns nicht entdeckt und wir keinen Ärger kriegen. Du küsst doch sicher ständig Mädchen und danach geht ihr getrennte Wege. Außerdem kann ich deinen besten Freund nicht leiden.« Levi legte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Weißt du, Tate, ich kann Sawyer manchmal auch nicht leiden. Sieh ihn dir doch nur an! Wie er sein Haar trägt, das ist doch echt abartig. Wir haben voll was gemeinsam.« Automatisch blickte ich zu Sawyer hinüber, um seine Frisur abzuchecken. Wie immer waren seine Haare durcheinander und wuschelig und nicht mal wirklich das, was ich unbedingt eine richtige Frisur nennen würde. »Sieht er nicht immer so aus?« »Sag das doch nicht so laut! Ich versuche es immer wieder zu verdrängen, damit wir beide mit diesem Umstand leben können. Du verletzt sonst seine Gefühle.« »Sawyer hat Gefühle?«, fragte ich sarkastisch. »Können wir nicht lieber über meine Gefühle reden?«, erwiderte Levi und rückte mit seinem Stuhl näher. »Sehe ich aus wie eine Therapeutin?« »Nein«, antwortete er. »Dafür bist du zu süß.«
Tanja Voosen (Mondfunken)
Sie hatte die Lektion des Verzichts gelernt und war mit dem täglichen Scheitern ihrer Wünsche so vertraut wie mit dem täglich wiederkehrenden Untergang der Sonne. Wenn ihre irdische Laufbahn sie ein paar Bücherphilosophien gelehrt hatte, so hatte dies sie darin zumindest wohlgeübt sein lassen. Doch waren ihre Erfahrungen weniger eine Reihe direkter Enttäuschungen gewesen als eine Reihe von Ersatzleistungen. Immer wieder geschah es, daß das, was sie gewünscht hatte, ihr nicht gewährt wurde, und was ihr gewährt wurde, hatte sie nicht gewünscht. So betrachtete sie mit einem Versuch zur Gleichmut die nun ausgelöschten Tage, da Donald ihr uneingestandener Liebhaber gewesen war, und fragte sich, was für eine ungewünschte Sache ihr wohl der Himmel an seiner Stelle schicken mochte.
Thomas Hardy (The Mayor of Casterbridge)
Anders als die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich die meisten europäischen Nationalstaaten auf der Grundlage von Homogenisierungen entwickelt; historisch liegt ihnen das Ideal einer Einheit von Blut, Kultur, Sprache und Religion zugrunde. Dieser Drang zur Vereinheitlichung war kaum irgendwo stärker als in Deutschland, eben weil es sich erst spät zu einer Nation herausgebildet hat, und das Deutsche niemals ein so natürlicher oder unumstrittener Bezugspunkt war wie England für die Engländer oder Frankreich für die Franzosen.
Navid Kermani
VOR DEM EINGANG ZUR HÖLLE Verlassen sind wir doch wie verirrte Kinder im Walde. Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüßtest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen vor einander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle..." - Aus einem Brief Kafkas an Oskar Pollak, 8.11.1903.
Franz Kafka
Doch das sei abermals betont: angestoßen, politisch zu werden, hat mich nicht Willy Brandt, sondern der allerchristlichste Kanzler. Er, der sich aus Nächstenliebe den Kommentator der Rassengesetze, Hans Globke, als Staatssekretär hielt, er, dem das christliche Abendland nur bis zur Elbe reichte, er verdächtigte den Emigranten Brandt „alias Frahm“ unterschwellig des Landesverrats. Sein Christentum katholischer Machart gab ihm ein, uneheliche Herkunft als Makel anzuprangern. Konrad Adenauer war jedes Mittel recht, weshalb er immer noch als Staatsmann gilt.
Günter Grass (Grimms Wörter. Eine Liebeserklärung)
Leute, die Kunst machen, haben ein spezielles Verhältnis zur Angst. Angst ist gemeinhin ein Warnsignal, dem man Aufmerksamkeit schenken sollte. Aber Angst ist auch, oft genug, der Künstlerin Nemesis, die mit allen Tricks versucht, sie von der Berufsausübung abzuhalten. Eine Blockade, die es gilt, tollkühn zu überwinden. Die meisten von uns verbringen viel Lebenszeit damit, hilfreiche von schädlicher Angst unterscheiden zu lernen. Ich hatte offensichtlich noch nicht genug getanzt, genug meditiert, war nicht genug spaziert, um die Signale zuverlässig deuten zu können.
Judith Holofernes (Die Träume anderer Leute)
Ich weiß nicht, aber mich dünkt, ich sähe zwei Wege um zur Wissenschaft der menschlichen Geschichte zu gelangen. Der eine, mühsam und unabsehlich, mit unzähligen Krümmungen, der Weg der Erfahrung; der andere, fast ein Sprung nur, der Weg der innern Betrachtung. Der Wanderer des ersten muß eins aus dem andern in einer langwierigen Rechnung finden, wenn der andere die Natur jeder Begebenheit und jeder Sache gleich unmittelbar anschaut, und sie in ihrem lebendigen, mannigfaltigen Zusammenhange betrachten, und leicht mit allen übrigen, wie Figuren auf einer Tafel, vergleichen kann.
Novalis (Henry von Ofterdingen)
Gestern, inmitten des zarten Übergangs vom Morgengrauen zur Abenddämmerung, fühlte ich mich verloren zwischen der greifbaren Umarmung der Realität und dem vergänglichen Reich der Träume und Illusionen. Die Freude an der Erinnerung, einst ein geschätzter Trost, entzog sich nun meinem Zugriff, denn es gab keinen Begleiter, mit dem ich diese wertvollen Erinnerungen teilen konnte. Es war, als hätte die Abwesenheit meiner Geliebten diesen gemeinsamen Erlebnissen die Essenz entzogen und sie hohl und distanziert gemacht. Der Verlust eines unverzichtbaren Menschen fügt dem Herzen eine tiefe Wunde zu, die nie vollständig heilt. Sie bleiben für immer in den zerbrochenen Kammern unserer Seele präsent, ihre Essenz ist für immer mit unserer eigenen verbunden. Die einfachen Nuancen unseres gemeinsamen Daseins, einst Quellen der Wärme und des Trostes, dienen heute als eindringliche Echos, die vor Schmerz nachhallen. In der riesigen Fläche, in der sich einst deine Präsenz befand, existiert jetzt eine Leere – eine Leere, die genau nach diesem Bild geformt ist und von keinem anderen gefüllt wird. Ich navigiere ständig durch die Konturen dieser Leere, durchquere tagsüber ihre Tiefen und erliege nachts ihrer allumfassenden Dunkelheit. Es ist eine Kluft, die kunstvoll in die Silhouette deiner Abwesenheit eingraviert ist, eine Leere, die sich allen Versuchen der Schließung widersetzt, denn niemand sonst kann jemals den Raum einnehmen, den du einst in meinem Herzen gehalten hast.
Rolf van der Wind
Im Verlaufe nicht nur der ökonomischen, sondern auch der politischen Globalisierung kann das kardinale völkerrechtliche Prinzip der Nichteinmischung in Gefahr geraten. Besonders gilt dies für dasVerhältnis des Westens zur islamischen Kultur. Vornehmlich von meinem toten muslimischen Freunde Anwar as-Sadat habe ich den Respekt gegenüber anderen Religionen gelernt. Ich habe von ihm gelernt die gleichen Wurzeln von Judentum und Christentum und Islam. Und inzwischen habe ich ausserdem gelernt, dass Konfuzius, Sokrates oder Lao Tse und ebenso Zarathustra und Gautama Buddha ein halbes Jahrtausend, Moses oder Echnaton ein ganzes Jahrtausend vor Jesus von Nazareth gelebt haben - und dass sie wahrscheinlich deswegen doch nicht unglücklicher gewesen sind als wir Heutigen. Unter den globalisierten Umständen der heutigen Menschheit geziemt jedermann Respekt und Toleranz gegenüber den Kulturen der anderen.
Helmut Schmidt (Sechs Reden)
Sie sollten uns Achtzehnjährigen Vermittler und Führer zur Welt des Erwachsenseins werden, zur Welt der Arbeit, der Pflicht, der Kultur und des Fortschritts, zur Zukunft. [...] Mit dem Begriff der Autorität, dessen Träger sie waren, verband sich in unseren Gedanken größere Einsicht und menschlicheres Wissen. Doch der erste Tote, den wir sahen, zertrümmerte diese Überzeugung. Wir mußten erkennen, daß unser Alter ehrlicher war als das ihre; sie hatten vor uns nur die Phrase und die Geschicklichkeit voraus. Das erste Trommelfeuer zeigte uns unseren Irrtum, und unter ihm stürzte die Weltanschauung zusammen, die sie uns gelehrt hatten.
Erich Maria Remarque (Im Westen nichts Neues)
1. Lesen ist ein bloßes Surrogat des eigenen Denkens. Man läßt dabei seine Gedanken von dem Andern am Gängelbande führen. [...] Lesen soll man nur dann, wann auch die Quelle der eigenen Gedanken stockt; was auch beim besten Kopfe oft genug der Fall seyn wird. Hingegen die eigenen, urkräftigen Gedanken verscheuchen, um ein Buch zur Hand zu nehmen, ist Sünde wider den heiligen Geist. Man gleicht alsdann Dem, der aus der freien Natur flieht, um ein Herbarium zu besehn, oder um schöne Gegenden im Kupferstiche zu betrachten. 2. Wann wir lesen, denkt ein Anderer für uns: wir wiederholen bloß den mentalen Prozeß. Es ist damit, wie wenn beim Schreibenlernen der Schüler die vom Lehrer mit Bleistift geschriebenen Züge mit der Feder nachzieht. Demnach ist beim Lesen die Arbeit des Denkens un zum großen Theile abgenommen. Daher die fühlbare Erleichterung, wenn wir von der Beschäftigung mit unseren eigenen Gedanken zum Lesen übergehn. Eben daher kommt es auch, daß wer sehr viel und fast den ganzen Tag liest, dazwischen aber sich in gedankenlosem Zeitvertreibe erholt, die Fähigkeit, selbst zu denken, allmälig verliert, - wie Einer, der immer reitet, zuletzt das Gehn verlernt. Solches aber ist der Fall sehr vieler Gelehrten: sie haben sich dumm gelesen. Denn beständiges, in jedem freien Augenblicke sogleich wieder aufgenommenes Lesen ist noch geisteslähmender, als beständige Handarbeit; da man bei dieser doch den eigenen Gedanken nachhängen kann. Aber wie eine Springfeder durch den anhaltenden Druck eines fremden Körpers ihre Elasticität endlich einbüßt; so der Geist die seine, durch fortwährendes Aufdringen fremder Gedanken. Und wie man durch zu viele Nahrung den Magen verdirbt und dadurch dem ganzen Leibe schadet; so kann man auch durch zu viele Geistesnahrung den Geist überfüllen und ersticken. Denn selbst das Gelesene eignet man sich erst durch späteres Nachdenken darüber an, durch Rumination. Liest man hingegen immerfort, ohne späterhin weiter daran zu denken; so faßt es nichtWurzel und geht meistens verloren: Ueberhaupt aber geht es mit der geistigen Nahrung nicht anders, als mit der leibichen: kaum der funfzigste Theil von dem, was man zu sich nimmt, wird assimilirt: das Uebrige geht durch Evaporation, Respiration, oder sonst ab.
Arthur Schopenhauer (Περί ανάγνωσης και βιβλίων: Η τέχνη της αποχής από την ανάγνωση)
Niemand weiß nix über den andern. Und am wenigstens weiß man's bei der Liebe. Liebe sei nach ihrer Meinung ein total destruktiver Zustand: Zwei Fremde, die einander plötzlich sehen, oder nicht wirklich sehen, riechen, und in Nullkommanix stärker verbunden sind als Bruder und Schwester. Fangen an, miteinander im selben Bett zu schlafen, obwohl sie nicht zur selben Familie gehören. Oft sind das zwei, die nicht Freunde, nicht Bekannte, nicht Kumpels sind, bloß ineinander verknallt, und wenn die ganze Welt untergeht. Und guck dir doch an, was für ein Desaster. An Liebe sterben vielleicht mehr als an Drogen. Vielleicht müßte man auch dafür eine Entziehungskur schaffen.
Amos Oz
Meiner Meinung nach ist es die Art von uns Ostasiaten, die Umstände, in die wir einbezogen sind, zu akzeptieren und uns mit den jeweiligen Verhältnissen zufriedenzugeben. Deshalb stört uns das Dunkel nicht, wir nehmen es als etwas Unabänderliches hin; wenn es an Licht fehlt, sei's drum – dann vertiefen wir uns eben in die Dunkelheit und entdecken darin eine ihr eigene Schönheit. Demgegenüber sind die aktiven Menschen des Westens ständig auf der Suche nach besseren Verhältnissen. Von der Kerze zur Lampe, von der Lampe zum Gaslicht, vom Gaslicht zum elektrischen Licht fortschreitend, streben sie unablässig nach Helligkeit und mühen sich ab, selbst den geringfügigsten Schatten zu verscheuchen.
Jun'ichirō Tanizaki (Lob des Schattens: Entwurf einer japanischen Ästhetik)
Ich gehe rüber zur Tauentzienstraße, ein Pappschild unter dem Arm, das ich am Europacenter anschlage wie einst Luther seine Thesen in Wittenberg. Dort stehe ich, und kann nicht anders. Ein paar Leute bleiben stehen und sehen sich an, was das auf dem Pappschild steht. "Das Romanische Café" steht da, "ist die Stätte der höchsten intellektuellen Verfeinerung und der tiefsten sozialen Ignoranz; die Stätte anekdotische Selbstbefriedigung, wo Aphorismen aufeinander Jagd machen, kopulieren und kleine Witze in die Welt setzen. Das Romanische Café ist die Stätte, wo jedes normale Wort in den Verdacht gerät, dem Unterbewusstsein einer Amöbe entsprungen zu sein; die Stätte, wo Friedrich Gundelfinger den Finger verlor und daher nicht auf den jungen Journalisten namens Joseph Goebbels deuten konnte, der mit bösem Lächeln und einem kleinen Notizblock auf den Knien zu Füßen des zelebrierten und entfingerten Gundolf saß. Das Romanische Café ist die Stätte, wo Pegasus mit Aperçus gefüttert wurde, bis er nicht mehr krauchen konnte…" Ein Herr mit Pfeife bleibt eine Weile vor dem Pappschild stehen. "Das mit Goebbels ist mir neu". Sagt er und bläst mir Pfeifenrauch ins Gesicht.
Peter Fürst (Schnitzeljagd Berlin--New York (German Edition))
Bei den meisten Menschen verwandelt sich der Schmerz mit der Zeit in Trauer, aus der Trauer entsteht Ruhe, und die Ruhe geht über in Einsamkeit, in eine Einsamkeit so unermesslich und bodenlos wie die dunklen Ozeane. Man glaubt, nicht länger leben zu können. Man glaubt, das Seelenlicht wäre ausgelöscht und für immer würde Finsternis herrschen. Doch wenn man von einer so undurchdringlichen Dunkelheit umgeben ist, wenn man beide Augen vor der Welt verschlossen hat, dann öffnet sich im Herzen ein drittes Auge. Erst dann wird einem bewusst, dass das Sehvermögen im Widerspruch zur inneren Erkenntnis steht. Kein Auge sieht so klar und scharf wie das Auge der Liebe. Der Trauer folgt eine andere Zeit, ein anderes Tall, ein anderes Ich. Dann sieht man den unauffindbaren Geliebten auf einmal überall.
Elif Shafak (The Forty Rules of Love)
Ich bin unglücklich in meiner Sprache. Wir sagen seit Jahren nur solche Sätze wie: Sie werden sie aufhängen. Wo waren die Köpfe? Man weiß nicht, wo ihr Grab ist. Die Polizei hat die Leiche nicht freigegeben! Die Wörter sind krank. Meine Wörter brauchen ein Sanatorium, wie kranke Muscheln. Es gibt eine Stelle am Ägäischen Meer, wo drei Ströme zusammenkommen. Man bringt Säcke mit Muscheln aus Istanbul, Izmir, Italien dorthin, die im schmutzigen Wasser krank geworden sind. Das saubere Wasser aus den drei Strömen heilt ein paar Monaten die erkrankten Muscheln. Dieses Stück Meer nenne die Fischer Muschelsanatorium. Wie lange braucht ein Wort, um wieder gesund zu werden? Man sagt, in fremden Ländern verliert man die Muttersprache. Kann man nicht auch in seinem eigenen Land die Muttersprache verlieren?
Emine Sevgi Özdamar (Seltsame Sterne starren zur Erde)
»Vermutlich ist Ihnen das Leben dieses afrikanischen Jungen egal. Wahrscheinlich erschrecken Sie jetzt viel mehr, wenn ich Ihnen verrate, dass das Fleisch auf Ihrem Porzellanteller kein Ibaiona-Schwein ist, sondern aus herkömmlicher Massentierhaltung stammt.« Auch wenn es kein Witz war, nutzten einige der Anwesenden den Moment für ein befreiendes Auflachen. »Ich bitte Sie, einmal den Teller zu heben.« Geschäftige Unruhe machte sich breit. Lautes Gemurmel brandete auf, als die Gäste ein Stück Papier fanden, das auf Wunsch Zaphires unter jedes Gedeck gelegt worden war. Lakonisch sagte er: »Was Sie jetzt in den Händen halten, ist ein Beipackzettel, wie er in Millionen von Medikamentenpackungen steckt. Und wie er jedem im Supermarkt gekauften Schnitzel beiliegen müsste: Tylosinphosphat, Olaquindox, Aminosidin, Clorsulon, Clavulansäure, Levamisol, Azaperon – die Liste ist endlos. Sogar Aspirin wurde von unserem Labor nachgewiesen. Und das ist ja auch ganz logisch.« Er räusperte sich und nippte kurz an dem bereitstehenden Wasserglas. »Wenn ich Sie hier alle anketten und in einem lichtlosen Raum auf wenigen Quadratmetern zusammenpferchen würde, wenn ich Ihnen wie den Schweinen im Stall unserer Fleischfabriken die Eckzähne herausbräche, damit Sie Ihren Platznachbarn nicht totbeißen können, und wenn ich Sie dann mit genmanipuliertem Billigfraß und Wachstumshormonen in Blitzgeschwindigkeit bis zur Schlachtreife hochmästen würde, die nebenbei bemerkt viele der Anwesenden hier im Saal schon längst überschritten haben, dann ist es klar, dass mein Massenmenschschlachtungs-Geschäftsmodell ohne Einsatz von Schmerzmitteln, Antibiotika, Psychopharmaka und Antiparasitika nicht auskommen könnte, ganz zu schweigen von den Tonnen an Sedativa, damit Sie auf dem Transport zum Schlachthof nicht randalieren, bevor ich Sie dort lebendig in ein Brühbad kippen kann.«
Sebastian Fitzek (Noah)
Es ist wichtig zu begreifen, dass wir der Toleranz nicht dienen, wenn wir unser Profil verwässern, sondern indem wir uns umgekehrt unserer eigenen Werte wieder vergewissern. [...] Wir tun der Toleranz auch nichts Böses an, wenn wir die Menschenrechte verteidigen, wie sie in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten entwickelt und niedergeschrieben wurden in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und einer Vielzahl von Konventionen, die detailliert den Schutz einzelner Menschenrechte regeln - etwa zum Schutz von Flüchtlingen, zur Verhinderung von Völkermord, gegen die Diskriminierung der Frau etc. Fast alle Staaten der Welt haben sich nach tiefer leidvoller Erfahrung, nach nationaler Hybris und nach ideologischem oder religösem Fanatismus im Prinzip auf diese Grundrechte und die Rule of Law als Minimum einer Überlebensordnung geeinigt. Die als universell, unveräußerlich und unteilbar angesehenen Menschenrechte sind daher ein gemeinsames Gut der Menschheit. Und wir dürfen und müssen gegenüber kommunistischen, fanatisch-islamistischen oder despotischen Staaten über ihre Verletzung sprechen; denn als Menschen sind wir verpflichtet, die Menschenrechte unserer Mitmenschen zu respektieren und zu verteidigen.
Joachim Gauck (Freiheit. Ein Plädoyer)
Weil nun aber unser Zustand vielmehr etwas ist, das besser nicht wäre; so trägt Alles, was uns umgiebt, die Spur hievon – gleich wie in der Hölle Alles nach Schwefel riecht, – indem Jegliches stets unvollkommen und trüglich, jedes Angenehme mit Unangenehmem versetzt, jeder Genuß immer nur ein halber ist, jedes Vergnügen seine eigene Störung, jede Erleichterung neue Beschwerde herbeiführt, jedes Hülfsmittel unserer täglichen und stündlichen Noch uns alle Augenblicke im Stich läßt und seinen Dienst versagt, die Stufe, auf welche wir treten, so oft unter uns bricht, ja, Unfälle, große und kleine, das Element unsers Lebens sind, und wir, mit Einem Wort, dem Phineus gleichen, dem die Harpyen alle Speisen besudelten und ungenießbar machten. Alles was wir anfassen, widersetzt sich, weil es seinen eigenen Willen hat, der überwunden werden muß. Zwei Mittel werden dagegen versucht: erstlich die eulabeia, d.i. Klugheit, Vorsicht, Schlauheit: sie lernt nicht aus und reicht nicht aus und wird zu Schanden, Zweitens, der Stoische Gleichmuth, welcher jeden Unfall entwaffnen will, durch Gefaßtseyn auf alle und Verschmähen von Allem: praktisch wird er zur kynischen Entsagung, die lieber, ein für alle Mal, alle Hülfsmittel und Erleichterungen von sich wirft: sie macht uns zu Hunden: wie den Diogenes in der Tonne. Die Wahrheit ist: wir sollen elend seyn, und sind's. Dabei ist die Hauptquelle der ernstlichsten Uebel, die den Menschen treffen, der Mensch selbst: homo homini lupus. Wer dies Letztere recht ins Auge faßt, erblickt die Welt als eine Hölle, welche die des Dante dadurch übertrifft, daß Einer der Teufel des Andern seyn muß; wozu denn freilich Einer vor dem Andern geeignet ist, vor Allen wohl ein Erzteufel, in Gestalt eines Eroberers auftretend, der einige Hundert Tausend Menschen einander gegenüberstellt und ihnen zuruft: "Leiden und Sterben ist euere Bestimmung: jetzt schießt mit Flinten und Kanonen auf einander los!" und sie thun es.
Arthur Schopenhauer
Mann kann Kantorek natürlich nicht damit in Zusamenhang bringen; - wo bliebe die Welt sonst, wenn man das schon Schuld nennen wollte. Es gab ja Tausende von Kantoreks, die alle überzeugt waren, auf eine für sie bequeme Weise das Beste zu tun. Darin liegt aber gerade für uns ihr Bankerott. Sie sollten uns Achtzehnjährigen Vermittler und Führer zur Welt des Erwachsenseins werden, zur Welt der Arbeit, der Pflicht, der Kultur und des Fortschritts, zur Zukunft. Wir verspotteten sie manchmal und spielten ihnen kleine Streiche, aber im Grunde glaubten wir ihnen. Mit dem Begriff der Autorität, dessen Träger sie waren, verband sich in unseren Gedanken größere Einsicht und menschlicheres Wissen. Doch der erste Tote, den wir sahen, zertrümmerte diese Überzeugung. Wir mußten erkennen, daß unser Alter ehrlicher war als das ihre; sie hatten vor uns nur die Phrase und die Geschicklichkeit voraus. Das erste Trommelfeuer zeigte uns unseren Irrtum, und unter ihm stürzte die Weltanschauung zusammen, die sie uns gelehrt hatten. Während sie noch schrieben und redeten, sahen wir Lazarette und Sterbende; - während sie den Dienst am Staate als das Größte bezeichneten, wußten wir bereits, daß die Todesangst stärker ist. Wir wurden darum keine Meuterer, keine Deserteure, keine Feiglinge – alle diese Ausdrücke waren ihnen ja so leicht zur Hand -, wir liebten unsere Heimat genau so wie sie, und wir gingen bei jedem Angriff mutig vor; - aber wir unterschieden jetzt, wir hatten mit einem Male sehen gelernt. Und wir sahen, daß nichts von ihrer Welt übrigblieb. Wir waren plötzlich auf furchtbare Weise allein; - und wir mußten allein damit fertig werden.
Erich Maria Remarque
Zuletzt aber: wozu müssten wir Das, was wir sind, was wir wollen und nicht wollen, so laut und mit solchem Eifer sagen? Sehen wir es kälter, ferner, klüger, höher an, sagen wir es, wie es unter uns gesagt werden darf, so heimlich, dass alle Welt es überhört, dass alle Welt uns überhört! Vor Allem sagen wir es langsam... Diese Vorrede kommt spät, aber nicht zu spät, was liegt im Grunde an fünf, sechs Jahren? Ein solches Buch, ein solches Problem hat keine Eile; überdies sind wir Beide Freunde des lento, ich ebensowohl als mein Buch. Man ist nicht umsonst Philologe gewesen, man ist es vielleicht noch das will sagen, ein Lehrer des langsamen Lesens: – endlich schreibt man auch langsam. Jetzt gehört es nicht nur zu meinen Gewohnheiten, sondern auch zu meinem Geschmacke – einem boshaften Geschmacke vielleicht? – Nichts mehr zu schreiben, womit nicht jede Art Mensch, die "Eile hat", zur Verzweiflung gebracht wird. Philologie nämlich ist jene ehrwürdige Kunst, welche von ihrem Verehrer vor Allem Eins heischt, bei Seite gehn, sich Zeit lassen, still werden, langsam werden –, als eine Goldschmiedekunst und -kennerschaft des Wortes, die lauter feine vorsichtige Arbeit abzuthun hat und Nichts erreicht, wenn sie es nicht lento erreicht. Gerade damit aber ist sie heute nöthiger als je, gerade dadurch zieht sie und bezaubert sie uns am stärksten, mitten in einem Zeitalter der "Arbeit", will sagen: der Hast, der unanständigen und schwitzenden Eilfertigkeit, das mit Allem gleich "fertig werden" will, auch mit jedem alten und neuen Buche: – sie selbst wird nicht so leicht irgend womit fertig, sie lehrt gut lesen, das heisst langsam, tief, rück- und vorsichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Thüren, mit zarten Fingern und Augen lesen... Meine geduldigen Freunde, dies Buch wünscht sich nur vollkommene Leser und Philologen: lernt mich gut lesen!
Friedrich Nietzsche (Morgenröte/Idyllen aus Messina/Die fröhliche Wissenschaft)
Durante milhares de anos os malfeitores não tiveram acerca do seu crime outra impressão do que essa impressão pessoal, a que se refere Espinosa; dizem à vista do castigo: «Eis um acidente imprevisto», em vez de «eu não devia ter feito isto». Os malfeitores submetiam-se ao castigo, como a uma desgraça ou à morte, sem repugnância com aquele fatalismo valoroso do qual os russos nos levam vantagens. Se algum efeito produzia o castigo, era o aumento da perspicácia, o desenvolvimento da memória, a vontade de operar para diante com mais prudência, com mais precaução, o mistério, e finalmente a confissão de que, em muitas coisas o homem é fraco, na reforma do juízo acerca de si mesmo. Em suma o que logra o castigo no homem e no animal, é o aumento do medo, a finura da perspicácia, o domínio dos apetites: nesse sentido o castigo doma o homem, mas não o melhora; talvez pelo contrário (Dos escarmentados saem os avisados, diz o adágio; mas também nascem os maus, e às vezes, por fortuna, os estúpidos).
Friedrich Nietzsche (Zur Genealogie Der Moral (1887) Gotzendammerung (1889))
Sein braungebrannter Oberkörper war noch ein wenig feucht und Wasser tropfte von seinen langen dunklen Haaren auf seine Haut. Ich biss mir auf die Unterlippe, was die einzige Bewegung war, zu der ich fähig war. Mir war klar, dass ich ihn peinlicherweise jetzt genau wie die Schlampen im Club wollüstig anschmachtete, aber ich konnte nichts dagegen tun. Eigentlich sollte ich wirklich gehen, aber ich konnte nicht. Außerdem, hatte er mich nicht schon einmal genau so im Badezimmer beobachtet? Also war es nur fair. Er war so verdammt gut anzusehen und mein Körper reagierte wie der jeder Frau bei diesem Anblick. Mir wurde heiß, nicht nur im Gesicht, sondern überall, vor allem weiter unten. Dabei hatte ich ihn schon in seinen Badeshorts gesehen, aber dennoch, das hier war etwas komplett anderes. Was noch schlimmer wurde, als er das Tuch von der Hüfte löste und begann, damit seine Haare zu rubbeln. Unter der Haut bewegten sich die Muskeln seines Rückens, die hinunter zur schmalen Hüfte verliefen. Mein Blick ging noch tiefer und ich hatte keine Spucke mehr im Mund, als ich seinen Po betrachtete. Unwillkürlich krallte ich die Finger in meine Shorts, was zur Folge hatte, dass mir das Handy aus der Hand rutschte und auf den Boden fiel. Der Teppich war dick und dämpfte das Geräusch, aber man konnte es dennoch deutlich hören. Instinktiv wollte ich die Augen zusammenpressen, so wie kleine Kinder, die sich nur mit dem Gesicht hinter einem Vorhang versteckten, und glauben, wenn sie den anderen nicht sehen konnten, dann würden sie auch nicht gesehen werden. Was natürlich nicht der Fall war. Daher schluckte ich und sah wieder hoch und – wie erwartet – in Johnnys Gesicht, als er über die Schulter blickte. Und was ich in seinen tiefblauen Augen lodern sah, erregte mich stärker und machte mir gleichzeitig mehr Angst, als alles zuvor. Meine Augen blieben an seinen haften, auch als ich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie er das Handtuch wieder um die Hüfte legte. Langsam drehte er sich um und beinahe raubtierhaft zielstrebig kam er auf mich zu, wie ein geschmeidiger Panther, den nichts stoppen konnte. Kurz vor mir blieb er stehen, als würde er warten, ob ich davonlief oder nicht. Auf keinen Fall, jetzt nicht mehr. Zu keinem Zeitpunkt hatte er den Blickkontakt zu mir unterbrochen, er musste meine Gedanken darin gelesen haben. Seine Hände umfassten mein Gesicht, strichen mir halbfeuchte Haare aus der Stirn und dann beugte er sich zu mir hinab. Ich hielt den Atem an, wartete auf seine Lippen, die sich aber nicht auf meine legten, sondern einen Zentimeter vorher verharrten. Als würde er noch immer auf meine Entscheidung warten. Mir wurde klar, dass ich diese schon lange getroffen hatte, nur viel zu feige und engstirnig gewesen war, sie mir auch einzugestehen. Ich griff in seine nassen Haare und zog ihn das verbleibende Stück zu mir hinunter. Ein Blitzschlag fuhr von meinen Lippen ausgehend durch meinen Körper, zwischen meine Beine – dann war es um mich und meine Selbstbeherrschung geschehen. Und wie es aussah, auch um seine. Denn statt weiterhin so sanft mein Gesicht zu halten, rutschten seine Hände meinen Rücken entlang bis er an meiner Hüfte angelangt war und sie fest drückte. Wie von selbst bog sich ihm mein Körper entgegen und ich strich mit der Zunge über seine Lippen, dann öffnete ich den Mund für seine und unser Kuss wurde fordernder. Seine Hände glitten noch weiter hinunter, umfassten meinen Po und während wir uns keuchend küssten, hob er mich mit einem Ruck hoch. Meine Beine schlang ich um seine Hüfte und unter dem Tuch konnte ich ihn spüren, was mir ein Stöhnen entlockte, das mir noch nie über die Lippen gekommen war. Daraufhin gab Johnny einen erstickten Laut von sich, küsste mein Kinn, meinen Hals und knabberte am Ohr, an dem er heiser flüsterte: »Sag mir, dass ich aufhören soll.« »Hör nicht auf«, bat ich leise und drückte mich nur noch fester an ihn.
Martina Riemer (Road to Hallelujah (Herzenswege #1))
[…] Ich möchte aber gern noch einmal auf meinen Ratschlag zurückkommen; ich finde nämlich, dass du dein Leben radikal ändern und ganz mutig Dinge in Angriff nehmen solltest, die dir früher nie in den Sinn gekommen wären oder vor denen du im letzten Moment zurückgeschreckt bist. So viele Leute sind unglücklich mit ihrem Leben und schaffen es trotzdem nicht, etwas an ihrer Situation zu ändern, weil sie total fixiert sind auf ein angepasstes Leben in Sicherheit, in dem möglichst alles gleichbleibt – alles Dinge, die einem scheinbar inneren Frieden garantieren. In Wirklichkeit wird die Abenteuerlust im Menschen jedoch am meisten durch eine gesicherte Zukunft gebremst. Leidenschaftliche Abenteuerlust ist die Quelle, aus der der Mensch die Kraft schöpft, sich dem Leben zu stellen. Freude empfinden wir, wenn wir neue Erfahrungen machen, und von daher gibt es kein größeres Glück als in einem immer wieder wechselnden Horizont blicken zu dürfen, an dem jeder Tag mit einer neuen ganz anderen Sonne anbricht. Wenn du mehr aus deinem Leben machen willst, Ron, dann muss du deine Vorliebe für monotone, gesicherte Verhältnisse ablegen und das Chaos in dein Leben lassen, auch wenn es dir am Anfang verrückt erscheinen mag. Aber sobald du dich an ein solches Leben einmal gewöhnt hast, wirst du die volle Bedeutung erkennen, die darin verborgen liegt, und die schier unfassbare Schönheit. Um es auf den Punkt zu bringen, Ron: Geh fort raus Salton City und fang an zu reisen. […] Sei nicht so träge und bleib nicht einfach immer am selben Platz. Beweg dich, reise, werde ein Nomade, erschaffe dir jeden Tag einen neuen Horizont. Du wirst noch so lange leben, Ron, und es wäre eine Schande, wenn du die Gelegenheit nicht nutzen würdest, dein Leben von Grund auf zu ändern, um in ein vollkommen neues Reich der Erfahrungen einzutreten. Es stimmt nicht, wenn du glaubst, dass Glück einzig und allein zwischenmenschlichen Beziehungen entspringt. Gott hat es überall um uns herum verteilt. Es steckt in jeder kleinen Erfahrung, die wir machen. Wir müssen einfach den Mut haben, uns von unserem gewohnten Lebensstil abzukehren und uns auf ein unkonventionelles Leben einzulassen. Vor allem möchte ich dir sagen, dass du weder mich noch sonstwen brauchst, um dieses neue, hoffnungsfroh schimmernde Licht in dein Leben zu bringen. Du musst nur zur Tür hinausgehen und die Hand danach ausstrecken und schon ist es dein. Du selbst bist dein einziger Feind, du und deine Sturheit, mit der du dich weigerst, dich auf etwas Neues einzulassen. […] Du wirst staunen, was es alles zu sehen gibt, und du wirst Leute kennenlernen, von denen man eine Menge lernen kann. Aber mach es ohne viel Geld, keine Motels, und dein Essen kochst du dir selbst. Je weniger du ausgibst, desto höher der Erlebniswert. […]
Jon Krakauer (Into the Wild)