Nie Wieder Quotes

We've searched our database for all the quotes and captions related to Nie Wieder. Here they are! All 100 of them:

Gleich als Du fortwarst, fing es an zu regnen. - Ich wußte, daß ein Ende so beginnt. Weil wir nie wieder denen begegnen, die für uns ausersehen sind.
Mascha Kaléko
Eine Idee, die einmal gedacht wird, kann nie wieder zurückgenommen werden.
Sebastian Fitzek (AchtNacht)
Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Michael Ende (Momo)
Ich hatte immer Angst, nie wieder lieben zu können; jetzt habe ich Angst, auf ewig lieben zu müssen. Dabei habe ich sie noch nicht einmal geküsst.
Frédéric Beigbeder (L'Égoïste romantique)
Wenn man erst einmal weiß, Weiß man auch, daß man weiß, Und wüßte lieber nicht. Aber zu spät. Schon weiß man, daß auch Die Hoffnung nie wieder, Nie wieder einkehrt, nie wieder; Sondern quer übers Meer, ade, Denen zusegelt, die Noch nicht wissen, Noch etwa wissen, Daß es etwas Zu wissen Gibt.
Mascha Kaléko (In meinen Träumen läutet es Sturm)
»Krümel Löwenherz«, sagte Jonathan, »hast du Angst?« »Nein … doch, ich habe Angst! Aber ich tue es trotzdem, Jonathan, ich tue es jetzt… jetzt… Und dann werde ich nie wieder Angst haben. Nie wieder Angst ha …« »Oh, Nangilima! Ja, Jonathan, ich sehe das Licht! Ich sehe das Licht!
Astrid Lindgren
Masken sind eigensinnig. Trägst Du sie nur um einen Tick zu lange, wirst du sie nie wieder vollständig los. Etwas von ihnen bleibt an dir hängen.
David Gray (Wolfswechsel)
Für jeden von uns gibt es etwas ganz Besonderes, das sich ihm nur in einem bestimmten Augenblick als schwache kleine Flamme darbietet. Einige achtsame, vom Glück begünstigte Menschen hegen diese Flamme, bis sie groß genug ist, um ihnen wie eine Fackel den Lebensweg zu erhellen. Erlischt diese Flamme jedoch, können wir sie nie wieder entzünden.
Haruki Murakami (Sputnik Sweetheart)
Es war nie wieder so toll, nicht mal, als es danach richtig toll war. Ich meine, es ist in den letzten Jahren fast alles wahrgeworden, was ich mir damals erträumt habe. Aber es war trotzdem nie so schön, wie davon zu träumen.
Benedict Wells (Hard Land)
Fantasielose Enge, Intoleranz. Dogmatische Thesen, hohle Begriffe, eigenmächtige Ideale, rigide Systeme. Für mich sind das sehr beängstigende Dinge, die ich von ganzem Herzen verabscheue. Natürlich ist die Frage, was richtig oder falsch ist, von großer Bedeutung. Aber schon ein einziges Fehlurteil kann oft nie wieder rückgängig gemacht werden. Selbst wenn man den Mut hat, den Fehler einzugestehen, ist es hinterher meist zu spät. Engstirnigkeit und Intoleranz sind wie Parasiten. Sie wechseln immer wieder ihren Wirt und ändern ihre Form. Es gibt keine Rettung vor ihnen.
Haruki Murakami (Kafka on the Shore)
„Wenn du ein Buch auf eine Reise mitnimmst“, hatte Mo gesagt, als er ihr das erste in die Kiste gelegt hatte, „dann geschieht etwas Seltsames: Das Buch wird anfangen, deine Erinnerungen zu sammeln. Du wirst es später nur aufschlagen müssen und schon wirst du wieder dort sein, wo du zuerst darin gelesen hast. Schon mit den ersten Wörtern wird alles zurückkommen: die Bilder, die Gerüche, das Eis, das du beim Lesen gegessen hast… Glaub mir, Bücher sind wie Fliegenpapier. An nichts haften Erinnerungen so gut wie an bedruckten Seiten.“ Vermutlich hatte er damit Recht. Doch Meggie nahm ihre Bücher noch aus einem anderen Grund auf jede Reise mit. Sie waren ihr Zuhause in der Fremde – vertraute Stimmen, Freunde, die sich nie mit ihr stritten, kluge, mächtige Freunde, verwegen und mit allen Wassern der Welt gewaschen, weit gereist, abenteuererprobt.
Cornelia Funke (Inkheart (Inkworld, #1))
Siehst Du, Momo", sagte er, "es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man." Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen!" Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.
Michael Ende (Momo)
Wir sollten darauf achten, einer Erfahrung nur so viel Weisheit zu entnehmen, wie in ihr steckt - mehr nicht; damit wir nicht der Katze gleichen, die sich auf eine heiße Herdplatte setzte. Sie setzt sich nie wieder auf eine heiße Herdplatte - und das ist richtig; aber sie setzt sich auch nie wieder auf eine kalte.
Mark Twain
Die großen Leute verstehen nie etwas von selbst,und für die Kinder ist es zu anstrengend, ihnen immer und immer wieder erklären zu müssen." "As pessoas grandes nunca percebem nada sozinhas e uma criança acaba por se cansar de ter que estar sempre a explicar-lhes tudo.
Antoine de Saint-Exupéry (Le Petit Prince)
Was man verloren hat, findet sich manchmal wieder, aber was man aufgegeben hat, kommt nie zurück.
Nobuhiro Watsuki (Rurouni Kenshin, Volume 23)
Möge ihnen die Liebe für immer ihre Schwingen leihen, so dass ihre Füße nie wieder den Boden berühren.
Victoria Alexander (The Pursuit of Marriage (Effingtons, #8))
Ich fordere einen Zusatz zur Ewigkeitsklausel des Grundgesetzes: Es wird nie wieder alles gut.
Max Czollek (Desintegriert euch!)
„Das heißt, du willst dein Herz nie wieder für etwas Neues öffnen?“, fragte ich weich und wusste, wie zweideutig das klang. „Ich glaube, das wäre ein Fehler.
Lena Kiefer (Heavy & Light (Westwell #1))
Fürchte diejenigen, die sich schwach fühlen. Denn es kann sein, dass sie sich eines Tages stark fühlen wollen und du dich nie wieder davon erholst.
Alina Bronsky (Broken Glass Park)
Ein Mal jedes, nur ein Mal. Ein Mal und nicht mehr. Und wir auch ein Mal. Nie wieder. Aber dieses ein Mal gewesen zu sein, wenn auch nur ein Mal: irdisch gewesen zu sein, scheint nicht widerrufbar.
Rainer Maria Rilke
Ich geh' in Hain und Flur Nie ohne deine Spur; Denn immer muß ich denken, Wohin ich nur mag lenken Die Augen und den Schritt: Hier gingest du einst mit. Und werd' ich hingelangen, Wo du nie mitgegangen, So denk' ich wieder: hier Gingst du noch nie mit mir; O könnt' ich mit dem neuen Spaziergang dich erfreuen!
Friedrich Rückert (Kindertodtenlieder)
Vergiss nie", hatte sie immer wieder und allzu oft betont, "dass nur einhundertachtunddreißig Personen sterben müssen, damit dein Vater König wird! Und das bedeutet, dass du eines Tages vielleicht eine Königin bist!
Terry Pratchett (Nation)
Wohin mit all dem, wenn ich tot bin? Ich glaube, ich hätte lieber die Erinnerung eines Grashalms am Straßenrand, an dem alle vorübergehen, eines Grashalms, den nie wieder einer sieht, bis er eines Tages abgemäht oder ausgerupft wird. Oder einfach vertrocknet.
David Wagner (Leben)
Es gibt Menschen, die können nie nach Phantasien kommen, und es gibt Menschen, die können es, aber sie bleiben für immer dort. Und dann gibt es noch einige, die gehen nach Phantasien und kehren wieder zurück. So wie du, Bastian. Und sie machen beide Welten gesund.
Michael Ende
Wir sollten darauf achten, einer Erfahrung nur so viel Weisheit zu entnehmen, wie in ihr steckt - mehr nicht; damit wir nicht der Katze gleichen, die sich auf eine heiße Herdplatte setzte. Sie setzt sich nie wieder auf eine heiße Herdplatte - und das ist richtig; aber sie setzt sich auch nie wieder auf eine kalte.
Mark Twain
Nachmittags lagen sie im Boot. Der Himmel war klar, noch einmal gab der Sommer seine Wärme. Dies ist der letzte der drei Tage! Aber ich bin so froh wie am ersten. Jung sein, voller Kraft sein, eine Reihe leuchtender Tage – das kommt nie wieder! Heiter Glück verbreiten! – Wir wollen uns Erinnerungen machen, die Funken sprühen! Wir haben alles voraus – heute! Mögen die in den Gräbern die Fäuste schütteln, mögen die Ungeborenen lächeln – wir SIND! Alle sollen freudig sein! Kämpfen – aber mit Freuden! – Dreinhauen – aber mit Lachen! Mädchen, was zieht ihr mit Ketten schwer beladen einher? – Schüttelt sie ab. Sie sind leicht! – Sie sind hohl! – Tanzt, tanzt!
Kurt Tucholsky (Rheinsberg: ein Bilderbuch für Verliebte)
Und wir: Zuschauer, immer, überall, dem allen zugewandt und nie hinaus! Uns überfüllts. Wir ordnens. Es zerfällt. Wir ordnens wieder und zerfallen selbst.
Rainer Maria Rilke (Duino Elegies)
Zeit ist etwas, das man um so weniger begreift, je mehr man davon erfährt. Man kann ihrer nie sicher sein. Achtet man auf die Zeit, so schleicht sie dahin wie eine Schnecke, aber sobald man sich von etwas anderem ablenken läßt, springt sie davon wie ein Wiesel. Sie ist immer da, aber wenn du sie packen willst, greifst du ins Leere, denn sie ist schon wieder vergangen.
Hans Bemmann (Stein und Flöte, und das ist noch nicht alles)
Solange die Liebe jung ist, hat sie den Charakter einer Freistätte. Nie wieder wird man so viele Chancen erhalten und auch wahrnehmen, das Spiel ehrlich zu spielen, mit möglichst wenig hinter dem Berg zu halten und sich dem, in den man verliebt ist, bekannt zu machen, wie in diesen ersten Monaten. Man riskiert es, die Wahrheit zu sagen, weil man vielleicht denkt, dass man noch nicht so viel zu verlieren hat (...)
Connie Palmen (I.M.: Ischa Meijer. In Margine. In Memoriam)
Wir kommen aus einer Welt, in der wir unglaubliche Maßstäbe der Vollkommenheit gekannt haben, und erinnern uns deutlich der Schönheiten, die wir nie festzuhalten vermochten, und kehren wieder in jene Welt zurück.
Thornton Wilder
Сегодня утром я шел по Бюловштрассе. Фашисты громили дом мелкого либерального издателя-пацифиста. Подогнали грузовик и нагрузили его доверху книгами. Водитель насмешливо зачитывал толпе их названия. – «Nie Wieder Krieg!»[24]– выкрикивал он, поднимая одну из них за уголок обложки с таким отвращением, будто в руках у него омерзительная рептилия. Раздался взрыв хохота. – Нет – войне! – отозвалась толстая, хорошо одетая женщина с издевательским смешком. – Надо же!
Кристофер Ишервуд (Goodbye to Berlin)
Man muß nie verzweifeln, wenn einem etwas verloren geht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück; es kommt alles noch herrlicher wieder. Was abfallen muß, fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer als unsere Einsicht sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen. Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken, an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünfte, dem gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.
Rainer Maria Rilke
Es gibt Stunden, in denen ich mich freue auf eine Zeit, in der es nichts mehr geben wird, woran ich mein Herz hängen könnte. Ich bin müde davon, daß mir doch alles wieder genommen wird. Es gibt keinen Ausweg, denn solange es im Wald ein Geschöpf gibt, das ich lieben könnte, werde ich es tun; und wenn es einmal wirklich nichts mehr gibt, werde ich aufhören zu leben. Wären alle Menschen von meiner Art gewesen, hätte es nie eine Wand gegeben, und der alte Mann müßte nicht versteinert vor seinem Brunnen liegen. Aber ich verstehe, warum die anderen immer in der Übermacht waren. Lieben und für ein anderes Wesen sorgen ist ein sehr mühsames Geschäft und viel schwerer, als zu töten und zu zerstören. Ein Kind aufzuziehen dauert zwanzig Jahre, es zu töten zehn Sekunden.
Marlen Haushofer (The Wall)
Wer sich einmal anschaulich macht, wie nach Sokrates, dem Mystagogen der Wissenschaft, eine Philosophenschule nach der anderen, wie Welle auf Welle, sich ablöst, wie eine nie geahnte Universalität der Wissensgier in dem weitesten Bereich der gebildeten Welt und als eigentliche Aufgabe für jeden höher Befähigten die Wissenschaft auf die hohe See führte, von der sie niemals seitdem wieder völlig vertrieben werden konnte, wie durch diese Universalität erst ein gemeinsames Netz des Gedankens über den gesammten Erdball, ja mit Ausblicken auf die Gesetzlichkeit eines ganzen Sonnensystems, gespannt wurde; wer dies Alles, sammt der erstaunlich hohen Wissenspyramide der Gegenwart, sich vergegenwärtigt, der kann sich nicht entbrechen, in Sokrates den einen Wendepunkt und Wirbel der sogenannten Weltgeschichte zu sehen.
Friedrich Nietzsche (Die Geburt der Tragödie. Unzeitgemäße Betrachtungen I - IV. Nachgelassene Schriften 1870 - 1873)
[...] er blies die Asche vom Sitz des Lokführers und setzte den Jungen vor das Führerpult. Das Führerpult war sehr schlicht. Kaum mehr zu tun, als den Handgashebel nach vorn zu schieben. Er machte Zug- und Signalhorngeräusche, ohne jedoch recht zu wissen, was der Junge damit verband. Nach einer Weile schauten sie einfach durch das verschmutzte Glas nach draußen, wo sich die Gleise in einem Bogen in der Ödnis des Unkrauts verloren. Sie mochten verschiedene Welten sehen, doch was sie wussten, war dasselbe. Dass der Zug für alle Ewigkeit hier stehen und verrotten und dass nie wieder ein Zug fahren würde.
Cormac McCarthy (The Road)
And we: spectators, always, everywhere, turned toward the world of objects, never outward. It fills us. We arrange it. It breaks down. We rearrange it, then break down ourselves. (Und wir: Zuschauer, immer, uberall, dem allen zugewandt und nie hinaus! Uns uberfullts. Wir ordnens. es zerfallt. Wir ordnens wieder und zerfallen selbst.)
Rainer Maria Rilke
Heilige Grausamkeit. – Zu einem Heiligen trat ein Mann, der ein eben geborenes Kind in den Händen hielt. »Was soll ich mit dem Kinde machen?« fragte er, »es ist elend, mißgestaltet und hat nicht genug Leben, um zu sterben.« »Töte es«, rief der Heilige mit schrecklicher Stimme, »töte es und halte es dann drei Tage und drei Nächte lang in deinen Armen, auf daß du dir ein Gedächtnis machest – so wirst du nie wieder ein Kind zeugen, wenn es nicht an der Zeit für dich ist, zu zeugen.« – Als der Mann dies gehört hatte, ging er enttäuscht davon; und viele tadelten den Heiligen, weil er zu einer Grausamkeit geraten hatte, denn er hatte geraten, das Kind zu töten. »Aber ist es nicht grausamer, es leben zu lassen?« sagte der Heilige.
Friedrich Nietzsche (The Gay Science: With a Prelude in Rhymes and an Appendix of Songs)
Heilige Grausamkeit. – Zu einem Heiligen trat ein Mann, der ein eben geborenes Kind in den Händen hielt. »Was soll ich mit dem Kinde[84] machen?« fragte er, »es ist elend, mißgestaltet und hat nicht genug Leben, um zu sterben.« »Töte es«, rief der Heilige mit schrecklicher Stimme, »töte es und halte es dann drei Tage und drei Nächte lang in deinen Armen, auf daß du dir ein Gedächtnis machest – so wirst du nie wieder ein Kind zeugen, wenn es nicht an der Zeit für dich ist, zu zeugen.« – Als der Mann dies gehört hatte, ging er enttäuscht davon; und viele tadelten den Heiligen, weil er zu einer Grausamkeit geraten hatte, denn er hatte geraten, das Kind zu töten. »Aber ist es nicht grausamer, es leben zu lassen?« sagte der Heilige.
Friedrich Nietzsche (The Gay Science: With a Prelude in Rhymes and an Appendix of Songs)
Er lachte wieder sein zynisches, verletztes Lachen – und dieses Lachen besagte: Rat mal, was ich herausgefunden habe, als ich acht wurde oder so? Ich habe herausgefunden, dass das ganze Leben eine verdammte Scheiße ist und dass sich daran so bald nichts ändern wird. Vielleicht wird sich auch nie etwas daran ändern. Und das kotzt mich an, aber es hat auch seine komischen Seiten. Verstehst du, was ich meine?
Stephen King (The Talisman (The Talisman, #1))
Es ist nie zu spät dafür, sich selbst zu fragen: "Bin ich dazu bereit, das Leben, das ich führe, zu ändern? Bin ich bereit, mich innerlich zu ändern?" Wenn auch nur ein einziger Tag in deinem Leben genau so verläuft wie der Tag davor, dann ist das sehr bedauerlich. In jedem Augenblick und mit jedem nächsten Atemzug sollte man sich immer und immer wieder erneuern. Es gibt nur einen Weg, um in ein neues Leben hineingeboren zu werden: indem man vor dem Tod stirbt.
Elif Shafak (The Forty Rules of Love)
Der Glaube an Gott ist ein Sichöffnen, ein Loslassen, ein tiefes Vertrauen, eine bedingungslose Liebe – aber manchmal war es so schwer zu lieben. Manchmal sank mein Herz vor Wut, Verzagtheit und Erschöpfung so tief, dass ich befürchtete, es würde bis ganz hinab auf den Grund des Pazifiks sinken und ich würde es nie wieder heraufziehen können. In solchen Augenblicken versuchte ich mir Mut zu machen. Ich fasste mir an den Turban, den ich mir aus den Überresten meines Hemds gewunden hatte und rief: „DAS IST GOTTES HUT!“ Ich fuhr mir über meine Hosen und rief: „DAS SIND GOTTES KLEIDER!“ Ich wies auf Richard Parker und rief: „DAS IST GOTTES KATZE!“ Ich wies auf das Rettungsboot und rief: „DAS IST GOTTES ARCHE!“ Ich breitete meine Arme weit und rief: „DAS SIND DIE GÖTTLICHEN GEFILDE!“ Ich hob den Finger zum Himmel und rief: „DAS IST GOTTES OHR!“ Auf diese Weise rief ich mir ins Gedächtnis, was die Schöpfung war und wo ich meinen Platz darin hatte.
Yann Martel (Life of Pi)
Jeden Tag habe ich mich in der Sicherheitszone danach gesehnt, den Himmel, die Sterne oder lebende Pflanzen zu sehen. […] Durch ihre Glasfenster können sie jeden Tag die Sonne beim Auf- und Untergehen beobachten. Sie können die Sterne zählen, wenn sie wollen, und dem Mond dabei zusehen, wie er zu- und wieder abnimmt. Warum haben sie uns unter der Erde eingesperrt, während sie selbst die Fenster weit aufreißen und ihre Lungen mit frischer Luft füllen konnten? Warum haben sie das nie mit uns geteilt? Warum haben sie uns belogen?
Maya Shepherd (Die Verstoßenen (Radioactive, #1))
Ich sehe die Szene schon vor mir, wie ich oben ankomme, mit dem Typ, der meinen Namen auf der Liste sucht und nicht findet. "Wie heißen Sie nochmal?" "Novecento." "Nosjinskij, Notarbartolo, Novalis, Nozza..." "Es ist nämlich so, daß ich auf einem Schiff geboren bin." "Wie bitte?" "Ich bin aif einem Schiff geboren und da auch gestorben, ich weiß nicht, ob das da aus der Liste hervorgeht..." "Schiffbruch?" "Nein. Explodiert. Dreizehn Zentner Dynamit. Bum." "Aha. Ist soweit alles in Ordnung?" "Ja, ja, bestens... das heißt... da ist noch die Sache mit dem Arm... ein Arm ist weg... aber man hat mir versichert..." "Ein Arm fehlt ihnen?" "Ja. Wissen Sie, bei de Explosion..." "Da müßte noch ein Paar liegen... welcher fehlt Ihnen denn?" "Der linke." "Ach herrje." "Was soll das heißen?" "Ich fürchte, es sind zwei rechte, wissen Sie." "Zwei rechte Arme?" "Tja. Unter Umständen können Sie Schwierigkeiten haben,..." "Ja?" "Ich meine, wenn Sie einen rechten Arm nehmen würden..." "Einen rechten Arm anstelle des linken?" "Ja." "Aber... nein, oder doch,... lieber einen rechten als gar keinen..." "Das meine ich auch. Warten Sie einen Moment, ich hole ihn." "Ich komme am besten in ein paar Tagen wieder vorbei, dann haben Sie vielleicht einen linken da..." "Also, ich habe hier einen weißen und einen schwarzen..." "Nein, nein, einfarbig... nichts gegen Schwarze, hm, es ist nur eine Frage der..." Pech gehabt. Eine ganze Ewigkeit im Paradies mit zwei rechten Armen. (Näselnd gesprochen.) Und jetzt schlagen wir ein schönes Kreuz! (Er setzt zu dieser Geste an, hält aber inne. Er betrachtet seine Hände.) Nie weiß man, welche man nehmen soll. (Er zögert einen Augenblick, dann bekreuzigt er sich schnell mit beiden Händen.) Sich eine ganze ewigkeit, Millionen Jahre, zum Affen machen. (Wieder schlägt er mit beiden Händen ein Kreuz.) Die Hölle. Da gibt's nichts zu lachen. (Er dreht sich um, geht auf die Kulissen zu, bliebt einen Schritt vor dem Abgang stehen, dreht sich erneut zum Publikum, und seine Augen leuchten.) Andererseits... du weißt ja, daß Musik... mit diesen Händen, mit zwei rechten... wenn da nur ein Klavier ist...
Alessandro Baricco (Novecento. Un monologo)
Wenn er meine Liebe nicht haben will, sollte ich sie ihm nicht schenken wollen, dass weiss ich. Doch in dieser Nacht ging ich baden, unerlöst, und ich wusste bereits, dass ich warten würde, bis sein nächster Anruf käme- morgen, in drei Tagen, in einer Woche, nie, wer weiss das schon. Bis dahin wäre sein Schweigen unfassbar. Und riefe er mich endlich, käme ich gelaufen, vor seiner Tür würde ich verschnaufen, mit einem Mal kraftlos, wieder und wieder brächte ich ihm meine Liebe, wie einen übervollen Präsentkorb trüge ich ihn vor mir her, auch wenn er sie dann immer noch nicht haben wollte.
Annette Mingels (Die Liebe Der Matrosen)
...und ich sage nicht, daß es mehr war als Eitelkeit, weshalb ich die Bühne wieder verlassen habe. Lächerlich, Vater, ich bin gegangen, weil einmal, als ich spielte, ein Polizeipräsident geweint hatte. Aber bedenke auch, ob dies erträglich war. Feinheiten letzten Grades, Einsicht in Herzen, hohe Moral, Modernität des Intellekts und der Seele stelle ich für Menschen dar, die meinesgleichen scheinen, weil sie mir zuwinken und betroffene Gesichter haben. Nachher liefern sie Revolutionäre aus und schießen auf Streikende. [...] Kunst bleibt Kunst, und alles Ungestüm des Geistes rührt nie am Leben.
Heinrich Mann
Statt mich wegzudrücken oder zurückzutreten, griff er nach meinem Oberarm und zog mich noch näher zu sich heran. Wieder hüllte mich sein würziger Geruch ein und mein Blick glitt über sein Gesicht, seine Lippen, hinunter zu seinem Hals. Sein ganzer Körper war angespannt, die Muskeln traten hervor und sein Kiefer zuckte. Er schluckte – schwer. Noch nie war mir aufgefallen, wie sexy so ein Hals oder ein Kiefer sein konnte. Oder diese vollen Lippen, die sich gerade teilten, als er Luft ausstieß. Sein Atem streifte meine Wange und ging nun mindestens genauso schnell wie meiner. Verdammt – so war das nicht geplant gewesen.
May Raven (Die Gefahr in den Wäldern (Monster Geek #1))
Sein ganzes Leben eine unausgesetzte Schwächung, immer entwich irgendwas, ohne dass mal was hinzugekommen wäre. Nie ist etwas in Schwingung geraten, dabei hätte man nur mal eine Saite anzupfen müssen, früher, und gleich hätte das ganze Orchester mit eingestimmt. Er ist erfüllt, von oben bis unten ausgegossen mit diesem brennenden Schmerz, sein Herz ein blutender, schwerer Klumpen, der langsam nach unten durchsackt. Er steht auf und schleicht nach draußen, um sich dem Strom derer anzuschließen, die unverdaut wieder ausgespuckt wurden und nun verglühen in den Feuern der Einsamkeit. Wie lange erträgt man es, zu wissen, dass nichts mehr kommt?
Heinz Strunk (Die Zunge Europas)
(Sarah) Während ich nach dem richtigen Förderband Ausschau hielt, fing er neben mir wieder ein Gespräch an: »Du spielst gut.« Ohne meine Suche zu unterbrechen, antwortete ich ihm. »Danke. Und du singst richtig gut.« Ups, das richtig hatte ich eigentlich weglassen wollen. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sich sofort einer seiner Mundwinkel hob. Na toll, wieder Futter für sein haushohes Selbstbewusstsein. Im Geiste klatschte ich mir an die Stirn. »Ebenfalls danke. Du klingst überrascht, hat Nat dir denn nie von meinem Talent erzählt? Hast nicht damit gerechnet, dass es stimmt, nicht wahr?« Nun verdrehte ich vor ihm meine Augen, damit er meine Reaktion mitbekam. Ich holte mir eine Weste aus meinem Rucksack und schlüpfte hinein, als ich ihm antwortete: »Nein. Und noch einmal nein. Er hat nur kurz erwähnt, dass du Gitarre spielst und singst. Muss ich es dir schon wieder sagen, es dreht sich nicht alles um dich. Das meiste, was ich von Nat über dich gehört habe, handelte von irgendwelchen Frauengeschichten, die selbst ihm als Mann zu heftig waren.« Sein Grinsen verschwand, genauso wie ich es mir gedacht hatte. Doch dann war es schon wieder an Ort und Stelle, was mich wiederum irritierte. Besonders, als er sagte: »Du bist schon wieder unhöflich. Merkst du das eigentlich noch? Jede andere würde wenigstens versuchen, nett zu sein.« Endlich hatten wir die richtige Bahn erreicht und ich stellte mich neben die wartenden Fluggäste. Johnny quetschte sich zwischen mich und einen anderen Passagier, als wäre unser Gespräch nicht beendet und als würde er auf eine Antwort warten. Na schön. Ich drehte mich in seine Richtung. »Junge, hatten wir das Thema nicht schon vor ein paar Stunden? Das, was ich tue, nennt man Ehrlichsein. Schreib dir das auf, dann vergisst du es nicht wieder.« Er kratzte sich am Kinn und spielte den Beleidigten, was aber nur von kurzer Dauer war, denn irgendwie schienen ihn meine Antworten auch zu belustigen. Das konnte sein nächster Kommentar nicht verbergen. »Ein kleiner Tipp für die Zukunft: Du bist netter, wenn du den Mund nicht aufmachst.«
Martina Riemer (Road to Hallelujah (Herzenswege #1))
O lieb', solang du lieben kannst! O lieb', solang du lieben kannst! O lieb', solang du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst! Und sorge, daß dein Herze glüht Und Liebe hegt und Liebe trägt, Solang ihm noch ein ander Herz In Liebe warm entgegenschlägt! Und wer dir seine Brust erschließt, O tu ihm, was du kannst, zulieb'! Und mach' ihm jede Stunde froh, Und mach ihm keine Stunde trüb! Und hüte deine Zunge wohl, Bald ist ein böses Wort gesagt! O Gott, es war nicht bös gemeint, - Der andre aber geht und klagt. O lieb', solang du lieben kannst! O lieb', solang du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst! Dann kniest du nieder an der Gruft Und birgst die Augen, trüb und naß, - Sie sehn den andern nimmermehr - Ins lange, feuchte Kirchhofsgras. Und sprichst: O schau' auf mich herab, Der hier an deinem Grabe weint! Vergib, daß ich gekränkt dich hab'! O Gott, es war nicht bös gemeint! Er aber sieht und hört dich nicht, Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst; Der Mund, der oft dich küßte, spricht Nie wieder: Ich vergab dir längst! Er tat's, vergab dir lange schon, Doch manche heiße Träne fiel Um dich und um dein herbes Wort - Doch still - er ruht, er ist am Ziel! O lieb', solang du lieben kannst! O lieb', solang du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Ferdinand Freiligrath
Alle meine gestohlenen Bücher tuschelten nachts miteinander, erzählten die Geschichten ihrer Entführung, kicherten dabei, freuten sich, dass ihre Eselsohren begradigt wurden, ihnen niemand mehr den Rücken knickte, ihre Kaffeeflecken weggebleicht wurden und man sie nun berührte, als würde man nicht nur mit den Fingern über Papier fahren, sondern selbst in den Tiefen ihrer Buchstaben, ihrer tintigen Sätze wühlen, tief in ihnen versinken und tiefer, tiefer und sie endlich im Arm halten, über ihren Rücken streichen, ihren Geruch einsaugen, ihren Umschlag wieder anlegen und zurechtstreichen. Nie mehr wieder nackt auf einem schmutzigen Küchentisch, Kehrseite nach oben liegen, und wer sie las, würde sie so nicht einfach zurücklassen, sich ankleiden und ausgehen, sondern mit ihnen im Arm einschlafen. Niemals hätte ich sie verlassen. Manche berührte ich so vorsichtig, als würde ich damit ein Verbrechen begehen, Schmetterlinge streicheln.
Cordula Simon (Ostrov Mogila)
Jedes Volk, das sich an einer von der europäischen Naturwissenschaft festgesetzten Notenskala messen lässt, steht immer als Kulturverbund höherer Affen da. Das Notengeben ist sinnlos. Jeder Versuch, die Kulturen nebeneinander zu stellen, um zu bestimmen, welche davon am höchsten entwickelt ist, führt immer nur dazu, daß die westliche Kultur noch einen weiteren beschissenen Versuch unternimmt, den Haß auf ihren eigenen Schatten auf andere zu projizieren. Es gibt nur eine Art und Weise, eine andere Kultur zu verstehen. Sie zu _leben_. In sie einzuziehen, darum zu bitten, als Gast geduldet zu werden, die Sprache zu lernen. Irgendwann kommt dann vielleicht das Verständnis. Es wird dann immer wortlos sein. In dem Moment, in dem man das Fremde begreift, verliert man den Drang, es zu erklären. Ein Phänomen erklären heißt, sich davon zu entfernen. Wen ich anfange, mit mir selber oder anderen von Qaanaaq zu reden, habe ich fast wieder verloren, was nie richtig mein gewesen ist.
Peter Høeg (Smilla's Sense of Snow)
An die Freude Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum! Deine Zauber binden wieder Was die Mode streng geteilt*; Alle Menschen werden Brüder* Wo dein sanfter Flügel weilt. Wem der große Wurf gelungen Eines Freundes Freund zu sein; Wer ein holdes Weib errungen Mische seinen Jubel ein! Ja, wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer's nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund! Freude trinken alle Wesen An den Brüsten der Natur; Alle Guten, alle Bösen Folgen ihrer Rosenspur. Küsse gab sie uns und Reben, Einen Freund, geprüft im Tod; Wollust ward dem Wurm gegeben und der Cherub steht vor Gott. Froh, wie seine Sonnen fliegen Durch des Himmels prächt'gen Plan Laufet, Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein Held zum Siegen. Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt! Brüder, über'm Sternenzelt Muß ein lieber Vater wohnen. Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahnest du den Schöpfer, Welt? Such' ihn über'm Sternenzelt! Über Sternen muß er wohnen.
Friedrich Schiller
[...] die Literatur kam auf merkwürdige Art, ganz locker und grazilen Schritts, mit roten hochhackigen Schuhen, schräg sitzender Russenmütze und beigefarbenem Trenchcoat auf ihn zu. Doch selbst so interessierte sie ihn nicht allzu sehr, bis er sie ganz bewusst mit Catherine Deneuve verwechselte, die er noch vor Kurzem mit Trenchcoat und Schirm in einem sehr regnerischen Film gesehen hatte, der in Cherbourg spielte . [...] Bedauerlich, dass seine Mutter ihn mitten in seiner Erinnerung an den Augenblick riss, als er ob einer tiefen Sinnesverwirrung glaubte, die Literatur sei Catherine Deneuve, ein Missverständnis, das zu korrigieren ihm nie mehr gelang, gerade als er sie allein und überaus lasziv in ihren roten Schuhen und völlig nackt unter ihrem Trenchcoat, mit schräg sitzender Mütze an jenem regnerischen Tag leicht bedrückt auf sich zukommen sah, dass seine Mutter ihn daran hinderte, diese Vision, die ihn immer wieder aufs Neue erregt, bis zum Ende auszukosten. [...] Niemand weiß von seiner Schwierigkeit, die Literatur von Catherine Deneuve zu trennen.
Enrique Vila-Matas (Dublinesque)
Mein Sein hat sich ein Leben lang weiterentwickelt. Schritt für Schritt taste ich mich, detailverliebt und horizontsüchtig, so weiter ins Ungewisse hinein. Es waren immer schon Träume, die mich getragen haben. Das Glück kam mit dem jeweiligen Weg, wenn er richtig war, hinzu. Erfolg hatte ich, weil ich die kühnsten Ideen zugelassen habe. Ich bin weder mutiger noch stärker als andere, auch nicht gescheiter. Meine Lungen haben ein bescheidenes Fassungsvermögen, mein Herz ist schon einmal operiert worden und mein Gehwerkzeug häufiger geflickt. Ich bin immer wieder aufgestanden, häufiger als andere. Auch wenn ich am Boden lag, habe ich nie zu träumen aufgehört. Ich habe meine Träume wahr gemacht, tausendundeine Idee umgesetzt. Meine Kunst zu leben – den Kopf in den Wolken, die Füße fest auf der Erde, den Tod im Blick – steckt in der Identifikation mit meinen Zielen. Weder mit meinen handwerklichen Fähigkeiten noch mit der Stimme oder der Sprache fähig, Kunstwerke zu schaffen, habe ich mich in der Kunst des Überlebens geübt. Wo immer ich dabei hinging, am Ende ging es nur noch zu Fuß weiter. Wie zu all meinen Museen auch.
Reinhold Messner (Über Leben)
Sein braungebrannter Oberkörper war noch ein wenig feucht und Wasser tropfte von seinen langen dunklen Haaren auf seine Haut. Ich biss mir auf die Unterlippe, was die einzige Bewegung war, zu der ich fähig war. Mir war klar, dass ich ihn peinlicherweise jetzt genau wie die Schlampen im Club wollüstig anschmachtete, aber ich konnte nichts dagegen tun. Eigentlich sollte ich wirklich gehen, aber ich konnte nicht. Außerdem, hatte er mich nicht schon einmal genau so im Badezimmer beobachtet? Also war es nur fair. Er war so verdammt gut anzusehen und mein Körper reagierte wie der jeder Frau bei diesem Anblick. Mir wurde heiß, nicht nur im Gesicht, sondern überall, vor allem weiter unten. Dabei hatte ich ihn schon in seinen Badeshorts gesehen, aber dennoch, das hier war etwas komplett anderes. Was noch schlimmer wurde, als er das Tuch von der Hüfte löste und begann, damit seine Haare zu rubbeln. Unter der Haut bewegten sich die Muskeln seines Rückens, die hinunter zur schmalen Hüfte verliefen. Mein Blick ging noch tiefer und ich hatte keine Spucke mehr im Mund, als ich seinen Po betrachtete. Unwillkürlich krallte ich die Finger in meine Shorts, was zur Folge hatte, dass mir das Handy aus der Hand rutschte und auf den Boden fiel. Der Teppich war dick und dämpfte das Geräusch, aber man konnte es dennoch deutlich hören. Instinktiv wollte ich die Augen zusammenpressen, so wie kleine Kinder, die sich nur mit dem Gesicht hinter einem Vorhang versteckten, und glauben, wenn sie den anderen nicht sehen konnten, dann würden sie auch nicht gesehen werden. Was natürlich nicht der Fall war. Daher schluckte ich und sah wieder hoch und – wie erwartet – in Johnnys Gesicht, als er über die Schulter blickte. Und was ich in seinen tiefblauen Augen lodern sah, erregte mich stärker und machte mir gleichzeitig mehr Angst, als alles zuvor. Meine Augen blieben an seinen haften, auch als ich aus den Augenwinkeln bemerkte, wie er das Handtuch wieder um die Hüfte legte. Langsam drehte er sich um und beinahe raubtierhaft zielstrebig kam er auf mich zu, wie ein geschmeidiger Panther, den nichts stoppen konnte. Kurz vor mir blieb er stehen, als würde er warten, ob ich davonlief oder nicht. Auf keinen Fall, jetzt nicht mehr. Zu keinem Zeitpunkt hatte er den Blickkontakt zu mir unterbrochen, er musste meine Gedanken darin gelesen haben. Seine Hände umfassten mein Gesicht, strichen mir halbfeuchte Haare aus der Stirn und dann beugte er sich zu mir hinab. Ich hielt den Atem an, wartete auf seine Lippen, die sich aber nicht auf meine legten, sondern einen Zentimeter vorher verharrten. Als würde er noch immer auf meine Entscheidung warten. Mir wurde klar, dass ich diese schon lange getroffen hatte, nur viel zu feige und engstirnig gewesen war, sie mir auch einzugestehen. Ich griff in seine nassen Haare und zog ihn das verbleibende Stück zu mir hinunter. Ein Blitzschlag fuhr von meinen Lippen ausgehend durch meinen Körper, zwischen meine Beine – dann war es um mich und meine Selbstbeherrschung geschehen. Und wie es aussah, auch um seine. Denn statt weiterhin so sanft mein Gesicht zu halten, rutschten seine Hände meinen Rücken entlang bis er an meiner Hüfte angelangt war und sie fest drückte. Wie von selbst bog sich ihm mein Körper entgegen und ich strich mit der Zunge über seine Lippen, dann öffnete ich den Mund für seine und unser Kuss wurde fordernder. Seine Hände glitten noch weiter hinunter, umfassten meinen Po und während wir uns keuchend küssten, hob er mich mit einem Ruck hoch. Meine Beine schlang ich um seine Hüfte und unter dem Tuch konnte ich ihn spüren, was mir ein Stöhnen entlockte, das mir noch nie über die Lippen gekommen war. Daraufhin gab Johnny einen erstickten Laut von sich, küsste mein Kinn, meinen Hals und knabberte am Ohr, an dem er heiser flüsterte: »Sag mir, dass ich aufhören soll.« »Hör nicht auf«, bat ich leise und drückte mich nur noch fester an ihn.
Martina Riemer (Road to Hallelujah (Herzenswege #1))
[…] Ich möchte aber gern noch einmal auf meinen Ratschlag zurückkommen; ich finde nämlich, dass du dein Leben radikal ändern und ganz mutig Dinge in Angriff nehmen solltest, die dir früher nie in den Sinn gekommen wären oder vor denen du im letzten Moment zurückgeschreckt bist. So viele Leute sind unglücklich mit ihrem Leben und schaffen es trotzdem nicht, etwas an ihrer Situation zu ändern, weil sie total fixiert sind auf ein angepasstes Leben in Sicherheit, in dem möglichst alles gleichbleibt – alles Dinge, die einem scheinbar inneren Frieden garantieren. In Wirklichkeit wird die Abenteuerlust im Menschen jedoch am meisten durch eine gesicherte Zukunft gebremst. Leidenschaftliche Abenteuerlust ist die Quelle, aus der der Mensch die Kraft schöpft, sich dem Leben zu stellen. Freude empfinden wir, wenn wir neue Erfahrungen machen, und von daher gibt es kein größeres Glück als in einem immer wieder wechselnden Horizont blicken zu dürfen, an dem jeder Tag mit einer neuen ganz anderen Sonne anbricht. Wenn du mehr aus deinem Leben machen willst, Ron, dann muss du deine Vorliebe für monotone, gesicherte Verhältnisse ablegen und das Chaos in dein Leben lassen, auch wenn es dir am Anfang verrückt erscheinen mag. Aber sobald du dich an ein solches Leben einmal gewöhnt hast, wirst du die volle Bedeutung erkennen, die darin verborgen liegt, und die schier unfassbare Schönheit. Um es auf den Punkt zu bringen, Ron: Geh fort raus Salton City und fang an zu reisen. […] Sei nicht so träge und bleib nicht einfach immer am selben Platz. Beweg dich, reise, werde ein Nomade, erschaffe dir jeden Tag einen neuen Horizont. Du wirst noch so lange leben, Ron, und es wäre eine Schande, wenn du die Gelegenheit nicht nutzen würdest, dein Leben von Grund auf zu ändern, um in ein vollkommen neues Reich der Erfahrungen einzutreten. Es stimmt nicht, wenn du glaubst, dass Glück einzig und allein zwischenmenschlichen Beziehungen entspringt. Gott hat es überall um uns herum verteilt. Es steckt in jeder kleinen Erfahrung, die wir machen. Wir müssen einfach den Mut haben, uns von unserem gewohnten Lebensstil abzukehren und uns auf ein unkonventionelles Leben einzulassen. Vor allem möchte ich dir sagen, dass du weder mich noch sonstwen brauchst, um dieses neue, hoffnungsfroh schimmernde Licht in dein Leben zu bringen. Du musst nur zur Tür hinausgehen und die Hand danach ausstrecken und schon ist es dein. Du selbst bist dein einziger Feind, du und deine Sturheit, mit der du dich weigerst, dich auf etwas Neues einzulassen. […] Du wirst staunen, was es alles zu sehen gibt, und du wirst Leute kennenlernen, von denen man eine Menge lernen kann. Aber mach es ohne viel Geld, keine Motels, und dein Essen kochst du dir selbst. Je weniger du ausgibst, desto höher der Erlebniswert. […]
Jon Krakauer (Into the Wild)
… Das verschlug mir für einen Moment die Sprache, ich hatte nicht gedacht, dass es so schlimm um sie stand. »Das tut mir leid … Kann ich irgendetwas tun?« Nat lächelte schwach. »Hast du das nicht schon? Danke. Hau dich lieber ins Bett. Du musst früh raus. Oder hast du morgen keine Schicht?« Während ich die restliche Soße in einen Behälter füllte und in den Kühlschrank stellte, nickte ich bejahend. »Stimmt, Punkt fünf muss ich dort sein, um bei den Vorbereitungen zu helfen.« Seit ich vor sechs Monaten aus Amerika zurückgekommen war, jobbte ich als Frühstückskellner im Radisson Blu Palais Hotel, direkt am Parkring. Eine feine Adresse in Wien, vollgestopft mit gut betuchten Damen, die gerne zu viel Trinkgeld gaben. Mir konnte das mehr als Recht sein. Nur das Aufstehen war die Hölle. »Du weißt, wie streng meine Chefin ist, da gibt es kein Zuspätkommen.« Bei meinen Worten prustete Nat los: »Ja klar, als ob du sie nicht schon längst um den Finger gewickelt hättest mit deinen tiefblauen Augen«, wobei er das Wort tiefblau mit den Fingern in Anführungszeichen setzte und zu quietschen versuchte, wie es eine Bekannte von uns letzten Samstag auf einer Party getan hatte. Verspielt klimperte ich mit den Wimpern und lehnte mich an die Küchenzeile. Wieder musste Nat schmunzeln, wobei er dieses Mal schluckte, bevor er weiterredete: »Hör auf mit dem Scheiß. Verdammt, wenn ich eine Braut wäre, würde ich auch auf dich stehen. Aber weißt du was?« Nun tippte er mit der leeren Gabel in meine Richtung. »Ich würde nie mit dir ins Bett gehen, weil ich Angst vor Syphilis hätte.« Theatralisch griff ich mir mit der Hand an die Brust und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. »Das tut weh! Dabei wärst du so eine geile Schnitte, mit deinen blonden Locken und braunen Augen. Du brichst mir das Herz.« Endlich erreichte Nats Lächeln auch wieder seine Augen und ich atmete innerlich erleichtert auf, bevor ich weiter blödelte. »Du bräuchtest dir gar keine Sorgen darum zu machen, Schatz. Ich nehme doch immer ein Kondom.« »Zum Glück«, betonte er laut, »für die ganze Stadt, sonst würden drei Viertel der Frauen bereits krank im Spital liegen.« Damit brachte er auch mich zum Lachen. »Du bist ein Idiot.« Anstatt mir eine schnelle Retourkutsche zu verpassen, zwinkerte er mir zu und stopfte sich genüsslich den nächsten Happen in den Mund. »Deshalb ist es auch keine schlechte Idee, wenn du wieder losziehst, um die Frauen anderer Städte zu beglücken, damit unsere in Frieden weiterleben können. Weißt du schon, wann es soweit ist?« Eigentlich hatte ich vorgehabt, spätestens im Herbst aufzubrechen und wieder für einige Zeit in Amerika herumzustreunen. Doch so wie mich Nat jetzt anguckte, wie ein zurückgelassener Welpe, meldete sich mein schlechtes Gewissen. Daher zuckte ich mit den Schultern. »Keine Ahnung. In den nächsten Monaten vielleicht. Warum?« Er fragte nicht grundlos, etwas in seinem Blick machte mich unruhig, aber ich konnte nicht sagen was oder warum. Wir hatten die letzten Wochen schon einige Male darüber geredet. Bisher hatte er noch nie Probleme damit gehabt, dass ich manchmal für drei, vier Monate aus dem Land verschwand. Nat leckte die Gabel ab und stellte das Geschirr in die Spüle. »Nichts. Nur so.« … (Bildquelle: pinterest) ‪
Martina Riemer
Wer sich einmal anschaulich macht, wie nach Sokrates, dem Mystagogen der Wissenschaft, eine Philosophenschule nach der anderen, wie Welle auf Welle, sich ablöst, wie eine nie geahnte Universalität der Wissensgier in dem weitesten Bereich der gebildeten Welt und als eigentliche Aufgabe für jeden höher Befähigten die Wissenschaft auf die hohe See führte, von der sie niemals seitdem wieder völlig vertrieben werden konnte, wie durch diese Universalität erst ein gemeinsames Netz des Gedankens über den gesammten Erdball, ja mit Ausblicken auf die Gesetzlichkeit eines ganzen Sonnensystems, gespannt wurde; wer dies Alles, sammt der erstaunlich hohen Wissenspyramide der Gegenwart, sich vergegenwärtigt, der kann sich nicht entbrechen, in Sokrates den einen Wendepunkt und Wirbel der sogenannten Weltgeschichte zu sehen. Denn dächte man sich einmal diese ganze unbezifferbare Summe von Kraft, die für jene Welttendenz verbraucht worden ist, nicht im Dienste des Erkennens, sondern auf die praktischen d.h. egoistischen Ziele der Individuen und Völker verwendet, so wäre wahrscheinlich in allgemeinen Vernichtungskämpfen und fortdauernden Völkerwanderungen die instinctive Lust zum Leben so abgeschwächt, dass, bei der Gewohnheit des Selbstmordes, der Einzelne vielleicht den letzten Rest von Pflichtgefühl empfinden müsste, wenn er, wie der Bewohner der Fidschiinseln, als Sohn seine Eltern, als Freund seinen Freund erdrosselt: ein praktischer Pessimismus, der selbst eine grausenhafte Ethik des Völkermordes aus Mitleid erzeugen könnte – der übrigens überall in der Welt vorhanden ist und vorhanden war, wo nicht die Kunst in irgend welchen Formen, besonders als Religion und Wissenschaft, zum Heilmittel und zur Abwehr jenes Pesthauchs erschienen ist.
Friedrich Nietzsche (Die Geburt der Tragodie, Unzeitgemasse Betrachtungen I-III: (1872-74), Aus: Werke: Kritische Gesamtausgabe, Abt. 3, Bd. 1)
Siebenunddreißig Jahre habe ich daran gearbeitet, genau das zu vermeiden. Systematisch habe ich das einzige in dieser Welt geübt, das lernenswert ist. Verzichten. Ich habe aufgehört, auf irgend etwas zu hoffen. Wenn praktizierte Demut zur olympischen Disziplin erklärt wird, komme ich in die Nationalmannschaft. Ich habe nie Nachsicht mit dem Liebeskummer anderer Leute gehabt. Ich hasse ihre Schwäche. Ich sehe, wie sie jemanden finden, am Ende des Regenbogens. Ich sehe, wie sie Kinder kriegen und einen Silver-Cross-Royal-Blue-Kinderwagen kaufen, in der Frühjahrssonne auf dem Stadtwall spazierengehen, mich herablassend anlachen und denken, arme Smilla, sie weiß nicht, was ihr entgeht, sie weiß nicht, wie das Leben für uns ist, wie das ist, wenn man ein Baby und ein verbrieftes Recht aufeinander hat. Vier Monate später gemütliches Beisammensein in der alten Geburtsvorbereitungsgruppe. Ferdinand hat einen kleinen Rückfall, legt auf einen Spiegel ein paar Bahnen aus, sie findet ihn draußen auf der Toilette, wo er mit einer der anderen frohen Mütter rammelt, und in einer Nanosekunde ist sie von der großen, stolzen, souveränen, unverletzlichen Mama auf einen geistigen Gnom reduziert. Mit einer einzigen Bewegung fällt sie auf mein Niveau und darunter und wird zu einem Insekt, einem Regenwurm, einem Skolopender. Und dann werde ich hervorgeholt und abgestaubt, dann darf ich mir anhören, wie schwer es ist, nach der Scheidung alleinstehende Mutter zu sein, wie sie sich in die Haare geraten sind, als sie die Stereoanlage teilen wollten, wie ihre Jugend von dem Kind aufgesogen wird, das jetzt eine Maschine ist, die sie auffrißt und nicht wieder zurückgibt. Das habe ich mir nie anhören wollen. Was zum Teufel habt ihr euch eigentlich vorgestellt, habe ich gesagt. Glaubt ihr vielleicht, ich redigiere einen Kummerkasten für Frauen? Glaubt ihr, ich bin ein Tagebuch? Die Telefonseelsorge? Eines ist auf Schlittenreisen streng verboten, und das ist Winseln. Jammern ist ein Virus, eine tödliche, infektiöse, epidemische Krankheit. Ich will das nicht hören. Ich will mich von diesen Orgien emotionaler Kleinlichkeit nicht belämmern lassen.
Peter Høeg (Smilla's Sense of Snow)
Nein, Honey. Ich will dich. Nur dich! Ich werde nie wieder auch nur einen dieser verdammten Geier ansehen. Sie können nicht mit dir mithalten! Bitte, Maya, gib mir nur noch eine einzige Chance!
Allie Kinsley (Shane Carter (Fire&Ice, #3))
Noch nie hatte ich einen Mann getroffen, der um die geheime Ich-bringe-die-Welt-wieder-in-Ordnung-Kraft von Milchreis wusste.
Jutta Profijt (Blogging Queen)
Der Junge, der Träume schenkte: Roman (German Edition) by Luca Di Fulvio You have 162 highlighted passages You have 1 note Last annotated on October 13, 2014 Und sie, die Mutter, hörte den Gutsherrn lachen, bis seine Stimme sich in der Staubwolke hinter dem Wagen verlor. Cetta nämlich – das sagte jeder, der Gutsherr jedoch ein wenig zu oft – war ein wirklich hübsches Mädchen und würde gewiss einmal eine bildschöne junge Frau werden.Read more at location 47 Add a note Im Frühsommer sagte die Mutter zur Tochter, sie könne nun wieder genesen. Ganz langsam, um keinen Verdacht zu erregen. Cetta war dreizehn Jahre alt und hatte sich entwickelt. Doch das Jahr als Krüppel hatte sie ein wenig zum Krüppel gemacht. Und nie wieder, auch nicht, als sie erwachsen war, sollte es ihr gelingen, vollkommen gerade zu gehen. Sie lernte, ihren Makel zu überspielen, aber sie richtete sich nie mehr ganz auf. Die linke Brust war ein wenig kleiner als die rechte, die linke Schulter ein wenig gekrümmter als die rechte, der linke Oberschenkel ein wenig gedrungener als der rechte. Zudem war das gesamte Bein, das ein Jahr lang die Schulter nach unten gezogen hatte, steif geworden, oder die Sehnen hatten sich verhärtet, wodurch das Mädchen ein wenig zu hinken schien.Read more at location 69 Add a note Aus dem Augenwinkel konnte sie beobachten,Read more at location 98 Add a note wie die Männer das geschnittene Getreide beiseiteschoben und schließlich lachend erkannten, wer das ungewöhnliche Geräusch verursachte. Die Frauen, die sich dem Schauplatz genähert hatten, taten verlegen und schlugen sich die von weißen Spitzenhandschuhen verhüllten Hände vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken, bevor alle wieder davonspazierten, da es bald Zeit für das Mittagessen war.Read more at location 98 Add a note Brot und einem Schluck Wasser zu ihr zurückkommen, und lachend erklärte, sie beide würden viel Spaß miteinander haben. Und erst als Cetta hörte, wie die eiserne Luke von außen geschlossen wurde, trat sie vom Bullauge zurück und wischte sich mit dem Stroh, das auf dem Boden des Frachtraumes ausgestreut war, die Beine ab, bis sie ganz zerkratzt waren. Sie nahm Natale auf den Arm, entblößte die von den Händen des Kapitäns noch gerötete Brust und gab sie dem Jungen. Als das Kind danach in seinem stinkenden Hundekorb langsam in den Schlaf fiel, verkroch Cetta sich in eine dunklere Ecke, und während ihr die Tränen über die Wangen liefen, dachte sie: Sie sind salzig wie das Meer, das zwischen mir und Amerika liegt. Sie sind ein Vorgeschmack auf den Ozean, und sie leckte sie auf und versuchte, dabei zu lächeln.Read more at location 136 Add a note Mit Blick auf den Laden lehnte er sich gegen die Wand und lachte. Sein Lachen klang nicht wie das eines Erwachsenen, aber auch nicht wie das eines Kindes. Ebenso wie seine blonden Haare nicht zu einem Italiener passten und seine dunklen Augen nicht zu einem Iren. Ein Junge mit einem Niggernamen, der nicht so recht wusste, wer er war. »Die Diamond Dogs«, murmelte er und grinste zufrieden vor sich hin.Read more at location 237 Add a note »Das kostet ... das kostet fünf Cent ...« Lachend zuckte Christmas die Schultern. »Geld. Ist doch nur Geld. Reicht doch, wenn man’s hat, oder?«Read more at location 276 Add a note Der Anwalt sagte etwas und blickte auf Cetta, die den Jungen im Arm hielt, der eben erst von dem Inspektor der Einwanderungsbehörde auf den Namen Christmas getauft worden war. »Um dich können wir uns kümmern«, übersetzte der andere. »Aber das Kind könnte ein Problem sein.« Ohne den Blick niederzuschlagen, drückte Cetta ihren Sohn an sich und schwieg. Der Anwalt rollte die Augen zur Decke, bevor er erneut sprach. »Wie willst du mit dem Jungen arbeiten?«, übersetzte wieder der andere. »Wir bringen ihn an einen Ort, an dem er in Ruhe aufwächst.«Read more at location 320 Add a note
Luca Di Fulvio
DIE GRILLE In tiefer Nacht schlüpfe ich unter den Kotatsu um ein Gedicht zu schreiben doch nach der ersten Zeile füllen meine Augen sich mit Tränen irgendwo zirpt eine Grille wer weint den besuche ich nicht ruft sie Grille kleiner Sänger komm morgen wieder morgen erwarte ich dich mit lachendem Gesicht
Toyo Shibata (Du bist nie zu alt um glücklich zu sein - Lebensweisheiten einer Hundertjährigen)
Wenn ich einsam bin fange ich Sonnenstrahlen ein die durch den Türspalt fallen mit meiner Hand und reibe sie mir immer wieder ins Gesicht
Toyo Shibata (Du bist nie zu alt um glücklich zu sein - Lebensweisheiten einer Hundertjährigen)
Ganz unabhängig davon, daß wir uns schon lange nicht mehr geküsst und auch keinen Sex mehr miteinander hatten... ich würde nie wieder inmitten der Dunkelheit so unbefangen, wie man einen Schluck Wasser trinkt, alles mit ihm teilen können...
Banana Yoshimoto (Sly)
Welchen Wunsch soll ich dir erfüllen", fragte ihn die Fee. "Dass alles wieder normal wird", erwiderte er. "Dass die Welt wieder zur Normalität zurückkehrt." "Normalität", wiederholte sie. "Es gab nie so etwas wie Normalität." "Da hast du vielleicht recht", sagte er. "Was wünschst du dir dann", fragte sie erneut. "Frieden", sagte er. "Ich wünsche mir Frieden.
Dahi Tamara Koch (Wanderherzen)
Erst wenn ich es geschafft haben werde, all diese abgelegten Erinnerungspäckchen wieder aufzuschnüren und auszupacken, erst wenn ich mich traue, die scheinbare Verlässlichkeit der Vergangenheit aufzugeben, sie als Chaos anzunehmen, sie als Chaos zu gestalten, sie auszuschmücken, sie zu feiern, erst wenn alle meine Toten wieder lebendig werden, vertraut, aber eben auch viel fremder, eigenständiger, als ich mir das jemals eingestanden habe, erst dann werde ich Entscheidungen reifen können, wir die Zukunft ihr ewiges Versprechen einlösen und ungewiss sein, wir sich die Linie zu einer Fläche weiten.
Joachim Meyerhoff (Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war)
Ich glaube nicht, dass ich sie je wiedersehen werde. Ich werde sie nie wieder sehen, hören, berühren, in den Armen halten, ihr zuhören, mit ihr lachen; nie wieder auf ihre Schritte horchen, lächeln, wenn eine Tür aufgeht; nie wieder ihren Körper an meinen, meinen an ihren drücken. Ich glaube auch nicht, dass wir uns in entmaterialisierter Form wiedertreffen. Ich glaube, tot ist tot.
Julian Barnes (Levels of Life)
In diesem Moment hatte sich Brutus wieder aufgerappelt und schüttelte wild den Kopf. Ein Grollen, wie sie es nie zuvor gehört hatte, stieg aus seiner Kehle empor. Sein Blick richtete sich auf den Teufel und dann passierte etwas. Sie hatte schon häufig gesehen, wie ihr Freund die Helligkeit aus seiner Umgebung zu schlucken schien und eine Art Nebel oder Dunst um sich herum verbreitete, doch das, was er jetzt verströmte, war eine brennende Dunkelheit. Schwarz wie die Nacht und mit dunkelroten Funken in ihr züngelte sie voran und dehnte sich immer weiter aus. Was geschah hier?
Nicole Gozdek (Inspired - Magie der Muse)
Sie hatte genug Trübsal geblasen! Wenn sie nicht wollte, dass ihre Zukunft den Bach herunterging, dann musste sie das Problem selbst angehen. Ihr Vater konnte als Gouverneur zwar dafür sorgen, dass sie ihren Entführer nie wieder sehen musste, aber das reichte ihr nicht. Er würde dennoch für immer ihr Bündnispartner sein und die Tatsache, dass sie ohne ihn, ohne seine regelmäßige Berührung, noch nicht einmal das kleinste Fitzelchen ihrer Kräfte nutzen konnte, war mehr, als sie ertragen konnte. Sie wollte ihre Kreativität und ihre Freiheit zurück!
Nicole Gozdek (Inspired - Magie der Muse)
Trauer tritt in so vielen Formen auf. Sie ist wie ein Licht, das ein- und ausgeschaltet wird. Sie ist da, sie ist nicht auszuhalten, dann verschwindet sie, weil sie unerträglich ist, weil man sie nicht permanent ertragen kann. Man wird gefüllt und geleert. Tausend Mal am Tag vergaß ich, dass Ole-Jakob tot war. Tausend Mal am Tag fiel es mir plötzlich wieder ein. Beides war unerträglich. Ihn zu vergessen war das Schlimmste, was ich tun konnte. An ihn zu denken war das Schlimmste, was ich tun konnte. Kälte kam und ging. Wärme kam nie. Es gab nur Kälte und die Abwesenheit von Kälte. Wie mit dem Rücken zum Meer zu stehen. Eiskalte Knöchel jedes Mal, wenn eine Welle anrollte. Sie lief ab. Dann kam sie wieder.
Stig Sæterbakken (Through the Night)
Wenn wir es schaffen unsere Unruhe zu bändigen und friedlich zu werden, unseren Willen dem Willen Gottes zu ergeben, dann beginnen wir die Liebe Gottes in allen Dingen zu erleben, und denken nie wieder, dass Gott etwas anders als Liebe sein könnte. Deshalb denken die Sufis an Gott nicht immer als Schöpfer, König oder Richter; sondern sie sehen in Gott den Geliebten, die Geliebte, den Liebenden, die Liebende, und die Liebe selbst. (S. 183)
Hazrat Inayat Khan (Meisterschaft: Spirituelle Verwirklichung in dieser Welt)
Wenn wir uns wiedersehen, wollen wir dies sicher noch ein weiteres Mal, wenn wir einmal miteinander schlafen, wollen wir das wieder machen, ein zweites, drittes, viertes Mal, immer wieder, immer mehr, und weil das, glaube ich, Liebe bedeuten würde, weiß ich nicht, ob ich so für einen Menschen, der nie da ist, empfinden will.
Banana Yoshimoto (Amrita)
aber ich wollte bleiben, mich häppchenweise verlieren und nie wieder aufsammeln.
Olga Grjasnowa (All Russians Love Birch Trees)
Dass der Weg das Ziel ist, dieser Spruch soll wohl Mut machen, mich stimmt er traurig. Bedeutet er denn nicht, dass man niemals irgendwo ankommen wird? Man geht den Weg vorwärts und sucht, und irgendwann sperrt einem der Tod alle Straßen ab. […] Ich will einmal irgendwo ankommen und leben, und sei es nur für kurze Zeit, glücklich leben, ein Glück spüren, das man betasten und an sich pressen kann. Muss nicht lange dauern, nur so lange, dass man sich dessen bewusst wird und laut zur Sonne hinaufrufen kann, heute, heute geht es mir gut und ich habe gefunden, wonach ich so lange gesucht hab, es ist alles schön und ich möchte in tiefer Demut Danke sagen – und wenn ich es je erreichen sollte, dann werde ich es nie mit der Angst beschmutzen, es könne wieder verloren gehen, denn es ist ja da und beschenkt mich. Verloren gehen wird es, das zu wissen, sollte die Angst doch wohl betäuben.
Helmut Krausser (Eros)
Zu Zeiten der hysterischen Wirtschaftshoffnungen in den späten Siebzigerjahren war die Kirchenwiese ein Bauloch. Eines Nachts, hat der damalige Pfarrer erzählt, waren allerdings irgendwelche Lastkraftwagen von irgendeiner Baufirma da. Die haben das Bauloch vollgeräumt und zugeschüttet und sind dann wieder abgefahren. Komischerweise hat man von dieser Baufirma nie wieder etwas gehört. Aber eigentlich hat das die Dörfler nie gestört. Die haben sich im Gegenteil über den schönen flachen Platz neben der Kirche gefreut und ihre Autos da hingeparkt. Die nächsten paar Jahre hat man manchmal ein paar tote Vögel und Katzen und Hunde auf diesem Kirchenwiesenparkplatz gefunden. Aber irgendwann war das auch vorbei. Der Pfarrer hat einen Baum gepflanzt, der ist zwar komisch verwachsen und hat nie richtig Blätter gehabt ist aber trotzdem irgendwie schön. Die Natur hat eben ihre Geheimnisse.
Robert Seethaler (Die weiteren Aussichten)
Was alles mag da wohl noch im Dunkel seines Gedächtnisses warten, aber nie wieder aus der Abstellkammer hervorgeholt werden, bevor der Laden irgendwann endgültig zugemacht wird?
Jenny Erpenbeck (Gehen, ging, gegangen)
Hier, vorübergehend fern von Flüchen und von Schlägen, haben wir die Möglichkeit, wieder zu uns selbst zu finden und nachzudenken, und da wird uns klar, dass wir nie zurückkehren werden. (...) Wir werden nicht zurückkehren. Von hier darf keiner fort, denn er könnte mit dem ins Fleisch geprägten Mal auch die böse Kunde in die Welt tragen, was in Auschwitz Menschen aus Menschen zu machen gewagt haben.
Primo Levi (Ist das ein Mensch?)
Ich erzählte, dass meine Schwester in diesem Kaff vielleicht ihre beste Zeit gehabt habe und es für sie danach nie wieder so schön gewesen sei. Doch Helen meinte, dass in Wahrheit vielleicht gar nicht Grady das Geheimnis gewesen wäre, sondern vor allem, dass Jean damals jung war.
Benedict Wells (Hard Land)
Ich weis, dass du davon überzeugt bist, dass er sich liebt, und das tut er bestimmt auch. Aber er übt dich nicht auf die richtige Art- nicht so, wie du es verdienst. Würde Ryle dich richtig lieben, würde er nicht zulassen, dass du zu Ihm zurückkehrst, weil er nur so dafür sorgen kann, dass er dir wirklich nie wieder wehtut. Das wäre wahre Liebe Lily.
Colleen Hoover (It Ends with Us (It Ends with Us, #1))
Du kannst den Traum einer jeden Person hier beeinflussen, die tiefsten Sehnsüchte eines Menschen in Erfahrung bringen und gleichzeitig so sehr in deine eigenen Vorstellungen und Wünsche eintauchen, dass du selbst Gefahr läufst, nie wieder aufwachen zu wollen.
Sabrina Milazzo (Aus Asche und Nacht)
Wieder einmal das bekannte Gefühl: fliegen zu müssen, auf der Brüstung eines Fensters zu stehen (in einem brennenden Haus?) und keinerlei Rettung zu haben, wenn nicht durch plötzlich Fliegen-Können. Dabei die Gewissheit: Es hilft gar nichts, sich auf die Straße zu stürzen, Selbstmord ist Illusion. Das bedeutet: fliegen zu müssen im Vertrauen, dass eben die Leere mich trage, also Sprung ohne Flügel, einfach Sprung in die Nichtigkeit, in ein nie gelebtes Leben, in die Schuld durch Versäumnis, in die Leere als das Einzigwirkliche, was zu mir gehört, was mich tragen kann..." - Stiller
Max Frisch (I'm Not Stiller)
Der Krieg ist dafür bekannt, dass manche ihre Heimat nie wieder sehen werden.
Anne Lehe (Der Krieg wohnt nebenan (German Edition))
Der stigmatisierte Weg eines Menschen. Man wächst auf, betritt die Schule, stellt zur Hoffnung der Eltern keinen Unfug an und schreibt gute Noten. Man verlässt das starre Gebäude, namens Bildungsanstalt, mit weniger Wissen über das Leben, als man sollte, startet eine Karriere, geht mit unter ernsthafte Beziehung ein, oder vertieft Bestehende, die erste eigene Wohnung, man setzt Kinder in die Welt, am besten noch bevor man dreißig ist, alles andere wäre egoistisch, zum Glück ist bald Wochenende, die Kinder werden immer älter, viel zu schnell, und wollen immer gut versorgt werden, hier ein Urlaub, da ein Geschenk, mit Bedacht nie den eigenen Partner vergessen, obwohl es im Bett schon lange nicht mehr funkt, schließlich ziehen die Kinder aus und betreten ihr eigenes Hamsterrad, womöglich steht nun mitunter die erste Midlife-Crisis an, eine Trennung oder ein Betrug oder beides, zum Glück nicht mehr lange bis zur Rente, die ein oder anderen Krankheit und Operationen überstanden, erreicht man endlich den Ruhestand. Mit Glück bleiben einem ein paar wenige Wochen ohne Krankheit, mit einem geliebten Menschenkreis, der womöglich immer wieder erweitert wird, bis dann schließlich das Licht ausgeht. Nichts daran ist falsch. Es ist nicht falsch solch ein Leben zu wollen, womöglich sogar einfach und mit viel unbeschwerlichem Glück verbunden. Jedoch ist dies nur ein Weg von vielen Abertausenden. Natürlich gibt es Grenzen. Ein Mörder, Rassist oder Sonstiges ist kein guter Mensch, der sein Leben lediglich frei entfalten will. Wie so oft gesagt, endet die eigene Freiheit, bei der Einengung der Freiheit anderer.
Spencer Hill, Krieg zwischen den Welten - Das zweite Gesicht
Ich hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen.
Liam Erpenbach (In Love with Adam)
NEIN! Mara schüttelte die Bilder von sich und fasste einen Entschluss: Keine. Tragträume. Mehr. Nie wieder!
Tommy Krappweis (Mara und der Feuerbringer (Mara und der Feuerbringer, #1))
Wenn ich jetzt falle, stehe ich nie wieder auf. Also gehe ich weiter.
Patricia McCormick (Sergeant Reckless: The True Story of the Little Horse Who Became a Hero)
Als ich dabei zugesehen hatte, wie die Leiche meines Großvaters, umhüllt von schwerem Eichenholz, vergraben wurde, hatte ich verstanden, dass ich nie wieder eine Enkelin sein würde.
Merit Niemeitz (Persephones Schicksal (Göttererbe, #3))
Es war einmal ein Pferd ohne Hals, dafür aber mit Kopf. Ein Mann ohne Job begegnete diesem Pferd auf einem Weg ohne Anfang. Der Mann setzte sich auf das Pferd, tätschelte seinen Kopf, der Kopf fiel, da auf keinem Hals befestigt, runter, rollte den Weg ohne Anfang entlang zum Ziel, wohin der Mann ihm nachlief, ihn aufhob uns sagte: "Jetzt kehre ich um, und betrachte das Ziel als Anfang, so dass der Weg plötzlich doch einen Anfang hat und dieser Defekt damit behoben ist." Er nahm den Kopf untern Arm, stellte sich hinter das Pferd und begann, danach zu treten, damit es loslief. Es lief auch tatsächlich los, und zwar ziemlich schnellm ohne Hals und Kopf. Der Mann kam kaum noch hinterher. Der Abstand vergrößerte sich immer mehr, denn der Weg hatte kein Ziel, und wäre der Mann nun abermals umgekehrt, hätte sich der Abstand nur rascher vergrößert, um sich vielleicht nie wieder verringern zu lassen. Das Problem des Mannes wuchs gewaltig. Als ihm der Pferdekopf allmählich zu schwer wurde und er ihn dennoch nicht fallenlassen wollte, weil er sich nicht zu Unrecht dafür verantwortlich fühlte, war der Kopf doch nur aufgrund seiner Tätschelei vom Rumpf des Pferdes getrennt worden, da nahm der Abstand zu, und das Problem wuchs, und das Pferd galoppierte, und der Kopf des Tieres schlief ein, und es gab keine Lösung, keine Hoffnung und kein Ziel. Immerhin schien die Sonne.
Dietmar Dath (Verbotene Verbesserungen)
Es gibt Kinderfreundschaften, die ein ganz normales Ende finden, meist durch räumliche Trennung. Trifft man später einen solchen Freund, kann man ihn nicht einmal mehr sympathisch finden, man merkt, daß man nichts mit ihm gemeinsam hat, und redet belangloses Zeug und fühlt sich deprimiert und gelangweilt. Und plötzlich sagt dieses fremde Geschöpf: „Erinnerst du dich an den Müller in der dritten Bank, den mit den roten Hosenträgern?“, und alles ist verwandelt. Dir gegenüber sitzt ein kleiner Bub mit Sommersprossen, das wichtigste und liebenswerteste Wesen auf der Welt, du schlägst ihm beseligt auf die Schulter und merkst, daß es die dicke Schulter des Fremden ist. Dein Gelächter bricht ab, später bemühst du dich, ihm aus dem Weg zu gehen, wahrscheinlich geht es ihm genauso, denn ihr trefft euch nie wieder.
Marlen Haushofer (Schreckliche Treue. Gesammelte Erzählungen.)
Sam war nie hier, um die Welt zu retten, er sollte dir nur dein Lächeln zurückgeben, und dabei helfen, dass du deinen Weg wieder findest.
Jeremy C. Gotzler (Not the Hero - Der erste Band der Hangaia-Chroniken: Humorvoller Highfantasyroman mit Dämonen und Magie | mit wunderschönen Illustrationen (Die Hangaia-Chroniken 1) (German Edition))
Beispielsweise die Wüste von Chihuahua. Ich sehe ihre große Öde voll blühender Farben, wo sonst nichts anderes mehr blüht, Farben des glühenden Mittags, Farben der Dämmerung, Farben der unsäglichen Nacht. Ich liebe die Wüste. Kein Vogel in der Luft, kein Wasser, das rinnt, kein Insekt, ringsum nichts als Stille, ringsum nichts als Sand und Sand und wieder Sand, der nicht glatt ist, sondern vom Winde gekämmt und gewellt, Mulden voll Schatten dazwischen, die bläulich sind wie diese Tinte, ja wie mit Tinte gefüllt, und nie eine Wolke, nie auch nur ein Dunst, nie das Geräusch eines fliehenden Tieres, nur da und dort die vereinzelten Kakteen, senkrecht, etwas wie Orgelpfeifen oder siebenarmige Leuchter, aber haushoch, Pflanzen, aber starr und reglos wie Architektur, nicht eigentlich grün, eher bräunlich wie Bernstein, solange die Sonne scheint, und schwarz wie Scherenschnitte vor blauer Nacht - all dies sehe ich mit offenen Augen, wenn ich es auch nie werde schildern können, traumlos und wach wie jedesmal, wenn ich es sehe, betroffen von der Unwahrscheinlichkeit unseres Daseins.
Max Frisch (I'm Not Stiller)
Mutig kämpft für den christlichen Glauben das Land der Agnostiker und Atheisten. Spiegel dienen Frauen als Ikonen.. In Spiegeln Zeichen, die nur sie sehen. So wie jetzt wird es nie wieder sein. So ist nur im April.
Serhiy Zhadan (Himmel über Charkiw: Nachrichten vom Überleben im Krieg)
Wir müssen lernen und die verzweifelnden Menschen lehren, daß es eigentlich nie und nimmer darauf ankommt, was wir vom Leben noch zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: was das Leben von uns erwartet! Zünftig philosophisch gesprochen könnte man sagen, daß es hier also um eine Art kopernikanische Wende geht, so zwar, daß wir nicht mehr einfach nach dem Sinn des Lebens fragen, sondern daß wir uns selbst als die Befragten erleben, als diejenigen, an die das Leben täglich und stündlich Fragen stellt - Fragen, die wir zu beantworten haben, indem wir nicht durch ein Grübeln oder Reden, sondern nur durch ein Handeln, ein richtiges Verhalten, die rechte Antwort geben. Leben heißt letztlich eben nichts anderes als: Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem einzelnen das Leben stellt, für die Erfüllung der Forderung der Stunde. Diese Forderung, und mit ihr der Sinn des Daseins, wechselt von Mensch zu Mensch und von Augenblick zu Augenblick. Nie kann also der Sinn menschlichen Lebens allgemein angegeben werden, nie läßt sich die Frage nach diesem Sinn allgemein beantworten - das Leben, wie es hier gemeint ist, ist nichts Vages, sondern jeweils etwas Konkretes, und so sind auch die Forderungen des Lebens an uns jeweils ganz konkrete. Diese Konkretheit bringt das Schicksal des Menschen mit sich, das für jeden ein einmaliges und einzigartiges ist. Kein Mensch und kein Schicksal läßt sich mit einem andern vergleichen; keine Situation wiederholt sich. Und in jeder Situation ist der Mensch zu anderem Verhalten aufgerufen. Bald verlangt seine konkrete Situation von ihm, daß er handle, sein Schicksal also tätig zu gestalten versuche, bald wieder, daß er von einer Gelegenheit Gebrauch mache, erlebend (etwa genießend) Wertmöglichkeiten zu verwirklichen, bald wieder, daß er das Schicksal eben schlicht auf sich nehme. Immer aber ist jede Situation ausgezeichnet durch jene Einmaligkeit und Einzigartigkeit, die jeweils nur eine, eine einzige, eben die richtige »Antwort« auf die Frage zuläßt, die in der konkreten Situation enthalten ist.
Viktor Frankl (Yes to Life Inspite of Everything (Marathi Edition))
Unterschwellig wächst die Angst, irgendwann zu verstehen und nie wieder vergessen zu können, nicht mehr in der Lage zu sein, ins eigene Leben zurückzukehren.
Juli Zeh (De stilte is een geluid: Een reis door Bosnië)
Oh Mann, ich wollte doch Unternehmensberaterin werden! Ich war so verdammt nah dran, aber dann..." "Gehen Sie ins Gefängnis. Gehen Sie nicht über Los. Ziehen Sie nicht 4000 Euro ein", sagte Pekka breit grinsend. "Sehr witzig", murrte ich. "Ich spiele nie wieder Monopoly mit dir.
Fiona Winter (Liebster Mitbewohner)
Manchmal denke ich an die Sonnenuntergänge damals, auf den Feldern um unser kleines Haus im Herbst. Überall Horizont, der ganze weite Kreis des Horizonts umgab mich, wenn ich mich drehte, die sinkende Sonne im Rücken, der Himmel vor mir erst in dunstigem Rosa schimmernd und dann in einem ganz dünnen, neuen Blau, als wollte seine Schönheit nie aufhören, während das Land im Westen schon dunkel wird, fast schwarz scheint es vor der orangeglimmernden Linie des Horizonts, aber nur eine kleine Drehung, und es nimmt wieder Kontur an, ganz weich alles jetzt, die spärlichen Bäume, die stillen, schon umgepflügten Felder, und am Himmel ein Widerschein, immer noch, und dann endlich, Dunkel. Damit die Seele, diese Augenblicke lang, ruhig sein kann. Leben, denke ich manchmal, heißt Staunen.
Elizabeth Strout
Die Massenalphabetisierung des 19. Jh. ist nicht als eine gesteigerte Form des jahrhundertealten (Selbst-)ALphabetisierungsprozesses zu betrachten, sondern ein massiver Umbruch gewesen. Sie war keine fällige bzw. stark erwünschte Wohltat für eine bildungswillige Bevölkerung, sondern eine mit erheblichen Zwangsmaßnahmen von oben durchgesetzte staatliche Veranstaltung. Sie reduzierte das gemischte, breite Spektrum der "alten" Alphabetisiertheit auf die starre Dichotomie derer, die elementar schreiben, lesen und rechnen gelernt (und unter Umständen wieder verlernt) hatten, und derjenigen, die es nicht konnten. Erst die Massenalphabetisierung schuf das Negativbild und den Begriff des "Analphabeten", erst sie erhob zur Norm, dass ohne Garantie stattlicher bzw. staatlich anerkannter Schulbildung Alphabetisiertheit nicht anerkennbar war. Sie qualifizierte die Bevölkerung auf einem neuen Niveau literaler Kulturtechnik, das es in diesem quantitativen Ausmaß zuvor noch nie gegeben hatte. Dabei wurde billigend in Kauf genommen, dass dieser Fortschritt (den man auch als eine Form innerstaatlicher Kolonialisierung der Unterschichten bezeichnen kann) bei mehr als der Hälfte der Betroffenen mit materiell und psychisch konfliktreichen Belastungen (pädagogischer Drill, hochsprachliche Sozialisation, Disqualifizierung mündlicher Kulturmuster usw.) bezahlt werden musste.
Peter Stein (Schriftkultur - Eine Geschichte des Schreibens und Lesens)
Einmal, als Pater Nicanor ein Tablett und ein Kästchen Spielmarken zum Kastanienbaum brachte, um ihn zu einem Spielchen Dame aufzufordern, lehnte José Arcadio Buendía dankend ab, weil er, wie er sagte, nie den Sinn eines Kampfes zwischen Gegnern hatte begreifen können, die grundsätzlich übereinstimmten. Pater Nicanor, der das Dame-Spiel nie unter diesem Gesichtspunkt betrachtet hatte, konnte nie wieder spielen. Zunehmend von José Arcadio Buendías Hellsicht verblüfft, fragte er ihn, wie es käme, dass man ihn an einen Baum gebunden habe. "Hoc est simplicissimum", erwiderte er. "Ich bin verrückt.
Gabriel García Márquez (One Hundred Years of Solitude)
Auch er ist in andere Personen gesprungen, die denselben Namen hatten wie er.
Angelika Bohn (Einfach Deutsch lesen: Nie wieder Merle? - Kurzgeschichten - Niveau: leicht - With English vocabulary list (German Edition))