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Ja, ihretwegen", antwortete der Fürst leise, indem er sinnend und traurig den Kopf neigte und dabei nicht ahnte, mit welch flammendem Blick Aglaja ihn betrachtete, "ihretwegen, nur um zu erfahren... ich glaube nicht, an ihr Glück mit Rogoshin, obwohl... ich weiß, mit einem Wort, nicht, was ich hier für sie tun und wie ich ihr helfen könnte, ich bin aber doch gekommen."
Er zuckte zusammen und blickte Aglaja an; diese hörte ihm haßerfüllt zu.
"Wenn Sie, ohne zu wissen weshalb, gekommen sind, lieben Sie sie also nicht sehr?" sagte sie endlich.
"Nein", antwortete der Fürst, "nein, ich liebe sie nicht. Oh, wenn Sie wüßten, mit welchem Entsetzen ich an die mit ihr verlebte Zeit zurückdenke!"
Ein Zittern überlief bei diesen Worten seinen ganzen Körper.
"Erzählen Sie alles", sagte Aglaja.
"Es ist nichts dabei, dass Sie nicht mit anhören könnten. Ich weiß nicht, weshalb ich das alles Ihnen und nur Ihnen allein erzählen wollte; vielleicht weil ich sie wirklich lieb hatte. Diese unglückliche Frau ist tief davon überzeugt, dass sie das lasterhafteste, am tiefsten gefallene Geschöpf von der Welt sei. Oh, schänden Sie sie nicht, werfen Sie keinen Sinn auf sie. Sie hat sich selbst mit dem Bewußtsein ihrer unverdienten Schande nur zu sehr gequält! Und was hat sie denn verschuldet, o mein Gott! Sie ruft jeden Augenblick erregt aus, dass sie sich nicht für schuldig hält, dass sie ein Opfer der Menschen, ein Opfer eines Wüstlings und Schuftes ist; Sie müssen aber trotz aller dieser Worte wissen, dass sie die erste ist, die sich selbst nicht glaubt und dass sie im Gegenteil mit ihrem ganzen Gewissen davon überzeugt ist, dass... sie selbst schuldig ist. Wenn ich diese Trostlosigkeit zu verscheuchen versuchte, hatte sie so furchtbar darunter zu leiden, dass mein Herz niemals heilen wird, solange ich noch an diese furchtbare Zeit zurückdenken werde. Mir ist so, als hätte man mein Herz ein für allemal durchbohrt. Wissen Sie, weshalb sie von mir geflohen ist? Nur um mir zu beweisen, dass sie gemein ist. Das Furchtbarste daran ist aber, dass sie vielleicht selbst nicht wusste, dass sie mir das beweisen wollte, sondern deshalb floh, weil sie in ihrem Innern durchaus irgend etwas Schändliches begehen wollte, um sich dabei sagen zu können: Du hast eine neue Gemeinheit begangen, folglich bist du ein niedriges Geschöpf! Sie werden das vielleicht nicht begreifen, Aglaja! Wissen Sie denn, dass in diesem ununterbrochen Bewusstsein der Schande für sie vielleicht ein großes, unnatürliches Vergnügen enthalten ist, eine Art Rache an jemand! Ich brachte sie manchmal so weit, dass sie wieder Licht um sich sah; dann war sie aber gleich darüber entrüstet und ging so weit, dass sie mich voll Bitterkeit beschuldigte, ich stelle mich hoch über sie - ich dachte nicht im entferntesten daran - und mir endlich, als ich ihr vorschlug, sie zu heiraten, geradeaus erklärte, sie verlange von niemand hochmütiges Mitleiden, Hilfe oder ihre Erhebung. Sie haben sie gestern gesehen; glauben Sie denn wirklich, dass sie in dieser Gesellschaft glücklich ist, dass es ihr Kreis ist? Sie wissen nicht, wie intelligent sie ist und was sie alles zu begreifen imstande ist!
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