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Die Eröffnung der 750 Meter langen Siegesallee war ein vielsagendes Beispiel. Sie führte entlang einer der Verkehrsachsen der Hauptstadt und war von Denkmälern gesäumt. In einer langen Reihe halbrund angelegter Nischen mit Steinbalustraden standen auf hohen Podesten Statuen der Herrscher des Hauses Brandenburg, flankiert von den Büsten der Generale und hoher Staatsbeamter ihrer Herrschaft.
Bereits zum Zeitpunkt der Eröffnung wirkte dieses gigantische Projekt völlig unzeitgemäß. Um die Allee rechtzeitig zu vollenden, hatte Kaiser Wilhelm II. die Statuen bei Bildhauern von unterschiedlicher Kunstfertigkeit in Auftrag gegeben – sie waren allesamt konventionell und bombastisch, viele wirkten überdies plump und leblos. Das Ergebnis war eine kostspielige Demonstration von Prunk und Monotonie.
Mit der gewohnten Respektlosigkeit nannten die Berliner die Allee nur noch die »Puppenallee«, und unzählige zeitgenössische Karikaturen machten sich über den Größenwahn des Kaisers lustig. Die Krönung war eine Werbeanzeige aus dem Jahr 1903, die eine Siegesallee zeigte, gesäumt von riesigen Odol-Flaschen.
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